Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Powervoting mit dem Jolla

Voting-Skript Die wenigsten Menschen verstehen ja, warum mir bei einem Telefon der Zugriff auf die Kommandozeile so wichtig ist. Ganz einfach: Weil ich nur so das Telefon wirklich zu 100% nutzen kann. Jedes „intuitive und benutzerfreundliche“ grafische User Interface ist ja doch nur eine künstliche Barriere zwischen der ungezügelten Macht des Computers und mir als seinem Meister. :)

Egal ob N900, N9 oder Jolla: Auf allen diesen Telefonen habe ich mit wenigen Befehlen auf der Kommandozeile Dinge gezaubert, für die iOS- und Android-User erst irgendwelche „Äpps“ zusammenkaufen müssen (wenns denn überhaupt geht).

Typisches Beispiel aus der Song-Contest-Zeit: das Televoting. Wie ich die 20 mir zugestandenen Stimmen auf die einzelnen Songs verteile, weiß ich ja schon vorher. Bleibt für den großen Moment der Stimmabgabe nur die repetitive Handlung, 20x die Nummer für SMS oder Anruf ins Telefon zu tippen und sich dabei möglichst nicht zu verzählen. („Wie oft hab ich schon für Belgien angerufen? Muß ich noch einmal für Armenien stimmen oder war das schon genug?“)

Was macht man als Computerbesitzer, wenn man repetitive Tätigkeiten nicht selbst erledigen und außerdem Flüchtigkeitsfehler verhindern will? Genau, man delegiert das an den Blechtrottel. Mittel der Wahl für so simple Verrichtungen ist das, was gemeinhin als Batch-Datei, Stapelverarbeitungsprogramm oder Shell-Script bekannt ist. Da hält man sich nicht lang mit überflüssiger grafischer Gestaltung auf sondern sagt dem Telefon in knappen Worten, was zu erledigen ist. (Großer Vorteil des Jolla Phone für mich: Ich muß nichtmal eine neue Spache lernen. Am Jolla läuft die Bash, die sowieso auf so gut wie allen GNU/Linux-Systemen für die Eingabe von Kommandos und die Abarbeitung von Skripten zuständig ist.)

Für den Song Contest und ähnliche Televoting-Veranstaltungen verwende ich Variationen dieses Skripts:

#!/bin/sh

# kostenpflichte Nummer, bitte nicht am Handy ausprobieren; 
telefonnummer=090105905

for endziffer in 02 02 03 03 03 03 03 03 03 03 07 07 15 15 15 15 15 15 15 15 
do
	echo "SMS an $telefonnummer$endziffer"
	dbus-send --system --dest=org.ofono /ril_0 org.ofono.MessageManager.SendMessage string:$telefonnummer$endziffer string:$endziffer
done

(Achtung: Das Ding hämmert völlig unbemerkt im Hintergrund 20 SMS an eine gebührenpflichtige Nummer raus und verpulvert so € 10,-. Nicht zuhause nachmachen. *gg*)

Das einzige, was davon wirklich systemspezifisch ist und nicht genauso auf jedem anderen GNU/Linux-PC funktioniert, ist (wenig überraschend) der Parameter --dest=org.ofono /ril_0 org.ofono.MessageManager.SendMessage, mit dem der Befehl dbus-send den Versand einer SMS ansteuert. (dbus-send selbst hingegen gehört zu den Befehlen, die auch vom Desktop her bekannt sind.) Genau das ist der wesentliche Punkt: Man muß sich kein Spezialwissen aneignen, man muß nicht unbedingt erst lernen, wie man „Jolla-Äpps“ schreibt, so wie man das Programmieren von „iPhone-Äpps“ oder „Windows Phone Äpps“ oder „Android Äpps“ erlernen müßte. Man geht einfach mit dem Wissen her, das man seit Jahren am Desktop gesammelt hat, und klopft damit in 90 Sekunden ein kleines Helferlein am Telefon zusammen, das man dann immer und immer wieder verwenden kann. Außerdem erspart man sich die ganzen Scheißereien, die ein professionelles Programm mit der gleichen Aufgabenstellung hätte: Jolla würde nämlich nicht zulassen, daß es 20 SMS rausschickt, ohne daß der Benutzer etwas davon mitbekommt.

Einfach und schnörkellos. Mehr Zeit für Brötchen und Prosecco. ;)