Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Mir geht das Geld aus

50 Cent sind Mangelware So. Jetzt ist es so weit. Ich bin nicht mehr flüssig, Kolleginnen müssen mir verschämt Cent-Münzen zustecken, damit ich über die Runden komme.

Begonnen hat die Abwärtsspirale vor ungefähr einem Jahr. Aufgrund der angehäuften Ersparnisse hab ich aber lang nicht bemerkt, daß die wenigen Zugänge schon längst nicht mehr ausreichen, um die Abgänge zu kompensieren. Jetzt erst wird das Unheil sichtbar … und führt dazu, daß ich mir elementare Dinge wie Wäschewaschen nur mehr mit finanzieller Vorausplanung und der erwähnten Unterstützung von Kollegen leisten kann.

Was ist passiert? Das Jahr 2014 war für mich das Jahr der Abkehr vom Bargeld. Noch nie zuvor in meinem Leben habe ich innerhalb so kurzer Zeit so viele (mehr oder weniger) häufige Bezahlvorgänge in die virtuelle Welt verschoben. Natürlich war die Kreditkarte zuvor schon der ständige Begleiter für die seltenen und verhaßten Großeinkäufe (Hemden, Socken, …). Natürlich hat der Billa sein Geld für frisches Gemüse und gesunden Fisch (wen hör ich da jetzt kichern? *gg*) immer schon via Bankomat bekommen. Aber viele andere Ausgaben waren früher eben noch dem Bargeld vorbehalten: der Hamburger Royal beim McDonald's, die 22:00-Uhr-Pizza vom Lieferservice, die Mützchen-Festhalt-Taxifahrt nach 11 Stunden Arbeit im Büro, die täglichen € 4,11 in der Kantine für „New Orleans Gemüse Jambalaya mit Langkornreis“, … Anfang 2014 waren diese Dinge alle noch mit Scheinen und Wechselgeld verbunden. Heute, ein Jahr später, hole ich den bereits via Handy im Voraus bezahlten Burger im Vorübergehen vom McDonald's ab, ohne mich dort anzustellen. MyTaxi wird ebenfalls bargeldlos mit dem Handy bezahlt. Die Pizza, die knusprige Ente oder den Burger mit Pommes - was immer der Lieferdienst in der Nacht noch bringt, ich habe es bei der Bestellung bereits von der Kreditkarte abbuchen lassen. Das tägliche Mittagessen in der Kantine bezahle ich, indem ich locker-lässig mein Tascherl mit der NFC-fähigen Bankomatkarte an das Lesegerät halte.

Wie führt das alles nun dazu, daß ich mir das Wäschewaschen nicht mehr leisten kann und wie ein junger Punk um Cent-Münzen betteln muß? Geb ich durch die innerhalb eines Jahres forcierte Bargeldabschaffung so viel mehr Geld aus, daß ich den Überblick über meine Finanzen verloren habe? Nicht wirklich, nein. Es ist nicht der Kontostand, der mir Probleme bereitet. Es ist der durch den Mangel an Bargeldgeschäften entstandene Mangel an Wechselgeld, insbesondere an 50-Cent-Münzen, der mir zunehmend zu schaffen macht. Die Waschküche verlangt nämlich genau diese eine Münzsorte, sonst gibts keinen Strom für Waschmaschine und Trockner. Früher wars kaum möglich, einen Arbeitstag zu verbringen, ohne daß ich mit Cent-Münzen gefüttert wurde. (Allein bei der Bezahlung des € 4,11-Mittagessens war immer ein 50erl im Wechselgeld.) Heute: Keine Barzahlung, kein Wechselgeld, keine Münzen für die Waschmaschine. Ich mußte tatsächlich eine Kollegin um ihre Münzvorräte erleichtern, sonst wär sich das Wäschewaschen heute nicht mehr ausgegangen. (OK, ganz so selbstlos war die Hilfe der Kollegin nicht: Ich sitze unmittelbar neben ihr, sie hätte unter der Verwendung „relativer Hemden“ am meisten gelitten.)

Natürlich sinds nicht nur die 50-Cent-Münzen, auch wenn mir der Effekt bei denen am stärksten auffällt. Immer öfter steh ich vor einem Getränkeautomaten und kann mir trotz gefüllter Geldtasche nichts leisten. Immer öfter fragt mich die Kollegin beim (noch) bargeldbetriebenen Frühstückswagerl vergeblich, ob ich die drei Cent nicht klein hätte.

Ich überleg grad, wie ich mit der neuen Situation umgeh. Soll ich mir allen Ernstes Münzrollen von der Bank besorgen? Das erscheint mir doch irgendwie affig. Oder soll ich mir fürs Jolla eine kleine Applikation schreiben, die für mich berechnet, wann ich wieder eine Barzahlung einzuschieben habe? Oder (und diese Option gefällt mir am besten) soll ich in die Offensive gehen und versuchen, die verbliebenen Bargeld-Räuber (wie die Waschküche) durch plastikbefeuerte Alternativen zu ersetzen? Man hört Gutes vom Hemdenservice der Putzereien. :)

 
Deep_Blue meinte am :
Expertenkommission
Da wir ja immer ehrenamtlich und unentgeltlich dort Hilfe leisten, wo sie am notwendigsten ist, hat das Expertenteam von DeepBlueHome folgenden Lösungsvorschlag ausgearbeitet.

1x im Monat die Summe X vom Bankomaten beheben.
Mit einem Geldschein, z.B. einmal das Mittagessen bezahlten und die als Wechselgeld gewonnenen Münzen in der Schreibtischlade bunkern.

So verfügt man über Reserven, die man jederzeit anzapfen kann.

Keine Ursache, wir helfen gerne.


Deine Sorgen hätte ich gerne :-) 
ossi1967 antwortete am :
Hier irrt die Kommission

Wenn ich einmal das Mittagessen bezahle, bekomm ich grad mal 89 Cent in Münzen raus. Damit komm ich nicht durchs Monat, bei aller Liebe, das ist weltfremd.

Dein supertoller Zaubertrick funktioniert nur, wenn ich regelmäßig bar bezahle … und genau das will ich ja nicht. Ich hab ja nicht ohne Grund NFC. Außerdem ist diese „Lösungs“strategie wieder einmal absolut typisch für Dich:

Da gibts eine deutliche Verbesserung in der Lebensqualität, die nur mehr einen kleinen Schönheitsfehler hat, den es zu beseitigen gilt. Was macht Herr Blue? Er beseitigt nicht den Schönheitsfehler, sondern er macht die Verbesserung der Lebensqualität rückgängig mit seinen Vorschlägen. Wieso wundert mich das grad so gar nicht? :)

 
Deep_Blue antwortete am :
Nun ja
das ist halt ein Problem, das jemand, welcher ein "normales Leben" führt, gar nicht hat.

Der "Normalo" lebt halt mit einem Mix aus Bargeld und Bankomat- bzw. Kreditkarte.

Lange Zeit dachte ich immer, die Figur Sheldon sei eine reine Erfindung.
Heute bin ich davon überzeugt, es gibt ihn wirklich :-) 
ossi1967 antwortete am :
Danke

Danke für das Kompliment. Diese Ähnlichkeit fällt einer Reihe von Menschen auf, was ich durchaus schmeichelhaft finde. (Und ich bin sonst nicht so empfänglich für sowas.) Selbst meinem Mann wurde sehr schnell bewußt, daß unsere häuslichen Dialoge 1:1 denen zwischen Sheldon und Penny gleichen. (Er ist aber auch manchmal blond...) Die haben einfach das Drehbuch von uns abgeschrieben. ;)

Die „Normalos“ sollen treiben, was sie wollen. Meiner Erfahrung nach treffen die wenig bewußte Entscheidungen, denken wenig über sich und die Welt nach. Sowas taugt kaum zum Vorbild. ;)

 
Peet (Gast) meinte am :
Ich hab das gleiche Problem obwohl ich gar nicht weiss was nfc ist. ^^

Für mich erledigt das jetzt Robbi. Der sitzt vor der S-Bahn-Station mit nem Becher voll Münzen. Früher mal hab ich ihm auch Münzen gegeben. Jetzt wechselt er meine Scheine und darf sich Manipultionsgebühr einbehalten. So haben wir beide was davon und anders machts die Bank auch nicht. 
ossi1967 antwortete am :
Danke :)

Hallo und vielen Dank für den Lösungsvorschlag. Der klingt recht gut, muß ich sagen. Ich bräucht jetzt nur mehr einen "Robbi", bei dem ich halbwegs regelmäßig vorbei komme. Entlang meiner Trampelpfade haben sich die freundlichen Kleingeldsammler noch nicht blicken lassen.