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Ike Superstar
Natürlich wars unvermeidlich, daß ein großer Teil der Tischkonversation von den Mühen und Freuden des Lernens bestimmt war. Das gings einerseits um Sprachen (weinende Konsonanten hier und Schututtgart
dort), andererseits aber auch um die geheimnisvolle Welt des Cellospiels. Ich hätt mir das ehrlich viel einfacher vorgestellt! Daß man da ohne irgendwelche Tasthilfen praktisch millimetergenau die richtigen Punkte auf den Saiten treffen muß, ist schon ziemlich herausfordernd. Denk ich mir mal.
Natürlich hat es sich der Raini nicht nehmen lassen, nach all der theoretischen Erklärung sein Instrument auch tatsächlich rauszuholen und uns eine Probe seines Könnens zu geben. Dabei mußte der arme junge Mann schmerzvoll erfahren, was man als Bühnenkünstler doch eigentlich längst wissen sollte: Tritt niemals gemeinsam mit Kindern oder Tieren auf!
Zwar hat er die Europahymne am Cello wirklich gut dargeboten (ich bin fast versucht zu sagen „wider Erwarten“ - er hat uns nämlich vorher Höhepunkte seiner Probenarbeit am Handy vorgespielt *LOL*), zwar waren wir vom angenehmen Klang des Instruments wirklich angetan … In Erinnerung bleiben wird aber nicht er, sondern der Hund. Ike ist nämlich, kaum daß Raini sein Cello zwischen den Schenkeln hatte, aufgesprungen und hat sich mit einem letzten, verächtlichen Blick über die Schulter aufs schalltechnisch angenehmere Gästeklo zurückgezogen, bevor noch der erste Ton zu hören war. Könnten Hunde mit den Augen rollen - Ike hätte es in diesem Moment getan. („Nicht das schon wieder!“) Sowas muß man einfach erlebt haben, um es zu glauben. :)
Wir hattens sehr lustig und durften ganz zum Schluß, wie wir aufs Taxi gewartet haben, dem Herrn Wolfgang noch eine völlig neue Erfahrung in seinem eigenen funkelnagelneuen Wohnmobil verschaffen: Daß es nämlich auch in diesem Riesentrumm möglich ist, nicht aneinender vorbei zu kommen. Die Situation scheint bisher nicht aufgetreten zu sein. *LOL*
Ein Volk, ein Reich, ein Führer: FPÖ-Sieg in der Türkei
Tek millet, tek bayrak, tek vatan ve tek devlet- was auf deutsch fast so viel bedeutet wie „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“, nur daß er den Führer vorläufig noch mit der Fahne ersetzt. Es weiß eh jeder, was gemeint ist.
Über das Ergebnis des gestrigen Verfassungsreferendums läßt sich noch viel spekulieren, noch hat sich der Staub nicht gelegt. Wird jemand anfechten? Hat eine Anfechtung eine Chance? Wie wird die Umsetzung aussehen, wenn tatsächlich (was viele bezweifeln) erst 2019 gewählt wird und die neue Verfassung damit erst 2019 Gültigkeit erlangt? Es besteht die Möglichkeit, daß Erdoğan - aus welchen Gründen auch immer - 2019 nicht Präsidenten wird. Wie werden dann die Fans, die gestern in ihrem Taumel „für Erdoğan“ und „gegen die EU“ gestimmt haben, mit der Machtfülle z.B. eines CHP-Präsidenten umgehen? Wird ihnen bewußt sein, daß sie ihm diese Macht gegeben haben?
Wenig spekulieren muß man über die Relevanz dieses Verfassungsreferendums insbesondere für Österreich. Es ist wieder einmal um eine Spur auffälliger geworden, wie nahe die österreichische FPÖ und die türkische AKP einander inhaltlich sind. Das beschränkt sich nicht nur auf den zu Beginn erwähnten Spruch mit dem Volk und dem Reich (siehe dazu: Die FPÖ am Weg zum Modell Führerstaat). Es beschränkt sich auch nicht auf den Umgang mit Andersdenkenden, auf die Instrumentalisierung des Auslands und der Ausländer, den tiefsitzenden Haß auf Intellekt und geistige Offenheit. Nein, es geht auch um langweilige juristische Details wie die verfassungsrechtliche Organisation des Staates:
Die von Erdoğan nun knapp durchgedrückte Staatsreform ist in Wahrheit nichts anderes als die „Dritte Republik“, mit der die FPÖ in der einen oder anderen Form seit Jahrzehnten hausieren geht. Schon Jörg Haider warb für die Schwächung des Parlaments, der parlamentarischen Parteiendemokratie, zugunsten eines „starken Mannes“ an der Staatsspitze, der Bundespräsident und Bundeskanzler in einer Person vereinen sollte. Ein starker Mann, der - befreit von den lästigen Konsenszwängen einer pluralistischen Demokratie, befreit von Opposition und Interessenvertretungen - dem Volk endlich seinen wahren Volkswillen (weils davon ja bekanntermaßen im Faschismus immer nur einen einzigen gibt) eröffnen und diesen dann auch gleich umsetzen kann. Nichts anderes hat Erdoğan nun für die Türkei durchgesetzt.
Abgesehen von den inhaltlichen und strategischen Parallelen gibt es auch verblüffende geographische. Sieht man sich die Ja/Nein-Landkarte des gestrigen Türkei-Referendums an und vergleicht sie z.B. mit der Hofer/VdB-Landkarte Österreichs bei der Bundespräsidentenwahl, dann fällt sofort ins Auge: Sowohl die FPÖ als auch die AKP haben keine Chance in den großen Städten, wo Menschen mit besserer Ausbildung leben, wo das Land sich der großen weiten Welt öffnet. Sowohl die FPÖ als auch die AKP punkten in den tristen Landgegenden, die von Armut, Perspektivlosigkeit und einer konservativen Enge geprägt sind. So gesehen ist die Obersteiermark das Zentralanatolien Österreichs.
Auch wenn die Situation ähnlich ist wie beim Brexit und die Auswirkungen des Referendums erst zwei Jahre später zu spüren sein werden: Aus österreichischer Sicht zahlt sich der wachsame Blick in die Türkei aus. Dort ist jetzt der Führerstaat im Bau, den die FPÖ noch in Form von Plänen und Skizzen in ihren Schreibtischen liegen hat.
Buch, Kaffee, Terrasse
Der Garten ist viel grüner als beim letzten Mal. Das Wasser pritschelt ins Biotop, in dem die Fische wuseln. Das Tier will partout auf meinem Schoß sitzen, was ich nur kurzfristig erlaube. So beschwert erreiche ich nämlich weder das Kaffeehäferl noch mein Buch.
Kaffee: ziemlich grauslich. Die Dame des Hauses (also die offizielle, nicht das Tier) hat den Meßlöffel verschmissen. Wie man das zsammbringt, ist rätselhaft. Wie ich jetzt ohne dieses Teil Kaffee machen soll erst recht.
Gelesen wird „Nasreddin Hoca'dan En İyi Fıkralar“ - gemütliche Anekdoten, meist nur eine halbe Seite lang. Çok eğlenceli. (Wer den Duft des Essens verkauft, bekommt dafür den Klang des Geldes.
)
(Apropos „Dame des Hauses“: Die versteht auf einmal fremd. Auf mein freundliches Hazır kalkmışken bana bir Reindling getirebilir misin?
giftelt sie zurück: Hol ihn Dir selber!
Sehr gutes Hörverständnis!)
ESC 2017: Neue Wettquoten
Rang | Land | Song | ⇅ |
Interpret | |||
1 | Italien | Occidentali's Karma | ↔ |
Francesco Gabbani | |||
(Ein hinreißendes Schlitzohr mit einem Affen, eine Melodie in der richtigen Balance zwischen „Ohrwurm“ und „nicht zu langweilig“, ein schlauer Text und eine Choreographie, die auch ich mitmachen kann. (Und: Keine Ballade!)) | |||
2 | Bulgarien | Beautiful Mess | ↔ |
Kristian Kostov | |||
(Radiotaugliche Ballade mit sympathischen Ethnosprenkeln.) | |||
3 | Schweden | I Can't Go On | ↔ |
Robin Bengtsson | |||
(Seelenlos konstruierte, äußerst professionelle Nummer. Passend seelenloser, äußerst unsympathischer Sänger.) | |||
4 | Portugal | Amar Pelos Dois | ↗ |
Salvador Sobral | |||
(Nach vielen Jahren endlich wieder Wunderschönes aus dem ansonsten fadogebeutelten Land. Ein naives Märchen zwischen Disney und Audrey Hepburn.) | |||
5 | Belgien | City Lights | ↘ |
Blanche | |||
(Zeitgemäßer, charttauglicher Song, der aber leider irgendwo auf halber Strecke hängenbleibt.) | |||
6 | Armenien | Fly With Me | ↗ |
Artsvik | |||
(Fesselt von der ersten Sekunden an.) | |||
7 | Australien | Don't Come Easy | ↘ |
Isaiah | |||
(Ganz OK. Wenn man Balladen mag. Oder Stimmakrobatik.) | |||
8 | Frankreich | Requiem | ↗ |
Alma | |||
(La France, je t'embrasse, je te dis que je t'aime … von der ersten Minute an ein Ohrwurm.) | |||
9 | Aserbaidschan | Skeletons | ↘ |
Dihaj | |||
(Da fehlt mir dann doch die Melodie.) | |||
10 | Ungarn | Origo | ↑ |
Joci Pápai | |||
(„Mal was anderes“ im besten Sinn. Gefällt mir.) |
Verbessern konnten sichs Portugal, Armenien und Frankreich - alle drei gefallen mir sehr gut, ich gönns ihnen. :) Wir haben einen Neueinsteiger: Ungarn hats mit seinem doch eher ungewöhnlichen Lied in die Top 10 geschafft. Nicht mehr ganz so gut wie vor einem Monat stehen Belgien, Australien und Aserbaidschan da. Wobei: Was heißt „nicht gut dastehen“, sie sind in den Top 10. Österreich liegt auf Platz 34 von (mittlerweile nur mehr) 42.
Die Russin ist raus
Seit nach dem Sieg der Ukraine im Jahr 2016 fest steht, daß der Song Contest zum zweiten Mal in seiner Geschichte in Kiew stattfinden wird, wird ja heftigst über die Teilnahme oder Nichtteilnahme Russlands spekuliert. Die russische Delegation in ein Land reisen zu lassen, mit dem sich Putin de facto im Krieg befindet, ist schließlich nicht ganz unproblematisch. Überraschenderweise hat dann zwar der verantwortliche russische Sender einen Song eingereicht, gleichzeitig aber auffälliges Desinteresse an den üblichen administrativen Vorbereitungsarbeiten gezeigt. Für die übliche Erstinspektion der Veranstaltungshalle zum Beispiel, an der alle Länder teilnehmen, wurden nicht einmal Hotelzimmer gebucht.
Bald war klar, worauf Putin abzielt: In Kenntnis der ukrainischen Rechtslage hat man für den russischen Beitrag nach längerer Suche eine Sängerin gefunden, über die die Ukraine ein Einreiseverbot verhängt hat. Extrem schlau ausgedacht! Wieder einmal ist Russland das arme Opfer böser westlicher (bzw. Ukrainischer) Boykottmaßnahmen. Sooo gerne wär man dabei gewesen … aber es geht halt nicht.
Ganz so übel ist der Rückzug der Russen nicht: Nicht nur gibt es eine unerträgliche Schmalzballade weniger im heurigen Bewerb, es wurde damit auch ein ernstes Sicherheitsriskio ausgeschaltet. Ausgerechnet in Kiew für die Unversehrtheit der russischen Delegation zu garantieren, wäre für die ukrainischen Behörden ein hartes Stück Arbeit geworden - wenn sie es denn überhaupt gewollt hätten. Auch da kann man sich ja nicht so sicher sein.
Ubuntu ist tot? Lang lebe Ubuntu!
Die mobile Version von Ubuntu, deren Weiterentwicklung bereits seit Jänner fraglich schien, ist nun also offiziell tot. Das hat Auswirkungen auf den Smartphone-Markt und auf meine Laptops bzw. Desktop-Rechner:
Der Smartphone-Markt hat jetzt nur mehr zwei freie Betriebssystem, Jollas SailfishOS und Tizen. (Wobei Tizen zwar theoretisch und technisch ein Nachfolger der Maemo/MeeGo-Ära und damit so etwas wie ein Cousin von SailfishOS ist, Samsungs sehr restriktive Entwicklungspolitik es aber schwer macht, Tizen wirklich als „frei“ zu bezeichnen.)
Für die klassischen Desktops und Laptops bedeutet Shuttleworths Kehrtwende (hoffentlich) ein Ende des Streits zwischen den Entwicklerteams von Ubuntu einerseits und praktisch allen anderen Projekten der GNU/Linux-Desktopwelt auf der anderen Seite. Seit 2010 hat Ubuntu (bzw. die dahinterstehende Firma Canonical) im Alleingang eine Reihe von Technologien entwickelt, die Mark Shuttleworths Vision vom „konvergenten Desktop“ unterstützen sollten. Egal ob Smartphone, Bürocomputer oder Fernseher, alles sollte unter Ubuntu laufen können … Weil vorhandene Technologien dafür angeblich nicht geeignet waren, entwickelte man die wichtigsten Bausteine eines GNU/Linux-Desktops neu, von der Desktopumgebung „Unity“ (statt GNOME) bis zum Display Server „Mir“ (statt Wayland), der das in die Jahre gekommene X11-Protokoll ersetzen sollte. Kritiker hatten Ubuntu von Anfang an vorgeworfen, daß es keine technischen Gründe für diese Alleingänge gab, daß die wahre Motivation hinter den Abspaltung ausschließlich rechtlicher Natur war: Canonical hatte die Projekte so aufgesetzt, daß es die komplette Kontrolle über den Code behalten und die Produkte gewinnbringend vermarkten konnte.
Daß diese Kritik durchaus berechtigt war, bestreitet mittlerweile kaum noch jemand. Letztlich ist Ubuntu wohl an dem Aufwand erstickt, für diese komplexen Aufgaben ohne fremde Unterstützung eigene Lösungen entwickeln zu müssen. Vor allem beim Display Server „Mir“ wurde das Problem nur zu offensichtlich: Hier ist gute Hardwareunterstützung gefragt, die Hersteller der Grafikkarten müssen kooperieren. Zu einem gewissen Teil tun sie das mit dem neuen Standardprojekt „Wayland“. Wo sie es nicht tun, erfährt Wayland genügend Unterstützung von Programmierern, um die notwendigen Hardwareschnittstellen auch selbst entwickeln zu können. Canonical saß wie ein trotziges Kind im Eck und mußte alles alleine stemmen, während z.B. Jolla für sein SailfishOS von den Fortschritten des Wayland-Projekts profitierte und diesbezüglich kaum Entwicklungskosten hatte.
Unterm Strich haben alle Ubuntu-User in den letzten Jahren gemerkt: Es geht kaum noch etwas weiter. Die Version für Smartphones „hatte Potential“, aber keinen funktionierenden Mail-Client. Am Desktop gabs zwar alle sechs Monate ein Update, die Änderungen mußte man aber mit der Lupe suchen. Mit dem Ende der Ressourcenfresser Mir und Unity sowie dem angekündigten Umstieg auf GNOME als Desktop-Oberfläche schon Anfang 2018 ist zu hoffen, daß diese Zeit des Stillstands zu Ende geht. Bei GNOME zum Beispiel geht ja ordentlich was weiter: Auch dort wird der 6monatige Release-Zyklus eisern eingehalten, im Gegensatz zu Ubuntu sind aber in jeder Version auch sichtbare und praktische Neuerungen zu finden.
Fazit: Um die Smartphone-Version tut es mir bedingt leid. Niemand wird sie in ihrer jetzigen Form vermissen, aber es hätte was aus ihr werden können. Daß Canonical seinen Spielzeugprojekten Unity und Mir den Geldhahn zudreht, ist allerdings eine große Erleichterung. (Ich habe bewußt geschrieben „den Geldhahn zudrehen“: Ob das das endgültige Aus für den Unity-Desktop ist, weiß niemand. Schließlich liegt der Code ja offen rum und ein paar Freunde hat das System über die Jahre wahrscheinlich doch auch gesammelt.)
Türkisch gegrillt
Das mit dem „besten Türken“ wär jetzt nicht gar so schwer in einer Stadt, in der sich türkisches Essen (mit wenigen Ausnahmen) in Lieferservices und Dönerbuden erschöpft. (Und bevor mir jetzt jemand mit dem Kent kommt: Das hat ja auch so seine guten und seine schlechten Tage.)
Das Lokal entpuppt sich als geschickte Mischung türkischer Grillgerichte mit einigen Zugeständnissen an die mitteleuropäische Erwartung. Wer zwischen Pide, Şaşlık und Lammkebap nicht fündig wird, kann auch den eher nordeuropäischen als türkischen Lachs oder einen klassischen Rindslungenbraten bestellen. Serviert wird trotzdem vom Grill und mit Beilagen, die das Essen zumindest türkisch aussehen lassen. :)
Geschmeckt hats tatsächlich großartig. Auch wenn ich nicht zu den Menschen gehöre, die sich von Magazinen sagen lassen, was sie denken und tun sollen: Diesmal hatten die bezahlten Trendschreiberlinge nicht Unrecht. Die reiche Auswahl an Vorspeisen, das raffiniert gewürzte Hauptgericht, die wunderbaren Desserts … Doch, das hatte was. Daß man hinten im Lokal den offenen Grill im Blick hat, trägt natürlich auch zur Appetitsteigerung bei.
Und nachdem ich jetzt das Lokal über den grünen Klee gelobt hab: Zum Essen waren wir ja eigentlich nicht dort. Es war wieder mal Zeit für einen Gegeneinladung an Frau Ö. (endlich wieder in Ö.) und Herrn E., der Abend hatte also einen mehr sozialen als hungerstillenden Zweck. Und auch da hat es sich ausgezahlt, obwohls einen Großteil der Zeit drum ging, wie man mich am besten „unterbringt“ - die Operation Bastkörbchen also. (Spätestens wie dabei dann die Katzen mit ins Spiel kamen, wars zu viel und das Lachen schlug in Kieferschmerzen um. *gg*)
Getroffen haben wir uns um halb acht. Das Restaurant schließt und 23:00 Uhr. Um 00:40 Uhr sind wir als die letzten Gäste endlich abgezogen. Dürft also doch ein halbwegs netter Abend gewesen sein. :)
PS: Ach ja, und endlich wurde mal mein Türkisch gelobt. War ja hoch an der Zeit, Himmel noch eins! :)
Schokoeis: Check
Der Weg dahin war allerdings steinig. Erstens herrschte in der Fußgängerzone ein Gedränge und Geschiebe, daß stellenweise kein Weiterkommen war. (Wir erinnern uns: „Niemand wird je in der Mitte der Straße gehen.“) Das war ja noch eher spannend-abenteuerlich als ärgerlich. Der vielen Leut wegen geht man ja schließlich hin.
Nicht ganz so cool fanden wir, daß die Menschen vor dem Schanigarten des von uns angepeilten Eissalons bereits in Schlangen anstanden und warteten. Wobei: Nein, genau das taten sie eben nicht. Es stehen dort Leute in kleinen Gruppen rund um den Schanigarten und bemühen sich, möglichst unauffällig möglichst nirgendwohin zu schauen. Sobald eine Kellnerin an einem Tisch ihr Geldbörsl zückt, rücken diese Gruppen näher und näher zu den bald freiwerden Plätzen, um dann blitzschnell zuzuschlagen, kaum daß der erste Gast sich von seinem Sessel erhebt.
Es blieb uns wenig anderes übrig, als diese entwürdigende Variante der „Reise nach Jerusalem“ mitzuspielen. Allerdings spielten wir falsch und hatten neben dem Schanigarten des Eissalons auch den des gegenüberliegenden Hotel Kummer im Auge. Dort steht ein Schnösel mit Beanie steht auf und ich reiß ihm fast seinen Stuhl aus der Hand, um bloß keinem anderen eine Chance zu geben. Meins!
Ausgezahlt hat es sich jedenfalls: Auch im Hotel Kummer gibts Eis, und auch im Hotel Kummer sitzt man erste Reihe fußfrei vor dem lustigsten Getümmel, das Wien zu bieten hat. Wir sehen manche unserer Freunde in 15 Jahren, besixpackte Radfahrer mit oben nur einem Rucksack, ein seltsam ernstes Männlein mit Schnauzbart („Rock und Hut stehn ihm gut, ist nicht wohlgemut“), Cem-Kaya-Gedächtnisfrisuren (man trägt sie jetzt doppelt so hoch) und offenbar selbst designte T-Shirts, die ich der Verkäuferin noch am selben Tag zurückbringen würde. Alte Männer tragen dem Kalender entsprechend schwere, schwarze Wintermäntel, die gençler dem Wetter entsprechend (sonnig, wolkenlos, 24°) kurze Hosen und irgendwas mit ohne Ärmel. (Ich frag mich grad jetzt, während ich das tippe: Meine dicke Winterjacke hab ich erst gestern abgelegt, und „kurz“ werd ich bis zum Urlaub sicher nicht mehr unterwegs sein. In welche Kategorie falle ich also? *gg*)
Man vergißt die Zeit, schaut schmunzelnd auf den sich verbeischiebenden Strom von Menschen und läßt sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Irgendwann haben wir uns dann einen Ruck gegeben und sind wieder heim: Es gibt heute noch was zu tun.
Doch kein Aprilscherz? Neues vom Jolla Tablet
Nur gehört es aber zur Tradition von solchen Aprilscherzen im Netz, daß der Autor sie als solche kenntlich macht, nachdem sie enttarnt wurden. Nicht in diesem Fall: Er sei sich durchaus bewußt, daß das Veröffentlichungsdatum unglücklich gewählt war, sagt der Autor. Ein Scherz sei es aber nicht.
Falls nun tatsächlich alles stimmt, legen ein Mitglied der Jolla Community und der ursprüngliche chinesische Hardwareentwickler des Jolla-Tablets das seltene und von Pech verfolgte Stück neu auf. Der Markenname „Jolla“ steht ihnen nicht zur Verfügung, daher soll es als „YouYota Tablet“ vertrieben werden. Um die Produktion nicht erneut mit unnötigen Risken zu gefährden, wird exakt die gleiche Hardware verwendet wie im Originalgerät von Jolla aus dem Jahr 2015. Heißt: Das aktuellste und schnellste Gerät wirds nicht werden. Heißt aber auch: Kompatibilitätsprobleme mit dem Sailfish-Betriebssystem oder den Anwenderprogrammen sind auszuschließen.
Apropos Betriebssystem: Interessant finde ich, daß das Projekt angeblich eine von Jolla lizensierte Version inklusive aller proprietären Komponenten wie Exchange und Alien Dalvik verwendet. Auf Verbindungen zu Jolla deutet auch die Absichtserklärung hin, ursprünglichen Unterstützern der Jolla-Crowdfunding-Kampagne einen Rabatt zu gewähren. (Irgendwo müssen die Daten ja herkommen.)
Bringt mir das etwas? Durchaus. Sollte das seltene Stück (nur rund 500 Exemplare wurden tatsächlich ausgeliefert, knapp 0,5% des globalen Bestandes befinden sich in meinem Besitz) tatsächlich wieder verkauft werden, haben sowohl Jolla selbst als auch Softwareentwickler wieder mehr Motivation, Betriebssystem und Programme auf den größeren Tablet-Bildschirm hin zu optimieren. Zwar rechne ich es Jolla hoch an, daß seit 2015 ausnahmslos alle Betriebssystem-Updates auch mit den seltenen Tablets kompatibel waren. Ohne diesen erneuten Produktionsschub wäre aber ein Supportende in naher Zukunft nicht auszuschließen gewesen.
Mariahilfer Straße eröffnet
Die Saison ist eröffnet: Den ersten „heurigen“ Eistee (Pfirsich, eh klar) auf der Mariahilfer Straße hab ich am 31.3. um 17:00 im Schanigarten des Hotel Kummer bestellt. Leut schaun, bei süßen Boxerhundsis „Maaah!“ fiepen (auch der Herr B., obwohl der, glaub ich, eher das Frauerl angschaut hat dabei), die Live-Musik genießen (die Herrschaften kamen dann zum Münzensammeln durch: „Hier sind zwei Euro - aber nur, wenn Sie weiterspielen, verstanden?“), den langweiligen jungen Karrieremenschen am Nebentisch mit aus heutiger Sicht bizarren Beziehungskonzepten aus den 1980ern die Schamesröte ins Gesicht treiben … Schön isses! Vielleicht gönn ich mir das am Samstag nochmal mit Schokoeis statt Eistee. ;)
Alles Gute zum Geburtstag, liebe EU
Ausschließlich aufgrund dieses politischen Einigungsprozesses ist ist mir vergönnt, in der längsten Friedensperiode auf dem Territorium dieser EU zu leben. (Meine Großeltern hatten in meinem Alter bereits zwei Kriege hinter sich - oder haben aufgrund dieser Kriege mein Alter gar nicht erst erreicht.) Das allein ist ein Grund zum Feiern. Kleine persönliche Vorteile wie die deutlich niedrigere Inflation, die unkomplizierten Urlaube, das einfache Einkaufen im Internet ohne rechtliche Probleme sind da nur mehr der Zuckerguß. (OK, ich geb zu: Mehr als nur ein bißchen Zuckerguß ist die Tatsache, daß ich ein GNU/Linux betriebenes Jolla-Smartphone mein Eigen nennen darf. Auch das wäre ohne EU niemals möglich gewesen.)
Mit wenig Verständnis begegne ich politischen Rattenfängern, die aus Geldgier und persönlichem Machtstreben die europäische Seuche des Nationalismus wiederbeleben wollen. Wenn diese verantwortungslosen Egomanen sagen, daß sie für die Interessen ihrer jeweiligen Länder „gegen die EU“ kämpfen möchten, dann meinen sie in Wahrheit: „gegen andere europäische Staaten“ kämpfen. „Die EU“ als solche gibt es nicht, sie ist die gemeinsame Plattform und Stimme aller ihrer Mitgliedsstaaten. Wer gegen die EU kämpft, kämpft gegen die anderen 27 Mitgliedsstaaten, kämpft gegen seine Nachbarn - und verheizt seine Wähler wieder im bewaffneten Konflikt, noch bevor diese wissen, was passiert ist.
ESC 2017: Skandale und Wettquoten
In der Ukraine gibt es ein Gesetz, das die Einreise auf die Halbinsel Krim über russisches Territorium verbietet. Wer das tut, wird mit einem mehrjährigen Einreiseverbot für die ganze Ukraine belegt. Und natürlich hat das russische Fernsehen (in Kenntnis der ukrainischen Rechtslage) mit Julia Samoylova ganz zufällig eine Sängerin gefunden, die nicht nur gegen dieses, sondern auch noch gegen andere ukrainische Gesetze verstoßen hat. (Irgendwas mit Steuern. Schmutzige Sache.)
Erwartbares Resultat: Das zwingende Einreiseverbot für die russische Teilnehmerin wurde jetzt ausgesprochen, der Boulevard in ganz Europa sieht sie als armes Opfer der bösen Ukraine … und Putin, der eh nicht teilnehmen wollte, klatscht sich erfreut in die Hände. Er hat den schwarzen Peter elegant weitergegeben.
(Leider spuckt ihm jetzt die EBU in die Suppe und bietet an, zum ersten Mal in der Geschichte des ESC einen Auftritt per Liveübertragung aus dem Herkunftsland zu erlauben. Mal sehen, wie die Russen aus der Nummer rauskommen.)
Egal: Der Skandal kocht und zieht weitere Kreise. Angeblich hatte nämlich auch Artsvik aus Armenien einen Auftritt auf der Krim und ist via Russland eingereist. Die Ukraine prüft.
Auf die Wettquoten wirken sich diese Intrigen (noch) nicht aus. Russen und Armenier sind bei den Buchmachern unter den Top 10 zu finden, genauso wie meine Lieblinge Italien, Portugal und Frankreich.
Rang | Land | Song | ⇅ |
Interpret | |||
1 | Italien | Occidentali's Karma | ↑ |
Francesco Gabbani | |||
(Ein hinreißendes Schlitzohr mit einem Affen, eine Melodie in der richtigen Balance zwischen „Ohrwurm“ und „nicht zu langweilig“, ein schlauer Text und eine Choreographie, die auch ich mitmachen kann. (Und: Keine Ballade!)) | |||
2 | Bulgarien | Beautiful Mess | ↑ |
Kristian Kostov | |||
(Radiotaugliche Ballade mit sympathischen Ethnosprenkeln.) | |||
3 | Schweden | I Can't Go On | ↑ |
Robin Bengtsson | |||
(Seelenlos konstruierte, äußerst professionelle Nummer. Passend seelenloser, äußerst unsympathischer Sänger.) | |||
4 | Belgien | City Lights | ↑ |
Blanche | |||
(Zeitgemäßer, charttauglicher Song, der aber leider irgendwo auf halber Strecke hängenbleibt.) | |||
5 | Portugal | Amar Pelos Dois | ↑ |
Salvador Sobral | |||
(Nach vielen Jahren endlich wieder Wunderschönes aus dem ansonsten fadogebeutelten Land. Ein naives Märchen zwischen Disney und Audrey Hepburn.) | |||
6 | Australien | Don't Come Easy | ↑ |
Isaiah | |||
(Ganz OK. Wenn man Balladen mag. Oder Stimmakrobatik.) | |||
7 | Russland | Flame is Burning | ↑ |
Julia Samoylova | |||
(Wozu etwas über den Song (eine getragene Ballade) sagen? Eine lispelnde Blondine im Rollstuhl singt von Hoffnung!) | |||
8 | Aserbaidschan | Skeletons | ↑ |
Dihaj | |||
(Da fehlt mir dann doch die Melodie.) | |||
9 | Armenien | Fly With Me | ↑ |
Artsvik | |||
(Fesselt von der ersten Sekunde an.) | |||
10 | Frankreich | Requiem | ↑ |
Alma | |||
(La France, je t'embrasse, je te dis que je t'aime … von der ersten Minute an ein Ohrwurm.) |
Der Vollständigkeit halber: Österreich liegt auf Platz 35 von 43, eine Qualifikation fürs Finale erscheint aus heutiger Sicht nicht unbedingt zwingend.
Bu Aşk Burada Biter
Angefangen hat die Sache so: Herr B. hat mir ein Konzert von Jehan Barbur in Wien empfohlen. Die gebürtige Libanesin ist in der Türkei aufgewachsen und hat dort ihre musikalische Karriere begründet. B. meinte sinngemäß: Sie singt sehr langsame, melancholische Balladen mit wenigen Instrumenten als Begleitung, die Textverständlichkeit ist daher vergleichsweise gut.
Sicherheitshalber hab ich mir ein paar ihrer Songs auf YouTube angesehen und festgestellt: Für mich ist das ein bisserle gar melancholisch. Des dapack ich keinen ganzen Abend lang. Ein Lied allerdings war dabei, das mir ganz im Gegenteil sehr gefallen hat: Bu Aşk Burada Biter, gesungen im Duett mit Tuna Kiremitçi. Vom Text hab ich zunächst nur Fragmente verstanden, aber alles deutete auf das Ende einer Liebesbeziehung hin, bei dem sich beide Partner stolz und selbstbewußt voneinander verabschieden: Bu aşk burada biter
- „Diese Liebe ist hier zu Ende“.
Einige Versionen des Liedes später (die von mir zuerst gefundene Aufnahme war eine jüngere Coverversion) hatte ich zwei Dinge herausgefunden:
Erstens: Von Liebesschnulze keine Spur. Der Text ist dichterisch unscharf, aber die Zeilen mit dem Revolver in der Tasche, den verblassenden Soldaten und Kindern im Fotoalbum, dem erlöschenden Gesicht („Wie schön du warst!“) und den toten Dichtern sind dann doch sehr untypisch für das „Boy meets girl, boy loses girl, boy misses girl“-Genre. In dem Text stecken mehr Tod und Leid als Liebeskummer.
Zweitens: Eigentlich ist es auch nicht in erster Linie irgendein dahergelaufener Pop-Song, sondern die Vertonung eines Gedichtes von Ataol Behramoğlu aus dem Jahr 1965. Und angeblich, so sagen mir meine Quellen übereinstimmend, gehört dieses Gedicht zu den bekannteren Werken der jüngeren türkischen Dichtung. Ich habe also, ohne danach zu suchen und ohne es zu wissen, einen literarischen Schatz gehoben.
Blöd gelaufen, weil: Wenn man dann so ein Ding in Händen hält, will mans natürlich auch verstehen. Und Gedichte gehören nun mal nicht zu den einfachsten Texten. Überraschenderweise hab ichs aber (natürlich mit Wörterbucheinsatz) tatsächlich fast geschafft. Nur bei zwei Zeilen hab ich dankend Hilfe angenommen. :)
Und als Schulterklopf und damit ich immer wieder laut mitsingen kann (am besten die Version von Haluk Levent) hier mein erster poetischer Übersetzungsversuch - natürlich nicht geverst und gereimt im Deutschen, wir wollens ja nicht gleich übertreiben:
Bu aşk burada biter ve ben çekip giderim Yüreğimde bir çocuk cebimde bir revolver Bu aşk burada biter iyi günler sevgilim Ve ben çekip giderim bir nehir akıp gider
Diese Liebe endet hier und ich mach mich davon / In meinem Herzen ein Kind, in meiner Tasche ein Revolver / Diese Liebe endet hier, einen schönen Tag mein Schatz / Und ich mach mich davon, ein Strom fließt dahin
Bir hatıradır şimdi dalgın uyuyan şehir Solarken albümlerde çocuklar ve askerler Yüzün bir kır çiçeği gibi usulca söner Uyku ve unutkanlık gittikçe derinleşir
Eine Erinnerung ist die selbstvergessene, schlafende Stadt / Während im Album die Kinder und Soldaten verblassen / Erlischt dein Gesicht still wie eine Wildblume / Der Schlaf und das Vergessen werden tiefer und tiefer
Yan yana uzanırdık ve ıslaktı çimenler Ne kadar güzeldin sen! Nasıl eşsiz bir yazdı! Bunu anlattılar hep, yani yiten bir aşkı Geçerek bu dünyadan bütün ölü şairler
Nebeneinander sind wir wach gelegen, nass war das Gras / Wie schön du warst! Was für ein einzigartiger Sommer es war! / Davon erzählten sie immer, von der verlorenen Liebe / Alle toten Dichter, wie sie diese Welt verlassen haben
Bu aşk burada biter ve ben çekip giderim Yüreğimde bir çocuk cebimde bir revolver Bu aşk burada biter iyi günler sevgilim Ve ben çekip giderim bir nehir akıp gider
Rechtes Eigentor in Sachen Bildung
Das Bild zeigt Türken, die im Rahmen des angeblichen niederländisch/türkischen „Konflikts“ devot ihrem Führer folgen und gegen die Niederlande demonstrieren. (Der sogenannte diplomantische Konflikt hatte natürlich gar nichts damit zu tun, daß beide Parteien gerade Wahlkampf betrieben haben und die Emotionalisierung, das Vergessen aller Sachargumente, in beiden Staaten den aktuellen Entscheidungsträgern nützte.) Als Zeichen der Ablehnung „schlachten“ sie dabei symbolisch Orangen.
Verständnislos äußern sich die rechten Dumpfbacken darüber, warum man die Niederlande denn mit orange in Verbindung bringen kann. In einem direkt ins Bild hinein montierten Satz macht man sich darüber lustig und neckt die Gesinnungsgenossen aus dem Morgenland zusätzlich mit dem Spruch: Und die Moral von der Geschicht': Bildung und Koran verträgt sich nicht.
[sic!]
Leser dieses Blogs halten jetzt verwundert inne und denken sich: „Moooment. Orange ist doch die Nationalfarbe der Holländer?“ Ja, so ist es. Das weiß jeder, der auch nur ein bißchen mehr als die reine Pflichtschulbildung eingeatmet hat. Umkehrschluß: Die Rechten wissen das eben nicht. Genausowenig wie sie den Satz mit der Bildung und dem Koran den deutschen Grammatikregeln entsprechend zusammenbauen können. („Und die Moral von der Geschicht: Bildung und Rechtsextremismus vertragen sich nicht.“)
Klassischer Fall von echt blöd gelaufen, würd ich sagen. Da schafft es tatsächlich jemand, die eigene Dummheit groß rauszustellen, indem er sich über die höhere Bildung anderer lustig zu machen versucht.
Nebensätze! Harika!
Der Satz war simpel. Soweit ich mich erinnere lautete er Helikopterin dediğini anlamadım.
(„Ich habe nicht verstanden, was der Helikopter gesagt hat.“) Das mag nicht aufregend klingen, ist für mich aber, wie Muddi zu sagen pflecht, #neuland. Wörtlich muß man da nämlich denken: „Des Helikopters sein sagend(es) verstanden nicht ich habe.“
Wie die Kleinschreibung und die Klammer bei „sagend(es)“ andeuten: Nicht mal unter größter Mißhandlung meiner Muttersprache kann ich im Deutschen so denken. Dediğindi
ist ein Partizip (das haben wir auch so circa: „sagend“), das mit einer Possessivendung versehen wird (das geht im Deutschen schon nicht mehr: Ich kann sagen „mein Zimmer“, aber nicht „mein sagend“) und das man schließlich per Kasusendung (in diesem Fall: Akkusativ) substantiviert und zum Objekt des Hauptverbs macht (spätestens damit sind alle Brücken zum Deutschen abgebrochen).
Daß der Helikopter, der etwas sagt, im zweiten Fall zu stehen hat, ist nur mehr der Zuckerguß drauf: Man sagt also nicht wie bei uns „… was der Helikopter sagt“, sondern eben „… des Helikopters sein sagendes“.
Türken reden ununterbrochen so. Erschwerend kommt hinzu: Sie packen alle diese verrückten Partizipkonstruktionen vor den eigentlichen Hauptsatz, und zwar gern mehrere hintereinander. (Die Entsprechung zum deutschen Schachtelsatz.) Man erfährt also alle Zusatzinformationen aus dem Relativsatz ohne zu wissen, worums nachher eigentlich gehen wird.
Falls sich übrigens jemand wundert, warum der Helikopter überhaupt was sagt: Guckstu diesen Film hier. :)
Filmpiraten gegen FPÖ: Das Urteil hält
Tut gut, wenn die finanziellen Investitionen ins bessere Universum sich auf diese Weise doch noch auszahlen. :)
Übrigens: Der FPÖ sind die beiden Urteile herzlich wurscht. Das gegenständliche Video ist nach wie vor unverändert online. Das ist nicht einmal illegal, weils in der Feststellungsklage genau darum eben nicht gegangen ist. Aus der Urteilsbegründung aber geht recht unmißverständlich hervor, daß die österreichische Justiz die Verwendung der Ausschnitte für rechtswidrig hält.
Selbstverständlich handelt es sich hier um einen bedauerlichen Einzelfall, der wie immer mit der FPÖ nichts zu tun hat.