Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Die Grünen gendern andersrum

2010 geh ich das nächste Mal wählen: Wien steht an. Bei Wahlen kommen die Grünen immer wieder mal in die Verlegenheit, mir von diversen online-Wahlhilfen als „meine Partei“ angetragen zu werden. Tatsächlich habe ich sie früher auch mit schöner Regelmäßigkeit gewählt. In den letzten Jahren ist diese einstige Liebe aber deutlich abgekühlt.

Den letzten Zoff mit mir hatte die Partei anläßlich der Europawahl 2009. Man hätte jetzt grünerseits schlau sein und den höchsten Trumpf aller Politiker ausspielen können: das Vergessen. Tatsächlich hats für einige Zeit so ausgesehen, als würde genau das passieren:

Glawischnig-Piesczek war zwei Monate aus der Schußlinie. Lunacek wurde nach Brüssel/Straßburg/(eigentlich wurscht wohin) abgeschoben. Korun und Sburny hatten offenbar die interne Auflage, Presseaussendungen nur mehr zu nicht schlagzeilenwirksamen Themen zu verfassen. Das oberösterreichische Wahlergebnis (Stagnation statt Verlust) durfte im Fernsehen sogar jemand kommentieren, den die grüne Oberschicht normalerweise lieber ins Kellerabteil sperrt: Efgani Dönmez, einer der wenigen dort mit einer echten Berufsausbildung und Ahnung vom wirklichen Leben.

Der Plan hätte aufgehen können. Wenn nicht … ja, wenn nicht „Die Grünen Andersrum“ wieder meine Erinnerung aufgefrischt hätten. Die Erinnerung daran, womit mans zu tun hat. Ich zitiere aus einer Mitteilung:

Iris Hajicsek erklärt, was es mit der neuen Schreibweise, die die Grünen Andersrum Wien seit einigen Monaten verwenden auf sich hat. […]

[…] verwenden die Grünen Andersrum Wien schon seit einigen Monaten in offiziellen Aussendungen statt des schon zur Tradition gewordenen Binnen-"I"s die neuere Form der nichtmaskulinen Schreibweise, nämlich den Unterstrich "_": Aus SprecherInnen werden beispielsweise Sprecher_innen, denn der Unterstrich soll die Aufhebung der geschlechlichen Dualität von Mann und Frau symbolisieren und auch die Personen sichtbar machen, die sich abseits der traditionellen Geschlechtsrollen befinden, wie Transgenderpersonen oder Intersexuelle.

"Neuere Ansätze der feministischen Theorie zeigen auf, dass der Faktor Geschlecht nicht so naturwüchsig ist, wie er vielen oft erscheint", erklärt Hajicsek. […]

Die Grünen Andersrum sind auch in der Vergangenheit hin und wieder durch kleine Ausrutscher aufgefallen (die Anti-Iran-Kundgebung ist mir bis heute ein Rätsel). Langsam wirds aber selbst mit gutem Willen unmöglich zu verstehen, was die eigentlich tun und wollen. Wien 2010: Die grüne Stimme wird sich nicht ausgehen bei mir, schätz ich jetzt mal. (Was durchaus schade ist. Das war mal eine Partei mit Mut und Hirn.)

Zum Thema noch zwei Web-Empfehlungen aus der Kategorie „Sachen zum Lachen“:

Irene Brickner hat wenige Tage nach der Veröffentlichung des oben zitierten Texts auf derstandard.at in ihrem Blog (von dem niemand weiß, ob es ernst gemeint oder Satire ist) zum Thema gegenderte Sprache, Binnen-I und Binnen-_ geschrieben. (Durch sie bin ich auf die - leider sicher ernst gemeinte - Seite der Grün_innen gestoßen.) Unter anderem erklärt sie dort bierernst, das Binnen-I habe auch in die gesprochene Sprache längst Einzug gehalten, und zwar wird es dort pantomimisch ergänzt. Ja, eh. Alle hüpfen beim Reden ununterbrochen auf einem Bein, um das Binnen-I pantomimisch zu ergänzen. Der Brickner-Beitrag hat auch eine ganze Reihe wirklich lustiger Leserkommentare hervorgebracht. Klickst Du!

Fast noch besser allerdings: das Video „Spiegel TV - Pixi Buch Skandal“ auf YouTube. Dort gehts auch um grüne Politiker_innen, allerdings in Hamburg. Die haben Probleme mit einem diskriminierenden, rassistischen und sexistischen Kinderbuch. Ich war erschüttert!

 
Deep_Blue meinte am :
Danke !
Lieber Ossi, vielen lieben Dank, für die unbeschwerten und lustigen Minuten die ich mit dem Pixi-Buch-Video verbringen durfte.

Endlich stehen PoliterInnen auf (ich bin jetzt auf einem Bein gehüpft, ich schwöre) und weisen auf die wahren Probleme Europas hin.

Die Wiener Grünen sind da anders, die wissen wie Wahlkämpfe ausgefochten werden.
Letztens verlangten sie eine sofortige Ausweitung der Kurzparkzone auf ganz Wien.

Ja, weiter so, die Wählerherzen und Stimmen werden Euch nur so zufliegen :-)))

Was ich bisher nicht wusste, dass du offensichtlich eine Drogenvergangenheit hast.
Oder wie soll ich mir diesen Satz sonst erklären ?

"(Was durchaus schade ist. Das war mal eine Partei mit Mut und Hirn.)"


lg
Michi 
ossi1967 antwortete am :
:) Das Pixi-Buch ist super

Ich bin mir ja immer noch nicht 100%ig sicher, ob der Film echt ist oder ob das ein 1.-April-Beitrag war von Spiegel TV. Gelacht hab ich jedenfalls sehr.

 
Balver meinte am :
Gab es die Grünen schon im Mai 1978?
"Eine Kirchenspaltung provozieren jene, die die heilige Messe zu einem Mahl umfunktionieren" (P. Franz Schmidberger, Südwestpresse Ulm, Mai 1978). 
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