Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Imperial Rumpelpumpel, Oida?

Tafelspitz Auch mit einer englischen Speisekarte stößt die Vorstellungskraft eines nicht an die österreichische Küche gewöhnten Gastes an ihre Grenzen. Die Unterschiede zwischen Tafelspitz, weißem Scherzel und Kruspelspitz sind auch bei guten Sprachkenntnissen schwer zu vermitteln. Erst recht schwer tut man sich bei Semmelkren und Fleischstrudelsuppe. Da kommen halt irgendwann so Kreationen wie „Imperial Rumpelpumpel“ zustande - und werden auf Anhieb verstanden! 😃

Herr E. hatte eine Gegeneinladung verdient, weil er so großartig für uns gekocht hat. Da er für längere Zeit Strohwitwer sein wird, konnten wir nur ihn allein „bekochen“. Und weil wir beim Essen zu Lokalpatrioten werden, standen auch die besten Chinesen, Inder oder Italiener nicht zur Debatte: Plachutta, what else? (Dabei geht's wirklich weniger um die Qualität des Dargeboteten als um die Auswahl an traditioneller Wiener Küche. Zwischen Tafelspitz, Backhendl, Wiener Schnitzel, Frittatensuppe, Mohr im Hemd und Palatschinken gibt's einfach kein Entkommen.)

Die Wahl des Restaurants war goldrichtig. Herrn E. hat offenbar während seines bisher einjährigen Wien-Aufenthalts niemand an der Hand genommen, um ihm gutes dasiges Essen näherzubringen. Über Wiener Schnitzel ist er nicht hinaus gekommen, wobei das seiner Schilderung nach eher vom Schnitzelhaus als im guten Gasthaus war. Und man findet auch selten Gäste, die sich so unvoreingenommen über Beef Tatar hermachen, obwohl ihnen die Vorstellung von rohem Fleisch zunächst sehr exotisch erscheint. 😉

Bei der Unterhaltung gings natürlich nicht nur um das Beschreiben der Speisen. Wir haben unserem Gast die schönsten Schimpfwörter beigebracht. (Was wäre sein Leben ohne „Kanake“ und „Kümmeltürk“? Ohne „Ham s' da ins Hirn gschissn?“ und das allgegenwärtige „Oida!?“?) Wir haben Interessantes zur Wiener Stadtgeschichte vermittelt und eine ausgesprochen geniale Idee für themenspezifische Stadtführungen entwickelt. Wir haben uns scheckig gelacht über die typischen „Beziehungsfragen“, mit denen er nun während seines Strohwitwerdaseins konfrontiert wird. Wir haben uns über die Schrullen der Habsburger amüsiert. Und wir hatten großen Spaß daran, Details unserer Kulturen und Unterschiede zwischen unseren Ländern zu analysieren. (Zum Beispiel: Wie spricht man einen Professor an der Uni an? Oder: Wie kann man von der äußeren Erscheinung eines Menschen Rückschlüsse auf seine politische Einstellung ziehen?)

Offen geblieben ist die Frage der passenden Ernährung für eine Vegetarierin, die Gemüse und Grünzeug ablehnt. Da haben wir noch ein bißchen was an Restaurantfindungsarbeit vor uns - die Hollerei scheint fürs Erste als „zu grün“ aus dem Rennen zu sein.

Den Abend beendet haben wir erst zehn Minuten nach der Sperrstunde, kurz vor Mitternacht. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir zuletzt so hartnäckig „pickengeblieben“ sind dort. (Dabei haben wir uns extra um 19:00 getroffen, um nicht zu spät heimzukommen.) Das spricht für einen gewissen Unterhaltungsfaktor. Ich freu mich aufs nächste Mal: E. hat irgendwas von einem gemütlichen Pazar Kahvaltısı in den Raum gestellt, jedenfalls aber werden wir die Suche nach gemüse- und salatfreiem vegetarischen Essen für Frau Ö. wieder aufnehmen. So oder so, Fortsetzung folgt. 😉

PS: Ich hoffe das „Imperial Rumpelpumpel“ wurde auch hier verstanden? 👑

 
Deep_Blue meinte am :
Oida?
Du kannst nicht einfach Mohr im Hemd sagen, du Rassist.

Heutzutage muss es vielmehr heißen: schokoladenüberzogene Schaumzuckermasse mit schwarzafrikanischem Migrationshintergrund.

Klar kann man von dem äußeren Erscheinungsbild eines Menschen auf seine politische Einstellung schließen:
Radfahrer, Birkenstockschlapfen, Pluderhose, fleckiges T-Shirt Jutetasche, lange, leicht verfilzte Haare = Grün oder KPÖ-Wähler, wobei der Unterschied ja marginal ist.

Nachtrag: Funktioniert aber nicht immer.
Dich z.B. würde man als erzkonservativen Neos- oder ÖVP Wähler einschätzen.

Erst wenn man dann mit dir spricht, wird klar, in welche Richtung es geht. 
ossi1967 antwortete am :
Oida!

Also: Erstens halt ich Deine Umschreibung eines Mohr im Hemd für ziemlich irreführend. Die hat mit einem Mohren kaum etwas zu tun. Aber wahrscheinlich liegt das daran, daß diese typisch österreichische Mehlspeise Erbe eines multikulturellen Vielvölkerstaates ist und nicht (wie diverse Mangelgerichte der Kriegszeit) teutsche Kartoffeltradition. In diesen Dingen ist der Herr Blue nun mal nicht so beschlagen. :)

Daß man vom äußeren Erscheinungsbild oft auf die politische Einstellung schließen kann, hat ja bei diesem Abendessen auch keiner von uns bezweifelt. Das Problem war eher: Um diese Hinweise „lesen“ zu können, muß man ein bißchen tiefer in die Altagskultur eintauchen, als man das nach einem nur einjährigen Aufenthalt üblicherweise tut. Vor allem dann, wenn man während dieses einjährigen Aufenthalts von Berufs wegen in einer (wie es im Neusprech heißt) „Bubble“ von weltoffenen Akademikern gefangen ist und kaum jemals Kontakt zu langzeitarbeitslosen Alkoholikern, Hietzinger Zahnarztwitwen oder perspektivlosen Hauptschülern bekommt. Die Leut, die man kennt, haben dann meist eine sehr ähnliche politische Einstellung und schauen entsprechend aus. Von den Leuten, die ganz anders aussehen, kennt man die politische Einstellung nicht. Da wirds schwer, diese Details rauszuarbeiten. (Noch dazu, wenn sowieso alle Österreicher bis zu einem gewissen grad gleich aussehen … so wie für uns alle Neger gleich aussehen. *LOL*)

Daß also Linke grundsätzlich besser aussehen als die Junge ÖVP (und mehr Zähne haben als der durchschnittliche FP-Wähler), streite ich überhaupt nicht ab. Obwohls natürlich sehr unhöflich von Dir ist mir unter die Nase zu reiben, daß ich zumindest in Sachen erotischer Ausstrahlung nicht an meinen politischen Anspruch heranreiche. (Eine Beleidigung, die ich leider beim schlechtesten Willen nicht retournieren kann.)

 
Deep_Blue antwortete am :
Lehrstunde
Tja, hier irrt der Hr, Ossi wieder einmal.

Bereits 2012 hat SOS Mitmensch die Diskussion um die Abschaffung solcher, angeblich diskriminierender Bezeichnungen für Speisen, wie Zigeunerschnitzel, Mohr im Hemd etc. angeregt.
http://www.sosmitmensch.at/site/home/article/497.html

Tja, offensichtlich haben die keine anderen Sorgen.
Dem größten Teil der Österreicher geht das wahrscheinlich eh am Arsch vorbei, so wie mir auch, aber du als politisch korrekter Linker solltest das schon wissen.

Für die Beurteilung deiner erotischen Ausstrahlung bin ich leider der falsche Ansprechpartner.
Da musst du schon den Schlosser fragen :-) 
ossi1967 antwortete am :
Funktionaler Analphabetismus

Und was haben jetzt Deine Verweise auf irgendeine komische SOS-Mitmensch-Seite damit zu tun, daß Du einen Mohr im Hemd irreführend als schokoladenüberzogene Schaumzuckermasse bezeichnest?

 
schlosser antwortete am :
Oha! Allora! Quindi!
Mein Name fällt im Zusammenhang mit erotischer Ausstrahlung?!?
Ich danke herzlichst. (Grazie per te sinceramente!)
Ach so... nicht ich bin gemeint? Na geh.
(Obwohl: *Dir* hätt ich das Kompliment eh ned abgenommen, Blue. Aber wer weiß? Vielleicht bist ja nur prophylaktisch lieb zu mir, weilst wieder a Blech für Dei Kuchl brauchst. *LOOL*)
Egal - also, naja, ich find Esprit, Intelligenz und Humor schon sexy.
Doch, jaja. Tu ich. :-) 
ossi1967 antwortete am :
*rotwerd*

Ooooh... Danke, ich fühl mich geschmeichelt. *LOL*

 
Deep_Blue antwortete am :
Etwas seltsam
Die Schaumzuckermasse mit Migrationshintergrund war eine leicht fremdenfeindliche Bezeichnung, welche die allgemeine Hysterie um politische Korrektheit ins Lächerliche ziehen soll.
Dazu ist die Zusammensetzung des "Mohr im Hemd" vollkommen uninteressant.

Aber egal. Du musst nicht alles verstehen.

Was ich dir mit dem Hinweis auf die SOS-Mitmensch Seite sagen wollte, kann man eigentlich aus dem Text herauslesen, aber ich erkläre es dir gerne nochmals.

Als oberlehrerhafter, moralisch überlegener und politisch korrekter Mensch, für den du dich ja in deiner bescheidenen Art hältst, geziemt sich die Bezeichnung "Mohr im Hemd" nicht.

Das machen nur Menschen wie ich, also die Hofer-Wähler, die Nazis dieses Landes. 
ossi1967 antwortete am :
@Blutschi

Dein Dazu ist die Zusammensetzung des "Mohr im Hemd" vollkommen uninteressant bedeutet wenig überraschend so viel wie: „Ich hab halt irgendwas gebrabbelt, was mit dem aktuellen Thema grad überhaupt nichts zu tun hat, weil ich inhaltlich eigentlich nichts zu sagen habe.“ Eine Unterhaltung mit Dir hat etwas von diesen sprechenden Cleverbot-Chatbots, die derzeit so populär sind: Viele Buchstaben, kein Inhalt … und man kann trotzdem nicht anders als fasziniert zuhören.

Übrigens sag ich immer nur Mohr im Hemd zum Mohr im Hemd (nicht zu einer schokoladenüberzogenen Schaumzuckermasse). Offenbar ist das Nicht-Mohr-im-Hemd-Sagen dann doch eher wieder ein Hofernaziphänomen, wenn es grad Dir so sehr am Herzen liegt …