Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Und natürlich sind die Grünen im Nationalrat

Julian Schmid spielt seine politischen Stärken aus Eigentlich wollte ich mit einem schlauen Kommentar zur Nationalratswahl 2017 ja noch bis Donnerstag warten. Bis alles ausgezählt ist, bis jedes einzelne Mandat in Stein gemeißelt ist. Aber ich kann meine Pappn ja doch wieder nicht halten. :)

Die sogenannten Grünen

Das Positive zuerst: Der Apparat, der sich beharrlich „Die Grünen“ nannte, hat eine schallende Ohrfeige erhalten. Das tut mir einiger weniger ehrlicher, sympathischer, intelligenter und engagierter Politiker wegen leid (Ulrike Lunacek ist eine davon). Das tut mir leid, weil seltsame Gestalten in der Öffentlichkeit die Mär verbreiten, grüne Politik an sich sei aus dem Nationalrat gewählt worden. Das ist ja so nicht richtig. Es freut mich aber mehr, als es mir leid tut:

Es freut mich, weil entsetzlich un-grüne Karrieristen wie der allseits verachtete Julian Schmid nicht mehr unter falscher Flagge segeln und die grüne Ideologie auf dem Altar ihrer persönlichen Eitelkeit opfern können. Schon 2013 habe ich über die Partei geschrieben:

Verstehen sie überhaupt noch ihre eigenen Grundwerte und sind sie in der Lage, sie auch in einer veränderten gesellschaftlichen Realität anzuwenden? Oder hängen sie nur oberflächlich einer früher gefundenen Interpretation dieser Werte an, die vielleicht in den 1980er Jahren Gültigkeit hatte, 30 Jahre später aber längst angepaßt werden müßte?

Die letzten Jahre (nicht erst 2017) haben gezeigt: Sie verstehen gar nichts mehr. Nicht ihre Werte, nicht ihre Wähler, nicht ihre Basis. Da werden 200 wahllos zusammengekarrte Verwandte der Kandidaten bei der Bundeslistenerstellung als Höhepunkt der Basisdemokratie verkauft, eine Urabstimmung gegen das Heumarkt-Projekt in Wien wird aber gekonnt ignoriert. So wird das nichts mehr, das ist nur mehr Korruption.

Die Grünen

Drin im Nationalrat sind Politiker wie Peter Pilz, die ehrliche grüne Werte sehr wohl verstehen und auch in praktische politische Arbeit umsetzen können. Insofern ist die Wahrnehmung verkehrt, wonach die Grünen draußen und die neue Liste Pilz drinnen wären. Die echten, wahren Grünen sind drin. Diejenigen, die sich in Körperfresser-Manier die Marke „die Grünen“ umgestülpt haben, sind draußen.

Die Liste Pilz wird es aufgrund der Mehrheitsverhältnisse schwer haben, gestaltend mitzuarbeiten. Aber sie sind drin. Das bedeutet: Geld für Öffentlichkeitsarbeit und ein Mindestmaß an garantierter Präsenz in den Massenmedien.

Kurz

Kurz. Niemand kann Kurz so gut beschreiben wie Wolfgang Schüssel, wenn er über Hans Tietmeyer spricht. Kurz lügt, betrügt, dreht sich wie das Fähnlein im Wind und haut allen das Hackl ins Kreuz, die ihm nur eine Minute unvorsichtig den Rücken zudrehen. (Als nächstes seinen Wählern.) Ich gebe offen zu: Hätte ich die Wahl zwischen der Kurz-ÖVP und der FPÖ, ich würde ohne zu zögern blau wählen - mit einer Vorzugsstimme für Strache. Nicht des Inhalts wegen, Gott behüte, da sind mir beide gleich fern. Aber Strache steht dazu, was er ist. Er versucht erst gar nicht, intelligent, anständig, verantwortungsvoll oder ausgleichend zu wirken. Kurz hingegen ist ein böser, unmoralischer Schauspieler, der mit seinem kindlichen Bubengrinser nicht nur die Pädophilen auf seine Seite gezogen hat.

Trotz allem ist nicht die Person Kurz das Entsetzliche am Phänomen Kurz. Es sind seine Wähler. Es sind die Menschen, die die seit 30 Jahren regierende ÖVP wählen, weil sie eine Veränderung an der Regierung wollen. Es sind die Menschen, die Kurz bei seiner Forderung nach einer Trendwende in der Wirtschaftspolitik applaudieren und ihm diese zutrauen - obwohl das Wirtschaftsressort seit 1987 durchgehend in schwarzer Hand ist. Es sind die Menschen, die in Kurz etwas Neues sehen, obwohl er seit 2011 zunächst als Staatssekretär, dann als Minister zum Personal der „alten“ Koalition gehört. (Entschuldigend kann man den VP-Wählern in diesem Punkt zugute halten: In all den Jahren hat Kurz zwar viele Interviews gegeben, ansonsten aber kaum etwas getan. Vielleicht wird das das Neue: Kurz macht mal was.)

Man müßte die Kurz-Wähler mal niederbrüllen wie frühpubertierende Kinder, die gerade die teure Wohnzimmereinrichtung mit Bier, Kotze und Pizza überzogen haben. Man müßte sie an den Ohren (haha!) durch die Wohnung schleifen und sie mit sich vor Wut überschlagender Stimme fragen, ob sie sich eigentlich ir-gend-was dabei gedacht haben. Oder ob sie einfach nur übermütig waren, weils ihnen zu gut geht und weil sie eh nie irgendwelche Konsequenzen ausbaden müssen. Man müßte. Man tuts aber nicht. Weil man nur stumpfe Blicke ernten wird.

 
raini meinte am :
Wäre man böse … 
… könnte man schelmisch verlauten, dass der Herr Schmid übern Sommer ja facebookwirksam ganze fünf Schnupperlehren absolviert hat. Und ebenso könnte man süffisant hinzufügen, dass er ja jetzt genug Möglichkeiten hatte, sich einen tollen Beruf auszusuchen. Und weil ja jetzt auch die Internatskosten für Lehrling gefallen sind … 

Aber abgesehen von dieser Gehässigkeit, die man sich getrost gestatten kann, tut es mir schon sehr leid um fähige Leute wie die Ulrike und ihre "alten" Wegbegleiter. Das haben sie sich nicht verdient. Wenn ich könnte, würde ich ja gern die Vassilakou ins Exil schicken und die Lunacek dafür in Wien ins Rathaus hieven. Aber wie auch immer … die Milch ist schon vergossen und es säuerlt schon ein bisschen *g*.

Was den Rest angeht: JA, JA, und nochmals JA … ich geb dir 100%ig recht. Und das Schlimmste daran ist, dass im Freundeskreis diese Kurzwähler sogar noch mit stolzgeschwellter Brust verlauten, dass sie das so gut gemacht haben. Und ich kann es kaum abwarten, diese Menschen in absehbarer Zeit mit zu Sehschlitzen zusammengekniffenen Augen zu fragen, ob sich jetzt endlich alles zum Guten verändert hat. Ich werde da ganz intensiv nachbohren.

In all dem Übel gibt es ein paar Trostpflaster. Der HC ist NICHT Kanzler. FPÖVP haben keine 2/3 Mehrheit. Sie werden also keinen traditionellen Familienbegriff in der Verfassung verankern können (die anderen Parteien sind da ja liberal eingestellt). Die Ehe nur zw. Mann & Frau kann also schon mal nicht auf diese Art verteidigt werden. Was mir allerdings sehr große Sorgen macht ist, dass mit den NEOS und der gesamten neo/wirtschaftsliberalen Ideologie, die sehr wohl eine 2/3 Mehrheit haben wird, der Ausverkauf des Staates beginnen wird. Ich weiß nicht, inwieweit das mit der Verfassung zu tun hat … wahrscheinlich eh nichts. Aber mit so einer Mehrheit könnten Autobahnen, Strom, Wasserversorgung, Müll etc. schon in absehbarer Zeit privatisiert werden und dann wird's ungustiös …  
ossi1967 antwortete am :
Verfassungsmehrheit

Leider haben die rechten Parteien (schwarz, blau, pink) ihre Verfassungsmehrheit eben doch. Und da gehts jetzt weniger um den Ausverkauf des Staates (gegen den sich von den Genannten sicher niemand aktiv wehren wird), sondern um die Demontage von Einrichtungen, die die einfachen Bürger gegen die Willkür der Herrschenden schützen.

Ohne jetzt genau nachzulesen könnt ich mir gut vorstellen, daß dieser satanische Dreierbund nicht nur die Kammern als Garanten des sozialen Friedens in Österreich zerschlagen (Österreich ist mit Abstand das Land mit den wenigsten Streiktagen/Jahr in der EU), sondern auch das bewährte System von Kollektivverträgen. Weil ja, wie die NEOS so schön zu argumentieren pflegen, ein Magna-Arbeiter in Sinabelkirchen bezüglich seiner Arbeitsbedingungen auf Augenhöhe mit dem Stronach verhandelt. Zynische Oaschlecha.

 
schlosser meinte am :
@Niederbrüllen.
Ha! Das ist nun wirklich ein verführender Vorschlag, den ich mir in der Umsetzung noch gut überlegen muss... Sonntagnachmittag bei Kafffffffé und Kuchen @my Oldies... wie ich das wohl anstelle? *lol*
Man merkt es ja (leider) im nächsten Umfeld, wie es der pomadisierte Ohrwaschlkaktus geschafft hat, seine jahrelange Arbeit in der Regierung aus den Hirnen der Menschen rauszuwaschen und Ihnen "was Neues" zu verkaufen. Unglaublich.
Aber wenn man sich ein paar Analysen so ansieht, weiß man warum: Den Kürzling haben ja - im Vergleich zu den anderen Spitzenkandidaten - die Leut nur "wegen ihm" gewählt... das Programm bzw. die Parteizugehörigkeit waren Nebensache. Besonders lustig fand ich: Den Hatze haben ja angeblich nur 5% wegen "ihm selbst" gewählt... die meisten halt wegen dem "heimatliebenden Programm"...

Um die "sogenannten Grünen", wie Du sie bezeichnest, tat es uns anfangs noch leid. Doch das hat sich schnell relativiert als wir die Reaktionen gesehen haben.
Vielleicht ist der Herr Pilz mit seiner Liste ja doch der "neue Grüne, bereinigt um weltfremde Ansichten", wie ich es bezeichnen würde.
*Dabei* isser, das ist wichtig. Er wird schon ein bisserl wadlbeissen, gut so.
Den profilierungssüchtigen Altgrünen, wie dem Pinup Julian, gönne ich diese schallende Ohrfeige ebenfalls.

Tja, und der Grasser2.0 wird sicher wieder bald wieder in einem schwarzen Geilo-Mobil zu sehen sein. Vielleicht hat's ihm dann der Stefan Pierer geschenkt - als Dankeschön für die ersparten Einkommenssteuer-Millionen?
( https://www.youtube.com/watch?v=q6LmeJvtKH0 )

Es gilt die Unschuldsvermutung! ;-)

P.S.: Und natürlich "hast Deine Pappn ned halten können". *LOOL* Gut so! Alles andere würde Dein Stammleserschaft grob irritieren. Lass nur jeder Zelle Deines Körpers ihre Meinungsfreiheit! :) 
ossi1967 antwortete am :
Pomadisierter Ohrwaschlkaktus

Ad pomadisierter Ohrwaschlkaktus:

Ich hab eine hübsche neue Phrase gelernt: „Kurz'un saçları dana yalamış gibi“ - frei übersetzt: „Dem Kurz seine Haar schaun aus, wie wann ihm a Kalb drübergschleckt hätt.“ :)

 
Deep_Blue meinte am :
Pilz der Grüne ?
Für unsere Heimat Österreich.
Kampf gegen Extremismus (also auch gegen linken Extremismus)
Verteidigung der Heimat Österreich gegen den politischen Islam.

Ein kurzer Auszug aus dem Infofolder von Pilz.
Alles tief grüne Themen.
Ja nee, klar.

Der Mann ist mit den Jahren zur Vernunft gekommen und hat erkannt, dass Homo Ehe, Radfahren und Ausländer rein Politik den Bürgern am Arsch vorbei geht.

Dönmez hat die Zeichen der Zeit auch rechtzeitig erkannt.

Ohne die Ausländer- und Verbotspartei kann es nur aufwärts gehen. 
ossi1967 antwortete am :
@Deep

Ich weiß, daß Du Dich nicht für Politik interessierst und daher auch die Inhalte der kandidierenden Listen nicht kennst. Keiner Liste. Nicht die der FPÖ, nicht die der Grünen, nicht die der Liste Pilz.

Wenn also Peter Pilz zur Verteidigung unserer Heimat Europa aufruft, wenn er gegen die nationalistische Rechte wettert und gegen den hemmungslosen Neoliberalismus à la FPÖ, dann erkennst Du darin eine Kampfansage gegen Menschenrechte und Radwege? Das nenn ich mal kreativ um die Ecke gedacht.

Peter Pilz ist Gründer der Grünen. Ihm zu unterstellen, er wäre nicht „grün“, ist absurd. Tatsächlich sind seine Themen weitgehend deckungsgleich mit denen der sogenannten „Grünen“: Kampf gegen die nationalistische Rechte (=gegen den politischen Islam), für Menschenrechte (=gegen den politischen Islam), gegen soziale Ungleichheit (=gegen die FPÖ), etc., etc., etc. - Was Pilz glaubwürdiger macht: Er stellt diese Themen in den Vordergrund und vertritt sie glaubwürdig, während die handelnden Personen bei den (Ex-)Grünen sie zwar jederzeit unterschreiben würden, sie in ihrem täglichen politischen Handeln aber hinter den Kampf gegen Kaffeebecher bzw. hinter die Debatte über eine korrekte genderneutrale Schreibweise zurückstellen.

Deine Furcht vor dem „politischen Islam“ ist so lustig, weil der ja einfach nur die Ideologie der FPÖ mit einem sexy Vollbart und einem Nikab ergänzt: Jemand anderer sagt einem, was man zu tun und zu denken hat, errichtet ein Verbotsregime … und wer sich dagegen wehrt, wird verdroschen. Was Du da dagegen haben könntest, ist mir völlig schleierhaft.

 
bonanzaMARGOT meinte am :
wer nicht zu kurz kommen will, wählt kurz. 
raini antwortete am :
Der war gut …
…und hoffentlich ironisch gemeint!