Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Meine erste Song Contest Veranstaltung

Eröffnungsfeier des Eurovision Song Contest 2015 am Rathausplatz Zum ersten Mal in meinem Leben war ich bei einer Eurovision-Song-Contest-Veranstaltung live dabei: Bei der großen Eröffnungsfeier, die heute am Wiener Rathausplatz stattgefunden hat.

Alle 40 Künstler und Delegationen schritten den roten Teppich vom Ring zum Rathaus ab, vom Publikum nur getrennt durch einen schmalen Streifen, der für die anwesenden Journalisten reserviert war. So nah komme ich Loïc Nottet, Voltaj und Maraaya nie mehr wieder! :)

(Später hab ich erfahren, daß wir Glück hatten: Wie wir drin waren, wurde der Zutritt gesperrt, weil aus Sicherheitsgründen nur 3.000 Leute auf den Rathausplatz durften.)

Wir haben einen guten Platz ganz vorne am Journalisten-Korridor ergattert und waren dort umringt von Italienern, Spaniern, Russen, Deutschen, Engländern und einem Tschetschenen. (Für kurze Zeit gesellte sich ein österreichisches Paar zu uns. Die waren die einzigen, die geraucht haben auf der ganzen Veranstaltung - und die einzigen, die miese Stimmung reingebracht haben. Daß z.B. die Interviews auf der Bühne auf Englisch geführt wurden, stieß der jungen Dame sauer auf: Ko de Oide net Deitsch redn, heast? Mia san do in Estarreich, do redt ma imma nu Deitsch. Eh nimma lang. Mia wird glei gaunz anderscht, oida. Ob die mit Herrn Blue verabredet waren? *LOL*)

Ein bißchen zu bekritteln waren das Zeitmanagement und die sich daraus ergebenden Probleme - unter anderem für ein Orchester vom Konservatorium der Stadt Wien, das die undankbare Aufgabe hatte, die Veranstaltung musikalisch zu begleiten. Man könnte ja annehmen, daß die 40 Delegationen der Reihe nach vom Ring zum Rathaus schreiten, auf der dort aufgebauten Bühne ein paar nette Worte sagen und dann beim Herrn Bürgermeister einkehren. Weit gefehlt: Jede einzelne Delegation fuhr mit ihrem eigenen Bus vor, posierte am Ring für Fernsehen und Fotografen, ging zwei Schritte in Richtung Rathaus, wurde vom nächsten Journalisten ausgebremst … tatsächlich stellte jeder der auf 200 Metern links und rechts aufgefädelten Pressevertreter jedem der Künstler mindestens eine Frage. Es dauerte ewig, bis die ersten Delegationen das Rathaus erreicht hatten. Nach zwei Stunden erst konnten Voltaj aus Rumänien als letzte ihren Bus vors Burgtheater rollen lassen. Um einen kleinen Eindruck davon zu geben, was das für die Planung bedeutete: Das oben erwähnte Orchester des Wiener Konservatoriums hatte gezählte fünf Eurovisionstitel einstudiert, mit denen das Defilee musikalisch untermalt werden sollte. Damit füllt man genau 15 Minuten. Diese fünf Titel wurden gnadenlos wiederholt, immer und immer wieder. Buchstäblich stundenlang. Die internationalen Gäste waren fassungslos.

Ansonsten war die Stimmung prächtig. Interessant war, wie völlig unterschiedlich die Künstler aufs Publikum wirken, wenn sie live interagieren können. Allein bei den derzeit heißesten fünf Kandidaten der Buchmacher gabs riesengroße Unterschiede: Die Interpreten aus Russland und Italien nahmen sofort Kontakt mit den Fans auf und wurden bejubelt. Der Sänger aus Australien wirkte sympathisch, konnte die Zuseher hinter der Journalisten-Front aber nicht mehr ganz so begeistern. Praktisch unterhalb der Wahrnehmungsschwelle bewegten sich Schweden und Estland. Gerade bei Måns Zelmerlöw kommt das überraschend, gründet sich seine Favoritenrolle doch hauptsächlich auf seine Schwiegersohn-Qualitäten. Gewirkt hat er im 5-Meter-Check aber weder charmant noch attraktiv, sondern wie ein Schauspieler, der gegen seinen Willen Alfons Haider spielen muß. Diesen Eindruck müssen auch alle anderen gehabt haben, Fan-Gejubel blieb völlig aus.

Apropos Fan-Gejubel: Bei wem jubelten die Massen am lautesten? Wer erntete am meisten Zuneigung und Begeisterung? 3-2-1-Conchita. Ehrlich, es war unglaublich. Es war, als hätte sie nicht vor über einem Jahr den Song Contest gewonnen, sondern gestern erst den Messias geboren. Wie gesagt, rund um mich herum standen Italiener, Spanier, Russen, Deutsche, Engländer und ein Tschetschene. Kaum kam Conchita in Sichtweite, brüllten sie alle gemeinsam Conchi! Conchi! Conchi! - Es ist unbegreiflich, wie diese Frau das macht, aber die Welt hat beschlossen, sie zu lieben. Und sie steht zu ihrem Entschluß, quer über alle Landesgrenzen hinweg.

Ein wunderschönes Erlebnis, eine schöne Stimmung für eine Red-Carpet-Eröffnung, viele gute gelaunte Menschen, die irgendwie radebrechend ins Gespräch kamen (das funktioniert sogar zwischen Spaniern und Tschetschenen *gg*) … und: für eine Veranstaltung dieser Größenordnung so gut wie keine Polizei. Das ist mir erst beim Heimgehen aufgefallen: Ein Polizeiwagen bei der Lichtenfelsgasse, mehr hab ich nicht gesehen. Wahrscheinlich standen noch ein paar andere am Ring und bei der Felderstraße, aber trotzdem: Man weiß offenbar, wie man ESC-Fans einzuschätzen hat. Es gab auch Stunden nach Beginn der Veranstaltung keine Betrunkenen, keine aggressiven Störenfriede - nur strahlende Augen und freundliche Gesichter. Nicht mal bei Rot über die Fußgängerampel sind die Leut gegangen am Weg zurück zur U-Bahn - stattdessen sind sie völlig begeistert an den Ampeln stehengeblieben und haben Selfies geschossen mit den berühmten Wiener Ampelpärchen. Was hätt ein Herr Inschpekta da schon zu tun? *LOL*

 
Deep_Blue meinte am :
Verdammt
habe ich ganz den gestrigen Termin vergessen. :-)

Na das Pärchen war ja bei dir in den besten Händen :-)
Ich hoffe, du hast sie gemaßregelt, dass man im Freien nicht raucht.

Jetzt hattest du doch glatt Kontakt zum einfachen Volk, abseits des Elfenbeinturmes.
Was musst du gelitten haben :-)

............ "sondern gestern erst den Messias geboren. "
Schöner hätte ich das auch nicht formulieren können.

Na klingt nach einer gelungenen Veranstaltung. 
ossi1967 antwortete am :
Wußt' ichs doch

Die beiden sind dann ja auch bald wieder gegangen, weil Du nicht aufgetaucht bist. :)

Ich hab sie nicht wirklich gemaßregelt. Das ist so ein starkes Wort … Ich hab sie ein paarmal mit sehr viel Verachtung im Blick angschaut und ein Kopfschütteln angedeutet. Mehr nicht.

Ansonsten war nicht so viel einfaches Volk da. War ja eine ESC-Party, kein Fußballevent.

 
Deep_Blue antwortete am :
Verdammte Proleten
Unverschämtheit.

Rauchen die doch glatt im Freien.
Was kommt als Nächstes ? Da äußern die vielleicht auch noch ihre Meinung !

Hier sollte man wirklich mit Verboten hart durchgreifen :-)

Das hätte ich gerne live gesehen :-) 
ossi1967 antwortete am :
Nicht notwendig

Verbote waren nicht notwendig, die haben schon gemerkt, daß sie da auf der falschen Party gelandet sind. Waren ja lauter Ausländer rund um sie herum! *LOL*