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Blockchains: Jenseits von Bitcoin

Daß Jolla seine Kooperation mit Zipper bekannt gegeben hat, hat meine Aufmerksamkeit auf eine Technolgie gelenkt, die ich bisher erfolgreich verdrängt habe: die Blockchain. Bisher kannte ich den Begriff nur im Zusammenhang mit Bitcoin, und es gibt nichts, was mich mehr langweilt als Krypto-Währungen. Auch digitalisiert ist Geld eben nur Geld. Was also macht jetzt plötzlich Jolla mit einer Firma, die im Technologiefeld der Blockchains arbeitet? (Oder: Arbeiten möchte. Noch sind sie ja im Gründungsstadium.) Und warum betont Zipper, daß man als Blockchain-Infrastruktur eben nicht Bitcoin, sondern Ethereum verwendet?

Das Internet ist ein weltweites Datennetz und (auch wenn es manche immer noch nicht glauben wolllen) keineswegs write-only. Man kann die Suchmaschine seines Vertrauens anwerfen und nachforschen. Und sich dann begeistern lassen: Weil die ganze Blockchain-Technologie wirklich Potential hat.

Wie so eine Blockchain technisch funktioniert, ist nebensächlich. Wichtig ist, was sie tut: Sie speichert Sachverhalte, und zwar dezentral im Netzwerk, ohne physisch vorhandenen Server, verschlüsselt und unveränderbar auf den teilnehmenden Rechnern. Bitcoin ist eine Blockchain, die sich auf einen einzigen Sachverhalt konzentriert: Wer hat wie viel Geld, wer überweist wem wie viel Geld. Das ist großartig, das funktioniert - und viele Menschen haben gelernt, damit umzugehen.

Natürlich aber gibt es auf der Welt viel mehr Sachverhalte, die man speichern kann: Wer bin ich? Mit welchem öffentlichen Schlüssel ist eine verschlüsselte Mail an mich möglich? Wann habe ich das auf eBay versteigerte Buch zur Post gebracht und abgeschickt? Welchen Vertrag habe ich mit einer bestimmten Person geschlossen und wann?

Im Gegensatz zu Bitcoin weitet Ethereum die Nutzung der Blockchain-Infrastruktur so aus, daß man neben einer Krypto-Währung (die gibts natürlich auch) genau solche Dinge festhalten kann. Sogenannte Smart Contracts beispielsweise sind die in der Blockchain abgespeicherten Verträge, in denen die Zahlung des Betrages X in der Krypto-Währung völlig automatisiert dann angestoßen wird, wenn eine programmierte Bedingung erfüllt ist. (Denkbare Anwendung: Ich kaufe online ein, der Smart Contract wird signiert ... und die Zahlung wird freigegeben, sobald das Postamt bestätigt, daß die Ware für mich zur Abholung bereit liegt.)

Damit lassen sich wunderbare Dinge konstruieren, die vom Inhalt her nicht neu sind, heute aber zwingend über Mittelsmänner wie Google laufen müssen. Beispiel: Die Routenplanung vor einer Autofahrt. Google Maps liefert die beste Verbindung inklusive Verkehrslage. Auch über die Öffnungszeiten von Raststätten entlang der Strecke weiß Google alles, mehr noch: Die Suchmaschine kann mir sagen, wann die einzelnen Lokale wegen Überfüllung zu meiden sind.

Das alles ist wunderbar und praktisch, funktioniert aber nur, weil wir alle Google mit unseren Daten füttern: Weil Android-Nutzer ihre Standortdaten übermitteln, kann Google aufgrund der Geschwindigkeit auf den Straßen auf einen Stau schließen. Ebenso weiß Google, wie viele Gäste sich in einem bestimmten Lokal aufhalten - jetzt gerade oder durchschnittlich am Samstag um 17:00 Uhr. Diese Daten sind es, mit denen Google in großem Stil Geld verdient. Es sind meine Daten, und ich bekomme von diesem Geld nichts zu sehen.

Die Blockchain kann das ändern: Unternehmen wie Streamer arbeiten an Blockchain-Anwendungen, die die Übermittlung von Daten zum Gegenstand der oben erwähnten Smart Contracts machen. Ich kann damit meine Standortdaten für mich behalten, herschenken oder verkaufen. Ich kann den Preis davon abhängig machen, ob ein Freund oder ein Fremder anfragt. Ich kann zusätzlich zum Standort die Daten meiner privaten Wetterstation verkaufen. Und ich kann dem Navi bei mir sagen: Hol Dir die aktuellen Verkehrsdaten, aber gib dafür nie mehr aus, als die Wetterstation eingenommen hat.

Es gibt das Konzept der "Glaskugel" mittels Smart Contract in der Blockchain: Man fragt das Netz, ob ein zukünftiges Ereignis eintreten wird oder nicht. Richtige Antworten werden belohnt, gleichzeitig wird registriert, wer richtig geantwortet hat. Die Annahme ist: Wer bei einem bestimmten Sachverhalt richtig liegt, kennt sich aus und wird auch bei der nächsten Frage zum Thema richtig liegen. Sein Wert steigt, seine Antworten werden höher gewichtet. In gewissen Bereichen (nicht bei Lottoergebnissen) kann so Expertenwissen abgefragt werden, das anders nur schwer aufzubauen ist.

Die Rückverfolgung gekaufter Markenware bis zum Erzeuger, die Beglaubigung von Verträgen, die Anmeldung bei Internet-Diensten, ohne ein Konto anlegen zu müssen ... all das ist nichts Neues, verlangt aber derzeit immer einen Mittelsmann, der damit auf die eine oder andere Weise Geld verdient. Und zwar mit meinen Daten. Die Blockchain macht den Mittelsmann überflüssig, vereinfacht viele Anwendungen und gibt mir die Kontrolle über meine Daten zurück. Spannende Sache. Natürlich funktionierts nur, wenn genügend Teilnehmer und Anwendungen existieren. Das muß sich erst zeigen, die Firmen stehen allesamt erst am Anfang.


Jolla: Mehr Handys, neue Technologie

Die jährliche Veranstaltung Slush, eine mehrtägige Konferenz für Unternehmensgründer und Technologiefirmen, hat für Jolla aus der Unternehmensgeschichte heraus besondere Bedeutung. Wenn das Unternehmen Neues zu erzählen hat, passiert es meist dort.

Heute hat der Jolla-Geschäftsführer Sami Pienimäki in einem Blog-Artikel zusammengefaßt, was aus seiner Sicht die wichtigsten Punkte sind, die er auf Slush präsentieren wird:

Da ist zunächst die Zusammenarbeit mit Jala, die über die ursprünglich angekündigten geograpischen Grenzen hinauswächst. Das Jala Accione wird auch in Russland verkauft (und ist damit das zweite kommerzielle Sailfish-Produkt eines Lizenznehmers am russischen Markt). Außerdem sucht Jala einen Vertriebspartner, der das Accione in der EU verkauft.

Das Projekt SailfishX, die Installation von Sailfish auf dem Sony Xperia X also, dürfte zur Zufriedenheit von Jolla laufen und wird daher 2018 weitergeführt: Einerseits will man den Markt erweitern (derzeit ist der Download nur aus Europa möglich), vor allem soll weitere Sony-Hardware mit einbezogen werden. Sami Pienimäki spricht in diesem Zusammenhang von einem aktuellen Hardware-Portfolio für 2018 und mehreren Geräten (Plural), auf denen man Sailfish installieren können soll.

Technisch am interessantesten ist die angekündigte Zusammenarbeit mit Zipper, auch wenn sie noch lange nicht in einem marktreifen Produkt greifbar wird. Hinter Zipper stehen eine Reihe früherer Jolla-Mitarbeiter, unter anderem Jolla-Mitbegründer Marc Dillon, der in diesem Promo-Video auftritt. Zipper möchte die potentiell revolutionäre, aber für den durchschnittlichen Endanwender viel zu komplexe Blockchain-Technologie auf eine Weise ins Handy integrieren, die den Umgang damit auch für "Ich will nur telefonieren"-Kunden möglich macht. Aus Sicherheitsgründen wird die dazu notwendige Software nicht als App im Betriebssystem aufgerufen, sondern lebt quasi neben dem Betriebssystem im Telefon. Das bedeutet unter anderem auch, daß das von Zipper zunächst angepeilte Gerät (zufälligerweise das Sony Xperia X) diese Technik nicht nur für Sailfish, sondern auch für das vorinstallierte Android zur Verfügung stellen wird.

Was das alles bedeutet, ist für einen Jolla/Slush-Artikel zu langatmig. Nur so viel: Die Blockchain-Technologie ist zum Beispiel die Grundlage unter anderem für die Krypto-Währung Bitcoin. Man kann sich eine Blockchain vorstellen wie einen virtuellen Server, der sich aus der Rechenkapazität aller teilnehmernden Computer zusammensetzt. Bitcoin nutzt diese Blockchain ausschließlich für das Programm "erzeuge und verwalte eine Währung". Zipper baut auf die Blockchain-Infrastruktur von Ethereum, die deutlich flexibler ist und Anwendungen jenseits des digitalen Bezahlens ermöglicht.

Außerdem - und das hört man aus anderen Ecken, zufällig aber zeitgleich - dürfte das nächste Betriebssystem-Update schon im Backrohr stecken. Neu diesmal: Das ganze User Interface gibts jetzt auch auf Türkisch. Na wer da wohl umschalten wird. *LOL*


Heuriger, Spaghetti, Mohr

Herr E. und Frau Ö. sind ja immer wieder mal Opfer gemeinsamer Abendessen. Selbst eingebrockt sie sich das haben: Sie hätten ja vor einem Jahr nicht so gut kochen müssen für uns. :)

Also gabs gestern wieder ein nettes kleines Zusammentreffen, diesmal bei uns. Gleich vorweg: Irgendwie wohl gefühlt müssen sie sich haben, unsere Gäste, sonst hätten sie nicht zu fortgeschrittener Stunde begonnen, sich ihrer Beinkleider zu entledigen. Ich werte das mal als Kompliment. *LOL*

Die Speisefolge war fast klassisch österreichisch: Ein Vorspeisenbuffet im Stil eines Heurigen (großer Fehler: niemand hatte nach Liptauer, verschiedenen Käseecken, Kürbisaufstrich, Paprika, Gurkerl, Waldorfsalat, Leberpastete, Roastbeef mit Kapern und Sauce Trara, etc., usw., usf. noch Hunger oder Appetit), ein unglaublich gut gelungener Mohr im Hemd als Dessert und dazwischen das, was Österreicher eigentlich essen, wenn keine Touristen zuschauen: Spaghetti mit Pesto. :)

Die Stimmung war prächtig, wobei ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte, daß unsere Gäste nicht immer und ausschließlich nur mit uns gelacht haben. Gelegentlich dürften sie es wohl auch lustig gefunden haben, wenn wir kurz aus der Gastgeberrolle gefallen sind und getan haben, was wir sonst auch immer tun. (Ja, mit 50 macht man solche Geräusche, wenn man aus der Hocke wieder aufsteht! Das ist ganz normal!)

Frau Ö. hat sich mit Interesse in mein Türkisch-Lehrbuch vertieft und war sichtlich überrascht, welchen Regeln ihre Muttersprache folgt. (Es klingt sehr kompliziert, wenn man es so lernen muß. - Sag ich ja die ganze Zeit!) Herr E. hat derweilen das Testen meines in Entwicklung befindlichen Türkischezahlenlernprogramms übernommen und mit Befriedigung festgestellt, daß der Bug bei Zahlen wie 1.001.000 behoben ist. Der hatte uns alle ja seit letzter Woche nicht schlafen lassen. ;)

Thematisch haben wir den Abend gefüllt mit Sebastian Kurz, türkischem Ölringen, österreichischem Verwaltungsstrafrecht, der molekularen Steuerung von Hefekulturen, Bad Ischl, Heißluftballons, Engeln, der vertrottelten Argumentation der Rechtsextremen für den Zwang zum Rauchen - ja so in die Richtung, mit allem, was dazwischenliegt.

Gerne wieder! Und vielen Dank fürs passende Gastgeschenk. ;)


İki bin on yedi und ich programmiere fürs Jolla

TurkishNumbers (Screenshot) Gleich zwei Sprachen gleichzeitig lernen (bzw.: wieder lernen), wo gibts denn sowas?

Wir schreiben das Jahr 2017 und zum ersten Mal seit November 2014 programmiere ich wieder für meine Sailfish-Geräte - inzwischen ja mehrere Telefone und Tablets. (Also: Was Richtiges programmieren, so mit grafischem User Interface und swipe und tap und bunt und so. Diverse Shell Scripts schreib ich ja zwischendurch immer wieder mal.)

Die Aufgabe des Programms ist denkbar einfach: Es hilft mir, türkische Zahlen zu üben. Wenn es on üç hinschreibt, muß ich „13“ eingeben. Schreibt es 25, erwartet es von mir ein „yirmi beş“. Von der Programmlogik her klingt das trivial und ist es auch. Von der User Experience her klingt es tödlich langweilig … ja, und auch das trifft zu. Trotzdem besteht hier persönlicher Bedarf, obwohl oder gerade weil es so langweilig ist: Ich will einfach nicht jedes Mal ewig überlegen müssen, wenn es um Uhrzeiten, Jahreszahlen oder Altersangaben geht. Zack, zack muß das gehen und nur Übung macht hier den Meister.

Letzteres gilt natürlich auch für JavaScript, das ich in Verbindung mit dem QML-Framework und den darauf aufbauenden Silica-Elementen von Jolla für das Handy-Programm verwendet habe.

Im Vergleich zu 2014 war ich ziemlich schnell wieder drin. Eigentlich war das Programm an nicht einmal einem Nachmittag fertig - ohne Sailfish-Benutzeroberfläche, ohne QML-Spezifika. Weil mir von Beginn an klar war, daß die Programmlogik komplett in JavaScript abbildbar ist, hab ich mich einfach zum Wochenende an einen PC ohne Qt-Entwicklerumgebung gesetzt, im Texteditor eine rudimentäre HTML-Seite als User Interface gebaut und dann die JavaScript-Teile Funktion für Funktion dazugehängt.

Das externe JavaScript-File hab ich dann zuhause in den Qt-Creator importiert und eine QML-/Silica-Benutzeroberfläche drum herum geschrieben. So einfach geht das.

Oder: So einfach ginge das theoretisch. Denn: Kaum tut das Ding von den Funktionen her ungefähr das, was es soll (Bugs sind natürlich zu Beginn immer drin und werden der Reihe nach zerdrückt), kommt man bezüglich der Benutzeroberfläche ins Grübeln. Muß man hier wirklich zwei Menüpunkte einbauen? Reicht nicht eine Swipe-Geste zwischen zwei Seiten? Soll das Eingabefeld nach der Überprüfung des Ergebnisses editierbar bleiben? Wäre es nicht cool, wenn das Programm ein großes „I“ nicht zu einem kleinen „i“, sondern türkisch-korrekt zu einem kleinen „ı“ umwandelt vor dem String-Vergleich (was die Standardfunktion zunächst nicht tut)? Nur an solchem Unsinn arbeite ich jetzt seit zwei Wochenenden. Türkische Zahlen geübt hab ich natürlich kein bißchen in der Zeit. :)

Was ich 2014 gelernt habe: Kaum wird auch das User Interface halbwegs so tun, wie ich will, wird die Software einen leisen Tod sterben. Ein installierbares Paket zu schnüren und es im Jolla Store zu veröffentlichen ist mir dann 100%ig wieder zu viel unnötige Arbeit. Aber das macht ja auch nichts. Ich hatte ein paar Wochen lang Freude und weiß jetzt wieder: JavaScript ist 1000x leichter als Türkisch. (Herr M. hat mir heute im Vorübergehen die vierte Vergangenheitsform eröffnet, in der man ein einfaches deutsches „Er hat gemacht“ ausdrücken kann: Neben „yaptı“, „yapıyordu“ und „yapmış“ gibts offenbar noch „yapardı“. Die Unterschiede, so mein Grammatikbuch, seien modal. Drauf gschissen. In JavaScript gibts weder Verben noch Zeitformen. *YSG*)


Taxify in Wien

Ich hab ja dem motorisierten Individualverkehr bereits seit längerem abgeschworen. (Was jetzt nur aufgrund meines Alters erwähnenswert ist: Von den jüngeren Menschen in meinem engeren Freundeskreis tun sich gerade noch zwei Paare die administrative Belastung eines eigenen Fahrzeugs an.)

Weil ich also vom Angebot an Taxis/Öffis/Leihwagen/Leihfahrrädern/... abhängig bin, beobachte ich dieses mit Adleraugen. Das hatte zur Folge, daß ich beim neuen Vermittlungsdienst Taxify bereits als Kunde registriert war, bevor er noch offiziell seinen Betrieb in Wien aufgenommen hatte. (Detail am Rande: Ausgerechnet ein Taxifahrer hat mich auf das neue Angebot hingewiesen.)

Wie ist Taxify? Im Prinzip fast exakt wie Uber, sogar die App sieht genauso aus. Die Hauptunterschiede: Taxify erlaubt es nicht, gezielt Wagen höherer Qualität zu bestellen. Und Taxify ist billiger:

Die von mir verglichene Teststrecke (knapp 10km, davon ein Großteil am Gürtel) kostet mit dem Taxi € 23. Uber hat unterschiedliche Preise je nach Auftragslage, ich habe immer € 15 gezahlt. Taxify: nicht ganz € 8.

Fahren tun bei Taxify, so wie bei Uber, Mietwagenunternehmer. Was Fahrer und Autos betrifft, gibt es also kaum Unterschiede. Wie so ein Fahrer mit € 8,- pro Fahrt seine 5 Kinder satt bekommt, ist mir ein Rätsel. Immerhin zweigt Taxify dann ja auch nochmal 15% ab... und die verbleibenden sechs Euro irgendwas sind auch nicht brutto für netto. Ein Uber-Fahrer hat mir einmal erklärt, daß es bei diesem Geschäftsmodell darum geht, die Leerzeiten zu füllen: Wenn der saudische Ölprinz um 15:00 mit dem Mietwagen vom Hotel zum Shopping chauffiert werden möchte und der nächste über die Zentrale gebuchte Auftrag erst für 18:00 ansteht, dann ist die Zeit dazwischen de facto Freizeit und auch als solche in die regulären Mietwagenpreise reinkalkuliert. Taxify und Uber füllen nun diese an sich auftragsfreie Zeit. Egal was der Fahrer damit verdient: Es ist immer mehr, als würde das Fahrzeug ungenutzt am Firmengelände stehen. Ganz glaub ich das nicht, aber es könnt mal die Idee hinter dem Geschäft gewesen sein.

Hat Taxify andere Vorzüge im Vergleich zu Uber, abgesehen vom Preis? Ja: Tallinn. Taxify wurde in Estland gegründet und hat seinen Firmensitz in Tallinn. Es ist also, so wie die Wiener Taxifunk-Zentralen, ein einheimisches Unternehmen. Während von jedem an einen Uber-Fahrer überwiesenen Betrag rund ein Viertel in US-Dollar über den großen Teich wandert, bleibt bei Taxify alles zuhause in Europa. Auch das ist nicht übel. (Zumindest kann man es sich so schönreden: Hinter Taxify steht inzwischen ein großer chinesischer Geldgeber. Der wird auch was bekommen wollen vom Kuchen.)

Ich glaub fast, daß Taxify in Zukunft mehr Aufträge von mir bekommen wird als Uber. Die wirken auf mich im Moment sympathischer.


Kymijoki

Nach Kiiminkijoki kommt Kymijoki, die Version 2.1.3.7 von Jollas Sailfish-Betriebssystem. Daß die beiden Betriebssystemversionen so ähnlich klingen, mag eine bewußte Entscheidung gewesen sein (zumindest interpretiere ich das so):

Große Sprünge hat Sailfish in dem knappen Monat zwischen 2.1.2 und 2.1.3 nicht gemacht. Eher wurden die wenigen Unterschiede, die zwischen der Sony-Xperia-Version des Betriebssystems und allen anderen noch bestanden haben, eliminiert. Ebenso gab es beim Xperia noch einige Probleme mit der Abstimmung auf die Hardware auszubügeln. Im Vorbeigehen hat Jolla noch ein paar jüngst bekannt gewordene Sicherheitslücken beseitigt (WPA KRACK, Bluetooth Blueborne, … Ich frag mich gerade, wie viele andere Handys aus 2013 noch regelmäßig vom Hersteller mit Sicherheitsupdates versorgt werden.)

Neugierig machen einige populäre, Android-kompatible Programme, die im Changelog auftauchen, auf den Geräten dann aber nicht zu finden sind. Durchaus denkbar, daß hier die Kooperation mit Jala schon eine Rolle spielt und die lizenzpflichtige Software nur nach Bolivien ausgeliefert wird. Ich bin gespannt.

Ach ja: Natürlich ist Kymijoki ein Fluß in Finnland. Wo der aber genau ins Meer mündet und wie weit das von Helsinki weg ist, läßt sich schwer sagen: Er teilt sich nämlich vor der Mündung in fünf Arme auf. :)


Star Trek: Keiner kennt den ersten Kinofilm

Mr. Spak Wenn man einen eingefleischten Star-Trek-Fan fragt, aus welchem Jahr der erste Kinofilm ist, dann sagt er wie aus der Pistole geschossen: 1979. „Star Trek - Der Film“ hieß der damals in der deutschsprachigen Fassung. So weit, so bekannt - und so falsch.

Sechs Jahre vorher schon, 1973, kam nämlich der wirklich erste kommerzielle Star-Trek-Film auf die Leinwand. Er hieß „Turist Ömer Uzay Yolunda“ und ist gleichzeitig der einzige mir bekannte Kinofilm, der das Star-Trek-Universum mit einer zweiten Filmreihe verheiratet. („Cross Over“ nennen die jungen Leute sowas heutzutage wohl.)

Diese zweite Filmreihe ist die von 1964 bis 1973 in der Türkei sehr beliebte „Turist Ömer“-Serie, in der Sadri Alışık immer den gleichen Charakter in unterschiedlichsten Ländern und Situationen spielt. Turist Ömer ist kein Actionheld, sondern ein kabarettistische Figur mit einem gewissen Hang zur Subversivität. (So nennt er sich nicht deshalb Tourist, weil er so viel herumkommt, sondern weil er auch zuhause das Leben eines Touristen führt: Er hat keinen Besitz.)

„Turist Ömer Uzay Yolunda“ ist daher auch eine höchst eigentümliche Mischung aus echtem Raumschiff Enterprise und einem Humor, der vielleicht am ehesten noch mit Louis de Funès zu vergleichen ist. Als Gesamtwerk also sehr eigen. Allerdings nur als Gesamtwerk:

Der Enterprise-Teil der Mischung ist eine 1:1-Kopie der Folge „The Man Trap“, der Laufzeit wegen aufgefettet um ein paar Versatzstücke aus anderen Folgen (so kommt Kirk's Kampfszene mit dem Gorn zu kurzen Ehren). Die Charaktere (Mister Spak, Kaptan Kirk, Profesör Krater), die Kostüme, alles fügt sich in das Korsett der TV-Serie. Augenfälliger Unterschied: Die türkische Low-Budget-Produktion hat zwar ganz böse Probleme bei diversen Spezialeffekten (das Beamen sieht scheußlich aus), die Szenen auf dem Planeten wirken aber im Vergleich zum US-Original viel besser. Zur Erklärung für Nicht-Trekkies: „The Man Trap“ spielt in den Ruinen einer untergegangenen Zivilisation. In Amerika wurden diese Ruinen aus Pappmaschee in einem Mini-Studio mit künstlichem Himmel nachgebaut. Die türkischen Produzenten haben sich stattdessen gesagt: „Nicht kleckern, sondern klotzen!“ Sie haben in den Ruinen von Ephesos gefilmt, die kein bißchen nach Pappmaschee aussehen.

Eine so gut wie möglich restaurierte Fassung des Films ist hier auf YouTube zu sehen. Fürs Türkischlernen ist der Film teilweise sogar recht gut geeignet: Die knappen, fast militärischen Dialoge der Sternenflottenoffiziere sind wunderbar zu verstehen und ein Traum für jeden, der gerade den Imperativ lernt. :)

Weniger freundlich zu Schülern ist Turist Ömer selbst. Er spricht nicht nur umgangssprachlicher, sondern baut eben auch das Schwierigste ein, was eine Fremdsprache zu bieten hat: Witz. Leider habe ich keine fixfertig untertitelte Version des Films online gefunden. Sehr wohl aber gibt es türkische und englische Untertiteldateien, die man sich getrennt herunterladen kann. Für den unwahrscheinlichen Fall, daß man wirklich komplett den Faden verliert (obwohl man zuvor „The Man Trap“ gesehen hat), kann man sich die zu Hilfe nehmen.

Ich freu mich tierisch über diese Entdeckung, die meine Leidenschaft für das Star-Trek-Universum so elegant mit dem Sprachenlernen zusammenführt. Das Internet ist doch eine großartige Fundgrube für allerlei Unfug, von dem man sonst nie gewußt hätte.


So muß Sprachen

26. Oktober 2017, 17:08 Uhr in einem Lokal im vierten Wiener Bezirk. Es passiert etwas, was beim Sprachenlernen mit am meisten Spaß macht: Wir unterhalten uns ungeniert fremd über die zwei Damen, die keinen Meter entfernt von uns am Nebentisch sitzen und alles mithören. Und die zwei merken nix. Gar nix!

Es ist einfach großartig!

Falls diese Unverschämtheit jetzt jemanden in Zusammenhang mit mir irritiert (ich gelte ja als außergewöhnlich rücksichtsvoll): Die zwei Mädels haben angefangen! Die haben auf der Stelle und mitten im Satz aufgehört zu reden und uns kuhäugig angestarrt, wie wir mit unserer türkischen Konversation begonnen haben. Tja. Da mußten wir einfach nur das Thema wechseln und über sie herziehen. Das ist nützlich und macht Spaß!


Frühstück in Gregors Konditorei

Frühstücksmüsli in Gregors Konditorei Und bevor sich jetzt jemand schreckt der Überschrift wegen: Ja, es war ein Frühstück, aber erst um 12:00 Uhr. Keine Panik. Alles in Ordnung. :)

„Schuld“ war der Herr Raini, der unser für heute unverbindlich ins Auge gefaßtes Abendessen kurzfristig wegen einer abendlichen Überraschung für seine bessere Hälfte verschieben mußte. Also gabs kein Abendessen, sondern ein Frühstück. Und was für eins! Wir sind vor Gregors Konditorei im Schanigarten gesessen, haben uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und uns schichtweise entblättert. Obwohl ich die wärmende Jacke mit hatte, bin ich dann doch im kurzärmligen Hemd dagesessen. Am 26. Oktober. Schau an.

Herr Wolfgang und Herr Rainer haben ihr bestes getan, um uns zu bespaßen. Kreuzfahrten (nicht die eigenen), Kevins (ohne Justins), verlängerte Wochenenden (ohne Kaugummi), Trinkgelder (zu wenig) und Osttiroler Sprachverschrobenheiten … Hach! Worüber man nicht so plaudern kann bei einem guten Happi.

Ach ja, Happipappi: Einen frisch gepreßten Orangensaft hatte ich, eine Eierspeis mit Speck und dann noch ein Müsli mit eckten Fruckten und Joghurt. Wirklich sehr gut. So muß Frühstück! (Nur das Nutella hat gefehlt - aber ganz ehrlich: Wär mir nach was Süßem gewesen, hätt ich das in einer Konditorei auch ganz ohne Nutellasemmerl irgendwie hingekriegt. *gg*)

Meine ganz persönliche Entdeckung des Tages durfte ich auch kurz herzeigen am Handy, aber die ist einen eigenen Artikel wert. Wir wollen ja nicht das ganze Pulver auf einmal verschießen. :)

Sehr fein wars, wahrscheinlich sogar sehr gesund. Man sollte dort durchaus öfter mal hingehen!


Und natürlich sind die Grünen im Nationalrat

Julian Schmid spielt seine politischen Stärken aus Eigentlich wollte ich mit einem schlauen Kommentar zur Nationalratswahl 2017 ja noch bis Donnerstag warten. Bis alles ausgezählt ist, bis jedes einzelne Mandat in Stein gemeißelt ist. Aber ich kann meine Pappn ja doch wieder nicht halten. :)

Die sogenannten Grünen

Das Positive zuerst: Der Apparat, der sich beharrlich „Die Grünen“ nannte, hat eine schallende Ohrfeige erhalten. Das tut mir einiger weniger ehrlicher, sympathischer, intelligenter und engagierter Politiker wegen leid (Ulrike Lunacek ist eine davon). Das tut mir leid, weil seltsame Gestalten in der Öffentlichkeit die Mär verbreiten, grüne Politik an sich sei aus dem Nationalrat gewählt worden. Das ist ja so nicht richtig. Es freut mich aber mehr, als es mir leid tut:

Es freut mich, weil entsetzlich un-grüne Karrieristen wie der allseits verachtete Julian Schmid nicht mehr unter falscher Flagge segeln und die grüne Ideologie auf dem Altar ihrer persönlichen Eitelkeit opfern können. Schon 2013 habe ich über die Partei geschrieben:

Verstehen sie überhaupt noch ihre eigenen Grundwerte und sind sie in der Lage, sie auch in einer veränderten gesellschaftlichen Realität anzuwenden? Oder hängen sie nur oberflächlich einer früher gefundenen Interpretation dieser Werte an, die vielleicht in den 1980er Jahren Gültigkeit hatte, 30 Jahre später aber längst angepaßt werden müßte?

Die letzten Jahre (nicht erst 2017) haben gezeigt: Sie verstehen gar nichts mehr. Nicht ihre Werte, nicht ihre Wähler, nicht ihre Basis. Da werden 200 wahllos zusammengekarrte Verwandte der Kandidaten bei der Bundeslistenerstellung als Höhepunkt der Basisdemokratie verkauft, eine Urabstimmung gegen das Heumarkt-Projekt in Wien wird aber gekonnt ignoriert. So wird das nichts mehr, das ist nur mehr Korruption.

Die Grünen

Drin im Nationalrat sind Politiker wie Peter Pilz, die ehrliche grüne Werte sehr wohl verstehen und auch in praktische politische Arbeit umsetzen können. Insofern ist die Wahrnehmung verkehrt, wonach die Grünen draußen und die neue Liste Pilz drinnen wären. Die echten, wahren Grünen sind drin. Diejenigen, die sich in Körperfresser-Manier die Marke „die Grünen“ umgestülpt haben, sind draußen.

Die Liste Pilz wird es aufgrund der Mehrheitsverhältnisse schwer haben, gestaltend mitzuarbeiten. Aber sie sind drin. Das bedeutet: Geld für Öffentlichkeitsarbeit und ein Mindestmaß an garantierter Präsenz in den Massenmedien.

Kurz

Kurz. Niemand kann Kurz so gut beschreiben wie Wolfgang Schüssel, wenn er über Hans Tietmeyer spricht. Kurz lügt, betrügt, dreht sich wie das Fähnlein im Wind und haut allen das Hackl ins Kreuz, die ihm nur eine Minute unvorsichtig den Rücken zudrehen. (Als nächstes seinen Wählern.) Ich gebe offen zu: Hätte ich die Wahl zwischen der Kurz-ÖVP und der FPÖ, ich würde ohne zu zögern blau wählen - mit einer Vorzugsstimme für Strache. Nicht des Inhalts wegen, Gott behüte, da sind mir beide gleich fern. Aber Strache steht dazu, was er ist. Er versucht erst gar nicht, intelligent, anständig, verantwortungsvoll oder ausgleichend zu wirken. Kurz hingegen ist ein böser, unmoralischer Schauspieler, der mit seinem kindlichen Bubengrinser nicht nur die Pädophilen auf seine Seite gezogen hat.

Trotz allem ist nicht die Person Kurz das Entsetzliche am Phänomen Kurz. Es sind seine Wähler. Es sind die Menschen, die die seit 30 Jahren regierende ÖVP wählen, weil sie eine Veränderung an der Regierung wollen. Es sind die Menschen, die Kurz bei seiner Forderung nach einer Trendwende in der Wirtschaftspolitik applaudieren und ihm diese zutrauen - obwohl das Wirtschaftsressort seit 1987 durchgehend in schwarzer Hand ist. Es sind die Menschen, die in Kurz etwas Neues sehen, obwohl er seit 2011 zunächst als Staatssekretär, dann als Minister zum Personal der „alten“ Koalition gehört. (Entschuldigend kann man den VP-Wählern in diesem Punkt zugute halten: In all den Jahren hat Kurz zwar viele Interviews gegeben, ansonsten aber kaum etwas getan. Vielleicht wird das das Neue: Kurz macht mal was.)

Man müßte die Kurz-Wähler mal niederbrüllen wie frühpubertierende Kinder, die gerade die teure Wohnzimmereinrichtung mit Bier, Kotze und Pizza überzogen haben. Man müßte sie an den Ohren (haha!) durch die Wohnung schleifen und sie mit sich vor Wut überschlagender Stimme fragen, ob sie sich eigentlich ir-gend-was dabei gedacht haben. Oder ob sie einfach nur übermütig waren, weils ihnen zu gut geht und weil sie eh nie irgendwelche Konsequenzen ausbaden müssen. Man müßte. Man tuts aber nicht. Weil man nur stumpfe Blicke ernten wird.


Kreuzerl gmacht

In Österreich führen die ärmsten 1% der Haushalte 42,4% ihres jeweiligen Bruttoeinkommens in Form von Steuern und Abgaben ab. Das reichste Hundertstel der österreichischen Haushalte zahlt nur 39,7% (Quelle). Die angebliche „Steuerprogression“ ist das nicht.

40% der Schüler in Österreich können, wenn sie die Volksschule verlassen, nicht sinnerfassend lesen (Quelle). Entscheidend für den Schulerfolg der Kinder sind der soziale Status und die formale Bildung der Eltern, auf die das desolate Schulsystem längst alle Verantwortung abgewälzt hat. Der gesellschaftlicher Aufstieg vom Kind eines arbeitslosen Schulabbrechers zum erfolgreichen Internisten ist in Österreich kaum mehr möglich.

Auf einer höheren Ebene wäre es längst an der Zeit, den verstaubten Föderalismus in den Mülleimer mißglückter Verfassungsexperimente zu kippen und gleichzeitig als gestaltende Kraft eine verstärkte europäische Integration jenseits von Binnenmarkt und Wirtschaftspolitik voranzutreiben.

Und, und, und, …

So viele wichtige Themen, die für die nächsten 5 Jahre eine Rolle spielen müßten. Worauf hat sich der Wahlkampf zugespitzt? Zu welchem Hauptthema mußten die Spitzenkandidaten Journalistenfragen beantworten? Zu irgendeiner Facebook-Gruppe, an die sich schon in 6 Monaten keiner mehr erinnern wird. Es ist an Absurdität kaum zu überbieten.

Ich habe jede Form der massenmedialen Wahlberichterstattung konsequent verweigert. Was dort läuft, ist Berichterstattung über den Wahlkampf - der aber interessiert mich nicht und wäre in einer „Demokratie 2020“ à la Oskar Welzl auch bei hohen Strafen verboten. Keine „Elefantenrunden“ also, keine „Konfrontationen“ für mich. Wozu auch? Ich kenne die Akteure lang genug, ich weiß, wofür sie politisch stehen und ob und wie sie ihre abstrakt formulierten Ziele in der Praxis umsetzen. Wer so etwas nicht weiß, sollte ohnehin nicht wählen gehen.

Ich bin heute hingegangen und hab mein Kreuzerl gemacht … mehr kann ich zur Rettung des Abendlandes im Moment nicht beitragen.


Jala Accione: SailfishOS für Bolivien

Jala AccioneDas am MWC bereits angekündigte Sailfish-Smartphone Accione der bolivianischen Firma Jala ist nun zwei Smartphones:

Es gibt ein Accione und ein Accione P, die äußerlich gleich aussehen, sich aber in fast allen technischen Details (Prozessorleistung, RAM, Kamera, Bildschirmauflösung, …) unterscheiden. Diese Seite listet die Leistungsmerkmale der beiden Modelle im Überblick auf.

Jala will mit den Accione-Smartphones ein Bedürfnis befriedigen, das sie für ein typisch bolivianisches, wenn nicht typisch lateinamerikanisches halten: die Unabhängigkeit von den USA und ihren Konzernen.

Für Jolla ist das Accione die dritte erfolgreiche internationale Kooperation nach dem Intex Aqua Fish (Juli 2016, Indien) und dem Inoi R7 (Februar 2017, Russland). Mal sehen, wo die Finnen als nächstes zuschlagen.


Jolla: Sailfish am Sony Xperia X

Sailfish X Tatsächlich, jetzt ist sie da: Die als Sailfish X bezeichnete Variante des Betriebssystems SailfishOS, die am Sony Xperia X läuft. Und wer hats? Ich habs, ganz klar. ;)

Warum das so großartig ist? Erstens, weil ich endlich wieder von Android zurück auf SailfishOS wechseln kann. Zur Erinnerung: Mein Jolla Phone aus dem Jahr 2013 hat irgendwann im Juni so zu spinnen begonnen, daß ich mir ein neues Telefon anschaffen mußte. Weil zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt war, daß das Xperia X in den Genuß von SailfishOS kommen wird, hab ich mir gleich dieses Modell besorgt - mit dem Nebeneffekt, daß ich jetzt ca. drei Monate nur auf Android angewiesen war.

Zweitens, weil das Xperia X im Vergleich zum betagten Jolla Phone geschwindigkeitsmäßig schon ganz anders abgeht. Zum Vergleich das erste Jolla Phone, das Jolla C/Intex Aqua Fish und in der letzten Spalte das Xperia:

  Jolla Phone Jolla C Sony Xperia X
Displaygröße4,5"5"5"
Auflösung540 x 960720 x 12801080 × 1920
RAM1GB2GB3GB
CPU2x1,4GHz4x1,3GHz4x1,4GHz plus 2x1,8GHz
interner Massenspeicher16GB16GB32GB

Das ist zwar immer noch weit weg von aktuellen Samsung Galaxy Modellen (das Xperia X ist im Februar 2016 erschienen), man muß aber bedenken, wie viel besser Sailfish die Hardware ausnutzt. Der Start des vorinstallierten Android-Betriebssystems dauerte 45 Sekunden. Sailfish ist jetzt in 20 Sekunden fertig hochgefahren.

Etwas abschreckend ist die Installationsprozedur. Wer (so wie ich) noch nie tiefer in die Android-Welt eingetaucht ist, schüttelt hier doch verwundert den Kopf. In den Sony-Anleitungen für das Entsperren des Bootloaders steht allen Ernstes, daß man sieben Mal auf eine Software-Versionsnummer tippen muß, damit ein Menü angezeigt wird, in dem man dann erst die eigentlich notwendigen Einstellungen vornehmen kann. Daß man dieses Ritual nicht auch noch nackt bei Neumond vollziehen muß, verwundert dann fast ein bißchen …

Nächster Schwachpunkt: Sony verlangt die Verwendung seines Flash-Tools Emma, das aber nur für Windows verfügbar ist. Ich war kurz davor, mir eine Testversion von Windows 10 in die virtuelle Maschine zu laden, wie ich dann gottseidank diese Anleitung für GNU/Linux und Mac entdeckt habe. Funktioniert perfekt. Emma muß offenbar wirklich nur aus rechtlichen Gründen sein. Ebenfalls aus rechtlichen Gründen notwendig ist es, dem Kernel für das Xperia von der Sony-Website herunterzuladen. Er enthält (Linux hin oder her) proprietäre Treiber, die Jolla nicht zum Download von seinen Servern anbieten darf.

Auch wenns mir umständlich erschienen ist: Es hat auf Anhieb geklappt und keine Probleme verursacht. SailfishOS sieht am wunderbaren Display des Sony Xperia X nicht nur 1000x besser aus als auf den Vorgängergeräten, der Geschwindigkeitsunterschied ist auch deutlich spürbar. Irgendwie hab ich das Gefühl, daß ich SailfishOS zum ersten Mal so erlebe, wie es ursprünglich konzipiert war.

Ich bin gespannt, ob die heute veröffentlichte Version von „Sailfish X“ auch schon das Ende der Fahnenstange in Sachen Anpassung an die Xperia-Hardware bedeutet … oder ob da in den nächsten Monaten sogar noch mehr drin ist.


Der Kern, der fehlt :)

Das Tier auf mir Seit der Kern nicht mehr dort ist, gehts halt bergab mit den ÖBB, war unser gemeinsames Fazit nach den zwei ÖBB-Enttäuschungen, mit denen unsere jeweiligen Wochenenden begonnen haben.

Nun: Meins ging jedenfalls fröhlich weiter, der Ärger über die einstündige (und völlig unnötige!) Verspätung des Zuges und die Unzuverlässigkeit der Sitzplatzreservierung war bald verflogen. Hundezeit! Boxerhunde sollte es auf Krankenschein geben. So zwei, drei Tage mit Hund, das ist wie ein richtiger Wellnessurlaub. (Apropos Krankenschein: Umgekehrt ist da wohl auch ein gewisser gesundheitlicher Effekt zu spüren. Das arme Tier lebt ja, wie ihre Vorgängerin, in einer Hölle aus Feinstaub, Kohlenmonoxid, Nikotin, Schwermetallen, Arsen, Blausäure etc. etc. Wenn ich da bin, darf sie auch mal in Zimmer mit sauberer Luft bzw. wird das eine oder andere Fenster geöffnet. Wird im Verhältnis nicht viel nützen, beruhigt aber das eigene Gewissen der armen Kreatur gegenüber.)

Das schlaue Mädchen hat natürlich inzwischen längst begriffen, daß der Onkel aus Wien immer nur recht kurz auftaucht. Da gilt es, die paar Tage möglichst optimal auszunutzen. Wenn ich auf der Bank sitze, dann sitzt sie buchstäblich Arsch an Arsch neben mit und versucht, so schlau dreinzuschauen wie ich (oder umgekehrt, man ist sich da nicht sicher). Wenn ich mich in der Früh aufwach, liegt sie schon vor der Zimmertür und wartet auf mich. Wenn ich auf der Couch im Wohnzimmer liege, schläft sie auf meinem Bauch. Und wenn ich einfach nur aus dem Nebenzimmer was holen will, läuft sie mir ganz aufgeregt nach - ich könnt ja wieder nach Wien verschwinden.

Das Bild daneben ist entstanden, wie sie in der Küche auf meinen Beinen eingeschlafen ist. Zack, weg. Das geht ja so schnell bei den Hunden. Unnötig zu sagen, daß mir der Hintern und die Oberschenkel eingeschlafen sind dabei. Aber sie is halt so süß … *LOL*


Jolla: Kiiminkijoki

Kiiminkijoki Kiiminkijoki ist ein Fluß, der gute sieben Autostunden nördlich von Helsinki in die Ostsee mündet. Kiiminkijoki ist auch der Name der neuesten Version 2.1.2 von SailfishOS, die Jolla heute im Rahmen des „Early Access“-Programms freigegeben hat.

Das vollständige Changelog zeigt eine schier unglaubliche Menge an Änderungen, Updates und Ergänzungen. Tatsächlich spüren tut man davon im Alltag wenig: Wieder einmal liegt der Schwerpunkt auf der Technik, die unterhalb der Benutzeroberfläche ihren Dienst tut. Hier wurden nicht nur Fehler behoben und Sicherheitslücken gestopft, nein, Jolla hat vor allem die für das Sony Xperia X und einige seiner Geschwister notwendigen Änderungen vorgenommen. Kiiminkijoki wird wohl die erste Sailfish-Version sein, die mit Hilfe von Sony offiziell auf diesen Xperia-Geräten unterstützt wird.

Daß ichs gleich installiert hab, ist eh klar. Langsam fürcht ich mich aber vor SailfishOS-Updates: Ich hab mittlerweile so viele Geräte mit diesem Betriebssystem, daß es doch immer eine ganze Weile dauert, bis alle umgestellt sind. Ist wie mit der Sommerzeit und den analogen Uhren. ;)