Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

SMS vom PC aus beantworten mit HeySMS

Klassischer Fall von lästig: Man ist konzentriert am PC zugange, das Telefon empfängt eine SMS. Aufstehen, Telefon holen, SMS beantworten, Telefon weglegen, am PC weitermachen, … und 5 Sekunden später kommt die Antwort-SMS. Muß man denn an zwei Geräten rumtippen? Muß man denn auf einem Touchscreen rumfitzeln, wenn man eine komplette Tastatur vor sich hat?

Muß man grundsätzlich nicht. Seit Jahr(zehnt)en bieten Handy-Hersteller in ihren begleitenden PC-Programmen irgendeine Möglichkeit an, auch SMS-Nachrichten zu empfangen und zu versenden. Das nützt nur nix: Erstens laufend diese Programme tendenziell selten unter GNU/Linux, zweitens hat man sie mit 99,9%iger Sicherheit nicht offen, wenn grad eine SMS kommt. Was aber auf jedem Betriebssystem läuft und was man immer offen hat (jedenfalls als Internetgiftler) ist irgendein Chat-Programm. SMS, Chat, … eigentlich ist das ja das gleiche. Das müßt sich doch irgendwie zusammenstöpseln lassen? Läßt sich!

Thibault Cohen hat ein Programm für das Nokia N900 geschrieben, das dieses Problem auf beeindruckend simple Weise löst. Solange HeySMS am N900 läuft, erzeugt es dort für jeden SMS-Absender einen Chat-Account, der sofort als Gesprächspartner am PC sichtbar wird. Man sitzt also am PC, sieht einen neuen Kontakt online gehen (mit dem Namen, der im Telefonbuch des N900 für den Absender hinterlegt ist) und empfängt seine SMS als Chat. Geantwortet wird im Chat-Fenster am PC, das N900 sendet die Antwort per SMS wieder zurück. Der Witz dabei: Am PC muß man dafür nichts installieren oder ändern. Weil HeySMS auf existierenden Standards aufbaut, passiert das alles automatisch. Einzige Voraussetzung: Das Chat-Programm muß vor HeySMS gestartet werden und muß einen Account nach dem XMPP Serverless Messaging Protokoll aktiviert haben, an den HeySMS andocken kann. Serverless Messaging wird unter anderem von Pidgin, Empathy (und allen anderen Telepathy-Clients), Adium, iChat, Kopete, Trillian und Miranda unterstützt - das deckt alle Desktop-Betriebssysteme ab, theoretisch ist damit sogar die Weiterleitung von einem N900 aufs andere möglich. Besonders gefällt mir natürlich, daß Empathy hier von Haus aus mitspielt. Dieser Client ist fest mit meinem Gnome-Desktop verdrahtet und schiebt eine dezente kleine Chat-Zeile über den Bildschirmrand, auch wenn ich ihn zuvor gar nicht extra gestartet habe.

Ich war von Anfang an begeistert von HeySMS, das gerade heftig perfektioniert wird (Code hier). Warum genau es mir solche Freude bereitet hat, war mir zunächst nicht ganz klar … bis ich dann draufgekommen bin: Ich selbst hab 2010 genau dieses Programm vorgeschlagen! Wie geil!

Einziges Manko: Meine Haupt-SIM-Karte steckt nicht mehr im N900. Thibault Cohen plant zwar, HeySMS auch noch aufs N9/N950 zu portieren. Für mein C7 siehts aber düster aus. Ich glaub nicht, daß der Python-Code dort läuft. Wurscht erst mal, ich freu mich über diese simple und nützliche Applikation. Ist es nicht beeindruckend, wie aus der Maemo-Community immer wieder solche Lösungen kommen, obwohl Nokia selbst das N900 schon 3x totgeschlagen hat? Ätsch, Herr Elop. Ätsch! :)

 
Deep_Blue meinte am :
Perfekt.
Und Leute die schon ein modernes Smartphone verwenden nehmen einfach
MySMS.

Bei mir funktioniert das tadellos. 
ossi1967 antwortete am :
Ganz stimmt das nicht

MySMS ist ja in erster Linie im Feature-Phone-Sektor unterwegs. Für kommerzielle Firmen ist der Smartphone-Markt meist zu klein.

Aber rein von der Arbeitsweise her ist MySMS doch auch anders, oder? Erstens muß man sich dafür wieder irgendwo registrieren, zweitens laufen die Daten quer durch Netz zu einer Wolke... drittens und vor allem aber funktioniert doch das Lesen und Schreiben am PC nur recht umständlich über eine Web-Oberfläche, richtig? Das heißt im besten Fall: Ich hör das Telefon piepsen, muß auf die MySMS-Seite wechseln, mich einloggen und hab dann erst die SMS vor mir. Wenn ich das Telefon gerade nicht gehört hab (weil es noch im Nebenzimmer liegt), hab ich Pech. Ist das nicht so? Oder hab ich da wieder was falsch verstanden?

Update: Es ist so, ich hab grad mein Android-Handy wieder aus der Schachtel geholt und es ausprobiert. Müde Sache.

 
Deep_Blue antwortete am :
Nicht ganz
Es gibt auch eine App für das Handy.
Klar musst du dich registrieren, die wollen doch deine Daten haben, oder willst wieder alles geschenkt haben ? :-))

Ja, lesen und schreiben über einen WebOberfläche.
Die SMS scheint aber sowohl auf deinem Handy als auch auf dem PC auf.
Genauso kannst du auch sowohl über das Handy oder den PC schrieben, die Sync ist blitzschnell und funktioniert sehr gut.

Du musst halt nur deine SMS Anwendung auf dem Handy durch die App ersetzen, dann flutscht das wirklich gut.
Ich bin zufrieden, die Tipperei am Handy ist ja mühsam. :-9 
ossi1967 antwortete am :
Wie gesagt, ich habs eh ausprobiert

Im Vergleich zu HeySMS ist es umständlich. Gemeinsam haben beide Lösungen, daß man am Handy ein Programm installiert, das die SMS weiterleitet. Gemeinsam ist auch, daß die SMS natürlich in der SMS-Anwendung des Telefons erhalten bleibt und je nach Wunsch von dort aus oder vom PC beantwortet werden kann.

Der Nachteil bei mySMS ist, daß ich am PC nur die Web-Oberfläche hab. Die geht bei einer eingehenden SMS nicht selbständig auf, ich muß sie extra aufrufen (sofern ich das Piepsen am Handy überhaupt gehört hab). Da kann ich auch gleich wieder mein Handy ausm Schafzimmer holen. (Angeblich - das wollt ich nicht ausprobieren - gibts es auch ein PC-Programm, das diesen Nachteil ausgleicht. Aber das machts dann wieder abhängig vom Betriebssystem und vom verwendeten Computer.)

Außerdem seh ich wirklich nicht ein, wozu ich mich wegen sowas wieder in irgendeiner „Cloud“ registrieren soll, wenn ich es auch völlig unter meiner Kontrolle im lokalen Netz laufen lassen kann. Also ich versteh schon, daß man mySMS verwendet, wenn man sonst nix hat … aber im direkten Vergleich zu HeySMS stinkts schon gewaltig ab.

 
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