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Peenemünde, U-Boot-Shop: Maiks literarisches Denkmal

u-boot-shop-2011
Wenn ich um 21:47 beim Lesen im Bett laut zu wiehern beginne, dann brauchts schon mehr als einen vergnüglichen Krimi. Elke Pupke hat mit „Tödliches Geheimnis auf Usedom“ diesen Krimi geliefert, konnte aber nicht wissen, wie sehr mich ihre Darstellung einer Bustour nach Peenemünde erheitern würde.

Ja, Peenemünde. Bei Stammlesern dieses Blogs klingelts: Seit 23.7.2004 ziehts uns alle Jahre wieder dorthin. Dabei ist ein Besuch bei Maik im U-Boot-Shop Pflicht. Nicht nur der Kaffeehäferl und Ansichtskarten wegen (das Sortiment ist in alle den Jahren fast unverändert geblieben), sondern vor allem wegen der guten Unterhaltung und der unglaublichen Informationsdichte. Ein Jahr Peenemünder Stadtchronik geht sich zwischen Schon wieder ein Jahr rum? und dem Wechselgeld aus. Bei mir liest sich das so:

Maik […] bietet im U-Boot-Shop nach wie vor Kaffeehäferl und Express-Führungen durch den Ort feil. In wenigen Minuten wurden wir auf den aktuellen Stand gebracht; unterhaltsam und launig wie immer.

Oder auch so:

[…] und wer in Peenemünde ist, muß im dortigen U-Boot-Shop vorbei. Erstens der vielen netten Souvenirs wegen (Kaffeetassen fürs Büro, Käpplis, T-Shirts und eine sehr, sehr interessante Chronik von Peenemünde), vor allem aber wegen Maik, der den Laden dort schupft. Der weiß nämlich immer spannende Neuigkeiten. […]

Wir hören Neues von der Bahnhofstraße, Beunruhigendes über die Zukunft der Deiche und vor allem unglaublich Komisches von den Touristen hier.

Wer hier nach Maik sucht, findet weitere Beispiele.

So. Und was hat das jetzt mit Elke Pupke, dem tödlichen Geheimnis auf Usedom und meinem Wiehern im Bett zu tun? Auf Seite 158 beschreibt die Autorin den Ausflug einer Reisegruppe nach Peenemünde. Die Reiseleiterin Anne bedauert, daß sich ein Besuch im dortigen Museum aus zeitlichen Gründen nicht ausgeht, empfiehlt interessierten Touristen aber die Besichtigung des U-Boots mit dem Nachsatz: … und der junge Mann dort im U-Boot-Shop kann Ihnen alles darüber berichten. - „Ach“, denk ich mir, „die meint doch nicht am Ende etwa …?“ Doch. Meint sie. Die nachfolgenden Absätze zerstreuen jeden Zweifel. Ich zitiere auszugsweise:

… der besagte junge Mann kommt kaum dazu, den Gästen etwas zu erklären, weil er sich so eifrig mit Anne und Sophie unterhält. Sogar Kaffee bietet er ihnen an und die Schilderung der neuesten Ereignisse in Peenemünde aus erster Hand.

»Der ist ja nett«, stellt Sophie fest, als sie zurück zum Bus gehen, »und er quatscht fast genauso viel wie du.«

»Ja«, bestätigt ihre Freundin, »ich glaube, ich muss die Pause nächstes Mal etwas länger machen, damit er mir alles erzählen kann, was hier noch geplant ist.«

Wenn das nicht eine geradezu fotorealistische Beschreibung von unserem Maik ist! Das kam beim Lesen dermaßen unvorbereitet (der Roman spielt im Süden der Insel, der Abstecher nach Peenemünde hat mich also überrumpelt), daß ich tatsächlich laut aufgelacht hab über die treffende Schilderung. Vor allem wars ein sehr nettes Gefühl, jemanden in einem Buch wiederzufinden, den man persönlich kennt und mit dem man schöne Erinnerungen verbindet. Herzlichen Dank, Frau Pupke!

(Übrigens: Elke Pupke arbeitet als Reiseleiterin auf Usedom. Ich freß einen Besen, wenn die geschilderte Szene nicht auf einer tatsächlichen Begegnung zwischen den beiden basiert. Vor allem der Satz … ich muss die Pause nächstes Mal etwas länger machen … *LOL*)

Weil mir Frau Pupke nun gestern so eine außergewöhnliche Freude gemacht hat, darf ich gleich ein bißchen Werbung nachschieben. Das „tödliche Geheimnis auf Usedom“ ist nicht das erste Buch, das ich von ihr lese. Ich habe im Dezember mit „Die Toten von Bansin begonnen, gleich danach Das Mordhaus am Wald gelesen und bin eben jetzt mitten drin in ihrem dritten Krimi. Alle Fälle spielen im Seebad Bansin, im einzigen der drei Kaiserbäder, in dem wir noch nie waren. Sie werden von einer kleinen Runde von Freunden gelöst, in der vor allem die drei Frauen Sophie, Berta (mein Liebling!) und Anne im Vordergrund stehen. Die Autorin mischt Krimi und Lokalkolorit in einem Maß, das mir ausgesprochen gut gefällt. Es gibt Augenblicke, da interessiert mich die Lösung des Falls schon gar nicht mehr, da will ich mich einfach nur außerhalb der Hauptsaison an den Stammtisch des „Kehr wieder“ setzen und die alten Geschichten hören. :)

Und noch was: Der Usedom-Krimi ist nicht das erste Mal, daß Maik literarisch in Erscheinung tritt. Nur mehr gebraucht zu erwerben, aber immerhin erhältlich ist sein Reiseführer „www.peenemuende.info: Geschichte, Natur, Gastronomie, Gewerbe“, den wir natürlich ebenfalls besitzen. (Ich finds grad ein bißchen unheimlich, während ich das tippe … *gg*)

 
ExExExChef (Gast) meinte am :
Also da erkennt man schon Ossis literarisches Talent!
Ossis Text ist ja soooooooooooo viel besser: wie Booker Price gegen Jerry-Cotten-Heftl! Wie Pynchon gegen Bohlen! Wie Foster-Wallace gegen Tom Clancy!

Vor allem das "muß" mit "ß" anstatt mit "ss". Das zeigt Klasse! Wie Downton Abbey gegen Dschungel Camp! Wie....

[Disclaimer: Ich wurde gezwungen diesen Text auf diese Art zu verfassen!] 
ossi1967 antwortete am :
Hach! Wie süüüß!

Ich packs ja gar nicht! Was für ein Lob! Ich zerfließe und zerschmelze! (Ich mein, gezwungen hin oder her: Irgendwer am anderen Ende der Befehlskette muß es ja so gemeint haben, sonst hätt er Dich ja nicht gezwungen.)

Wobei ichs ja irgendwie schon oag find auch: Was sind denn das für Menschen, die andere zu sowas zwingen? Und was haben die gegen Dich in der Hand? A bisserl entsetzt das den Gutmenschen in mir schon auch.

Und außerdem hab ich gsagt Du sollst schreiben: „Die ſʒ-Ligatur ist dem schnöden Doppel-S ästhetisch so haushoch überlegen, daß man es von Peenemünde noch bis nach Bansin sieht.“