Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

ESC 2016: Wettquoten!

Der kleine Frans aus Schweden Wochenlang durfte ich hier Tabellen veröffentlichen, die ausschließlich meinen eigenen Geschmack widerspiegeln. Nun ist es soweit, daß die Wettquoten langsam einen Bezug zur Realität entwickeln. (Bisher wurde gerade bei den Spitzenplätzen oft auf Länder gewettet, die ihre Songs noch gar nicht veröffentlicht hatten.)

Also - Trommelwirbel! - ein erster Blick auf die Listen der Buchmacher:

Rang Land Song
    Interpret  
1 Schweden If I Were Sorry
    Frans  
    (Egozentrischer Teenie-Herzschmerz. Professionell gemacht, läßt aber trotzdem kalt.)  
2 Russland You Are The Only One
    Sergey Lazarev  
    (Berechnend und professionell konstruiert. Gelungen.)  
3 Kroatien Lighthouse
    Nina Kraljić  
    (Plätschert angenehm und ist gleich wieder vergessen.)  
4 Australien Sound Of Silence
    Dami Im  
    (Man sehnt sich nach silence.)  
5 Lettland Heartbeat
    Just  
    (Just bekämpft einen Song, der vielleicht nicht übel wäre.)  
6 Frankreich J'ai Cherché
    Amir  
    (Juhu-uhuhu…)  
7 Serbien Goodbye (Shelter)
    ZAA  
    (Gut gemeint, fürchte ich. Man sollte sich beim ESC nicht als Clown maskieren und dann wichtig nehmen.)  
8 Ukraine 1944
    Jamala  
    (Seltsam. Was ja nicht per se schlecht ist.)  
9 Aserbaidschan Miracle
    Samra  
    (Wohltuend: erkennbare Melodie.)  
10 Zypern Alter Ego
    Minus One  
    (Schönes von G:son)  

Rund die Hälfte der Buchmacher-Favoriten findet sich auch in meiner persönlichen Bestenliste. (Das ist die übliche Quote.) Bei den anderen Songs kann ich zumindest nachvollziehen, warum sie populär sind. Einzige Ausnahme ist das elendsfade Gsangl aus Australien. Hinter dem Titel „Sound of Silence“ stehen Anthony Egizii and David Musumeci, die mit ihrer Produktionsfirma DNA Songs eigentlich schon mal mehr zusammengebracht haben. Vielleicht sind solche teflonglatten, selbstverliebten Schlaflieder ja aber auch einfach für eine andere Generation gemacht. :)

Was sagen die Wettquoten Mitte März (bzw. meine persönliche Favoritenliste) über die tatsächlichen Siegeschancen aus? Ich hab mir die letzten paar Jahre angesehen:

Es ist gar nicht so selten, daß die Buchmacher so früh schon den Sieger korrekt vorhersagen können. 2012 war „Euphoria“ (von G:son) so ein klarer Fall, 2013 war es „Only Teardrops“ (von Lise Cabble, Julia Fabrin Jakobsen und Thomas Stengaard), 2015 lag „Heroes“ (von Anton Malmberg Hård af Segerstad, Joy Deb und Linnea Deb) schon im März auf dem ersten Platz bei den Wetten. Der einzige Ausreißer der letzten Jahre war „Rise Like a Phoenix“ (Alexander Zuckowski, Julian Maas, Robin Grubert): Der Song war im März 2014 noch nicht einmal in den Top 10 der Buchmacher angekommen. Er stieg erst wenige Tage vor dem Finale zu einem ernsthaften Anwärter auf den Sieg auf, als das wettfreudige Volk die Publikumsreaktionen bei Conchitas Auftritten in Anrufe umzurechnen begann.

Kann das auch für diese Tabelle gelten? Ist Schweden der Sieger 2016? Eine Besonderheit gilt es noch zu beachten: Der schwedische Sender SVT hat den nationalen Vorentscheid erst gestern Abend veranstaltet, die überwiegende Mehrheit der Wetten auf einen Sieg Schwedens wurde bereits in den Wochen zuvor abgeschlossen. Da kann sich also noch mehr bewegen als sonst um diese Zeit im Jahr. (Tatsächlich sind die Quoten für einen Sieg Schwedens gestern noch bei 1:2,25 gestanden. Jetzt, wo der kleine Frans mit „If I Were Sorry“ als Repräsentant des Landes feststeht, liegen sie bei 1:4,42. Russland könnte also durchaus schon bald den ersten Platz übernehmen.)

Gibt es eine zweite Faustregel, die man aus den Erfahrungen der Vergangenheit ableiten kann? Ja: Meine Favoriten gewinnen nie. Kein einziges Mal hat in den letzten Jahren der Song gewonnen, der mir am besten gefallen hat. :) Relativ häufig jedoch liegt das spätere Siegerlied in meiner Gunst so um den 5. Platz rum.

Ach ja, fast hätt ichs vergessen: Österreich liegt derzeit auf Platz 26 (von 43 teilnehmenden Rundfunkanstalten). Das ist grad so die Gegend, bei der man um einen Finaleinzug doch noch sehr zittern muß.

 
Hans-Georg (Gast) meinte am :
Sorry ...
... aber der Bubi aus Schweden hat überhaupt keine Austrahlung, keine Bühnenpräsenz und singen kann er auch nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, womit die Buchmacher den 1. Platz begründen. Das ist einfach nur schlecht, was er da abgeliefert hat. 
ossi1967 antwortete am :
Die Leut wetten ja nicht auf das Bubi,

sondern auf den Song. Und der ist nun mal recht professionell und zeitgemäß gemacht, das muß man ihm schon zugestehen. (Daß er mich persönlich nicht so berührt, ist eine andere Sache - da gehts wahrscheinlich nicht nur um Geschmack, sondern auch um meinen Geburtsjahrgang. 👴 )

Außerdem, wie oben schon geschrieben: Auf Schweden gewettet wurde ja teilweise ja schon im Jänner, bevor das Melodifestivalen 2016 überhaupt losgegangen ist. Die Leut setzen halt generell hohe Erwartungen in Schweden, einfach der Statistik wegen.

 
Hans-Georg (Gast) antwortete am :
Ich weiß
Ich selbst habe immer wieder betont, dass es sich um einen Songcontest handelt und nicht um einen Sängerwettstreit. Trotzdem ist die Performance oft ausschlaggebend, wie ein Lied rüberkommt. Davon mal abgesehen, dass es für meinen Geschmack besseres gibt, als der diesjährige Schwedensong, verhunzt der Bubi das Stück total.
Es scheint, ER hat in Schweden viele junge Girlies hinter sich, vielleicht noch ein paar Omis (hach ist der süß, zum Knuddeln!). In Schweden ist ganz eindeutig ER gewählt worden und nicht das Liedgut. Und wenn
sein Auftritt im Finale genauso schrecklich ist, wird das nichts mit Platz 1.
Aber gut, gezählt wird am 14. Mai.
Wie kommt es eigentlich, dass das Sicherheitswort gerade jetzt "sory" ist? 
ossi1967 antwortete am :
Girlies und Omis

Das kann gut sein: Girlies, Omis und vielleicht ein paar Päderasten. Andererseits: In Deutschland wars ja nicht viel anders mit dieser Krakowitz oder wie die heißt. Da dürften die Beweggründe für einen Anruf ähnlich gewesen sein.

Wobei ich ehrlich sagen muß: Ja, er is schiach, ja, er hat keine Bühnenpräsenz … aber seine Stimme find ich durchaus OK. Sie paßt zu dem Song, und er verhaut's auch im Live-Auftritt nicht. Wenn die ihn ordentlich im Bühnennebel verstecken beim ESC-Finale und nur ein paar Tänzer zu sehen sind, dann könnt sich schon was ausgehen. ;)

(Übrigens: Bei den großen Wettbüros, bei denen aktiv gewettet wird, ist Schweden seit der Präsentation des Songs hinter Russland zurückgefallen. In Summe liegt der kleine Frans aber noch vorn, weil auch die Quoten der weniger aktiven Wettbüros mitgezählt werden. Die haben sich seit Samstag nicht verändert.)