Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Das iPhone X

Das erste Jolla-Telefon Apple-Content in einem Blog, in dems hardwaremäßig normalerweise nur um Smartphones geht? Doch, das paßt zusammen:

Heute in der Früh informiert mich mein Radiowecker darüber, daß Apple die Smartphonesteuerung mit Wischgesten und damit das Smartphone ohne Hardware-Button erfunden hat.

Das läßt nur einen Schluß zu:

Das iPhone X, über das da berichtet wurde, ist nichts anderes als das erste Jolla Phone aus dem Jahr 2013, von Apple neu eingefärbt und zum doppelten Preis verkauft. 2013 hat Jolla nämlich mit SailfishOS das Konzept der Steuerung über Wischgesten eingeführt und auf Hardware-Tasten zur Navigation komplett verzichtet. Vier Jahre hat Apple gebraucht, um die Idee zu stehlen. Wahrscheinlich hats so lange gedauert, bis sie die Richtungen angepaßt haben, in die gewischt werden muß. Wo man beim Jolla von links nach rechts wischen muß, benötgt das iPhone eine Geste von unten nach oben usw. Da steckt schon viel kreative Leistung dahinter. *LOL*

Aber was solls, ich bins ja gewohnt: Die technischen Revolutionen, mit denen Apples iPhones in die Schlagzeilen kommen, habe ich auf echten Smartphones im Schnitt immer schon fünf Jahre vorher gehabt. :)

 
schlosser meinte am :
*LOOOOOOL*
Genialisch.
Alle Welt erstarrt ehrfürchtig vor Timi Cookies neuestem Geniestreich. Sogar *live* aus der neuen (und dem abgeschafften Home-Button nachempfundenen) Schaltzentrale der dunklen Seite der Macht.

Alle Welt?
Nein, ein kleines gallisches Dorf...

...nein, kein gallisches Dorf.
Der Ossi macht sich mal wieder (zu Recht) drüber lustig. :-))
Beim Preis tust aber a bisserl tiefstapeln: Die verlangen so um die 1.200 Dollar für das Teil - komplett deppat.

What a crazy world we're livin in. 
ossi1967 antwortete am :
@schlosser: gebremste Begeisterung

Ganz so ehrfürchtig wird nicht erstarrt, gar so heftig sind die Begeisterungsstürme nicht. Sogar dasfaschblatt.at, ansonsten ein reiner Apple-Newsletter aus dem Reality Distortion Field des Konzerns, spricht in der Schlagzeile zum iPhone X von gebremster Begeisterung. In den guten, alten Maemo/Sailfish-Foren, in denen ich mich herumtreibe, wurde bisher jedes neue iPhone-Modell wenigstens irgendwie kommentiert. Diesmal - Schweigen. Es interessiert einfach niemanden. Nicht einmal ein hämischer Seitenhieb über die Gestensteuerung ist gekommen.

Was natürlich die übliche Zielgruppe nicht daran hindern wird, sich das Ding um USD 1.200,- zu kaufen und dann ausschließlich fürs Telefonieren zu verwenden. Aber es ist so schööön! *gg*

 
raini antwortete am :
x für u
Naja, einige technische Neuerungen hat es schon … die 3D Gesichtserkennung, die man dann auch auf die Animoticons, oder wie die Dinger heißen, übertragen kann. Da kann man dann den Scheißhaufen mit der eigenen Mimik animieren. Sehr lustig. Das ganze ist aber natürlich erst die Vorstufe, da es in Zukunft möglich sein wird, andere Features mit seiner Mimik zu steuern. Wie das gehen soll, weiß ich noch nicht, aber es macht mir irgendwie Angst. Zumal das ja eine für die breite Masse "verfügbare" Technik ist. Ich will gar nicht wissen, was militärisch/geheimdienstlich schon alles möglich ist zum Thema Gesichtserkennung. Forscher haben ja bereits bewiesen, dass mit Hilfe div. Algorithmen z.B. schwule Männer allein aufgrund ihres Gesichts mit 80%iger Wahrscheinlichkeit mit solchen Gesichtserkennungsprogrammen herausgefiltert werden können. (http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/software-kann-homosexuelle-anhand-von-fotos-erkennen-a-1166971.html)

Schon sehr spooky. Natürlich ist der Preis astronomisch und völlig verblödet. Es wird zu einem reinen Statussymbol. Aber das hat ja auch schon Samsung mit dem Galaxy Note 8 vorgemacht. Und auch ich überlege natürlich, ob ich mir ein neues iPhone anschaffen soll. Mein 6er mit 16GB Arbeitsspeicher lahmt schon. Jetzt stellt sich dann die Frage: ein günstigeres 7er zu kaufen, oder gleich auf das 8er oder sogar das X umzusteigen und technisch up-to-date zu sein? Wenn man sonst mit Apple arbeitet, ist der Umstieg auf andere Marke schwierig, zumal die Synchronisation mit den anderen Apple-Geräten einfach einwandfrei funktioniert. Dass man sich in eine Abhängigkeit begibt, ist mir klar. Und auch ich ärgere mich darüber manchmal auf, weil man ja mehr oder weniger gezwungen wird, ständig upzudaten und immer wieder entweder neue Ladestationen oder Adapter etc. zu kaufen, weil es immer irgendeine Innovation geben muss. Aber unterm Strich funktioniert es! Und zwar in den meisten Fällen reibungslos. Ich bin weder Programmierer noch habe ich Zeit und Lust mich in die Untiefen von Systemsoftwares zu begeben. Ich will ein Gerät, das funktioniert und mit meinen anderen Geräten kompatibel ist. Natürlich kann man sich auch ein Jolla kaufen und dann Stunden damit verbringen, sich darüber zu ärgern, dass das Handy ständig neu startet, weil man es gecrackt hat. Ich möchte jetzt mal sagen, ich kenne jemanden, der in den letzten Jahren weit mehr Geld in Smartphones investiert als ich in meiner ganzen beruflichen Laufbahn in Apple-Handys gesteckt habe ;-) Da muss man beim Bashing schon auch mal ein bisschen leiser treten, gelle ;-)) Bussele …………… 
ossi1967 antwortete am :
@raini: Ein X für ein U ... genau das!

Den Konsumenten ein X für ein U vorzumachen, genau das tut Apple seit fast 20 Jahren. Längst bewährte und gut eingeführte Technologie wird mit billigen Jahrmarkttricks als der schärfste Gurkenschneider aller Zeiten verkauft. Beim iPod hat man der Welt erklärt, daß Apple soeben den MP3-Player erfunden hat. Beim iPhone hat man allen weisgemacht, daß Apple das Smartphone erfunden hat. Das nenne ich „Ein X für ein U vormachen“. Und das ist die Kernkompetenz des Konzerns: nicht Technik, sondern Gaukelei (oder „Werbung, Marketing“, wie auch immer man das heutzutage euphemistisch nennt).

Wenn Du schreibst, daß der Umstieg auf andere Marken schwierig [ist], zumal die Synchronisation mit den anderen Apple-Geräten einfach einwandfrei funktioniert, dann sagst Du damit nur eines: Apple schafft es offenbar nicht, einen sauberen Datenaustausch über Industriestandards anzubieten. Weder traust Du Deinem OSX-PC auf Dauer einen Austausch unternehmenskritischer Daten mit einem Android-Handy zu, noch möchtest Du Dich darauf verlassen, daß Dein iPhone problemlos mit einem Ubuntu-Rechner spricht. Deine Wahrnehmung ist: Apple hat das alles so gut gebaut, daß es natürlich zwischen Apple und Apple am besten funktioniert. Meine Wahrnehmung ist: Apple hat da eine grobe Schwachstelle, die schaffens grad mal, ihre eigenen Geräte miteinander sprechen zu lassen. Über Standardprotokolle mit Geräten anderer Hersteller Daten auszutauschen, das schaffen sie kaum. (Das entspricht auch meiner alltäglichen Erfahrung. Es ist jedesmal ein Drama, wenn mein Buder mir größere Datenmengen von seinem iPhone schicken will, die per Mail nicht mehr gehen. So ein iOS-Gerät spricht einfach nicht mit Menschen außerhalb der Apple-Blase.)

Ich würd das nicht ganz billige Handyverschleißhobby des Herrn Schlosser nicht 1:1 dem Preis des iPhone X gegenüberstellen: Es ist ja schon ein Unterschied, ob ich um $ 1.200,- ein Handy bekomm oder drei. Wobei der Preis zwar absurd hoch ist, aber noch der geringste Kritikpunkt. Zumindest was Apple betrifft: Wenn ich den Preis für verrückt halte, darf ich deswegen nicht Apple kritisieren. Ich muß die Leut kritisieren, die das Geld auf den Tisch legen für so ein Gerät. Und da denk ich mir dann immer: Besser als sie versaufen's im Wirtshaus.

Übrigens gibts tatsächlich was Großartiges am iPhone X. Apple hat's aber kaum an die große Glocke gehängt: Nicht nur ist der verwendete Chip ungewöhnlich schnell, er verfügt auch über ein neuronales Netzwerk für künstliche Intelligenz. Das ist der Teil des Systems, der für die Gesichtserkennung zuständig ist. Natürlich ist auch das nicht neu (die ersten Berichte über neuronale Netze in Smartphone-Chips sind 2015/2016 aufgetaucht, entsprechende Hardware wird auch von Samsung in Galaxy-Geräten verwendet), ich bin mir aber nicht sicher, ob die Technik schon einmal so (relativ) sinnvoll und sichtbar angewendet wurde. Nicht nur kann das der Anfang für sehr interessante Neuentwicklungen sein: Es ist auch ein Schritt in Richtung mehr Privatsphäre. Vieles von dem, was über neuronale Netzwerke berechnet wird, muß heutzutage vom Handy übers Internet zu einem Server zur Verarbeitung geschickt werden. Die Hardware im 08/15-Handy wär einfach zu schwach. Wenn man einen Teil davon ins Handy zurückverlagern kann, ist das ein großer Schritt vorwärts.

PS: Ein Jolla startet nicht neu, weil man es gecrackt hat. Man kann es nicht cracken, weil es einfach offen ist. Ein Jolla startet neu, wenn die Batterie nach 2 Jahren langsam stirbt (dann setzt man einfach eine neue ein) oder wenn man ein Montagsgerät aus den ersten Produktionsläufen erwischt hat. Da sitzt der Akku nämlich wackelig im Fach. In so einem Fall faltet man ein kleines Stück Papier, schiebt es in den Spalt … und schon ist man Heimwerkerkönig. *gg*)

 
raini antwortete am :
Das klingt mir alles schon wieder viel zu sehr nach Wissenschaft :-)
Ich bin ja nur ein User, der will, das alles funktioniert. Deine Kritikpunkte sind sicher berechtigt. Aber ich weiß ja auch selbst, dass ich mich beim Kauf von Apple-Produkten einem einzigen Konzern ausliefere. (Aber das ist bei Android/Google ja nicht anders.)

Und eben weil mir das bewusst ist, lasse ich mich nicht gerne in einen Topf mit "blinden" Apple-Jüngern schmeißen, denen das alles Wurscht ist. Schlechte Arbeitsbedingungen bei Foxconn? Unterbezahlte, lebensgefährliche Arbeitsplätze? Alles Wurscht … ich argwöhne schon damit. Aber ehrlich: Außer vielleicht beim Fairphone, trifft dieser Kritikpunkt nicht auch auf die anderen Handymarken zu?

Und natürlich verdient Apple sein Geld hauptsächlich mit Marketing. Deswegen ist die Marke ja gerade bei Werbern so beliebt. Apple ist seit seinem Bestehens die 1. Wahl im Bereich Grafik/Bildbearbeitung. Wen wundert's also, wenn alle ob der guten Marketingstrategie ganz verzückt sind. Das hat neben Apple nur Nespresso geschafft, ein eigentlich böses Produkt so zu verkaufen, dass es alle ganz geil finden.

Was deine Kritik am Datenaustausch betrifft: Ich habe schon immer erstaunt zugesehen, wenn der Hase1 einfach eine ext. Speicherkarte ins Handy geschoben und damit seinen Speicher um ein Vielfaches erweitert hat. Oder wenn ihr euch gegenseitig die Datenvolumina nur so um die Ohren gefetzt habt. Das geht bei Apple nicht. Apple sagt, aus Sicherheitsgründen, weil sie eben nicht wollen, dass andere in das Herz von Applegeräten "vorstoßen". Dass es technisch möglich wäre, davon ist auszugehen. Es ist halt deren Firmenpolitik, das zu unterbinden. Das mag einerseits ärgerlich sein, andererseits gibt es auch mehr Sicherheit. Kein anderes Produkt ist so wenig zu knacken bzw. angreifbar wie ein Appleprodukt. Zumindest aus meiner Sicht. Bestimmt gibt es Hacker, die auch ein Apple-Jailbrake hinkriegen. Aber wenn selbst die NSA nicht an die Userdaten in einem iPhone kommt, dann spricht das schon für Apple.

Und was die Sache mit mp3 betrifft: Apple mag den mp3 Player nicht erfunden haben, aber mit dem iTunes Store hat Apple dem Format definitiv zum Durchbruch verholfen. Es mag sein, dass andere die Technologien erfunden haben und Apple diese nur kopiert hat. Aber es war eigentlich zumeist Apple, die es dann letztendlich geschafft haben, diese Technologien so einzusetzen, dass ein Produkt herausgekommen ist, das es so bisher noch nicht gegeben hat. Das muss man auch mal so stehen lassen können. Vor 15 Jahren hätte sich niemand gedacht, dass die Leute einmal wie deppert Tablett-PCs kaufen. Das iPad hat es vorgemacht, wie es geht.

Und dass das iPhone eine Revolution auf dem Handymarkt ausgelöst hat, ist auch nicht abzustreiten. Oder hat es damals irgendein Hersteller geschafft, all diese schon bestehenden Technologien (swipen, zoomen, etc.) so zu kombinieren und in einem Gerät zu verpacken, dass damit ein kleiner Computer im Telefonformat herauskommt? Das war nun mal Apple bzw. Steve Jobs.

Ich bin echt sehr kritisch, was Apple angeht und verstehe viele deiner Kritikpunkte sehr gut. Trotz- oder auch gerade deswegen sollte man aber auch die Verdienste nicht ganz unter den Teppich kehren. 
schlosser antwortete am :
@ lepre_due: MIO DIO!
Perchè sei molto eccitato? È solo un cellulare... ;-)
...inoltre: NON HO COMPRATO TROPPO CELLULARI! *grr*

aspetta... perchè ricevi un nuovo cellulare per il tuo compleanno... e perchè c' è un mela. Se ti fa felice, io comprare due mele per te. ('Pink lady?' - *LOOOL*)

ti amo, la mia lepre dolcissimo... !! :) 
raini antwortete am :
Lasagne
Faccio Lasagne per il mio compleanno. Niente mela. Niente cellulare. Vino rosso e lasagne. Tanto vino. Tanto lasagne. E tanto silenzio :-))) 
schlosser antwortete am :
come ti piace.
Faccio tutto per tranqillità nella casa. :-))
(Ma: Dite! il mio scherzo con 'Pink Lady' ero molto diverdente, no? *gg*) 
ossi1967 antwortete am :
Silenzio!

Wo samma denn do? Ich versteh nur „Wiener Pferdelasagne“ (Vino rosso e lasagne). Tuz Euch integrieren, redts Deitsch!

 
ossi1967 antwortete am :
@raini

Wen wundert's also, wenn alle ob der guten Marketingstrategie ganz verzückt sind.

Da muß ich erst mal meinen Head herumwrappen um diese Aussage. Ich hab noch nie jemanden kennengelernt, der von Marketing verzückt wäre. Marketing is ja was Böses, Verwerfliches. Wer sich davon erotisieren läßt, hält im Kino wahrscheinlich auch Darth Vader die Daumen und freut sich über jeden toten Ewok. (Granted, Ewoks suck. C-3PO ist der Held.) Mit ein Grund für den Haß auf Apple ist ja zu einem großen Teil einfach die Tatsache, daß sie diese Art von Marketing machen. Das geht’s noch gar nicht so sehr um eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Produktpalette.

Was eine SD-Karte mit Sicherheit zu tun hat, kann ich aus technischer Sicht nicht nachvollziehen. Sicherheitstechnologien basieren auf Verschlüsselung, und ich kann alles verschlüsseln, was in Bits und Bytes auf irgendeinem Datenträger gespeichert ist.

Aber es war eigentlich zumeist Apple, die es dann letztendlich geschafft haben, diese Technologien so einzusetzen, dass ein Produkt herausgekommen ist, das es so bisher noch nicht gegeben hat. […]

Und dass das iPhone eine Revolution auf dem Handymarkt ausgelöst hat, ist auch nicht abzustreiten.

Na schau, da samma uns einig. Wobei ich halt sag: Besser für uns alle wärs gewesen, wenn es diese Produkte nie gegeben hätte, wenn diese Umwälzung des Handymarktes nie stattgefunden hätte. Apple unter Steve Jobs hat - mit ganz wenigen Ausnahmen, vor allem im letzten Jahrtausend - immer Marktveränderungen zum Nachteil des Konsumenten verursacht. Das laste ich vor allem Steve Jobs als Person an. Darum stimme ich auch voll der Aussage zu, die mein Held und Vorbild RMS anläßlich von Steve Jobs Tod getätigt hat: I'm not glad he's dead, but I'm glad he's gone. Er war einfach ein durch und durch schlechter Mensch.

Beispiel iTunes/iPod: Wie hat der Markt vorher ausgesehen? Jeder konnte MP3-Files aus jeder beliebigen Quelle auf jeden beliebigen MP3-Player spielen, sich die Software aussuchen, die ihm am besten gefällt, bei Bedarf den Hardware-Hersteller wechseln. Wie sieht die Welt von Apple aus? Nach dem Willen des Konzerns waren iTunes und iPod ein unzertrennliches Paar. Wolltest Du das eine nutzen, brauchtest Du das andere mit dazu. Du findest iTunes und das Angebot im Store toll, kommst aber mit dem iPod so gar nicht klar? Pech. Apple hat immer versucht, die Hardware anderer Hersteller auszusperren. (Nicht immer auf Anhieb erfolgreich, aber auf lange Sicht doch erfolgreich genug.) Du liebst Deinen iPod, bekommst iTunes aber auf Deinem Laptop nicht zum Laufen? Tja, Pech. Dann mußt Du Dir einen anderen MP3-Player kaufen. Dieser Vendor Lock-In ist nur frech und ganz sicher nicht im Sinne des Konsumenten.

Beispiel iPhone: Zur Markeinführung des iPhone war es längst Standard, daß Smartphones „der Computer in der Hosentasche“ waren. Man konnte Programme installieren, mehrere Programme gleichzeitig laufen lassen, es gab MS Office fürs Handy, die Kameras waren großartig, die Internet-Anbindung nicht viel langsamer als heute (3G ist auch im Jahr 2017 in vielen Gebieten Stand der Technik), der Austausch großer Datenmengen mit PC oder Digitalkamera funktionierte entweder über Standardprotokolle oder über SD-Speicherkarten, die man einfach aus dem Handy rausnehmen und in den PC einstecken konnte … kurz: Das Smartphone war, so wie Desktop-PC, Laptop und Unternehmensserver, Teil einer ineinandergreifenden IT-Infrastruktur. Dann kam das iPhone: Man konnte keine Programme installieren, Steve Jobs hielt es für ausreichend, kleine Aufgaben mit HTML und JavaScript zu „programmieren“ und im Browser laufen zu lassen. Ein Telefon, auf dem Programme laufen - wozu sollte das gut sein? (Aus dieser Zeit kommt übrigens auch die Bezeichnung „Apps“, die heute so allgegenwärtig ist: Das ist die Abkürzung für den Begriff Webapps, mit dem man diese Kombination aus HTML und JavaScript bezeichnet.) Die Internet-Anbindung war unter aller Sau, einen schwachen Akku konnte man nicht ersetzen, ein Datenaustausch mit Partnern außerhalb der Apple-Welt war ein Abenteuer, … kurz: Das ganze Ding entsprach keiner jemals gültigen Definition von „Smartphone“, es konnte fast nichts. Allerdings: Wenn es etwas nicht tun konnte, sah es dabei unglaublich cool aus. Mir erzählen heute noch Kollegen hier im Büro, wie sie in Gruppen um die ersten iPhones gestanden sind und - mit den Fingern die Kontaktliste rauf und runter gescrollt haben. Mehr konnten sie nicht tun mit dem Gerät, aber das Scrollen sah einfach so gut aus! Das gehört in meinen Augen zur schlimmsten Form von Marketing.

Wie hat jetzt das iPhone den Markt verändert? Es hat den Herstellern gezeigt, daß man den Menschen das Geld aus der Tasche ziehen kann, ohne dafür eine Gegenleistung zu bieten. Tatsächlich ist genau das passiert: Während in den Jahren zuvor die Entwicklung rasant vorangeschritten ist, gab es nach 2007 nicht nur Stillstand, sondern Rückschritt. Was da als „Smartphone“ auf den Markt kam, wurde immer schlechter und schlechter. Dafür nahm der Beautyfaktor zu. (Ich persönlich nenne diese Kategorie der Gadgets ja „Beautyphones“ im Gegensatz zu Smartphones auf der einen und Featurphones auf der anderen Seite.)

All das hatte Einfluß nicht nur auf den Smartphonemarkt, sondern auch auf andere Bereiche. Oben habe ich betont, daß es vor 2007 selbstverständlich war, daß ein Smartphone mehrere Programme gleichzeitig ausführen konnte. So wie Windows am Desktop. Interessiert das einen User? Macht der mehrere Dinge gleichzeitig? Doch, ja: Man startet ein Chat-Programm (wie am PC), läßt es im Hintergrund laufen (wie am PC), vergißt es dann und wird erst durch ein „Klingeling“ auf eine eingehende Nachricht aufmerksam gemacht. Wie am PC. Die Smartphones waren wie Computer in der Hosentasche. Apple hat das verändert. Apple hatte grundsätzlich Probleme mit dem Konzept, auf einem Telefon ein Programm ausführen zu lassen. Steve Jobs wollte das nicht. Wie das dann irgendwann möglich war, durften die Programme nur aus einer von Apple kontrollierten Quelle installiert werden und es durfte immer nur ein Programm am Telefon laufen, nie mehrere gleichzeitig. Problem: Wie kann jemand mit mir chatten, während ich am iPhone die Telebanking-Software geöffnet habe? Dafür hat Apple in einem weiteren Schritt mit einem Trick gearbeitet: Ein Programmierer kann Apple als Zusatzinfo zu seinem Programm - z.B. zu einem Instant Messenger - mitgeben: „Hey, das ist meine Chat-App für Facebook. Wenn der Facebook-Server eine Verbindung zu einem Telefon aufbaut, dann soll iOS bitte dieses Programm starten die eingehende Nachricht übergeben.“ Für den Benutzer funktioniert das fast wie Multitasking. Apple verlangt aber, daß der Programmierer den Server angibt, von dem die Nachricht kommen wird. Kein Problem für Facebook. Ein unlösbares Problem für alle Chat-Programme, die offene Protokolle wie IRC oder XMMP verwenden. Dort ist es nämlich üblich, daß der Benutzer den verwendeten Server erst nach der Installation des Programms einträgt. Der Programmierer kennt den Server gar nicht. Er kann also auch keine Information an Apple übergeben, in der steht, welche Server von außen mit seinem Programm Kontakt aufnehmen werden. Konsequenz: Diese Art von Kommunikation, die freie, nicht von Unternehmen kontrollierte Kommunikation, hat Apple erfolgreich eliminiert. Und weil Hersteller von Android Phones gelernt haben, daß sie keine Smartphones bauen müssen, sondern nur ein bißchen über dem Minimalstandard von Apple liegen müssen, haben sie lange Zeit die gleiche Strategie verfolgt: Niemand braucht echtes Multitasking! Damit war Chatten auf 99% der Handys nicht mehr möglich - und die praktische Bedeutung der freien Chat-Protokolle ist deutlich gesunken. Dafür verwenden jetzt alle Facebook und WhatsApp. Danke, Apple. Danke, Steve Jobs.

Ja, Apple hat immer wieder mal den Markt verändert. Aber kaum jemals zum Guten. Es wird noch Jahre dauern, bis wir uns von diesen Zerstörungen erholt haben.

 
Deep_Blue meinte am :
Du hast vollkommen Recht
mit deiner Kritik an Apple.

Diese Abhängigkeit ist auch der Grund warum ich nie ein Apple Produkt kaufen werden.
Genauso kommt mir ein Kindle nie ins Haus, auch wenn sie ihn mir schenken.

Wobei Wolfgang auch Recht hat, macht man sich eben von Google mit Android abhängig, wobei ich unter Android schon mehr Möglichkeiten habe als unter iOS.

Apple war immer schon die Marke der Upperclass.

Was ich nicht ganz verstehe, sind Eure Vergleiche mit so Nerd-Knochen wie Jolla- oder Fair-Phone.
Da liegen ja technisch wohl Welten dazwischen.

Samsung verfolgt ja die selbe Marketing Strategie wie Apple.
Siehe das aktuelle S8 oder das brandneue Note 8.
Zwischen dem S7 und dem S8 gibt es nur marginale Unterschiede, die Leute kaufen es trotzdem.

Ich besitze seit Kurzem (Vertragsverlängerung) ein S8.

.) Hätte mein altes Galaxy Note 3 noch ausgereicht bzw. noch funktioniert - JA
.) Hätte ein Smartphone der mittleren Preisklasse für mich ausgereicht - JA
.) Verfüge ich über so viel Geld, dass mir unnötige Ausgaben egal sind - NEIN
.) Warum habe ich dann 648.- für ein Handy ausgegeben, dass ich gar nicht im vollem Umfang nutze - WEIL ES GEIL IST

Solange Menschen tagelang vor den Geschäften kampieren um dann 1000.- auszugeben, machen die Marketingabteilungen alles richtig.

Nennt sich freie Marktwirtschaft und niemand wird gezwungen, diese Produkte zu kaufen. 
ossi1967 antwortete am :
@Blü:

Ich sehe da schon Unterschiede zwischen Google/Android und Apple. Android muß zwangsweise freier und offener sein, weil Google (noch) kein Gegenstück zu den OSX-Geräten am Desktop-/Laptopmarkt hat und sein Handy-Betriebssystem an andere Hersteller lizensiert, die ganz eigene Geschäftsinteressen verfolgen. Dafür besitzt Google eine Übermacht und ein de facto Monopol im Bereich der online Services (Maps, YouTube, GMail, Suchmaschine, Docs, Hangouts, …), die Apple nicht annähernd erreicht und die eine ganz andere Art von Gefahr darstellt. Andererseits hab ich bei Android auch nicht das Gefühl, daß Google mich über den Tisch zu ziehen versucht, mir Dinge zu verkaufen versucht, die gar nicht da sind. Apple hingegen inszeniert erfolgreich „Des Kaisers neue Kleider“. Wenn man beide Firmen als Filmbösewichte besetzen würde: Google wäre der brutale Schläger, vor dem sich alle sofort in Sicherheit bringen, wenn er vor dem Saloon auftaucht. Apple wäre die falsche, intrigante Schlange, die alle Menschen manipuliert und zum eigenen Vorteil gegeneinander ausspielt, ohne je als Bösewicht enttarnt zu werden.

Daß Apple die Marke irgendeiner „Upper Class“ ist, ist übrigens ein gut gepflegtes, aber eben auch falsches Vorurteil. Auch hier hat das Marketing ganze Arbeit geleistet.

Daß Vergleich mit echten Smartphones wie z.B. Jolla sehr gewagt sind, sag ich ja. Ob ich mit einem iPhone jemals das machen kann, was ich seit 2013 am Jolla tagtäglich mache, ist sehr unwahrscheinlich. Wie Du richtig sagst: Da liegen ja technisch wohl Welten dazwischen.

Mit dem Totschlagargument „freie Marktwirtschaft“ kann man nicht alles vom Tisch wischen. Erstens halte ich den sogenannten „freien Markt“ ganz sicher nicht für eine schlaue Sache. Sein Versagen beweist uns das tagtäglich. Zweitens belegt Dein Beispiel mit den Menschen, die tagelang vor Geschäften campieren, ja nur eines: Die Marketingabteilung hat es „geschafft“, die Schwächen einiger Menschen zum Nutzen institutioneller Investoren zu Geld zu machen. Sie haben damit Umsatz generiert, keine Frage. Ob sie damit allerdings auch alles richtig gemacht haben, wie Du behauptest, lasse ich dahingestellt.