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Conchita, Queen of Charts

Was passiert mit dem Song Contest, wenn der Song Contest vorbei ist? Kaufen die Leute die Titel denn auch? Es wird ja oft so getan, als existiere der Bewerb in einer vom echten Leben abgekoppelten Blase. Daß da um Mitternacht noch 1,5 Millionen Menschen allein in Österreich vor der Glotze hängen (Marktanteil: 73%, wie in den Zeiten vor dem Kabelfernsehen), läßt Gegenteiliges vermuten. Wirklich beweisen muß der Contest seinen Erfolg jedes Jahr nach der Show: Können die Kandidaten ihre Songs auch tatsächlich verkaufen?

Obwohl ich Apple gern aus dem Weg gehe, sind die iTunes Charts nun mal ein guter und vor allem tagesaktueller Indikator zur Beantwortung dieser Frage. Wie schlägt sich der Song Contest dort nieder?

Verblüffend: „Rise Like a Phoenix“ ist auf Platz 1 der europäischen Download-Charts bei iTunes. Viel verblüffender noch: Der Song hat es in die Top 10 der weltweiten Charts geschafft und liegt dort heute auf Platz 9. Na? Von wegen „nicht relevant im Musikgeschäft“. :)

Die folgende Tabelle zeigt, welche der Teilnehmer es unter die besten 250 der europäischen Charts geschafft haben:

Platz Land Interpret
    Song
1 Österreich Conchita Wurst
    „Rise Like a Phoenix“
4 Niederlande The Common Linnets
    „Calm After The Storm“
11 Schweden Sanna Nielsen
    „Undo“
18 Armenien Aram MP3
    „Not Alone“
19 Dänemark Basim
    „Cliche Love Song“
23 Norwegen Carl Espen
    „Silent Storm“
26 Deutschland Elaiza
    „Is it Right“
30 Schweiz Sebalter
    „Hunter Of Stars“
32 Vereinigtes Königreich Molly
    „Children of the Universe“
33 Ungarn András Kállay-Saunders
    „Running“
47 Frankreich TWIN TWIN
    „Moustache“
50 Weißrussland Teo
    „Cheesecake“
51 Spanien Ruth Lorenzo
    „Dancing In The Rain“
52 Griechenland Freaky Fortune feat. RiskyKidd
    „Rise Up“
60 Finnland Softengine
    „Something Better“
67 Island Pollapönk
    „No Prejudice“
70 Rumänien Paula Seling & OVI
    „Miracle“
80 Italien Emma
    „La Mia Città“
98 Russland Tolmachevy Sisters
    „Shine“
179 Polen Donatan & Cleo
    „My Słowianie - We Are Slavic“
228 San Marino Valentina Monetta
    „Maybe (Forse)“
229 Irland Can-Linn (featuring Kasey Smith)
    „Heartbeat“

Natürlich ist jedem Leser sofort eins aufgefallen: Die Spitzenplätze stimmen mit dem Ergebnis des ESC auffallend überein. Conchita Wurst, The Common Linnets, Sanna Nielsen und Aram MP3 scheinen genau in der Reihenfolge wie beim Song Contest auf. Danach gibt es leichte Unterschiede in der Reihenfolge: András Kállay-Saunders, Basim und Carl Espen haben es aber da und dort unter die erfolgreichsten 10 geschafft. Dafür tanzen Elaiza, Sebalter und Molly aus der Reihe und verkaufen sich deutlich besser, als sie beim Song Contest abgeschnitten haben.

Interessant finde ich, in welchen Ländern Conchita Wurst in den Top 3 der iTunes Charts gelandet ist:

  • Russland (1)
  • Ukraine (1)
  • Weißrussland (1)
  • Finnland (1)
  • Griechenland (1)
  • Schweiz (1)
  • Österreich (1)
  • Malta (1)
  • Schweden (2)
  • Belgien (2)
  • Dänemark (2)
  • Luxemburg (2)
  • Litauen (3)
  • Lettland (3)
  • Slowenien (3)
  • Deutschland (3)

Russland? Ukraine? Weißrussland? Hatten wir da Vorurteile über die Bevölkerung in diesen Ländern, nur weil sich da ein paar Politiker blöd äußern? Die ladens offenbar auch runter, wenns einen Bart hat. (Jemand hat am Sonntag gesagt: Die sinds ja auch gewohnt von ihren Frauen. - Ich distanziere mich ausdrücklich von dieser herabwürdigenden Aussage. *gg*)

Übrigens: Die Tücken der modernen Technik und was so alles passieren kann. Conchita Wurst ist gleich dreifach vertreten in den Top 200: Die alten Singles aus 2011/2012 sind ja auch noch käuflich zu erwerben und werden auch gekauft. „That's What I Am“ steht auf Platz 125, „Unbreakable“ auf 186. Nur Adele hat mehr Titel gleichzeitig im Rennen.

Das einzige, was ich grad nicht kapier: Die Frau hat keinen Plattenvertrag. *LOL*

 
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