Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Star Wars lebt, und wie!

Der Todesstern Es ist ja viel gemunkelt worden über das Ende von Star Wars, wie wir es kennen. Wie Disney die Rechte am Krieg der Sterne gekauft hat, haben die Fans befürchtet, daß nur mehr Geschichten rund um kuschelige Ewoks gedreht werden. Das Gegenteil ist der Fall: Verglichen mit den letzten „Werken“ vor der Disney-Übernahme kehrt das Star Wars Universum gottseidank wieder zu seinen Wurzeln zurück.

„Rogue One“ hab ich mir an einem gemütlichen Vorweihnachtsnachmittag angesehen, gleich am ersten Tag nach der Österreich-Premiere. Lieber Herr Lucas: Man weiß ja nicht, was Ihnen bei Ihren letzten Ausflügen in eine weit entfernte Galaxis so durch den Kopf gegangen ist, aber … So muß Star Wars!

Dem Team rund um Regisseur Gareth Edwards und Autor John Knoll ist es gelungen, aus dem Korsett der bisherigen Filmreihe auszubrechen, dennoch aber zu 100% in der bekannten Welt des Star Wars Universums zu bleiben. Keine Rolle spielen die Jedi oder die Familienverhältnisse der Skywalkers. Dafür knüpft der Film zeitlich so eng an „Episode IV - eine neue Hoffnung“ an, daß man die letzte Szene von „Rogue One“ und die erste der 1977 gedrehten „Episode IV“ nahtlos aneinanderschneiden könnte. Das betrifft nicht nur die zu 100% 1970er-taugliche Optik (grandios vor allem die Schaltpulte im Inneren des Todessterns), sondern auch - Achtung, Spoiler! - die Besetzung (wenn man das Wort überhaupt noch verwenden kann). Einige Rollen, die 1:1 in die Handlung der Episoden IV-VI überleiten, wurden mit computergenerierten Bildern der Schauspieler aus den 1970ern „besetzt“. Vor allem wenn man weiß, daß der entsprechende Schauspieler seit über 20 Jahren tot ist, ist der Effekt durchaus irritierend.

So gut Roge One auch vom Stil her ins vom Imperium beherrschte Universum paßt: Handlung und Grundton brechen, wie erwähnt, durchaus spürbar mit den Hauptfilmen. Die Macht, die Jedi, die Laserschwerter, das ganze „Gut gegen Böse“-Thema werden nur am Rande gestreift. Eigentlich ist Rogue One ein Kriegsfilm, der ohne moralischen Zeigefinger, erst recht ohne religiöse Mythen auskommt. Das ist erstaunlich im Zusammenhang mit einer Filmreihe, die gleich im ersten Teil eine ihrer Hauptpersonen per unbefleckter Empfängnis in die Handlung schickt.

Gleich in den ersten Minuten des neuen Films wird auch klar: Die bisher nicht hinterfragte Annahme, daß die Helden der Rebellenallianz durchwegs herzensgute und moralisch überlegene Kämpfer für Gerechtigkeit sind, war ein Irrglaube. Auch bei den Rebellen definiert jeder für sich, was gut und richtig ist. Ich will nicht behaupten, daß das den Charakteren in diesem doch sehr stark von Explosionen geprägten Film mehr Tiefe verleiht. Es eröffnet den Drehbuchautoren aber die Gelegenheit, Spannung an mehr als nur einer Front (Imperium vs. Allianz) aufzubauen.

Noch einen Punkt gibt es, der mich in seiner Konsequenz beeindruckt hat. Wenn ich den aber jetzt auch noch verrate, kann den Film keiner mehr genießen. Das wär der ultimative Spoiler. :)

Ach ja: Angeblich hat Disney am fertigen Film noch monatelang Änderung vorgenommen und bis zu 40% der Szenen nachdrehen lassen. (Das muß zu einem gewissen Grad stimmen: Die Trailer enthalten manche Szenen, die im Film nicht oder stark verändert zu sehen sind.) Die ursprüngliche Fassung sei noch düsterer gewesen als der nun veröffentlichte Film, man habe das mit dem angepeilten Zielpublikum (noch dazu vor Weihnachten) nicht vereinbaren können. Falls an diesen Gerüchten überhaupt etwas dran ist, will ich unbedingt diese alternative Fassung sehen. :)

 
Hans-Georg (Gast) meinte am :
ein anderer Film?
Ich glaube, du hast einen anderen Film gesehen: Spannend fand ich es gar nicht und es war überaus langweilig, allenfalls war es nett. 
ossi1967 antwortete am :
Spannend ist so ein Actionfilm IMHO nie

Rogue One ist ein Kriegs- bzw. Actionfilm, und die sind kaum jemals „spannend“ im engeren Sinn. Da muß man schon wissen, worauf man sich einläßt. Es gibt ja wahrscheinlich auch wenige Leute, die beklagen, daß er zu wenige romantisch oder zu wenig lustig war. („Sinister“ war spannend. Aber das ist eben ein anderes Genre.)

Auch der bisherige Hauptstrang der Reihe war ja nicht durch übertriebene Spannung gekennzeichnet. Allerdings gings da im Gegensatz zu Rogue One auch weniger um Action und Krieg, sondern um romantische und esoterisch angehauchte Märchen mit Prinzen und Prinzessinnen, plüschigen Ewoks und einem halblustigen Jar Jar Binks.

Wobei das alles ja keine Rolle spielt. Den gleichen Film in einem anderen Settting (zB: desertierter Nazi-Pilot erzählt Engländern von V2, englische Filmhelden wollen V2-Pläne der Nazis stehlen, Rest inklusive Kampfszenen exakt gleich) würde mich absolut nicht reizen und zu Tode langweilen. Das ist nicht der Maßstab, an dem Star Wars gemessen wird. Star Wars begleitet das Leben der Fans seit mittlerweile ca. 40 Jahren. Die Qualität eines neuen Films ist davon abhängig, wie weit man sich darin „zuhause“ fühlt. Hat man das Gefühl, ins Haus seiner Eltern zurück zu kommen? Oder kommt man sich vor wie in einer fremden Stadt? Rogue One hat viel von meinem Kinderzimmer und weckt sofort das schöne Gefühl von „Coming Home“. Bei den Episoden I-III hab ich sehr viel länger gebraucht, um mich halbwegs mit ihnen anzufreunden. (Die dunkle Bedrohung ist grad erst vor wenigen Tagen wieder im Fernsehen gelaufen. Mittlerweile kann ichs mir ansehen. Am Anfang war ich doch sehr irritiert von Jar Jar Binks und einem pausbäckigen kleinen Darth Vader und der völlig phantasiebefreiten wissenschaftlichen Erklärung für die „Macht“.)

 
Hans-Georg (Gast) antwortete am :
Über Spannung
Du selbst hast über die Spannung im Film geschrieben, ich zitiere:
"Es eröffnet den Drehbuchautoren aber die Gelegenheit, Spannung an mehr als nur einer Front (Imperium vs. Allianz) aufzubauen." 
ossi1967 antwortete am :
Jo eh

Dieses Spannungselement innerhalb der „Guten“ gibts ja auch.

 
Wolfi (Gast) meinte am :
Oh yezzz!
Ein Fixpunkt in unserer Weihnachtsurlaubs-Planung! (un fisso punto nello tempo di natale!)
*Den* möchte ich *unbedingt* zu den Feiertagen sehen - der Vorschlag mit "Nachmittag" ist ein guter. Vielleicht sind dann noch Karten zu bekommen?
Danke für's Gustomachen und für's Nichtverraten des ultimativen Spoilers...;-)

Star Wars rockz! 
ossi1967 antwortete am :
Nachmittag is immer nett

Ich find die Nachmittagsvorstellungen immer entspannter. Gar nicht so sehr der Platzwahl wegen (sooo wahnsinnig überlaufen sind die Kinovorstellungen ja gottseidank auch nicht - und zur Not könnt man ja online reservieren), sondern weil mich die Menschenmassen am Abend auf das Stressniveau meiner Mathematik-Matura heben. Außerdem hat datt Ding inklusive nicht enden wollender Werbung fast 2¾ Stunden gedauert … für eine 20:00 Uhr Vorstellung ist mir das fast schon zu spät.

Ad „ultimativer Spoiler“: Da gehts jetzt nicht um so ein Handlungselement à la I am your father. Es gibt nur einen Zug an diesem Film, den ich recht ungewöhnlich gefunden habe und den zu erwähnen zu viel vorwegnehmen würde. :)