Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Linz: Wirklich letztes Geburtstagsfinale

Aus irgendeinem Grund hab ich im September angenommen, daß mein damaliger Besuch in Linz das Ende der diesjährigen Geburtstagsfeierlichkeiten markieren würde. Weit gefehlt:

Ich verbringe wieder ein Wochenende mit dem süßen kleinen Mistvieh und bekomme schon wieder ein Packerl überreicht. Diesmal, so wird mir versprochen, aber wirklich das letzte für heuer. :)

Weils durchaus eine Empfehlung wert ist: Es handelt sich um das Buch „Denksport Deutsch“ von Daniel Scholten. Zwar weiß man nicht so ganz genau, worums darin geht (irgendwie zickzackt es von den urindogermanischen Ursprüngen des Genussystems zu gutem Stil und weiter zum doch nicht Verschwinden des Genitivs (you see what I did here?)); zwar ist es seltsam, daß Scholtens Sätze so schwer zu lesen sind, obwohl er unverschnörkelte, einfache Sprache als guten Stil anpreist; zwar schmunzelt man, wenn er den Gender Studies den Rang einer Wissenschaft mit der Begründung abspricht, daß bei ihnen die Erkenntnis der Forschung voraus geht - nachdem er 100 Seiten Genusforschung einzig zu dem (von der ersten Seite an erkennbaren) Zweck ausgebreitet hat, die Gender Studies am Schluß als Scharlatanerie zu entblößen.

Sei's drum:

Ich bin im letzten Drittel angelangt und habe bisher jede Seite mit großem Vergnügen, viele aber auch mit einigem Erstaunen gelesen. Da ist doch viel unhinterfragtes „Wissen“ in meinem Kopf, das Daniel Scholten einfach so für zumindest sinnlos, wenn nicht sogar für falsch erklärt. (Ich entschuldige mich in aller Form bei jedem, den ich mit Blicken getötet habe, weil er „wegen“ nicht mit dem Genitiv benutzt hat.) Es gibt auch mir bisher unbekannte Erklärungsmodelle für Sprachphänomene, die ich bisher für hoch mysteriös gehalten habe - eben zum Beispiel für die Frage, warum die Erfinder des Deutschen das grammatische Geschlecht so unlogisch auf die Substantive aufgeteilt haben. (Oder war es etwa gar nicht so unlogisch?)

Ob Scholten mit seinen Ausflügen ins Urindogermanische den heute anerkannten Stand seiner Wissenschaft oder eine umstrittene Hypothese widergibt, kann ich nicht beurteilen. Muß ich auch nicht: Was er schreibt wirkt schlüssig und ist hochinteressant. Noch wichtiger: Es eröffnet zumindest einen zweiten, alternativen Blick auf Dinge, die man für längst erledigt hielt … und gibt bei anderen Themen (wie eben der angeblich „gendergerechten“ Sprache) zusätzliche Argumentationshilfen.

Ich hab auch schon mal die eine oder andere Stunde am Blog des Autors verbracht. „Stunde“ ist dabei wörtlich zu nehmen: Allein an der Frage, ob es „Nach langem, schwerem Leiden“ oder „Nach langem, schweren Leiden“ heißt, reibt er sich 40 Minuten lang … zu meinem großen Vergnügen. :)

Wie gesagt: Eine Empfehlung ist das Buch auf jeden Fall. Und ich werde den Abend damit verbringen, auch noch das letzte Drittel zu lesen.

 
Hase II (Gast) meinte am :
Bindestrich-Trennung
Steht da nicht auch drin, man sollte ur-indogermanisch mit Bindestrich schreiben? Ich bin nämlich gerade ziemlich am urin-dog hängengeblieben und frugte mich, warum so ein Brunzviech manisch sein sollte ... Wenn der Rest des Buches ähnlich komplizierte Wörter enthält, schaffte ich es wohl nicht an einem Wochenende. Und warum man bei wegen-Sätzen den Genitiv verwendet, liegt das nicht am Fragewort WESWEGEN?? Weswegen fehltest du bei der Party? Antwort: Wegen des Reisens nach Linz. Oder so ... Oder nicht? Oder doch??? *ggg* 
ossi1967 antwortete am :
Hihi

Das ist ist ein lustiger Verleser. Knapp dran am Urinstinkt. :)

Tatsächlich hat Herr Scholten auch zu diesem Thema etwas zu sagen. Das steht nicht im Buch, aber am Blog hat ers veröffentlicht: In Rechtschreibung für Wortzusammensetzungen geht es zwar um mehrere Aspekte der Zusammensetzung allgemein, aber eben auch um die Frage, ob Bindestrich oder nicht. In diesem Fall nicht. Offenbar rechnet niemand damit, daß der Lesefluß dem Urinstrahl folgen könnte. :)

Weswegen man auf den Genitiv bei „wegen“ auch verzichten kann (ich werd mir das wohl nimmamehr angewöhnen auf meine alten Tag), wird ebenfalls online erklärt: Wegen: Genitiv oder Dativ?. Daraus geht hervor: Weswegen kommt (so wie andere Wendungen wie z.B. „von Amts wegen“) aus einer Zeit, als „wegen“ noch nicht als Präposition gebraucht wurde. Seit es zur Präposition wurde, sind die Spielregeln anders.

 
Hase II (Gast) antwortete am :
Wegen DES statt wegen DEM/DEN
… tztztzt … ich habe mir das jetzt mal durchgelesen und muss sagen, der Herr Scholten strotzt ja nur so vor Unwissenheit *gg* … der hat halt leider in all seiner Denksport-Deutsch-Salti nicht den Bezug des typ. Österreichers zur Monarchie und der damit einhergehenden, untertänigen Unterwürfigkeit verstanden, weshalb er auch nicht zu verstehen vermag, dass ein wegen+ Genitiv als Amts- bzw. Behördensprache dem typ. Österreicher sozusagen in die Gene gelegt wurde, es also ein natürlich, biologisches GENitiv ist … :-)) Du darfst also getrost auch weiterhin die Präposition WEGEN mit dem GENITIV verwenden … alles andere klingt nämlich scheiße blöd :-)) 
ossi1967 antwortete am :
@Hase II: Das klingt logisch.

Also verwend ich „wegen“ jetzt doch mit dem Genitiv. Nur wegen Dir. ;)

 
Hase II (Gast) antwortete am :
Jawoll …
Und siehst du: So machen wir das in Tirol *ggg* wir biegen uns die Realität zurecht bis sie in unser Sprach- und Weltbild passt! Tatsächlich finde ich ja den Herr Schalten sehr spannend. Ich habe mir ein paar seiner Blogbeiträge angehört. Ich steige ja schon nach 4 Sätzen aus, wenn da Fachbegriffe wie "Präposition" oder "Personalpronomen" fallen … ich bin in meiner Schulbildung über Substantiv, Verb, Objektiv etc. nicht hinausgekommen. Das ist eigentlich eh ein fataler Wissensrückstand. Aber meine Meinung damals war halt, dass, wenn man Deutsch als Muttersprache hat, man sich nicht damit beschäftigen müsste. Heute denke ich, sollte deutsche Grammatik in der Schule ebenso auf dem Lehrplan stehen wie bei anderen Fremdsprachen auch. Das würde zumindest die Deutsch-Qualität bzw. Lesefreundlichkeit div. Hassblogs erhöhen ;-) 
Hase II (Gast) antwortete am :
Autokorrektur
Ich meinte natürlich den Herr Scholten und das Objekt. Was ein Objektiv ist, weiß ich wohl ;-) 
ossi1967 antwortete am :
@Hase II: Macht ja nix

Du bist jung und hübsch, Personalpronomen würden Dich nur unnötig belasten. *gacker*

Das Witzige is ja: Deutsche Grammatik haben wir auch nie gelernt. Wir hatten zwar irgendwann mal in der 2. oder 3. Klasse eine Grammatikschularbeit, weil sich die Frau Prof. Berger eingebildet hat, daß wir eine Temporalergänzung oder ein Akkusativkomplement sowieso noch aus der Volksschule kennen sollten. Da mußten wir wirklich in einem Text die einzelnen Satzglieder unterstreichen, umklammern, benennen … ohne es vorher gelernt zu haben. Sowas weiß man einfach.

Zu Checkern geworden sind wir dann erst, wie Latein dazugekommen ist. Das hat zwar eine (tlw. nur geringfügig) andere Grammatik, aber die Ausdrücke dafür sind gleich. Und wenn die Frau Prof. Putz uns lateinische Gerundivformen erklärt hat, mußte sie notgedrungen den Begriff mit deutschen Übersetzungen verständlich machen und hat dabei nebenbei auch den in diesem Zusammenhang gerne verwendeten Begriff des Partizips eingestreut. Und wenn Du dann irgendwann aus Latein, Englisch und Französisch eine Art „abstrakte Grammatik“ aufgebaut hast, erkennst Du sie plötzlich in anderen Sprachen wieder: im Türkischen, aber auch im Deutschen. ;)

(Und, ganz ehrlich: Willst Du die Lesbarkeit der Haßblogs wirklich erhöhen, indem Du deren Betreiber in der Abendschule auf Pflichtschulniveau pimpst?)

 
Hase II (Gast) antwortete am :
@Ossi: Ich lese keine Hassblogs mehr!! :-)