Als einziges Land in Europa ist es bei uns nicht möglich, einen umfassenden Nichtraucherschutz zu forcieren. Das ist so letztklassig und erbärmlich … und alles nur, weil diese oasch ÖVP schon damals in der Koalition so herumgeeiert hat … von wegen Wirtesterben. Jetzt haben die wieder einen Rückzieher gemacht, weil sie - zu recht - fürchten, mit Klagen eingedeckt zu werden, weil sich die Wirte die Umbaukosten natürlich zurückholen wollen. Das muss jetzt als fadenscheinige Ausrede herhalten.
Auf gesundheitlichen Überlegungen basiert diese Entscheidung jedenfalls nicht. Was es der Regierung schwer machen wird, in Zukunft z.B. die Alkoholsteuer zu erhöhen. Weil das nimmt ihnen dann auch keiner mehr ab, wenn man sich plötzlich um die Leber der Säufer sorgt. Detto höhere Dieselabgaben wegen Feinstaub etc … mit diesem Argument können sie dann jedenfalls nicht mehr kommen. Also weiß man dann, dass es ihnen nur um die höheren Steuereinnahmen geht. Blöd gelaufen!
Ich kann mich noch erinnern, als meine Mutti damals ganz erbost war, als die ÖBB das Rauchen aus den Zügen verbannt haben. Sie meinte damals, dass sie sich dann stark überlegen wird, ob sie nochmals mit dem Zug nach Wien kommen wird. Mich hat das damals sehr getroffen, dass ihr das Rauchen offenbar wichtiger war als der Besuch bei uns. Sie ist mit 60 Jahren übrigens an Lungenkrebs als Folge des Rauchens gestorben. Aber das darf man ja einem Raucher keinesfalls sagen, weil Krebs bekommen ja immer nur die anderen und auch Nichtraucher sollen ja Krebs kriegen … also is eh alles gut!
Es is zum Speibn!
Die Entscheidung basiert nicht nur nicht auf gesundheitlichen Überlegungen … sie basiert auf überhaupt keinen der Vernunft zugänglichen Überlegungen. Das einzige Argument ist der Machtrausch der FPÖ: Man hat schlechte Presse wegen der neuen Arbeitszeitregelung, die geforderte CETA-Abstimmung konnte man nicht durchsetzen, man muß den eigenen Wählern jetzt die Steuererleichterungen für Türken verkaufen … da tut's doch ganz gut, wenn man wenigstens bei irgendeinem Randthema Pseudo-Stärke zeigen kann. „Wir lassen euch die Freiheit, eure Freunde und eure Familie umzubringen!“ Na herzliche Gratulation den FPÖ-Wählern. Das ist ein großer Sieg, den Euch Eure Kinder danken würden, würden sie denn lebend zur Welt kommen.
Wie übrigens auch schon bei der Arbeitszeitregelung gilt: Bei Licht betrachtet sind es in erster Linie wieder nur die klassischen FPÖ-Wähler, die die negativen Folgen zu tragen haben werden. Die holen sich die Krankheiten im Raucherzimmer. Ich halte den Nichtraucherschutz für objektiv richtig und wichtig. Mich persönlich trifft die 180°-Wende der Schwarzen Wendehälse bei diesem Thema aber kaum. Was wär mein Vorteil? Ich kenne wenige Lokale, die sich überhaupt noch einen eigenen Raucherbereich leisten. Damit zieht man eh nur Publikum an, das man nicht haben will. Dort, wo's noch der Fall ist, hätte ich vielleicht ein paar Tische mehr zur Auswahl, wenn das Lokal mal voll ist. (Stimmt, letztens war ich mitm Herrn E. im PoS in der Schleifmühlgasse. Es war gsteckt voll, nur ganz hinten im Mini-Kammerl für Raucher wär noch ein Tisch frei gewesen, weil dort ja kaum wer sitzen mag. Bei absolutem Rauchverbot hätten wir uns da hinsetzen können - so mußte das Lokal auf Umsatz verzichten und wir sind ins komplett rauchfreie blueorange gegenüber ausgewichen.) Wenn wir mit Freunden unterwegs sind, kenne ich auch die Situation nicht, daß man von Rauchern zum Essen im Raucherbereich „überredet“ wird: Ich kenn nur einen einzigen Raucher, und dem graust selbst davor, im Raucherbereich zu essen. Heißt: Dieses berühmte weggehen und nachher sämtliche Klamotten in die Wäsche schmeißen
-Müssen, das hatte ich schon seit Jahren nicht mehr. Das kenn ich nur vom Wochenende in Linz, da stinken auch die Sachen erbärmlich, die ich gar nicht getragen hab, die nur in der Tasche gelegen sind.
Übrigens mach ich das in Linz auch so: Ich geh raus. Nach den Regeln des guten Benehmens müßte ja meine Mutter irgendwo rauchen, wo's niemanden stört. Andere Raucher kommen ja gar nicht erst auf die Idee, in der eigenen Wohnung zu rauchen, weil davon alles so grindig und versifft wird. Weil das mit dem guten Benehmen noch im Werden ist, geh ich halt in irgendwelche Zimmer, die nicht benutzt werden, reiß dort die Fenster auf (Frischluft wirkt gegen sie wie Knoblauch gegen Vampire) und red mitm Hund. :) (Ist irgendwie ein ähnliches Bild: Deine Mutter hat lieber auf einen Besuch bei Euch als auf eine Zigarette verzichtet; meine findet es auch wichtiger zu rauchen als nach dem Essen noch gemeinsam bei Kaffee und Kuchen zu quatschen. Es stimmt wohl doch, daß Drogen die Menschen verändern.)
Natürlich darf man einem Raucher nicht sagen, daß er sich seine Krankheiten geholt und sie nicht „bekommen“ hat. Und natürlich ist das Argument, daß ja auch Nichtraucher gelegentlich krank werden und fast immer sterben, eine beliebte Ausrede. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie meine Mutter einmal die Lungenkrebsgefahr generell in Abrede gestellt hat: Die T. hat ihr Leben lang geraucht und is bis heut pumperlgsund! Am Lungenkrebs gstorben ist dafür ihr Mann, der nie eine Zigarette angerührt hat!
, hat sie triumphierend gerufen … ohne sich bewußt zu sein, daß sie damit unfreiwillig das tödliche Risiko des Passivrauchens untermauert hat. Bei uns ist es ja das gleiche Spiel: Zwar hat mein Vater einmal geraucht, aber das ist jetzt doch schon einige Jahrzehnte her. Die ganzen Krankheiten, die er sich in den letzte 20 Jahren eingefangen hat, gehen aufs Konto des „freiwilligen Passivrauchens“. (Worauf er übrigens stolz ist, leidend ertragen tut ers nicht: Noch zu einer Zeit, wo er die ersten bösen Krankheiten bereits hatte, hat er in seinem Büro der Kanzlei den Sekretärinnen, die Raucherinnen waren, immer einen Aschenbecher hingeschoben, obwohl die Kanzlei natürlich aus arbeitsrechtlichen Gründen rauchfrei zu sein hatte. Der blaue Dunst
sei ja ein Ausdruck von Gemütlichkeit, meinte er damals. Solche Erfahrungen lassen mich natürlich auch daran zweifeln, ob die Idee von der „freien Entscheidung“ in solchen Fällen immer funktioniert.)
Ich kann meinen Zorn nur damit besänftigen, daß weder ein Rauchverbot 2018 noch zu einem früheren Zeitpunkt diese Dinge in meiner Familie verhindert hätte. 98% der Zigaretten werden ja zhaus verheizt, beim Essen (!), beim Fernsehen. Das Rauchverbot würde halt anderen helfen, ihre Gesundheit zu bewahren.
Ein Nachtrag noch zum Gedanken, daß die Aufhebung des Rauchverbots auch ein Kniefall vor den Wirten gewesen sein könnte, die vorher in die Trennung von Raucher- und Nichtraucherbereichen investiert haben:
Das ist ja einerseits doch schon einige Jährchen her. Andererseits und vor allem aber gibt es ja auch Wirte, die in Erwartung des beschlossenen Rauchverbots bereits ab 2016 wieder Rückgebaut bzw. erneut umgebaut haben. Ob die nicht auch Rechtssicherheit verdienen, fragt keiner.
Apropos Rechtssicherheit: Diesbezüglich ist die FPÖ-Neuregelung ein kompletter - wie heißt es so schön? - Vollholler. Alle bisherigen Unsicherheiten und Blödheiten bleiben bestehen. Dazu kommt jetzt noch eine zusätzliche Falle, die Rauchersheriffs jede Menge neuer Arbeit bescheren dürfte: Jugendliche unter 18 dürfen keinen Zutritt zu Raucherräumen erhalten. Jene Wirte, die zumindest versuchen, ihr Lokal halbwegs rechtskonform zu führen, werden sich herzlich bei Herrn Strache bedanken. Wie soll das gehen? Ausweiskontrolle am Eingang? Ich freu mich drauf, wenn mich der Herr Franz am Sonntag Abend das erste Mal nach meinem Ausweis fragt. Um überhaupt ins den Nichtraucher-Bereich zu kommen, muß man da ja durchs Raucherzimmer durch. Und da will ich, bitte, schon gefragt werden, ob ich 18 bin.
Was für Volltrotteln, die da mit einem FPÖ-Ticket nach oben geschwemmt werden. Wobei die Schwarzen ja um nix besser sind, die hat ja keiner gezwungen …
Natürlich will ich dieses Urlaubs-Feeling jetzt in Ösiland auch aben.
WENN MICH 2018 KEINER UM MEINEN AUSWEIS FRAGT, BIN ICH ECHT SAUER.
*LOL*