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Star Wars - Episode VII

Plakat Star Wars Genau zwei Wochen hats gedauert, bis ich endlich Zeit gefunden habe, für knapp 2½ Stunden in die berühmte weit, weit entfernte Galaxis einzutauchen. Es ist ja immer gefährlich, wenn man mit sehr hohen Erwartungen in einen Film oder ein Theaterstück geht. Hohe Erwartungen können leicht enttäuscht werden.

Diesmal nicht. Alles hat gepaßt. J. J. Abrams hat genau die Gewürze verwendet, mit denen er die Star Trek Serie so brutal ruiniert hat. Was bei Kirk und Spock nur irritiert und gestört hat, paßt bei Han Solo und Prinzessin - pardon, General Leia Organa zu 100%. Als Grundlage hat Abrams jene Elementen der Original Star-Wars-Trilogie genommen, die den Fans so ans Herz gewachsen sind: den Schrott, den Sand, den Rost auf den verbeulten Requisiten und die cool-lässigen Dialoge der Helden.

Die Helden! Die lieb gewonnene Truppe aus Han Solo, Chewbacca, C-3PO, Prinzessin - pardon, General Leia Organa, R2-D2 und Luke Skywalker tritt buchstäblich über den ganzen Film verteilt auf, einer nach dem anderen. Es sind immer wieder emotionale Momente, wenn einer der bekannten Charaktere erstmals auf der Leinwand zu sehen ist. *tränendrüsendrück* (Übrigens: Auch unter den Kostümen von Chewbacca und den beiden Robotern stecken die Original-Darsteller von 1977.) „Die Neuen“ werden genauso zufällig eingeführt, wie sie sich (aus ihrer Sicht) selbst in die Handlung verstricken. Daß nicht der beste Kampfpilot des Widerstands Poe Dameron der strahlende Held des Films sein wird, sondern die beiden Außenseiter Finn und Rey, das stellt sich erst so nach und nach heraus.

George Lucas als Vater der Star Wars Reihe hat den neuen Film heftig kritisiert: Er selbst habe immer etwas Neues zu machen versucht. Episode VII hingegen sei ein mutloser Aufguß des bereits Bekannten. Damit bringt er auf den Punkt, was viele professionelle Filmkritiker an dem Streifen auszusetzen haben. Außer Acht gelassen wird dabei: Das bereits Bekannte ist genau das, wonach die Fans seit 1983 (damals kam der dritte Film ins Kino) verlangen. Die seither von Lucas selbst verbrochenen Prequels waren vielleicht etwas Neues … für die Star-Wars-Gemeinde waren diese Kinobesuche zwischen 1999 und 2005 der mehr von Pflicht denn von Lust getragene Vollzug einer Ehe, in der man sich auseinandergelebt hatte. George Lucas' humorlose, wirre und über weite Strecken auch einfach nur kindische Schilderung galaktischer Machtkämpfe in Hochglanz-Kulissen war vielleicht neu, aber blutleer. Wer in Star Wars geht, der will dreckige Schrottsammler, die sich zu Helden wandeln, dunkle Familiengeheimnisse, eine klare Handlung, viele Tschinn-Bumm-Schlachten und einen explodierenden Todesstern zum Schluß. Aus basta. J. J. Abrams knüpft nicht nur chronologisch, sondern auch stilistisch an die ersten drei Filme an und gibt dem Publikum, wonach es verlangt. Vielen Dank dafür!

Apropos Publikum und verlangen: Es war gar nicht so leicht einen Kinosaal zu finden, in dem der Film gegen den Zeitgeist ohne dieses unnötige, gschissene 3D-Zeugs gespielt wird. Gewonnen hat dann Saal 7 in den Village Cinemas. Überhaupt ein empfehlenswertes Kino. Erstens liegts direkt an der U4 und ist somit für uns ohne Umsteigen direkt zu erreichen. Zweitens und vor allem aber gehört es nicht zu den Kinocentern, die rund um einen „Food-Court“ gruppiert sind. Die typischen Sonnenbank-Abonnenten mit HC-Fanschal, die sonst den ganzen Tag zwischen Burger, Spielhalle und Modeschmuck im Center abhängen und Leute belästigen, fehlen in den Village Cinemas komplett. Das liegt wohl auch daran, daß die Rolltreppe zum Kinoeingang links und rechts von einer großen Thalia-Filiale eingerahmt wird. Bücher wirken wie ein Bannzauber gegen solche Leute, die kommen da einfach nicht vorbei. :)

 
xmalexchef (Gast) meinte am :
reiner fanservice...
...der mir gezeigt hat, dass ich schon lange kein fan mehr bin... :( 
ossi1967 antwortete am :
Reiner Fanservice

Natürlich und Göttin sei's gepfiffen und getrommelt. Der 7. Aufguß einer Filmserie muß reiner Fanservice sein. Und: Bisch koa Schtawoaschfan, bisch koa Mensch. LOL

 
Deep_Blue meinte am :
Dringend
Lieber Ossi.

Irgendwie mache ich mir schön langsam Sorgen um dich.
Du solltest deine Paranoia dringend behandeln lassen, das wird immer schlimmer.

Glaub mir, außer dir wird niemand von HC-Schalträgern in Kinocentern belästigt. :-)
Das kommt nur in deiner etwas wirren Phantasie vor.

Und wie man sich so einen Film nicht auf einer Megaleinwand mit Super-Dolby-Surround mit geilen 3D Effekten ansehen kann, verstehe ich nicht.

Aber jedem das seine.

Schönes neues Jahr, lieber Ossi. 
ossi1967 antwortete am :
So lange ist es noch nicht her,

daß die arbeitslose rechte Landjugend aus Mistelbach genau gegenüber den Village-Cinemas jemanden zusammengeschlagen hat, weil sie ihn für schwul gehalten hat. Der rechte Pöbel ist dumm und gewaltbereit - eine aggressive Mischung, vor der Menschen berechtigterweise Angst haben.

Solange man weiß, daß dieser Pöbel vor Büchern genausoviel Angst hat (wie gesagt, das Kino Center war absolut frei von solchen Sozialschmarotzern), muß man sich aber keine weiteren Gedanken drüber machen.

Dolby Surround ist ja schön und gut, aber 3D braucht koa Sau ned. (Es reicht schon, daß sich der Farbfilm durchgesetzt hat.)

 
Moonbrother meinte am :
Dass J.J. Abrams Star Trek ruiniert habe, kann ich nicht unkommentiert stehen lassen. Ich freue mich schon auf Star Trek in diesem Jahr. 
ossi1967 antwortete am :
Ich auch!

Ich bin Dir ja sehr dankbar, daß Du als einziger doch noch das Stöckchen aufnimmst. Ich war schon enttäuscht, daß so gar keiner auf den bösen Seitenhieb auf Abrams’ Star Trek Filme eingegangen ist. ;)

Ich verrat Dir was, ganz im Vertrauen: Ich freu mich auch auf den nächsten Star Trek Film, und ich fand die ersten beiden „neuen“ sogar richtig gut. Für mich sind das nur austauschbare 08/15 Science-Fiction-Filme. Meterware ohne eigenen Charakter. Gut gemacht, sehr gut gemacht sogar, aber die Hauptpersonen könnten auch Miller, Jones und O’Neill heißen und im Raumschiff „Infinity“ fliegen, das aussieht wie eine Apollo-Kapsel. Gene Roddenberry hat Star Trek nur zufällig im Weltraum spielen lassen. Der tatsächliche Kern der Serie war die stark ideologisch aufgeladene Botschaft von einer besseren Zukunft: vom Ende des Kapitalismus, vom Ende des Nationalismus, vom Ende der Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung oder Geschlecht. Star Trek hat real existierende gesellschaftliche Probleme adressiert und war immer ein Wegweiser zum Guten und ein Quell der Hoffnung, daß auch tatsächlich alles irgendwann gut wird - und wenn wir darauf bis in die 2260er-Jahre warten müssen.

J. J. Abrams macht spannende Science Fiction. Von diesem ursprünglichen Kern des Star Trek Universums hat er aber nichts übrig gelassen.