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Der König steht vorm Schwabl

König hin oder her: Gut sieht er nicht aus. Ich hab ihn sicherheitshalber fotografiert. Wer weiß, wann der Wettermann die Revolution ansagt. *LOL*
Im Schwabl dann eine rührende Szene: Kurz nach unserem Eintreffen hat ein Mann, der gerade gezahlt hatte, den Kellner mit Lobpreisungen überhäuft. Es sei ihm, so wörtlich, das Herzerl übergegangen vor lauter Freud
über das gute Essen. Lange hat er erzählt von den vielen Wiener Restaurants, die er von Berufs wegen besuchen muß und die sich alle für etwas Besseres halten. Quälende Lifestyle-Küche - dabei fehlts an den Grundlagen dort. Beim Schwabl (den er offenbar neu kennengelernt hat heute) wollte er sofort das gesamte Küchenpersonal beglückwünschen: zartestes Fleisch (kann ich bestätigen, hatte ich auch), a richtig guada Saft, a angenehm große Portion, nicht zu viel, vor allem aber auch nicht zu wenig … gehobene Gasthausküche, wie man es kaum mehr kennt. Der Kellner (Herr „Fraaanz with the Jaegermeisters“) schien fast ein bißchen unangenehm berührt, weil die Lobpreisungen gar nicht aufhören wollten. Ich hingegen muß festellen: Recht hatte er. Mein weißes Scherzel und die Prinzregententorte waren beide vom Feinsten, ohne daß nur ein einziges der Worte „an“, „auf“ oder „bei“ auf der Karten gestanden wäre. Kompliment!
Der Abend endete mit einer Folge der auf Agatha Christies „Partners in Crime“ basierenden Serie „Detektei Blunt“. Täter überführt, alles in Ordnung. ;)
Bosheit und Dummheit
Seit 2015 kämpft ja der Abschaum nicht mehr gegen Homosexuelle, Feministen, die Kirche, die EU, Juden oder Obdachlose. Nein, seit letztem Jahr stecken diese Kreaturen ihre gesamte Engerie in die Hetze gegen den Islam. (Was, ganz nebenbei, zu höchst verwunderlichen Ergebnissen führt: Die gleichen Leute, die gestern noch Obdachlose als Sozialschmarotzer und „Volksschädlinge“ verachtet und ihnen mit Springerstiefeln die Schädel zu Brei getreten haben, sehen in diesen ärmsten Existenzen nun plötzlich die Märtyrer des sogenannten „deutschen Volkes“, Opfer des angeblich für die Verpflegung muslimischer Zuwanderer ausgehöhlten Sozialsystems. Die gleichen Leute, die gestern noch schwule Männer blutig geprügelt und Feministinnen mit Vergewaltigung bedroht haben, kämpfen nun im Namen der Frauen- und Schwulenrechte gegen den Islam. Und sie sind so leer im Kopf, daß ihnen der Widerspruch gar nicht auffällt.)
Diese Konzentration des stumpfen Hasses auf nun nur mehr einen Feind läßt eine völlig neue Art von Propaganda blühen. Weil es nun mal einfach nicht genug Schreckensgeschichten über Moslems gibt, mit denen man seinen heiligen Krieg rechtfertigen könnte, werden diese (mal mehr, mal weniger kunstvoll) auf dem Reißbrett konstruiert. Da sitzen Menschen am PC, die offenbar nichts anderes zu tun haben, als Raubersgschichten zu erfinden. Zu Hilfe kommen ihnen dabei die freie Verfügbarkeit unendlich vieler Fotos und Videos im Internet sowie die guten Ergebnisse, die man auch schon mit einfacher Bild- und Videobearbeitung am PC erzielt. Keine Geschichte ist zu unglaubwürdig, um erfolgreich verbreitet zu werden:
- Die Kärntnerin, die von einem muslimischen Asylwerber überfallen und beraubt wurde;
- Die muslimische Familie, die in einem Streichelzoo vor den Augen der entsetzten Besucher Ziegen geschlachtet und gleich gegessen haben;
- Ebenfalls muslimische Flüchtlinge, die Pferde am Reiterhof verspeisten;
- Die vor Freude über die Pariser Anschläge jubelnden und feiernden Moslems in London;
- Die tagelange Gruppenvergewaltigung eines deutschen Mädchens durch muslimische Jugendliche;
- Die systematische Kündigung von Mietern, um Platz für muslimische Flüchtlinge zu machen;
- Die Aufforderung an Mieter städtischer Gemeindebauten, in ihren Wohnungen kein Schweinefleisch mehr zuzubereiten, um die religiösen Gefühle muslimischer Nachbarn nicht zu verletzen;
- Die Demonstrationen von muslimischen Flüchtlingen mit Plakaten, auf denen sie „Frauen zum Ficken“ in ihren Unterkünften fordern;
- Die Behauptung, muslimische Flüchtlinge würden (deutsche Variante) in Supermärkten über ein geheimes Gutscheinsystem gratis einkaufen oder (österreichische Variante) über eine geheime Aktion der Caritas in jedem Elektrogeschäft kostenlose Smartphones erhalten;
- Die regelmäßige Veröffentlichung von Fotos beliebiger muslimischer Menschen aus unseren Städten gemeinsam mit Fotos von IS-Terroristen, die als „Beweis“ gelten, daß es sich bei den zwei abgebildeten Menschen um die gleiche Person handelt (immerhin sehen ja beide südländisch aus, nicht wahr?);
- Die -zigtrillionen Euro, die jeder Moslem (egal ob Flüchtling oder nicht) aus den Sozialsystem schöpft, während der arbeitslose FPÖ-Wähler von seiner eigenen Hände Arbeit - äh, ja, also zumindest viel, viel weniger bekommt;
- Wegen der Moslems hat nicht nur der Nikolo Hausverbot in unseren Kindergärten, nein, man entläßt auch jede Kindergärtnerin, die den Kindern von Weihnachten erzählt.
- Immer wieder: Jedes einzelne Fotos einer verprügelten Frau, das jemals im Internet veröffentlicht wurde, zeigt jetzt plötzlich eine „von einer Gruppe Moslems vergewaltigte und mißhandelte Deutsche“.
- …
Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Ich habe nur die Beispiel aufgeführt, auf die ich persönlich aufmerksam gemacht wurde und bei denen sich sehr schnell herausgestellt hat, daß sie einfach frei erfunden sind. (Wenn auf einem Foto von einer Demonstration die Transparente „weißer als weiß“ erscheinen und die in Comic Sans „aufgemalten“ Sprüche nicht dem Faltenwurf dieser Transparente folgen, hat man eigentlich genug gesehen.)
Die eine Frage ist: Was sind das für kranke, haßerfüllte Menschen, die sich solche Dinge ausdenken und dann extra noch passende Bilder und Videos fälschen? Sind das wirklich nur ein paar Verrückte, die vergessen haben, ihre Medizin zu nehmen? Oder steckt dahinter das bösartige Kalkül einer politischen Bewegung, die die Wählerschaft so lange durch Hetze und Lügen in den Extremismus treiben will, bis sie eine reelle Chance auf die Macht im Land hat? Ich glaube (leider) an Letzteres. Der plötzliche gemeinsame Schwenk, das orchestrierte Vorgehen in dieser Sache, das ist kein zufälliges Zusammenspiel einiger Deppen. Da haben sich einige sehr bösartige Menschen schon was überlegt dabei. In welchen Parteizentralen die sitzen (AfD? NPD? FPÖ? …?), darüber kann man spekulieren. Sicher ist nur, daß der Trick hat schon einmal funktioniert hat: Jörg Haider hat seine FPÖ von 5% auf 27% gebracht, indem er einfach nur einen zuvor nicht existierenden Haß gegen Ausländer zuerst erzeugt und ihn danach instrumentalisiert hat. Er hatte kein darüber hinaus gehendes politisches Programm. Seine Strategie war die Spaltung der Gesellschaft und der offen zur Schau gestellte Haß, sein Ziel die persönliche Macht. Wir befinden uns auch jetzt wieder in der ersten Phase von Haiders Strategie: Haß säen, wo keiner war. Muslime verunglimpfen, die seit 50 Jahren friedlich unter uns leben, unsere Kollegen und Freunde sind. Der zweite Schritt wird wieder gelingen: Die Gesellschaft tief zu spalten und den Haß in Wählerstimmen umzuwandeln.
Daneben stellt sich natürlich die andere Frage nach dem Geisteszustand jener, die diese Falschmeldungen glauben, „liken“ und an ihre 2.865 engsten Facebook-Freunde weiterleiten, sodaß sich die Gerüchte schneller verbreiten, als der Staatsanwalt den PC einschalten. Das ist nämlich genau das Pack, das jede recherchierende und medienrechtlich verantwortliche Redaktion als „Lügenpresse“ bezeichnet. Wenn dann aber auf Facebook quasi als Quellenangabe steht, daß „meine Arbeitskollegin diese Geschichte von einer Nachbarin erzählt bekommen hat, deren Freund Polizist ist“, dann wird das zur unumstößlichen, in Stein gemeißelten Wahrheit. Immerhin „will ja auch dieser Polizist nicht namentlich genannt werden, weil er damit seinen Job riskieren würde“. Wenn dann auch noch sowohl die Pressestelle der Polizei als auch die „Lügenpressehaltdiefresse“ übereinstimmend berichten, daß das Gerücht frei erfunden ist - na hallo!? Was mehr will man denn noch als endgültigen Beweis, daß es eben doch stimmt?
Man kann diesen Menschen nicht in erster Linie vorwerfen, daß sie ein verqueres, von Angst und Haß zerfressenes Weltbild haben, wenn sie sich ausschließlich über die einschlägigen Facebook-Gruppen mit diesen Falschmeldungen informieren. Man kann ihnen aber sehr wohl vorwerfen, daß sie sich ausschließlich über diese Kanäle informieren und völlig unkritisch alles glauben, was ihnen dort vorgesetzt wird - auch wenn es noch so offensichtlich gefälscht ist. Natürlich sind auch ORF, Kronen Zeitung die Wiener Bezirksblätter nicht immer nur die Horte der Wahrheit und des objektiven Journalismus. Aber mehr gelogen als auf Facebook wird dort sicher nicht … und informiert ist nur, wer eine Geschichte von möglichst vielen Seiten erzählt bekommen hat. Informiert sein wollen die Facebook-Fans von Pegida, FPÖ, AfD, den Identitären, NPD, etc. aber wahrscheinlich gar nicht. Das macht nicht so viel Spaß wie sich als Meute gemeinsam stark zu fühlen.
Dummheit ist gefährlich. Bösartigkeit ist gefährlich. In den „sozialen“ Netzwerken verschmelzen beide zu einer bestialisch stinkenden Bühe, aus dem die rechten Feinde unserer seit nunmehr 70 Jahren doch recht friedlichen Gesellschaft die Kraft zu neuer Gewalt und Zerstörung schöpfen. Es wäre höchst an der Zeit, hier energisch einzuschreiten.
SSH aufs Ubuntu Phone

Mit einem Ubuntu Phone (hier getestet mit Ubuntu 15.04) ist das alles ein bißchen komplizierter und will erst durchschaut werden: Diverse Anleitungen im Web beziehen sich nämich auf frühere Versionen des Betriebssystems und sind nicht mehr gültig.
Bei mir haben folgende Schritte zum Erfolg geführt. Ich notier sie mir hier, falls ich sie wieder einmal brauch:
- Auch bei Ubuntu muß man in der Systemsteuerung den Entwicklermodus aktivieren. Der verlangt allerdings, daß man das Telefon insgesamt mit einer PIN oder einem Passwort sichert. Heißt für mich: Ab sofort bei jedem „Aufwecken“ des Geräts eine PIN eingeben.
- Das Terminal-Programm aus dem Ubuntu-Store manuell installieren. Das Terminal verlangt ein Passwort auch für den Standarduser „phablet“ - wenig überraschend ist das die PIN, die ich bei der Freischaltung des Entwicklermodus gewählt habe.
- Im Terminal sudo service ssh start eintippen. („service“ ist ein Ubuntu-spezifischer Befehl, der sowohl Upstart-Jobs als auch System V Init Scripts kontrolliert.)
- Sich wundern, warum trotzdem nichts funktioniert und der SSH-Daemon nach dem nächsten Neustart wieder deaktiviert ist.
- Langsam verstehen, daß die Entwickler von Ubuntu nicht die reguläre Konfiguration des SSH-Daemons starten, sondern über die Datei
/etc/init/ssh.override
eine Version, die sich nie automatisch startet und kein Login per Username/Passwort zuläßt. - Den öffentlichen Schlüssel aus dem SSH-Verzeichnis meines PCs auf das Handy kopieren (in die Datei
/home/phablet/.ssh/authorized_keys
). - SSH verwenden und vorläufig akzeptieren, daß der Daemon nach jedem Neustart des Telefons von der Kommandozeile gestartet werden muß.
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich /etc/init/ssh.override
gefahrlos löschen kann, sodaß stattdessen die reguläre /etc/init/ssh
verwendet wird. Dazu kenne ich weder Upstart gut genug noch weiß ich, wie Ubuntu bei Systemupdates mit solchen Dingen umgeht. Zu 90% wird das funktionieren und ich nehme an, daß SSH dann immer automatisch startet und auch ein Login mit Username/Passwort akzeptiert.
Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich alles verstanden habe, was ich da tu. Ginge es eventuell auch ohne Entwicklermodus? Könnte man auch ohne Löschen von Dateien Ubuntu dazu bringen, sshd automatisch zu starten? Ist im Prinzip egal, ich habe einen Weg gefunden, der für mich funktioniert. Und man muß sich ja selbst die Chance geben, morgen nochmal ein bißchen klüger zu werden. :)
Nicht ganz zum Thema SSH, aber irgendwie zum Thema Terminal-Zugriff paßt die Sache mit dem root-Passwort: Irgendwie haben die alten Tricks vom Desktop nicht funktioniert. Ich kann für den User root kein Passwort setzen. Man kommt trotzdem in eine root Shell, indem man einfach sudo bash
eingibt. Solangs funktioniert …
Mein Ubuntu Phone: BQ Aquaris E5 HD

(Nettes Detail am Rande: Der Paketdienst hat beschlossen, das Päckchen für mich in einem Geschäft zu hinterlegen, das „Sportnahrung“ für Fettverbrennung, Muskelaufbau und einen höheren Testosteronspiegel verkauft. Ich werde zu diesem Handy nie ein unverkrampftes Verhältnis aufbauen können. *gg*)
Es ging mir dabei nicht so sehr ums Telefon an sich. (Das nämlich hat einige unverständliche Schwächen - kein LTE zum Beispiel.) Wichtiger war mir, endlich einmal das neben SailfishOS zweite freie Betriebssystem am Markt ausprobieren, Ubuntu Phone nämlich. Dieses OS ist bei seiner ersten kommerziellen Vorstellung im Februar 2015 von der Fachpresse sehr zurückhaltend aufgenommen worden. Damals hat aber eigentlich jeder darauf hingewiesen, daß die verhältnismäßig schwache Hardware des BQ 4.5 mit verantwortlich sein dürfte für den eher mauen Eindruck, den das System hinterlassen hat.
Ein Jahr später: Ein kurzfristig von Meizu angebotenes Ubuntu-Handy ist nicht mehr regulär verfügbar. BQ hat mit dem Nachfolgemodell des E 4.5, dem E 5, aber ein Gerät am Markt, bei dem Preis und Rechenleistung stimmen. (Der Preis vor allem dann, wenn man es eigentlich nicht verwenden, sondern nur damit spielen will.)
Tja. Und während mein Jolla sein Update herunterlädt und installiert, spiele ich mich erstmals mit Ubuntu auf einem Smartphone. Testbericht kann das hier natürlich keiner werden. Ich hab einfach nur ein bißchen rumgeklickt, mal hier reingeschaut, mal dort. Ich hab nichts, was mir nicht auf den ersten Blick klar war, im Internet zu erforschen versucht. Ich war einfach nur das kleine Kind vor dem Touchscreen. Ein paar Eindrücke habe ich trotzdem - und sie sind allesamt negativ. Das ist völlig normal und immer so, wenn ich mit einem völlig neuen Betriebssystem konfrontiert werde. Es stoßen einem halt zunächst die Dinge auf, die nicht so funktionieren wie gewohnt. Weil das aber vielleicht allen so geht, halte ich es für nicht ganz unsinnig, diese ersten Stolpersteine auch zu dokumentieren:
- Das User Interface ist sehr viel bunter und verspielter, als ich es vom Jolla gewohnt bin. Es hat was von Android. Andererseits gibt es aber dort, wo es möglich ist, durchaus Ähnlichkeiten mit dem Ubuntu, das ich am Desktop laufen habe. Ein klein bißchen Vertrautheit ist gar nicht so übel.
- Die Steuerung geht mir noch nicht so leicht von der Hand, wie ich es erhofft hätte. Links blende ich eine Leiste mit den wichtigsten Programmen ein - sieht aus wie am Ubuntu Desktop. Von rechts „wische“ ich die offenen Programme ins Bild. Die sind allerdings in einem hübschen 3D-Effekt hintereinander geschachtelt. Das sieht gut aus, macht es aber schwer, ein geöffnetes Programm zielsicher anzunavigieren. Der Hauptscreen ist mit etwas zugepolstert, was sich „Scopes“ nennt. Eine gute Idee im Prinzip, aber noch unausgegoren. Zu unausgegoren für den prominenten Platz in der Mitte des User Interface. Trotzdem: Das werd ich lernen, an der Bedienung wirds nicht scheitern.
- Laut Papierform müßte das E5 deutlich schneller arbeiten als das betagte Jolla Phone. Wahrscheinlich tut es das sogar, objektiv gesehen. Trotzdem hab ich sehr häufig das Gefühl, daß das Handy jetzt gerade einfriert und gar nichts mehr tut. Das mag daran liegen, daß Ubuntu gerade in den „Scopes“ sehr viel Inhalt aus dem Netz hereinholt. Das mag auch daran liegen, daß Jolla im SailfishOS viele Nachdenkpausen hinter kleinen Animationen versteckt. Egal wie's ist: Es wirkt so, als würde das Telefon mit dem Ubuntu-Betriebssystem deutlich stärker ruckeln.
- Etwas überraschend war für mich der Mangel an Applikationen. Immerhin brüstet sich Ubuntu damit, eine sehr große Entwickler-Community zu haben. Im Vergleich zum Jolla-Phone fehlt natürlich die Android-Kompatibilität. A1 TV, Mein A1, die neue ÖBB-App, Babbel, BAWAG Telebanking … Das darf man natürlich gar nicht erst erwarten. Daß es aber kein Mail-Programm gibt, macht einen dann schon sprachlos. (Stimmt nicht ganz: Im Ubuntu Store hab ich ein als „Betaversion“ bezeichnetes Programm gefunden, in dessen Beschreibung steht: Ist in Entwicklung, Abstürze und sonstige Fehler sind zu erwarten. Will ich das auf meinen Mail-Account loslassen?) Auch andere Dinge kommen zumindest nicht von Ubuntu selbst: PDF-Ansicht, Office-Betrachter, Kalender, XMPP-Chat oder Exchange-Support … nichts. Vielleicht findet man etwas im Store, ich habs nicht ausprobiert.
- Ich habe keine Möglichkeit gefunden, Autovervollständigung oder Korrekturvorschläge für die Tastatur zu aktivieren.
Was es allerdings gibt: ein Terminal. Das hab ich bereits installiert. Und ich hab mit Beruhigung festgestellt, daß auch eine SSH-Verbindung vom Desktop aufs Handy möglich sein soll. Das probier ich morgen aus. Damit bin ich dann glücklich. Die wahre Kraft eines Smartphones liegt ja unter dem User Interface, auf der Kommandozeile. :)
Jolla: Taalojärvi mit Regenbogen

Taalojärvi ist auch der Codename der heute im „Early Access“-Programm veröffentlichten Version 2.0.1.7 des Sailfish-Betriebssystems von Jolla. Es ist das erste Update seit Oktober 2015, das erste Lebenszeichen nach den finanziellen Problemen, die dem Unternehmen ein Pause aufgezwungen haben. Das Foto mit dem Regenbogen, das das Update ankündigt, wurde wahrscheinlich nicht ganz ohne Grund ausgewählt.
In einem wie immer sehr ausführlichen Changelog führt Jolla knapp 500 Änderungen in etwas mehr als 100 Paketen auf. Diesmal sind es in erster Linie Fehlerbehebungen sowie (Sicherheits-)Updates aus den Upstream-Projekten. (Erfreulich, wenn so etwas auch noch 2016 für ein Telefon passiert, das 2013 auf den Markt gebracht wurde. Wann habe ich eigentlich das letzte Betriebssystem-Update für mein Samsung Handy erhalten?)
Was ist tatsächlich neu (und auch für mich irgendwie relevant)?
- Die Android-Emulation wurde noch tiefer ins System integriert. Android-Programme können nun z.B. SMS-Nachrichten verschicken, was manche tun, um sich irgendwo zu registrieren. Die Multimedia-Steuerung am Lock-Screen funktioniert auch, wenn Android-Programme Musik wiedergeben. Außerdem „sehen“ Android-Programme nun auch die im Sailfish-Betriebssystem eingerichteten Konten, wenn es darum geht, Inhalte zu teilen.
- Das Adreßbuch zeigt jetzt zu jedem Eintrag eine Liste der letzten Kontakte (bzw. Kontaktversuche) mit der jeweiligen Person an.
- Die mit dem letzten Update neu hinzugekommenen Shortcuts am Event Screen lassen sich jetzt besser konfigurieren. (Das war im Oktober-Update nicht so glücklich gelöst.)
- Verdeckte Eingabefelder für Passwörter kann man nun sichtbar machen. Keine unbemerkten Tippfehler mehr beim Eingeben eines WLAN-Schlüssels.
- Mehr aus ideologischen Gründen interessant: Wer zur Installation von Programmen auf den Jolla-Store verzichten möchte und sich nur bei fremden Repositories bedient, der braucht auch keinen Jolla-Account dafür. (Ich gehe davon aus, daß ein Jolla-Account aber spätestens dann wieder nötig wird, wenn ein System-Update installiert werden soll.)
Außerdem wurden wieder neue Konto-Typen (z.B. Dropbox) eingeführt, die aber allesamt zu proprietären Services gehören und mich daher nicht so brennend interessieren.
In Summe eine schöne Überraschung, die mich da heute aus Finnland erreicht hat. Wenn keine zu groben Fehler auftreten bei den Kunden, die diese Version jetzt vorab installieren, wird sie in einigen Wochen allen Kunden zur Verfügung gestellt.
Köln: FPÖ 2015 für Straflosigkeit
Dummerweise hat sich nämlich die Ausforschung zumindest einiger Täter einfacher gestaltet, als die Öffentlichkeit es zunächst vermutet hatte. Nun diskutieren diejenigen, die sich mit solchen Verfahren auskennen, die Mühen der Ebene. Man wird ja bei Gericht nicht verurteilt, weil man wahrscheinlich in einer Gruppe gestanden ist, deren andere Mitglieder etwas getan haben, was die Zeitungen aufregt. Zum einen muß hinreichend bewiesen werden, daß der von der Polizei eingesammelte Verdächtige auch tatsächlich der Täter ist, den das Opfer erkannt zu haben glaubt. Soweit ist das gerichtlicher Alltag. Zum anderen aber muß überhaupt strafbar sein, was die Opfer als Angriff empfunden und worüber sich hunderttausende Facebook-User empört haben. Und in diesem zweiten Punkt wirds nun spannend:
Soweit es zu Diebstahl gekommen ist - kein Problem. Einige Vergewaltigungen wurden angezeigt - auch die sind mit Sicherheit strafrechtlich relevant. Wer an Köln denkt, hat aber nicht die gestohlene Handtasche im Kopf, sondern die sexuelle Erniedrigung. Frauen schilderten einen Spießrutenlauf durch eine Menge, aus der heraus sie an den Brüsten, Schenkeln, am Gesäß und auch unter dem Rock begrapscht wurden. Und hier melden sich nun Stimmen zu Wort, die sagen: Eigentlich wissen wir nicht so genau, was das im deutschen Strafrecht ist. In einem Interview mit der Zeit sagt der Kölner Rechtsanwalt Nikolaos Gazeas zu diesem Thema:
Ein Greifen an die bekleidete Brust oder in den Intimbereich kann den Tatbestand der sexuellen Nötigung erfüllen. Voraussetzung ist allerdings, so definiert es das Gesetz, dass diese Handlung „von einiger Erheblichkeit“ ist. Wann diese Grenze überschritten wird, ist immer eine Wertungsfrage und abhängig vom Einzelfall. Gerichte haben schon entschieden, dass eine Berührung des Vaginalbereichs oder der Brust über der Kleidung nicht darunter fällt.
Offenbar steht Gazeas mit dieser Einschätzung des Sexualstrafrechts nicht allein. Auch die deutsche Bundesregierung hat als unmittelbare Reaktion auf die Silvesternacht eine Verschärfung des Sexualstrafrechts angekündigt. Die Herrschaften werden wissen, warum … Für die Täter von Köln ändert das nichts, das Strafgesetz kann ja nicht rückwirkend verschärft werden.
Durchaus möglich also (nach deutscher Rechtslage), daß ein Täter der Silvesterübergriffe straffrei bleibt, sofern ihm „nur“ das Grapschen, nicht aber ein Diebstahl oder ein schwereres Sexualdelikt nachgewiesen werden können.
Und nun der Schwenk auf Österreich, die FPÖ und ihre Anhänger:
Die Rechtslage ist bei uns nämlich anders - wenn auch erst seit genau dieser Silvesternacht. Der neue §218 Abs.1a StGB (vulgo „Grapsch-Paragraph“) bestraft genau diese Art von Übergriffen. Er war im ersten Halbjahr 2015 Anlaß erbitterter Wortgefechte zwischen den Reichshälften … Auf der einen Seite die, die immer schon den Schutz der Frau vor sexuellen Übergriffen vertreten haben. Auf der anderen Seite jene, denen dieser Schutz egal ist, die dieses Thema seit Jahrzehnten ins Lächerliche zu ziehen versuchen, aber genau mit 1.1.2016 einen 180°-Schwenk hingelegt haben. Erst durch die Resonanz, die Köln auf Facebook gefunden hat, haben FPÖ und Co. erkannt, daß man auch aus dem Bild der von Ausländern geschundenen deutschen Frau politisches Kapital schlagen kann. (Es glaubt ja niemand ernsthaft, daß der rechte Mob die gleiche Begeisterung für Frauenrechte an den Tag legt, wenn die Freiwillige Feuerwehr von Unterhinterneusiedl im Dorfwirtshaus den Kellnerinnen unter den Rock greift.)
Äußerungen aus der politischen Diskusssion von damals:
FPÖ-Chef Strache in der ORF Pressestunde: Auch mir ist schon sexuelle Belästigung passiert. […] In der Regel sagt man dann sehr klar und deutlich, dass man das nicht wünscht. Dann hat man in der Regel auch eine Ruhe.
Ein neues Gesetz brauche es nicht. (Erinnert das jemanden an „eine Armlänge“?)
MMag. Dr. Wilfried Grießer, FPÖ-Kandidat zur Mödlinger Gemeinderatswahl 2015, in seiner Stellungnahme zum Strafrechtsänderungsgesetz 2015, durch das der oben erwähnte „Grapsch-Paragraph“ eingeführt wurde: Auf daß der Mann sich als Mann setzt, muß er die Frau zum Ding bzw. zur „Ware“ herabsetzen, um jene Libido zu generieren, die die Frau auch fordert und genießt. Mitunter lieben es Frauen nachgerade, von einem ,wildgewordenen’ Penis „überfallen“ zu werden; und hierzu die Zustimmung einzuholen, weil die Frau als das personale Wesen genommen ist, wäre genau der Verlust dieses Reizes.
(Die FPÖ legt aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen immer wieder Wert auf die Feststellung, daß Dr. Grießer kein Mitglied der Partei ist. Was sie nicht daran gehindert hat, ihn für sich kandidieren zu lassen.)
Entsprechend machohaft waren die Wortmeldungen aus dem rechten Lager dann auch im Internet. Im besten Fall wurde das Thema als unnötige Zeitverschwendung belächelt (Während die einen über Po-Grapschen […] nachdenken, hat sich die FPÖ schon immer der Themen angenommen, welche die Bürger wirklich bewegen
), viel öfter aber offen gegen den Schutz der Frauen Stimmung gemacht. Der eine wollte seine langjährige Frau durch eine solche Grapschattacke kennengelernt haben; für den anderen war der lässige Griff auf Busen und Po im Vorbeigehen Teil unserer (v.a. ländlichen) Kultur; für die meisten waren die Befürworter der Strafrechtsreform ohnehin nur häßliche Zicken, die neidig waren, weil sie selbst nicht angerührt wurden.
Wenig überraschend wurde der Schutz vor dem Grapschen dann am 8.7.2015 auch ohne die Stimmen der FPÖ beschlossen.
Durchaus überraschend ist, wie sehr die gleiche FPÖ und die gleichen rechtsextremen Spinner sich jetzt, nur ein halbes Jahr später, buchstäblich über Nacht zu Schutzheiligen begrapschter Busen entwickelt haben. Für mich gibt es dafür nur die zu Beginn aufgeführten Erklärungen: Der Wodka hat jede Erinnerung an die 6 Monate zurückliegenden eigenen Wortmeldungen vernichtet; mangels politischer Überzeugung gibt es bei denen, die sich noch erinnern können, keinen Grund, die damalige Linie beizubehalten; außerdem springt man aus blankem Populismus auf jedes Thema auf, das billige Quote bringt - ganz egal, was inhaltlich eigentlich dahinter steht. Merkt eh keiner.
Nicht vergessen also: Wenn ein Täter von Köln straffrei bleibt, weil das deutsche Gericht in seinem „Unter den Rock grapschen“ keine für den Tatbestand der sexuellen Nötigung ausreichende Intensität erkennt, dann geschieht das aufgrund einer Gesetzeslücke, für deren Fortbestand die FPÖ sich 2015 auch in Österreich eingesetzt hat.
Fedora: Endlich ohne Windows in Linz

Während der Weihnachtsfeiertage war endlich genug Zeit, einen ausreichend großen USB-Stick hatte ich auch dabei, also entschied ich mich nach kurzer Recherche für Fedora. Hauptkriterium für die Entscheidung war, daß Fedora eine sehr aktuelle Version des Gnome-Desktops mitbringt, in dessen schlichte Eleganz und Einfachheit ich mich schon lange verliebt habe. :)
Long story short: Ich genieße hier in Linz jetzt ein neues, einfach zu bedienendes (und für mich: gewohntes) Betriebssystem, ohne auch nur ein Bit auf der Festplatte verändert zu haben. USB-Stick raus und keiner hats gemerkt. Die üblichen Nachteile des Betriebssystems am Wechselmedium (vor allem die längere Boot-Zeit und die leicht gebremste Geschwindigkeit) nimmt man für das stark verbesserte Benutzererlebnis gern in Kauf. Keine -zigtausend kleinen Programmsymbole mehr in verschachtelten Menüs; kein vollgemüllter Desktop; keine unverständlichen Ordnerstrukturen; keine seltsamen Programme, die sich ungefragt für bestimmte Dateitypen zuständig erklären; keine aufdringlichen Mitteilungen, Fehlermeldungen und Warnungen am rechten unteren Bildschirmrand … stattdessen ein Betriebssystem, das einfach die Schnauze hält und mich machen läßt. Sweet!
Einziger Schönheitsfehler ist der hier beschriebene „Stolperer“ beim Hochfahren des Systems. Offenbar kümmert sich schon seit einigen Monaten niemand mehr um die Aktualisierung des Live-Installers. Wer das Problem aber kennt, kommt leicht drum rum.
Jolla-Tablet: Restposten

Es ist […] immer wichtig zu hören, was nicht gesagt wird, habe ich damals geschrieben. Nichts gesagt hat Antti über die Weiterführung des Tablet-Programms. :)
In seinen Neujahrsgrüßen wird Unternehmenssprecher Juhani Lassila nun konkreter. Die Verhandlungen über das Tablet-Gate
waren ja für die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester angesetzt gewesen, und das nun bekannt gegebene Ergebnis ist durchwachsen:
Ein weiterer Teil der Unterstützer der damaligen Indiegogo-Kampagne wird das Gerät erhalten. (Erste Lieferungen gab es ja bereits im vergangenen Jahr.) Fest steht aber jetzt schon, daß nicht genügend Tablets produziert werden, um die gesamte Nachfrage zu befriedigen. Für diejenigen, die leer ausgehen, wird man sich um entsprechenden Ersatz umsehen. (Ich gehe davon aus, daß die meisten davon mit der Rückerstattung der Kosten als Ersatz am zufriedensten wären. *gg*)
Selbst für diejenigen, die das Gerät nun doch erhalten, ist das keine allzu gute Nachricht: Es bedeutet, daß das Tablet aufgrund der geringen Stückzahl kein besonders attraktives Ziel für Softwareentwickler sein wird. Immerhin müssen ja auch bestehende Sailfish-Programme für die x86-Architektur neu compiliert werden, in vielen Fällen wird eine Anpassung des User Interface für den größeren Bildschirm im 4:3-Format nötig. Wie viele Programmierer sich diesen Aufwand antun werden, bleibt abzuwarten.
Spätestens nach der in diesem Blog-Posting von Jolla veröffentlichten Kostenaufstellung war die nun gefällte Entscheidung abzusehen. Das gesamte Tablet-Projekt hat rund 1,5 Millionen Dollar Verlust gebracht, rund die Hälfte der Kosten sind Materialkosten … die man sich spart, wenn man nicht produziert. Der Verlust war ein kalkuliertes Risiko zu einer Zeit, als man mit einer gesicherten Finanzierung rechnen konnte und das Tablet nicht als Produkt, sondern als Proof-of-Concept für die Vielseitigkeit des Betriebssystems sah. Die Lage hat sich geändert, die finanzielle Situation ist angespannt und die Geldgeber haben offenbar wenig Interesse daran, aus reiner Sentimentalität weiter Geld zu verbrennen mit Hardware, die 2014 aktuell war.
Ob ich persönlich nun mein Tablet bekomme? Keine Ahnung. Die Chancen dafür sind nicht mehr nur von der Reihung auf der Indiegogo-Liste abhängig (dort wär ich ziemlich weit oben), sondern auch von der Konfiguration, die man bestellt hat. Offenbar lassen die bereits verfügbaren Komponenten nicht alle Varianten zu. Gebaut wird also, was technisch geht. Bei Zulieferern nachbestellt wird wohl aber nichts mehr.
Star Wars - Episode VII

weit, weit entfernte Galaxiseinzutauchen. Es ist ja immer gefährlich, wenn man mit sehr hohen Erwartungen in einen Film oder ein Theaterstück geht. Hohe Erwartungen können leicht enttäuscht werden.
Diesmal nicht. Alles hat gepaßt. J. J. Abrams hat genau die Gewürze verwendet, mit denen er die Star Trek Serie so brutal ruiniert hat. Was bei Kirk und Spock nur irritiert und gestört hat, paßt bei Han Solo und Prinzessin - pardon, General Leia Organa zu 100%. Als Grundlage hat Abrams jene Elementen der Original Star-Wars-Trilogie genommen, die den Fans so ans Herz gewachsen sind: den Schrott, den Sand, den Rost auf den verbeulten Requisiten und die cool-lässigen Dialoge der Helden.
Die Helden! Die lieb gewonnene Truppe aus Han Solo, Chewbacca, C-3PO, Prinzessin - pardon, General Leia Organa, R2-D2 und Luke Skywalker tritt buchstäblich über den ganzen Film verteilt auf, einer nach dem anderen. Es sind immer wieder emotionale Momente, wenn einer der bekannten Charaktere erstmals auf der Leinwand zu sehen ist. *tränendrüsendrück* (Übrigens: Auch unter den Kostümen von Chewbacca und den beiden Robotern stecken die Original-Darsteller von 1977.) „Die Neuen“ werden genauso zufällig eingeführt, wie sie sich (aus ihrer Sicht) selbst in die Handlung verstricken. Daß nicht der beste Kampfpilot des Widerstands
Poe Dameron der strahlende Held des Films sein wird, sondern die beiden Außenseiter Finn und Rey, das stellt sich erst so nach und nach heraus.
George Lucas als Vater der Star Wars Reihe hat den neuen Film heftig kritisiert: Er selbst habe immer etwas Neues zu machen versucht. Episode VII hingegen sei ein mutloser Aufguß des bereits Bekannten. Damit bringt er auf den Punkt, was viele professionelle Filmkritiker an dem Streifen auszusetzen haben. Außer Acht gelassen wird dabei: Das bereits Bekannte ist genau das, wonach die Fans seit 1983 (damals kam der dritte Film ins Kino) verlangen. Die seither von Lucas selbst verbrochenen Prequels waren vielleicht etwas Neues … für die Star-Wars-Gemeinde waren diese Kinobesuche zwischen 1999 und 2005 der mehr von Pflicht denn von Lust getragene Vollzug einer Ehe, in der man sich auseinandergelebt hatte. George Lucas' humorlose, wirre und über weite Strecken auch einfach nur kindische Schilderung galaktischer Machtkämpfe in Hochglanz-Kulissen war vielleicht neu, aber blutleer. Wer in Star Wars geht, der will dreckige Schrottsammler, die sich zu Helden wandeln, dunkle Familiengeheimnisse, eine klare Handlung, viele Tschinn-Bumm-Schlachten und einen explodierenden Todesstern zum Schluß. Aus basta. J. J. Abrams knüpft nicht nur chronologisch, sondern auch stilistisch an die ersten drei Filme an und gibt dem Publikum, wonach es verlangt. Vielen Dank dafür!
Apropos Publikum und verlangen: Es war gar nicht so leicht einen Kinosaal zu finden, in dem der Film gegen den Zeitgeist ohne dieses unnötige, gschissene 3D-Zeugs gespielt wird. Gewonnen hat dann Saal 7 in den Village Cinemas. Überhaupt ein empfehlenswertes Kino. Erstens liegts direkt an der U4 und ist somit für uns ohne Umsteigen direkt zu erreichen. Zweitens und vor allem aber gehört es nicht zu den Kinocentern, die rund um einen „Food-Court“ gruppiert sind. Die typischen Sonnenbank-Abonnenten mit HC-Fanschal, die sonst den ganzen Tag zwischen Burger, Spielhalle und Modeschmuck im Center abhängen und Leute belästigen, fehlen in den Village Cinemas komplett. Das liegt wohl auch daran, daß die Rolltreppe zum Kinoeingang links und rechts von einer großen Thalia-Filiale eingerahmt wird. Bücher wirken wie ein Bannzauber gegen solche Leute, die kommen da einfach nicht vorbei. :)
Jahreswechsel: Paprika und Heinz Erhardt

Der Silvesterabend begann mit dem Durchlesen der freundlichen Karten, die in Summe mehr als 3.200km hinter sich gelassen haben, um uns zu erreichen. (Vielen lieben Dank an all die lieben Menschen an dieser Stelle, aber - wer ist eigentlich Kevin?)
Gleich danach das prägende Abenteuer der Nacht: Heinz Erhardt. Das gehört so überhaupt nicht zu unserer Tradition, eigentlich, aber wir sind hängengeblieben. Drillinge an Bord, Immer die Radfahrer, Der Haustyrann, Natürlich die Autofahrer, Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett, Das kann doch unsren Willi nicht erschüttern, … Wir waren ganz in unsrer Welt, irgendwie. :)
Dazu: Lungenbraten, Putenfilet, Paprika, Zucchini, Kartoffeln, Hamburger Küchenspeck, Olivensauce, Tomatensauce, Sauce mit Essiggurkerln, Baguette, Mozzarella, Pizzakäse, Champignons, Broccoli, … mit einem Wort: Verhungert sind wir nicht. Immer ein kleines Stückerl Fleisch oben drauf, ein kleines Schauferl Gemüse mit Käse unten drunter, viel Sauce daneben, und das ganze Ritual über Stunden hinweg. Bis dann eben Heinz Erhardt dem absolut überlebensnotwendigen Dinner for One weichen mußte. Ab da läuft dann das Programm jedes Jahr wie geschmiert:
Essensreste abräumen, Sekt rausräumen, auf die Pummerin mit Donauwalzer warten und anschließend zum Klang dieser inoffiziellen österreichischen Hymne aufs große Feuerwerk in der City schauen (auf das wir dank der Schneise, die der Wienfluß durch die Stadt schlägt, einen recht guten Blick haben).
Danach nochmal Heinz Erhardt - und Heinz Erhardt am Neujahrstag zum Frühstück. Damit uns auch ja nix entgeht. *LOL*
FPÖ: Soziale Sicherheit

Bürgermeister Rabl entschuldigt sich dafür nicht etwa bei den Betroffenen, nein, er bezeichnet die Streichungen bei den Ärmsten in einer Stellungnahme als wichtigen Punkt
, der nunmehr abgehakt
sei. Man darf sich darauf freuen, was noch so alles abgehakt
wird.
Und wieder zuhause
Christbaum hin, Kexerlen her: Man ist nach fast einer Woche dann auch wieder ganz froh, in den eigenen vier Wänden zu sein. Das süße kleine Mädi ist mir beim Raufen mit den Vorderpfoten so ins Aug gestiegen, daß es zwei Tage lang weh getan hat. (Dafür tut sie sich dann ankuscheln und Bussi geben und mich in der Früh freundlichst aufwecken, daß einem das Herzerl zerfließt.) Meine Eltern halten im Haus knappe 30° und tun ihr Möglichstes, um die Hütte abzufackeln: Glühend heiße Heizkörper werden mit mehreren Lagen von Vorhängen zugedeckt. (Die einzige reale Chance, daß der Brand eventuell nicht lang wütet, ist der konsequente Sauerstoffmangel. Gelüftet wird nämlich nicht. Die Temperatur könnt ja absinken.) Der Schallpegel der beiden Fernsehapparate bewegt sich so um ca. 100db. Und und und … und vor allem … ;)
Während andere (*räusper*) derartige Umstände nur mit Nervenruh forte ertragen, schöpfte ich Kraft aus der Rückfahrkarte - und aus Barbara Büchners Schauergeschichten der Totenhaus-Serie auf meinem Tolino. Die relativieren alles. :)
Innerhalb meines Urlaubs wird sich noch ein zweiter Besuch beim Mädi ausgehen. Vielleicht sind dann ja auch noch Weihnachtskekse da. ;) Fünf Nächte schwitz ich dann aber nicht mehr durch. Da wird wohl eine reichen müssen.
Hauptbahnhof
Das alles könnte in Summe ein Argument für die Westbahn sein, die nach wie vor vom alten Westbahnhof aus abfährt.
Das Christkind war da!

Wir saßen also am Nachmittag mit Kaffee und Weihnachtsstollen an einem üppig beladenen Gabentisch - und zumindest 50% von uns waren in entspannter Vorweihnachtsstimmung, ganz ohne Stress, glücklich mit dem Stollen im Mund und den bunten Päckchen im Blick. *LOL*
Ich darf behaupten, daß ich wohl einer der ganz, ganz wenigen Menschen hier bin, deren Weihnachtsgeschenke extra in İstanbul gekauft wurden. Und damit mein ich nicht per Internet in İstanbul gekauft, nein. Da ist jemand hingeflogen, ins Geschäft gegangen, hat die Dingers eingepackt und mit zurück nach Wien geholt. (Wobei nebenbei zu bemerken ist, daß dieses Geschäft seinen eigenen Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia hat. Das war nicht einfach irgendein Ramschladen. *gg*) Edel geht die Welt zugrunde. Und schneller als ihr Schatten. Und die Römer spinnen. Eh kloa. :)
Außerdem kann ich mich jetzt in der Früh leichter stadtfein machen als bisher. Eine große Erleichterung mit Hundekopf. Ich bin sehr zufrieden.
Weihnachten ist also zur Hälfte vorbei. Dabei hab ich noch nichtmal so richtig mit dem Kekserl-Essen begonnen!
Ab in den Süden!

Mittlerweile scheinen mir die Einwanderer in dieser Frage Recht zu geben: Wie unter anderem der Kurier berichtet, kehren seit einiger Zeit hunderte von ihnen freiwillig in ihre jeweilige Heimat zurück. Vor allem Menschen aus dem Irak, aus Afghanistan und dem Iran stellen sich vor den Botschaften ihrer Länder um Reisedokumente an. (Auch die Syrer wollen zurück, können derzeit aber nicht.) Offenbar ist das Leben zuhause doch komfortabler als das in österreichischen Flüchtlingsunterkünften. Wer manche dieser Flüchtlingsunterkünfte kennt, der wird jetzt sagen: Nun, dazu brauchts nicht viel. Mag sein. Aber: Um Leib und Leben fürchten muß man dort nicht, man bekommt zu essen, es gibt eine medizinische Grundversorgung, Güter des täglichen Bedarfs werden von Spendern herbeigeschafft. Das ist keine Situation, die eine Flucht rechtfertigt. Wenns zuhause schöner ist, dann war die Abreise von dort wohl auch eher nicht als Flucht zu einzustufen.
Was die Rückreisebewegung anheizen dürfte: Langsam dämmert es den Einwanderern, daß sie falschen Versprechungen aufgesessen sind. Viele von ihnen fühlen sich ja gar nicht als Flüchtlinge bzw. geben auch nicht vor, es zu sein. Merkels berüchtigte „Einladung“ hat sich in dieser Weltgegend verselbständigt. Man glaubt dort zu wissen: Deutschland benötigt dringend 3 Millionen arbeitswilliger junger Männer und ist bereit, diese quasi als Belohnung für die Mühen der Reise auch mit Geschenken zu empfangen. Daß dies nicht so ist, erkennen die Menschen erst, wenn sie hier fest sitzen. Wir können davon ausgehen, daß die Rückreise nur von denen angetreten wird, die noch Kraft haben. Die anderen bleiben frustriert in den ihnen zugewiesenen Unterkünften … und ich will nicht dabei sein, wenn sich dieser Frust entlädt.
Das perverse daran: Die Versprechungen, die den jungen Südländern gemacht werden, sind keineswegs so falsch. Nicht nur Deutschland, ganz Europa überaltert in erschreckendem Tempo. Das schadet nicht nur dem Sozialsystem, das immer als plakatives Beispiel herhalten muß, sondern der gesamten Wirtschaft. So hat Amazon schon im Sommer (ganz zufällig kurz vor Merkels „Einladung“) kundgetan, daß in Deutschland für das Weihnachtsgeschäft wahrscheinlich tausende Mitarbeiter fehlen werden. Nota bene: Amazon beschäftigt ohnehin bereits billigste Lohnsklaven aus den ärmsten Ländern Europas - aber auch von denen sind offenbar nicht mehr genug zu bekommen. Wenig überraschend war es dann auch Amazon, das am Höhepunkt der Einwanderungswelle ganz human erklärt hat, den Flüchtlingen „regulär bezahlte Arbeit“ in Deutschland verschaffen zu wollen. Zufälle gibts …
Auch andere Großunternehmen (z.B. Daimler) erklären offen, daß sie die Zuwanderer dringend benötigen. Als Arbeitnehmer, aber natürlich auch als Konsumenten, die die Binnennachfrage ankurbeln.
Ich bin überzeugt, daß Merkel ihr großes Herz für notleidende Syrer nach Gesprächen mit genau diesen Großunternehmen entdeckt hat. Vielleicht war sie der irrigen Auffassung, man könne das komplexe Thema unter einer emotionalen Welle der Hilfsbereitschaft verstecken. Sie hat sich geirrt und nur Verlierer zurückgelassen: die europäische Solidarität, ihre eigene Partei, die Immigranten und die vielen Helfer, die ans Ende ihrer Kräfte geraten.
Statt rasch ein paar Syrer zu importieren, hätte man sich fragen müssen:
- Wie bringt man die Arbeit innerhalb Europas zu den Arbeitslosen? Warum findet Amazon in Ostdeutschland keine Mitarbeiter, wenn in Spanien und Griechenland tausende ohne Job dastehen?
- Wo bleibt die gesellschaftliche Diskussion um den Mindestlohn? Wie kann es sein, daß Unternehmen lieber gar nicht produzieren, als marktgerechte Löhne zu zahlen? Welche verrückte Gesellschaft ist das, die die Differenz zwischen den tatsächlichen Niedrigstlöhnen und einem erträglichen Mindestlohn vom Steuerzahler (=also vom unterbezahlten Arbeitnehmer selbst) auffüllen läßt, um nur ja den Gewinn des Unternehmers nicht zu schmälern?
- Warum schafft es niemand in Europa, eine bedarfsorientierte Einwanderungspolitik zu betreiben, die gezielt jene Altersgruppen und Fähigkeiten hereinholt, die dringend benötigt werden … und jene draußen läßt, von denen wir genug haben?
Das Drama ist ja auch: Diejenigen, die jetzt zurück in ihre Heimatländer fliegen, die kommen kein zweites Mal. Und niemand weiß, ob es nicht vielleicht genau sie waren, die wir gebraucht hätten.
Jolla: The Force Awakens

The Force Awakensam Titel des neuen Star Wars Films bedient. Bekannt ist nun:
- Eine neue Finanzierungsrunde konnte gestern erfolgreich abgeschlossen werden. Der Pleitegeier ist fürs Erste verscheucht, auch wenn die kleine Firma nach wie vor nicht im Geld schwimmt. Antti Saarnio betont: Die Entwicklung des Sailfish-Betriebssystems ist gesichert. (Es ist bei solchen Sätzen dann immer wichtig zu hören, was nicht gesagt wird. *gg*)
- Partner aus Russland, China und Indien sind mit dabei.
- Der Intex-Deal lebt (auch das wurde erst gestern frisch bestätigt), ein neues Telefon mit Sailfish OS wird von der indischen Firma auf den Markt gebracht.
- Noch nicht ausgestanden ist das Chaos rund um das Tablet. Antti Saarnio bezeichnet es als
Tablet-Gate
und kündigt an, daß die Firmenleitung sich nach Weihnachten „für eine Lösungsmöglichkeit entscheiden wird“. - Weitere Details werden morgen in einer offiziellen Mitteilung des Unternehmens auf der Homepage bekannt gegeben.
Grundsätzlich sind das gute Neuigkeiten: Mir war in erster Linie wichtig, daß Sailfish OS weiterlebt, und genau das scheint nun vorläufig gesichert. Was es mit der Finanzierungsrunde auf sich hat, ob hier neue Partner eingestiegen sind, die auch andere Bedingungen diktieren - man weiß es nicht. Sich jetzt darüber gedanken zu machen, wäre pure Spekulation.
Ebenfalls ein positives Zeichen ist, daß Intex nicht vom Sailfish-Zug abgesprungen ist. In diesen unsicheren Zeiten wäre das nicht überraschend gekommen. Daß der Vertrag erst gestern nochmal „bekräftigt“ wurde, ist wohl aber ein Hinweis darauf, daß das alles nicht so selbstverständlich war in den letzten Wochen.
Mit der Formulierung Tablet-Gate
macht der Jolla-Chef klar, daß aus dem einstigen Vorzeige-Projekt ein Klotz am Bein geworden ist. Was genau dabei schief gelaufen ist, wird die Öffentlichkeit wohl so schnell nicht erfahren. Vieles deutet aber mittlerweile darauf hin, daß die Finnen sich bei den Geschäften mit den chinesischen Produzenten nicht besonders geschickt angestelt haben.
Ein kleines bißchen kann man sich auch des Eindrucks nicht erwehren, daß einer der Geldgeber Jolla einfach nur seine Macht demonstrieren wollte: Die vorübergehende Zahlungsunfähigkeit kam ja nur deshalb zustande, weil die für November geplante Finanzierungsrunde nicht abgeschlossen werden konnte. Man wußte auch, daß dies nicht am Rückzug eines Investors lag oder an mangelndem Interesse der Geldgeber. Nein: Einer der Investoren sah sich außerstande, die Entscheidung vor Dezember zu treffen … Und jetzt, nach Kündigungen, der Übersiedlung in ein viel kleineres Büro, der Eröffnung eines Sanierungsverfahrens etc. ist der Geldgeber wieder bei Laune? Da will man nicht so recht an eine bloße Entscheidungsschwäche im November glauben.
Ich bin gespannt, ob die offizielle Mitteilung auf der Jolla-Homepage morgen noch mehr Infos bietet oder ob sie nur den gleichen inhalt schöner formuliert als Antti Saarnio heute im IRC. ;)