Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Nichtraucherschutz: Die Welt im Kleinen

Der Aschenbecher ist Zeuge: alle 8 Minuten eine Zigarette Die Gruppe der Raucher und die der FPÖ-Wähler sind großteils deckungsgleich. In beiden Gruppen dominieren Männer, beide Gruppen bestehen v.a. aus Personen mit niedriger formaler Bildung. Kein Wunder also, daß ausschließlich die FPÖ auf dieser politisch billigen Schiene Klientelpolitik zu betreiben versucht, um von ihrer eigentlichen Politik (Kürzung der Sozialleistungen, 60-Stunden-Woche, …) abzulenken. (Habe ich eigentlich schon einmal gesagt, wie sehr ich mich über diesen Kampf von schwarz/blau gegen den „Kleinen Mann“ freue? Darunter leiden werden genau die, die die beiden Kaschperln trotz ausdrücklicher Warnung gewählt haben. Weil sie sich vor einem Kopftuch fürchten.)

Aktuelles Schlachtfeld ist der Nichtraucherschutz in der Gastronomie. Das absolute Rauchverbot wurde 2015 beschlossen. Die FPÖ verdreht und mißbraucht nun den Begriff „Freiheit“, um eine Gesetzesänderung herbeizuargumentieren: Eine solche Gesetzesänderung würde die „Freiheit“ der Raucher und der Wirte schützen, behauptet sie. Ja, eh. So wie die Aufhebung aller Vorschriften zur Lebensmittelhygiene in der Gastronomie die Freiheit der Wirte und der Gäste stärken würde. Billigeres Essen, weniger Bürokratie, dafür halt gelegentlich Brechdurchfall … Wer könnte etwas dagegen haben?

Wie absurd die Behauptung von der „Freiheit“ und vom freien Willen der Betroffenen ist, zeigt sich nicht erst in der Gastronomie. Man muß nur die Augen aufmachen, wenn man Gelegenheit dazu hat:

Ich verbringe ein Wochenende in Linz. In den letzten knapp 20 Jahren haben meine Eltern sich abgesehen von den üblichen Raucherwehwehchen sechs ernsthafte Krankheiten eingetreten, die von Ärzten als direkte Folgen des Rauchens bzw. Passivrauchens klassifiziert werden. Vier davon waren potentiell lebensbedrohlich. Eine weitere, die sehr schmerzhafte Nummer 7, ist eine indirekte Folgeerkrankung.

Man kann es jetzt als erstrebenswerten Ausdruck individueller Freiheit bezeichnen, daß meine Mutter unbeirrt weiterraucht. In Ruhephasen (während des Essens oder beim Fernsehen) kommt sie auf 7 Zigaretten pro Stunde. (Weil Lüften hier als ungesund gilt und über Tage hindurch vermieden wird, entspricht die Luftqualität in etwa der eines Raucherraums in der Gastronomie. Das Experiment findet also unter realistischen Bedingungen statt.) Ebenso kann kein Gesetzgeber meinem Vater vorschreiben, ob er sich dem Passivrauch aussetzen möchte oder nicht. Jeder hat so seine ganz eigenen Vorstellungen von der Freiheit, die ich meine. Und darum gehts auch gar nicht in diesem kleinen Mikrokosmos, obwohl die FPÖ versucht, es so darzustellen. Keine Sau interessiert sich in der politischen Diskussion wirklich für die gesundheitlichen Folgen, die das Rauchen auf die Raucher und die freiwilligen Passivraucher hat. Die von der Anti-Raucher-Gruppe vorgeschobenen Argumente bzgl. der Belastung des Gesundheitssystems sind hanebüchener Unsinn: Nach der gleichen Logik müßte man dann Junk Food, Schifahren und Alkohol verbieten. Wir leben in einer Gesellschaft, die Risikoverhalten generell toleriert und in einem Versicherungsnetz auffängt. Das ist nicht das Problem.

Was unsere Gesellschaft in der Regel nicht toleriert und meist strafrechtlich ahndet, ist die Gefährdung der Gesundheit und des Lebens anderer. Und da sind wir genau am Punkt:

Wir reden in Bezug auf die Gastronomie nicht von der Einschränkung der Raucher. Wir reden vom Schutz der Freiheit, des Lebens und der Gesundheit der Nichtraucher - vor allem jener, die sich dem Rauch nicht freiwillig oder einer bewußten Entscheidung folgend aussetzen. Dort, wo das Rauchverbot in der Gastronomie umgesetzt wurde, sind schon nach dem ersten Jahr beeindruckende Daten veröffentlicht worden: In Schottland sank die Zahl der Herzanfälle bei den Nichtrauchern um 20%; in Belgien gab es einen Rückgang bei den Frühgeburten um 3%; in Frankreich sank die Zahl der Herzinfarkte um 18%. Es gibt kein einziges Land, in dem die Umsetzung der Maßnahme nicht zu ähnlich signifikanten Verbesserungen der Lebensqualität geführt hätte. Und der Beobachtungszeitraum ist lang genug: Während die FPÖ den Wirten noch einredet, daß eine Gastronomie ohne Tabak denkunmöglich ist und sie alle elendiglich krepieren werden, ist das Rauchverbot in der zivilisierten Welt seit ca. 10-20 Jahren akzeptierter Normalzustand. Lang genug also um zu wissen: Der Gastronomie gehts gut, den Menschen noch besser.

Gibt es den schützenswerten Nichtraucher aber überhaupt? Den Gast, der - anders als im Mikroexperiment mein Vater - quasi unwissend oder ohne freie Entscheidung ins Raucherzimmer rutscht? Selbstverständlich. Abgesehen davon, daß in vielen Restaurants die gesetzlich vorgeschriebene Trennung nur eine theoretische ist; abgesehen von den Kellnern; abgesehen vom Gruppenzwang bei gemeinsamen Lokalbesuchen; … hier im konkreten Beispiel haben wir ein Familienmitglied, das von den Gefahren des Rauchens nichts weiß, sich daher nicht dagegen entscheiden kann und - selbst wenn es wollte - gar keine Möglichkeit hätte, seinen Willen durchzusetzen. Weil ich Menschenversuche ablehne, ist dieses Familienmitglied hier der Hund. Er entspricht in etwa einem Volksschulkind: Der kleine Körper bekommt die gleiche Menge an Giftstoffen ab, die in wesentlich höherer Konzentration wirksam werden. Und natürlich weiß weder der Hund noch der 7jährige Lukas, daß er mit jeder Zigarette einem Cocktail von 250 Giften und Karzinogenen ausgesetzt wird, daß er sich schützen sollte, daß er um Rücksicht bitten sollte. Oder halt einfach nicht mitgehen, wenns wieder ins Wirtshaus geht.

Das aktuelle Mikoexperiment hier in Linz läuft noch. Der letzte Durchgang konnte erfolgreich und mit dem erwarteten Ergebnis abgeschlossen werden: Der einzige Teilnehmer, der nie die Chance hatte, sich für oder gegen das Leben mit Zigarettenrauch zu entscheiden, ist durch einen heimtückischen Tumor innerlich verblutet. Der Tierarzt meines Vertrauens hat nebenbei erwähnt, daß dieser spezielle Tumor in besonderem Maß durch Feinstaubbelastung verursacht wird. Zur Einordnung: Eine einzelne Zigarette setzt so viel Feinstaub frei wie ein Dieselmotor, der 90 Minuten lang läuft. Im Inneren einer durchschnittlichen Raucherwohnung (und damit erst recht eines Raucherzimmers im Restaurant) liegt der Feinstaubgehalt um ein Tausendfaches höher als in Städten bei hohem Verkehr und ungünstigen Wetterbedingungen.

Es steht völlig außer Diskussion, daß der Staat die gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen muß, unter denen ein freies, gesundes, selbstbestimmtes und sicheres Leben möglich ist. Aus diesem Grund verhängt er Geschwindigkeitsbeschränkungen, sorgt für die Sicherheit von Lebensmitteln und die Verträglichkeit von Medikamenten, schreibt Brandschutzmaßnahmen und Fluchtwege vor. Aus diesem Grund hat er auch dafür zu sorgen, daß nicht 20% der Herzanfälle durch Fremde herbeigeführt und zu vermeiden wären, ebenso wie 3% der Frühgeburten, ebenso wie all die anderen gräßlichen Dinge, die Menschen sich durch den Passivrauch holen.

Liebe FPÖ: Nach einem Schlaganfall halb bewegungsunfähig im Rollstuhl zu sitzen und dabei nichts mehr zu sehen ist nicht notwendigerweise meine persönliche Vorstellung von „Freiheit“. Es ist aber eine medizinisch belegbare Folge des Zwangs zum Passivrauchen, den Ihr so vehement für alle einfordert.

 
schlosser meinte am :
Wie immer spannend.
Ossi, ich mag Deine Postings ja.
Informativ und knackich. So wie der Autor, halt. :-)
Vor allem fand ich hier die Verspinnung von privaten Erlebnissen und der 'öffentlichen Meinung' von bestimmten Bevölkerungsgruppen spannend und berühriglich... Natürlich das mitm Papsch, aber natürlich auch mitm Hunzi. Ächt? Hat der Herr Ch. bestätigt, daß Feinstaub dieser Art von Tumoren auslösen kann? Isja wahnsinniglich. *augenaufreiß*

Erst vergangenes Wochenende hatten wir mit Freunden das gleiche Thema an einem Abend zur Debatte... mit ähnlichem Tenor. Gottseidank ohne der persönlichen Konnexe. Dieses Hin- und Hergesocks in Österreich ist ja schon nur mehr eine Peinlichkeit höchsten Grades: Erst den Wirten die Umbauarbeiten aufzwingen (die ja - wie wir auch bestätigen können - meiner Erfahrung nach nix bringen. In diesen getrennten Bereichslokalen kriegst den Mief genauso ab wie woanders...) und dann wieder doch nicht Rauchverbot... *augenroll* - ich kenne keine einzige Stadt auf der Welt, die *so* herumeiert. Und überall, aber wirklich überall ist's verboten - teilweise sogar an der Häuserfront außerhalb des Pubs. Und überall geht's.
Nur in Österreich halt ned. Weil so offenbar und ohne Genierer versucht wird, politisches Kleingeld zu machen mit diesen Zusagen an die qualmende Community. Erbärmlich.

Naja. Österreich ist halt anders. 
raini meinte am :
Leider zu spät!
Ich hasse diese neue Regierung jetzt schon … ich hab mich wirklich schon gefreut auf eine Zeit, wo man weggehen kann und nicht nachher sämtliche Klamotten in die Wäsche schmeißen muss, weil diese rücksichtslosen Raucher ungeniert überall qualmen müssen, wo Menschen zusammenkommen. Ich finde das ehrlich ekelhaft. Auch letztens beim Familienbesuch … ich hab aus dem Wohnzimmer rausgehen müssen, weil ich die Luft da drin einfach nicht mehr ausgehalten habe.

Als einziges Land in Europa ist es bei uns nicht möglich, einen umfassenden Nichtraucherschutz zu forcieren. Das ist so letztklassig und erbärmlich … und alles nur, weil diese oasch ÖVP schon damals in der Koalition so herumgeeiert hat … von wegen Wirtesterben. Jetzt haben die wieder einen Rückzieher gemacht, weil sie - zu recht - fürchten, mit Klagen eingedeckt zu werden, weil sich die Wirte die Umbaukosten natürlich zurückholen wollen. Das muss jetzt als fadenscheinige Ausrede herhalten.

Auf gesundheitlichen Überlegungen basiert diese Entscheidung jedenfalls nicht. Was es der Regierung schwer machen wird, in Zukunft z.B. die Alkoholsteuer zu erhöhen. Weil das nimmt ihnen dann auch keiner mehr ab, wenn man sich plötzlich um die Leber der Säufer sorgt. Detto höhere Dieselabgaben wegen Feinstaub etc … mit diesem Argument können sie dann jedenfalls nicht mehr kommen. Also weiß man dann, dass es ihnen nur um die höheren Steuereinnahmen geht. Blöd gelaufen!

Ich kann mich noch erinnern, als meine Mutti damals ganz erbost war, als die ÖBB das Rauchen aus den Zügen verbannt haben. Sie meinte damals, dass sie sich dann stark überlegen wird, ob sie nochmals mit dem Zug nach Wien kommen wird. Mich hat das damals sehr getroffen, dass ihr das Rauchen offenbar wichtiger war als der Besuch bei uns. Sie ist mit 60 Jahren übrigens an Lungenkrebs als Folge des Rauchens gestorben. Aber das darf man ja einem Raucher keinesfalls sagen, weil Krebs bekommen ja immer nur die anderen und auch Nichtraucher sollen ja Krebs kriegen … also is eh alles gut!

Es is zum Speibn! 
ossi1967 antwortete am :
@raini

Die Entscheidung basiert nicht nur nicht auf gesundheitlichen Überlegungen … sie basiert auf überhaupt keinen der Vernunft zugänglichen Überlegungen. Das einzige Argument ist der Machtrausch der FPÖ: Man hat schlechte Presse wegen der neuen Arbeitszeitregelung, die geforderte CETA-Abstimmung konnte man nicht durchsetzen, man muß den eigenen Wählern jetzt die Steuererleichterungen für Türken verkaufen … da tut's doch ganz gut, wenn man wenigstens bei irgendeinem Randthema Pseudo-Stärke zeigen kann. „Wir lassen euch die Freiheit, eure Freunde und eure Familie umzubringen!“ Na herzliche Gratulation den FPÖ-Wählern. Das ist ein großer Sieg, den Euch Eure Kinder danken würden, würden sie denn lebend zur Welt kommen.

Wie übrigens auch schon bei der Arbeitszeitregelung gilt: Bei Licht betrachtet sind es in erster Linie wieder nur die klassischen FPÖ-Wähler, die die negativen Folgen zu tragen haben werden. Die holen sich die Krankheiten im Raucherzimmer. Ich halte den Nichtraucherschutz für objektiv richtig und wichtig. Mich persönlich trifft die 180°-Wende der Schwarzen Wendehälse bei diesem Thema aber kaum. Was wär mein Vorteil? Ich kenne wenige Lokale, die sich überhaupt noch einen eigenen Raucherbereich leisten. Damit zieht man eh nur Publikum an, das man nicht haben will. Dort, wo's noch der Fall ist, hätte ich vielleicht ein paar Tische mehr zur Auswahl, wenn das Lokal mal voll ist. (Stimmt, letztens war ich mitm Herrn E. im PoS in der Schleifmühlgasse. Es war gsteckt voll, nur ganz hinten im Mini-Kammerl für Raucher wär noch ein Tisch frei gewesen, weil dort ja kaum wer sitzen mag. Bei absolutem Rauchverbot hätten wir uns da hinsetzen können - so mußte das Lokal auf Umsatz verzichten und wir sind ins komplett rauchfreie blueorange gegenüber ausgewichen.) Wenn wir mit Freunden unterwegs sind, kenne ich auch die Situation nicht, daß man von Rauchern zum Essen im Raucherbereich „überredet“ wird: Ich kenn nur einen einzigen Raucher, und dem graust selbst davor, im Raucherbereich zu essen. Heißt: Dieses berühmte weggehen und nachher sämtliche Klamotten in die Wäsche schmeißen-Müssen, das hatte ich schon seit Jahren nicht mehr. Das kenn ich nur vom Wochenende in Linz, da stinken auch die Sachen erbärmlich, die ich gar nicht getragen hab, die nur in der Tasche gelegen sind.

Übrigens mach ich das in Linz auch so: Ich geh raus. Nach den Regeln des guten Benehmens müßte ja meine Mutter irgendwo rauchen, wo's niemanden stört. Andere Raucher kommen ja gar nicht erst auf die Idee, in der eigenen Wohnung zu rauchen, weil davon alles so grindig und versifft wird. Weil das mit dem guten Benehmen noch im Werden ist, geh ich halt in irgendwelche Zimmer, die nicht benutzt werden, reiß dort die Fenster auf (Frischluft wirkt gegen sie wie Knoblauch gegen Vampire) und red mitm Hund. :) (Ist irgendwie ein ähnliches Bild: Deine Mutter hat lieber auf einen Besuch bei Euch als auf eine Zigarette verzichtet; meine findet es auch wichtiger zu rauchen als nach dem Essen noch gemeinsam bei Kaffee und Kuchen zu quatschen. Es stimmt wohl doch, daß Drogen die Menschen verändern.)

Natürlich darf man einem Raucher nicht sagen, daß er sich seine Krankheiten geholt und sie nicht „bekommen“ hat. Und natürlich ist das Argument, daß ja auch Nichtraucher gelegentlich krank werden und fast immer sterben, eine beliebte Ausrede. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie meine Mutter einmal die Lungenkrebsgefahr generell in Abrede gestellt hat: Die T. hat ihr Leben lang geraucht und is bis heut pumperlgsund! Am Lungenkrebs gstorben ist dafür ihr Mann, der nie eine Zigarette angerührt hat!, hat sie triumphierend gerufen … ohne sich bewußt zu sein, daß sie damit unfreiwillig das tödliche Risiko des Passivrauchens untermauert hat. Bei uns ist es ja das gleiche Spiel: Zwar hat mein Vater einmal geraucht, aber das ist jetzt doch schon einige Jahrzehnte her. Die ganzen Krankheiten, die er sich in den letzte 20 Jahren eingefangen hat, gehen aufs Konto des „freiwilligen Passivrauchens“. (Worauf er übrigens stolz ist, leidend ertragen tut ers nicht: Noch zu einer Zeit, wo er die ersten bösen Krankheiten bereits hatte, hat er in seinem Büro der Kanzlei den Sekretärinnen, die Raucherinnen waren, immer einen Aschenbecher hingeschoben, obwohl die Kanzlei natürlich aus arbeitsrechtlichen Gründen rauchfrei zu sein hatte. Der blaue Dunst sei ja ein Ausdruck von Gemütlichkeit, meinte er damals. Solche Erfahrungen lassen mich natürlich auch daran zweifeln, ob die Idee von der „freien Entscheidung“ in solchen Fällen immer funktioniert.)

Ich kann meinen Zorn nur damit besänftigen, daß weder ein Rauchverbot 2018 noch zu einem früheren Zeitpunkt diese Dinge in meiner Familie verhindert hätte. 98% der Zigaretten werden ja zhaus verheizt, beim Essen (!), beim Fernsehen. Das Rauchverbot würde halt anderen helfen, ihre Gesundheit zu bewahren.

 
ossi1967 antwortete am :
@raini: PS zu möglichen Klagen, Rechtssicherheit etc.

Ein Nachtrag noch zum Gedanken, daß die Aufhebung des Rauchverbots auch ein Kniefall vor den Wirten gewesen sein könnte, die vorher in die Trennung von Raucher- und Nichtraucherbereichen investiert haben:

Das ist ja einerseits doch schon einige Jährchen her. Andererseits und vor allem aber gibt es ja auch Wirte, die in Erwartung des beschlossenen Rauchverbots bereits ab 2016 wieder Rückgebaut bzw. erneut umgebaut haben. Ob die nicht auch Rechtssicherheit verdienen, fragt keiner.

Apropos Rechtssicherheit: Diesbezüglich ist die FPÖ-Neuregelung ein kompletter - wie heißt es so schön? - Vollholler. Alle bisherigen Unsicherheiten und Blödheiten bleiben bestehen. Dazu kommt jetzt noch eine zusätzliche Falle, die Rauchersheriffs jede Menge neuer Arbeit bescheren dürfte: Jugendliche unter 18 dürfen keinen Zutritt zu Raucherräumen erhalten. Jene Wirte, die zumindest versuchen, ihr Lokal halbwegs rechtskonform zu führen, werden sich herzlich bei Herrn Strache bedanken. Wie soll das gehen? Ausweiskontrolle am Eingang? Ich freu mich drauf, wenn mich der Herr Franz am Sonntag Abend das erste Mal nach meinem Ausweis fragt. Um überhaupt ins den Nichtraucher-Bereich zu kommen, muß man da ja durchs Raucherzimmer durch. Und da will ich, bitte, schon gefragt werden, ob ich 18 bin.

Was für Volltrotteln, die da mit einem FPÖ-Ticket nach oben geschwemmt werden. Wobei die Schwarzen ja um nix besser sind, die hat ja keiner gezwungen …

 
schlosser antwortete am :
Ja! Ausweis!
Ich hab's auch grad im Ladilo gehört... "...die Möglichkeit der Kontrolle des Alters ist noch nicht sichergestellt..." - Oida? Was ist mit dem guten, alten Ausweis, um den ich im Ausland immer gefragt werde? *räusper*
Natürlich will ich dieses Urlaubs-Feeling jetzt in Ösiland auch aben.
WENN MICH 2018 KEINER UM MEINEN AUSWEIS FRAGT, BIN ICH ECHT SAUER.

*LOL* 
Deep_Blue meinte am :
Von Fake News und Rauchern
Ok, fangen wir mit den Fake News an.

Natürlich wird niemand 60 Stunden arbeiten müssen, dass weißt du genau, aber so Fake News fetzen halt gewaltig.

Im FP/VP-Regierungsprogramm steht ein klares Bekenntnis zum 8 Stunden Arbeitstag und einer 38,5 bis 40 Stunden Arbeitswoche für Arbeitnehmer geschrieben.

Arbeitnehmer, welche jedoch mit ihrem jeweiligen Arbeitgeber eine freiwillige und flexible Lösung vereinbaren (Überstundenauszahlung oder Zeitanrechnung), an mehren Tagen die Woche bis zu 12 Stunden arbeiten zu wollen, sollen dann ab 38,5 bis 40 Arbeits-Wochenstunden mehr Tage hintereinander frei und Zeit für Ihre Familie haben. Auf Wunsch und zum Vorteil des Arbeitnehmers, der Familie und aller Betroffenen!

Ich arbeite seit 10 Jahren in 12 Stunden Schichten und liebe es.
PS.: Den 12 Stunden Arbeitstag findest du auch im Plan A vom Kern.

Jetzt zu den armen, gefährdeten Nichtrauchern.
Wobei ich vorausschicken muss, dass ich ja auch seit geraumer Zeit Nichtraucher bin.
Ich dampfe jetzt, (E-Zigarette) wird aber genauso verteufelt, ist also genauso wenig ernst zu nehmen wie die Nichtraucher-Hysterie.

Der derzeitige Nichtraucherschutz ist vollkommen ausreichend.
- in öffentlichen Gebäude
- in Bädern
- in Zügen
- in Flugzeugen
- in Restaurants etc etc.

Es geht hier um ein paar Lokale, die a) einen abgegrenzten Raucherbereich haben oder b) ein Beisl sind.
Und das regt euch auf?
Niemand zwingt Euch, diese Lokale aufzusuchen oder sich in den Raucherbereich zu setzen.

Wenn man sich Rainis Kommentar durchliest, merkt man sehr schnell in welche Richtung es gehen soll.
Alkoholsteuer erhöhen etc. - ein neues Biedermeierzeitalter steht vor der Türe.

Im Großen und Ganzen muss man sagen, ganz toll.
Die Regierung ist noch nicht einmal im Amt und bringt schon mehr weiter als die Sozen in den letzten 15 Jahren.

- Steuererleichterungen für Familien
- Steuererleichterungen für kleine und mittlere Einkommen
- den arbeitsscheuen Parasiten wird das Geld gekürzt
- direkte Demokratie (den Linken schaudert es)
- Innenminister Kickl
usw usw.

Jetzt noch eine türkis/blaue Stadtregierung und wir gehen tollen Zeiten entgegen.

MAKE AUSTRIA GREAT AGAIN 
ossi1967 antwortete am :
Auf Wunsch und zum Vorteil des Arbeitnehmers

Ja, eh. Die Unternehmen werden sich heftig dagegen wehren, aber nach ein paar Warnstreiks wird man den Leuten erlauben, die Arbeitszeit zu erhöhen und nur mehr 8 statt 11 Stunden Ruhezeit zwischen den Schichten zu haben. Das wird genauso „freiwillig“ sein wie die Sonn- und Feiertagsöffnung im Handel etc., wo sich die ganzen alleinstehenden Mütter um die Dienste anstellen, weil der normale Lohn ohne diese Zusatzzahlungen eben nicht mehr ausreicht. Daß sie damit am einzigen Tag arbeiten, den sie mit ihren Kindern verbringen könnten, daß damit eine neue Generation von Schlüsselkindern heranwächst, die kein Sozialverhalten lernen und gefährlich sind … hach, wen kümmert das schon.

Du wirst als Arbeitnehmer gar nix vereinbaren. Du wirst froh sein, in ein Unternehmen einen Job gefunden zu haben. Und in diesem Unternehmen gilt halt dann der 12-Stunden-Tag ohne Überstundenbezahlung. Freizeitausgleich gibts nicht, wenn Du es gern hättest, weil Du mit Deiner Familie was unternehmen willst. Freizeitausgleich gibts, wenn die Auslastung schlecht ist und man Dich grad für ein paar Tage nicht braucht.

Daß man das Leben und die Gesundheit von Menschen opfert, um ein paar Wählerstimmen zu ergattern, regt mich tatsächlich auf. Es gibt Dinge, die objektiv richtig und notwendig sind. Andere sind objektiv falsch und gefährlich. Das ist unabhängig davon, obs mich jetzt persönlich betrifft oder nicht. Das Rauchen in Lokalen betrifft mich persönlich nur ganz am Rande, siehe oben. Aber es ist ja nur ein Symptom dafür, daß hier moralisch verdorbene, machtgeile, egoistische Menschen das Sagen haben, die ganz buchstäblich über Leichen gehen, um sich die Säcke zu füllen.

PS: Und übrigens, das hätt ich fast vergessen:

Ich arbeite seit 10 Jahren in 12 Stunden Schichten und liebe es.

Nach derzeitigem Arbeitsrecht sind 12-Stunden-Schichten als vorübergehende Ausnahmeregelung (!) bei vorübergehendem, besonderem Arbeitsbedarf zulässig, wenn sonst ein unverhältnismäßiger wirtschaftlicher Schaden droht. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ausgerechnet Dein Arbeitgeber seit durchgehend 10 Jahren auf ausgerechnet Deine Überstunden angewiesen ist, weil ihm ohne Dich unverhältnismäßiger wirtschaftlicher Schaden entstehen würde. Wie schaffst Du es also, seit einem Jahrzehnt auf 12-Stunden-Schichten zu kommen? Da gibt es tatsächlich einen Hinweis im Gesetz:

Du arbeitest gar nicht, zumindest nicht laut Gesetz. Das, was Du wahrscheinlich tust, nennt das Gesetz Arbeitsbereitschaft - auf gut Deutsch: Eh auch da sein, falls sich irgendwann doch mal was tut und es kein anderer macht. In solchen Fällen sind 12 Stunden kein Problem, da sieht der Gesetzgeber keinen schützenswerten Bedarf an Regeneration, Erholung, …

 
Deep_Blue antwortete am :
Ganz lieb
Es ist wirklich ganz herzig von dir, lieber Ossi, dass du dir um meine Arbeitszeit Sorgen machst.
Um dich zu beruhigen, habe ich mich heute extra wegen dir in meiner Personalabteilung erkundigt, weil mir ist es ja im Prinzip wurscht.

Also, wir haben einen 24 stündigen Schichtbetrieb und daher falle ich unter die "vollkontinuierliche Schichtarbeit" mit einer 12 stündigen Arbeitszeit gem. § 4 Abs.4 Z 2 und § 1a Arbeitszeitgesetz.

Grob gesagt läuft das so ab, zwei Tage je 12 Stunden Dienst, zwei Tage frei.
Jede 6 Woche einen zusätzlichen Tag frei.
Fette Sonntagszulagen, Feiertage mit 100 %igen Überstunden abgegolten.
Ca. 14-15 Dienste pro Monat.
Einfach nur geil. Du musst dir wirklich keine Sorgen machen :-)

Wenn ich daran denke, wie ich bei der gesch.... TK ausgebeutet wurde, kommt mir heute noch das Speiben.

So und jetzt nochmals ein kurzer Kommentar zu dem Affentheater Rauchverbot.

Wenn die EU zustimmt, dass wir weiter mit Glyphosat vergiftet werden dürfen, regt das niemanden auf.
Wenn in ein paar Lokalen, in abgetrennten Bereichen weiter geraucht werden darf, nässen sich alle ein.

Ist doch ein reines Politikum, weil es eben von der FPÖ kommt.
Außerdem sind Linke nicht gewohnt, dass Politiker Wahlversprechen auch einlösen.

Aber das Rauchen ist halt ein Thema, wo wirklich jeder mitreden kann.
So wie das schlechte Benehmen von Männern bei der Annäherung an Frauen ein solches Thema ist, oder das Wetter, oder der Urlaub.
Solche Themen brauchen vor allem jene, denen Staatsverschuldung, Völkerwanderung, Demographie, Migration, Terror, Sicherheit, Islamisierung, Asylmissbrauch, Nullzinsen, Europa, Nahost, Wettbewerbsfähigkeit, Überregulierung, Welthandel, Meinungsfreiheit, Bildungsfragen, Umweltschutz und viele andere Fragen zu kompliziert oder heikel sind, um einen Durchblick auch nur zu versuchen.

Ich würde Mahnwachen vor Trafiken vorschlagen.
Da könnt ihr dann Babypuppen in die Höhe halten, oder so was in der Art.

Einfach nur lächerlich, das Ganze. 
ossi1967 antwortete am :
@Blue: Und schon wieder bist Du im Recht!

Das ist ja unglaublich, Blü hat die Dinge schon wieder mal richtig eingeordnet. Weil die FPÖ-Wähler zu blöd sind, um langfristige oder komplexere Themen wie Demographie, europäische Integration, Umweltschutz, Klimawandel, Bildung, Finanzsystem etc. etc. auch nur annähernd zu verstehen, reduziert man jede Politik auf den kurzfristigen Kick: „Lieber HC-Fan, du hast dein Leben verschissen, ich weiß, dafür darfst du jetzt auch das Leben anderer ruinieren und mußt auf niemanden Rücksicht nehmen. Rauch einfach weiter im Gasthaus und warte, bis der Kellner umkippt.“ Das ist super. Diese kurzfristig (haha! Wortspiel!) ausgelegte Brot- und Spiele-Politik gehört ja zur Definition von Populismus.

Da werden beispiellose Kampagnen in den Mainstream-Medien gegen Glyphosat gefahren und jeder Horst ist plötzlich der Oberfachmann. Dabei ist eine Gesundheitsgefährdung durch Glyphosat strittig. Es steht der Verdacht im Raum, daß es Krebs auslösen könnte, aber es gibt keine einhellige Meinung dazu … und daher sind auch ca. die Hälfte der Staaten in Europa für die Verlängerung der Zulassung. Anders ist das beim Rauchen: Da ist die Gesundheitsgefährdung eindeutig bewiesen, niemand zweifelt sie an. Außerdem gehts da nicht „nur“ um Krebs, sondern auch um Herzinfarkte, Schlaganfälle, Früh- und Totgeburten, Aneurismen, nachlassende kognitive Leistung, chronische Bronchitis, Impotenz, Blindheit durch Makuladegeneration, Asthma, … etc. etc. etc. Wer das „Vielleicht kriegt man davon Krebs, vielleicht aber auch nicht“-Risiko von Glyphosat ernsthaft mit all diesen erwiesenen Folgeerkrankungen des Rauchens und Passivrauchens zu vergleichen versucht, hat sich damit für jede weitere Diskussion disqualifiziert.

(Ich freu mich übrigens auch den Tag, an dem Glyphosat verboten wird und die Lebensmittelpreise deshalb wieder ein bißchen steigen. Wir könnten Wetten abschließen, wem die hochqualifizierten FPÖ-Wähler dafür dann die Schuld geben: a) dem Glyphosatverbot oder b) dem Euro? *LOL*)

Daß Wahlversprechen eingelöst werden, wäre in der Tat ungewöhnlich. Wie war das von Strache nochmal vor der Wahl? 12-Stunden-Tage lehnt er ab, sie sind eine asoziale, leistungsfeindliche Idee. Na dann.

Du bist jetzt ein Schichtler? Wow. Was für ein Karrieresprung. Das ist natürlich ganz was anderes. Richtig, bei der Telekom hat man Dich voll ausgenutzt. Du bist gekommen und gegangen, wanns Dir gepaßt hat, hast Deine Zeitaufzeichnungen gefälscht, Deine Arbeit verweigert bzw. auf Deine Kollegen abgeladen … und das alles bei voller Bezahlung. Wahnsinn eigentlich, was Du ertragen mußtest. (Daß Du dann aber andere als arbeitsscheuen Parasiten bezeichnest, ist schon wieder ziemlich komisch.) Da verstehe ich gut, daß Du starre, auf Anwesenheit ausgelegte 12-Stunden-Schichten (auch in der Nacht) dem flexiblen Gleitzeitmodell ergebnisorientierter Büroarbeit vorziehst.