PRISM-Abhörskandal: Wurde Facebook extra dafür gemacht?
Irgendwann muß ich mir die Zeit nehmen, noch mal ein paar grundsätzliche Gedanken zu PRISM zu formulieren. (Denn: Daß PRISM funktioniert, ist nicht die Schuld der Geheimdienste. Es ist die Schuld der Facebook- und Skype-User.) Heute treibt mich eine andere, konkretere Frage um: Haben sich die Geheimdienste auf Facebook und Google gestürzt, weil diese Services als praktische Datenquelle nun mal vor der Haustüre lagen? Oder wars umgekehrt: Wurden Facebook, Google und Co. überhaupt erst hochgezogen, damit dann anschließend die flächendeckende Überwachung der Welt vereinfacht wird?
Es spricht einiges dafür, daß zumindest einige der nun überwachten Internet-Firmen nicht ganz ohne Beteiligung der US-Geheimdienste ihren heutigen Status erreicht haben. Eine zentrale Rolle dabei spielt die Firma In-Q-Tel, die ganz offiziell im Auftrag des CIA und anderer US-Geheimdienste Risikokapital an interessante Technologiefirmen vergibt. Ob das ganz ohne Auflagen passiert, kann man sich ausmalen.
Sicher ist z.B., daß Google Earth ursprünglich mit Geld von In-Q-Tel finanziert wurde. Ebenfalls sicher ist, daß eine dicke Finanzspritze an Facebook über das Unternehmen eines In-Q-Tel Vorstandsmitglieds abgewickelt wurde. Das Unternehmen heißt Greylock und hat sein Büro zufälligerweise direkt neben In-Q-Tel. (Siehe die Artikel With friends like these … und In-Q-Tel: Wie Geheimdiensttechnologien der CIA in den Hightech-Markt einsickern)
Das sind zwei Investitionen, die ich direkt nachvollziehen kann. Daß In-Q-Tel überall so auffällig und transparent gehandelt hat, bezweifle ich. Grundsätzlich halte ich es aber für möglich und wahrscheinlich, daß die US-Politik ganz gezielt daran gearbeitet hat, Vielfalt im Netz zu reduzieren und die Massenkommunikation auf einige ganz wenige Serviceprovider zu bündeln. Ziel: Einige wenige große Player innerhalb der USA lassen sich leichter überwachen als viele kleine, die über die ganze Welt verteilt sind.
Wenns so war, ist der Plan aufgegangen …
Ein unglaublicher Punkt: Eine Firma sammelt Daten, verkauft sie an andere Firmen und macht damit fleissig Kohle. Dann gibt sie persönliche Daten an die Geheimdienste weiter und kann in keinster Weise dafür haftbar gemacht werden, wenn diese dann eventuell zu falschen Personalakten in diversen Behörden mutieren. Wow.
Edward Snowden - ein kleiner Techniker eines NSA-Zulieferers - bringt eine ordentliche Lawine in Gang. Doch ob sich danach i-r-g-e-n-d-e-t-w-a-s ändern wird, ist fraglich. Hauptsache die Leute können auf facebook irgendwelche Seelenblähungen posten. Es wird 99% aller dieser User auch nach diesem Skandal völlig wurscht sein, wenn sie sich unbewusst einem Überwachungsregime ausliefern...
Der heutige Interviewpartner von Armin Wolff, der deutsche Datenrechtsexperte Christoph Schäfer hat's eigentlich auf den Punkt gebracht: Man muss einfach wissen, womit man's zu tun hat, wenn man das internet nützt. Man muss eben selbst bestimmen, was man ins Internet stellt, denn: Das Internet vergißt nie.
Die Kommentare nicht registrierter User werden manuell moderiert. Da wurde nichts gelöscht, Dein Kommentar war einfach bis jetzt nicht online. Clown.
Immunität würde ja bedeutet, daß man für ein grundsätzlich rechtswidriges Verhalten nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann. Bei der Weitergabe persönlicher Daten an die Geheimdienste ist es ja anders: Die Weitergabe ist nur nicht illegal, sondern die Firmen sind sogar gesetzlich verpflichtet, die Daten rauszurücken (und darüber Stillschweigen zu bewahren). Zumindest in den USA, dem Land, das für Freiheit, Menschrechte und Demokratie in den Krieg zieht und dabei Kinder zu Krüppeln schießt.
Natürlich wird sich nichts am Userverhalten ändern. Die Menschen sind einfach zu blöd dafür. Solang nicht tatsächlich der Urlaub in New York oder Kalifornien plötzlich ins Wasser fällt, weil die US-Behörden eine Mail in den falschen Hals gekriegt haben, wird sich keiner ernsthaft dafür interessieren.
*Das* ist ja für mich die neue Dimension!
Nicht nur, dass sie für die Weitergabe nicht belangt werden können, sondern dass - falls diese Daten nicht stimmen - keine Konsequenzen entstehen.
Wenn *das* wirklich stimmt, isses extrem oarg.
Schon lange war mir klar, das Facebook, Google & Co. nicht das ist, was es vorgibt zu sein. Warum sollte jemand eine Community wie Facebook aufbauen, damit sich international die Welt (Menschen) vernetzen kann und ihr Privates nach Außen kehrt? - Aus Nächstenliebe?..Wohl kaum! Warum überhaupt gibt es Google Street View? - Weil es so toll ist, Straßen, Häuser, Gärten, Swimmingpool und Badeente von wildfremden Menschen anzuschauen? - Wohl kaum!
Alles ist über Jahre bestens durchdacht, geplant und in der virtuellen Welt so konzipiert, dass eine ganze Weltbevölkerung darauf rein fällt! Warum Ebay und nicht eine deutsche Plattform für Versteigerungen nutzen? Warum Amazon und nicht bei einem deutschen Anbieter kaufen? Eine ganze Gesellschaft hat sich wie Lemminge verhalten und tut es noch! Die deutsche Gesellschaft lässt sich einlullen von US amerikanischen Produkten, sei es Google, sei es Facebook, sei es Apple usw. - ja, Amerika hat uns jetzt fest im Griff...und dabei fing alles ganz harmlos mit einem Kaugummi an! Für Snowden wünsche ich mir, das er ein sehr langes Leben in Freiheit genießen kann! Er ist ein Held!
Ja, selbst wenn man selbst der digitalen Keuschheit frönt, irgendwer hat dich in einem Artikel mal erwähnt, oder ein Foto von dir gemacht und das ohne deines Wissens ins Netz gestellt. Und Boom. Wirklich Wichtiges sollte also wieder per Post versendet werden und im Notfall lieber Bar zahlen *gg* … und wer jetzt neurotisch wird: Wenn man z.B. in Wien beim Magistrat seinen Wohnsitz anmeldet, flattert Tage später das Gebührenschreiben der GIS ins Haus … soviel zum Datenschutz in der realen Welt …
Ich find zum Beispiel die Sache mit den Meldedaten, die an die GIS gehen, nicht weiter irritierend. Das ist gesetzlich so vorgesehen und eine fast zwingende Lösung - alles andere wäre ein Schildbürgerstreich. Überhaupt bin ich recht wenig paranoid, wenn es um die Datensammlung in transparenter Form durch öffentliche Einrichtungen innerhalb Österreichs geht, die einer rechtsstaatlichen Kontrolle unterliegen. Überwachungskameras find ich OK, solange die Regeln ihrer Benutzung auf demokratischem Weg zustande kommen und kontrolliert werden. (Und solange dieser Eingriff in die Privatsphäre tatsächlich durch Erfolge z.B. in der Aufklärung von Verbrechen an den überwachten Orten kompensiert wird.)
Auch daß man auf recht unerwartete Details stößt, wenn man Suchmaschinen nach sich selbst oder nach Freunden suchen läßt, ist im Einzelfall vielleicht beunruhigend bis beängstigend. Das ist es aber nur für den, der die dort präsentierten Informationen mit seinem Wissen abgleichen kann und sich denkt: „Tatsächlich! Das waren wir damals in Pakistan im Trainingscamp! Wo kommt dieses Foto plötzlich her?“ Für jemanden, der systematisch auf Informationssuche ist, sind diese Suchergebnisse ziemlich wertlos. Jemand, der mich überhaupt nicht kennt (oder eben ein Computer), kann mit diesem Suchergebnis doch wenig anfangen. (Obwohl es für mich interessant ist.)
Für die Massenauswertung benötigt es eindeutige Identifikationsmerkmale. Ein Name ist kein eindeutiges Identifikationsmerkmal. Ein Facebook-Account, ein Skype-Username oder ein iCloud-Account ist das schon.
Daher: Ja, unkritisch ist es nicht, was man so alles auf stinknormalen Webseiten findet. Aber fürs Datamining im großen Stil ist es unbrauchbar. Das geht derzeit nur über die großen privaten Services wie Facebook und Co.
Aber super finde ich deine Bildersuche … guter Esser, große Brüste, fällt mir da ein. Das Web kann Gedankenlesen … so wie es Snowden auch schon formuliert hat …
Man kann auch Infos über Personen sammeln, die bei einem bestimmten Netzwerk gar nicht angemeldet sind. Soviel ich weiß, wird das auch gemacht.
Einerseits haben die meisten Clients für Smart- und Beautiphones ja so eine Option wie „Finde deine Freunde“. Damit wird das Adreßbuch am Handy mit dem Server abgeglichen. Je nachdem, wie das technisch realisiert ist, landen damit auch meine Daten auf Facebook, obwohl ich dort nie angemeldet war - einfach deswegen, weil ein Facebook-User mich am Handy eingespeichert hat.
Andererseits gibts natürlich den Weg, die Daten verschiedener Services zu verknüpfen. Auf Facebook wird man nichts über meine sportlichen Interessen finden, weil ich dort einfach nicht bin. Es könnt sich aber herausstellen, daß 90% der Personen, mit denen ich mich auf Xing verbandelt hab, auf Facebook den FC Entenhausen als Lieblings-Fußballmannschaft eingetragen haben. Wenn jetzt Fans des FC Entenhausen unter Generalverdacht kommen, besonders radikal und gewaltbereit zu sein, könnte da der eine oder andere Amispion sicherheitshalber auch mich in die Liste der zu überwachenden Personen aufnehmen. Besser einen zu viel als einen zu wenig, nicht wahr? Und mein Bekanntenkreis zeigt ja, daß ich mich bisher zumindest nicht vom FC Entenhausen distanziert hab.
Die Bildersuche kann was, gell? Seeeeet! ;)
Verschwörungstheorien auf deinem seriösen Blog ? :-)
Ich bin überzeugt davon, dass es genauso war wie du das Szenario zeichnest.
Über Orson Wells 1984 haben alle den Kopf geschüttelt, wir sind schon viel weiter und wie Schlosser richtig schreibt, es wird sich überhaupt nix ändern, da können sie aufdecken was sie wollen :-)
Furchtbar, deine ESC-Ranking-Listen in der Hand der NSA.
Was werden die wohl damit machen ? :-)
Das ist knallharte Recherche. ;)
Meine ESC-Listen landen ja doch nicht bei der NSA. Ich veröffentliche sie ja hier, nicht im bösen Amiland. Und selbst wenn: Zeit wirds, daß denen jemand Kültüre beibringt! Das Land der Akaschas braucht ein bißchen Kedvesem und Alcohol. :)
PRISM: