Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Mariahilfer Straße - endlich!

Fuzo Mariahilfer StraßeEndlich ist das unwürdige, unnötige Theater vorbei. Mit sieben Monaten Verzögerung geschieht, was man vernünftigerweise schon im August 2013 beginnen hätte sollen: Die Beschlüsse für den Umbau der Mariahilfer Straße zur Fußgängerzone bzw. zum Shared Space können gefaßt, die Aufträge ausgeschrieben werden. Sieben Monate Diskussion, Kosten für Testbetrieb und Bürgerbefragung - für nichts.

Zur Erinnerung: Worüber in den letzten Wochen im 6. und 7. Bezirk abgestimmt werden konnte, war von den betroffenen Bewohnern längst entschieden. Von Herbst 2011 bis Juni 2013 gab es das wahrscheinlich umfangreichste Bürgerbeteiligungsverfahren (inklusive Anrainerbefragung), das je für den Umbau einer Straße durchgeführt wurde. Alles, worüber die Bewohner der beiden Bezirke jetzt erneut abstimmen sollten, hatten sie im Rahmen dieses Bürgerbeteiligungsprozesses vorher selbst festgelegt! Eine bizarre Situation. Auch im Restaurant wird man ja beim Bezahlen nicht nochmals gefragt, ob man denn wirklich das Steak haben wollte, das man sich vorher selbst von der Karte ausgesucht hat.

Bin ich also zufrieden? Ist mit diesem besten aller denkbaren Abstimmungsergebnisse (Fuzo/Begegnungszonen bleiben, Radfahrer dürfen weiter fahren, zusätzliche Querungen werden eingerichtet) die Welt wieder in Ordnung? Nicht ganz.

Glücklich bin ich natürlich darüber, daß das Ergebnis tatsächlich den inhaltlich vernünftigsten Zugang abbildet. Glücklich bin ich auch darüber, daß das geschmacklose Gezerre und die dümmliche Medienschlacht jetzt hoffentlich vorbei sind. Aber, wie gesagt, das ist nicht die Euphorie der großen Überraschung. Eher stellt sich eine bescheidene Erleichterung ein, wenn man feststellt, daß ein Funken minimaler Vernunft in der Welt weiter besteht, trotz aller Hetze, trotz gezielter Fehlinformation.

Allerdings hat der von populistischen Gruppierungen im August 2013 begonnene politische Kleinkrieg um das Thema Mariahilfer Straße auf mehr als nur einer Ebene offenbart, wie empfänglich die Menschen für Dummheit und Haß sind, wie manipulierbar und destruktiv zugleich. Bezeichnend ist ja, daß die Umgestaltung dieser Straße in der eigentlich konstruktiven Phase von 2011 bis Juni 2013 genau diese billigen Demagogen nicht interessiert hat. Wo waren Christian Weissinger und die Mitglieder seiner Haßgruppe auf Facebook im Jahr 2011, als es darum ging, dem Projekt Gestalt zu geben und individuelle Forderungen einzubringen? Wo war die einschlägige Information für die Leser von „Österreich“ und der „Kronen Zeitung“ zu dieser Zeit?

Erst mit dem Beginn der Testphase im August 2013, in der die großräumingen Auswirkungen der neuen Einbahnregelung erprobt werden sollte, entdeckten diese Repräsentanten des Gestern das Thema „Fußgängerzone“ - und machten aus einigen 100m Einkaufsstraße ein monströses Lügengebilde, das seinesgleichen sucht. Zwangsweise, denn: Echte Fakten, die gegen die Fußgängerzone sprechen, sind nicht aufzutreiben. In all den Monaten der Diskussion konnte mir keiner der Fuzo-Gegner einen belegbaren Grund nennen, der gegen die Verkehrsberuhigung spricht. Stattdessen wurden den Menschen die dümmsten Lügen und Märchen aufgetischt. Das beste davon und symbolträchtig auch für die Realitätsferne der ganzen Diskussion: die Sache mit den Radfahrern. In 40 der insgesamt 92 Wiener Fußgängerzonen ist - wie von der StVO vorgesehen - das Radfahren seit Jahren erlaubt. Auch anderswo in Österreich ist das so, konkret weiß ich es von Graz und Linz. Darüber hat sich nie jemand aufgeregt. Oder andersrum: Die Leute wissen es gar nicht, weils einfach für niemanden ein Problem ist. Anders bei der Mariahilfer Straße: Irgendjemand ist auf die Idee gekommen, die Radfahrer dort extra zu thematisieren. Und plötzlich war sich die kläffende Meute einig: „Radfahrer in einer Fußgängerzone? Das hat's ja noch nie gegeben, das geht gar nicht! Typisch grüne Schnapsidee. Mit sowas fangen wir gar nicht erst an.“ Absurd. Noch absurder: Diese Leute haben ihre Meinung auch nicht geändert, wenn man sie darauf hingewiesen hat, daß es sie bisher bei den anderen Fuzos mit Fahrraderlaubnis ja auch nicht gestört hat. Hauptsache dagegen, auch wenn mans nicht mehr argumentieren kann.

Ebenfalls beunruhigend aus meiner Sicht: Das völlig Versagen der Wiener in dem von Maria Vassilakou (als Stadträtin für Bürgerbeteiligung) durchaus umfassend angelegten Prozess der Mitgestaltung. Mit „Versagen“ meine ich nicht das Versagen beim Ergebnis, sondern das Versagen beim Diskussionsprozess, bei der Diskussionskultur. Es gibt einen genialen Artikel dazu von Maik Novotny. Unter dem Titel „Sind Randsteine katholisch?“ stellt er die These auf, der Wiener im Besonderen sei schlicht überfordert von Gestaltungsmöglichkeiten, die über Paßt eh oder Eh wurscht hinausgehen. Maik schreibt unter anderem:

Denn nichts ist dem Wiener fremder als die Idee des Unfertigen, des ‚Work in Progress‘. Er findet es unschön und ungemütlich. Das Neue soll entweder unauffällig oder prachtvoll in die Welt kommen, aber auf jeden Fall sofort und ohne G'riss. Es soll schön inszeniert sein, nicht konstruiert, die Mechanismen dahinter sollen im Verborgenen bleiben, und erst recht möchte man nicht gezwungen werden, diese Mechanismen selbst zu optimieren.

Wenn ich diese Zeilen lesen, habe ich sofort die Aussagen der Brachialopposition im Ohr, die immer von „Chaos“ gesprochen hat, sobald während des Testbetriebs an Stellschrauben gedreht und das Gesamtkonzept optimiert wurde. Nichts ist dem Wiener fremder als die Idee des Unfertigen, des ‚Work in Progress‘ … (Es waren dies übrigens die gleichen politischen Kräfte, die gegen die Donauinsel und gegen den U-Bahn-Bau gewettert haben.)

Ich bin mir jedenfalls sicher: Wenn die kommenden zwei Jahre des Umbaus überstanden sind, werden weder ÖVP noch FPÖ an ihre dumpfe Verweigerungshaltung erinnert werden wollen. Oder würde heutzutage selbst die konservativste Partei ernsthaft fordern, daß die Strecke Graben/Stephansplatz wieder so zurückgebaut wird, daß sie so bzw. so aussieht? Na also.

 
Deep_Blue meinte am :
Mein Gott
der Ossi und sein grünes Projekt :-)

Leider erübrigt sich ja eine Diskussion jetzt, aber ein paar abschließende Worte seien noch gesagt.

Auf meinem Blog kannst du Argumente dagegen in ausreichender Zahl nachlesen und sogar 48 % der Anrainer haben ja kund getan, dass sie eine Fuzo einfach nicht wollen.

Man kann sich das Ergebnis ja vorstellen, wenn hier wirklich eine demokratische Abstimmung und nicht nur handverlesene Personen, stattgefunden hätte.
Oder wenn nicht Steuergeld verschwendet worden wäre, um den Anrainern die Gehirne zu waschen.

Die Wiener möchten halt mehrheitlich diese grünen Schnapsideen nicht.
Wir leben in einer Großstadt, hier muss ich keinen Verkehr beruhigen.

Und Andersdenkende als Hassgruppe zu bezeichenen, ist wieder einmal typisch für politisch links orientierte.

Der einzige Hass in der Wiener Politik kommt von den Grünen, gegen die Autofahrer.
Da darf man sich dann halt als Vassilakou nicht wundern wenn ein scharfer Gegenwind weht.

Eine MaHü mit Graben oder Stephansplatz zu vergleichen, ist so wie Äpfel mit Birnen.

In ein paar Jahren werden wir wieder schreiben, wenn die einstige Prachtstraße Wiens zu einer Favoriten-, oder Meidlinger Hauptstraße verkommen ist.

Diese Schlacht ist verloren, aber der Krieg gegen die grünen Zwangsbestimmer geht weiter.

12,5 Prozent sind nicht Wien.
Das sollten sie einmal bedenken, denn wenn das Volk diese Ideologie gut heißen würde, hätten sie die absolute Mehrheit. 
ossi1967 antwortete am :
Auf Deinem Blog kann mans eben nicht lesen

Es wird jetzt eine große Überraschung für Dich sein, aber die Aussage, daß keiner der Fuzo-Gegner einen belegbaren Grund nennen [kann], der gegen die Verkehrsberuhigung spricht, hat sich in erster Linie auf Dich und Dein Blog bezogen. Da war einfach nix. Nie.

Wirklich lustig finde ich ja jetzt, daß Du nach einer Abstimmung pro Fuzo nach wie vor behauptest, daß die Wiener so etwas mehrheitlich nicht mögen. Du bist und bleibst ein Kaschperl. :)

Eine Hassgruppe definiert sich dadurch, daß sie ohne Argumente und nur durch Schimpfworte, Propagandabegriffe und persönliche Untergriffe Stimmung zu machen versucht. Das ist bei dieser Facebook-Gruppe zweifellos gegeben.

Was hast Du eigentlich gegen die Meidlinger Hauptstraße? Das ist eine funktionierende FuZo, so wie sie sein soll. Gsteckt voll, immer was los, attraktiv gestaltet … (Und das, obwohl sie sich in einem der unattraktivsten Bezirke Wiens befindet und auch schon in die Jahre kommt.) Kein vernünftiger Mensch kommt auf die Idee, stattdessen auf der Eichenstraße oder der Schönbrunner Straße einkaufen zu gehen oder sich auf einen Kaffee zu treffen.

 
Deep_Blue antwortete am :
Hoher Unterhaltungswert !
Deine Postings sind immer wieder sehr lustig.

Ok, ungefähr 2,6 % aller Wiener durften an dieser ominösen Abstimmung teilnehmen, davon hat ca. 1,5 % für den Blödsinn gestimmt
und aus dem Ergebnis leitest du also ab, dass die Wiener mehrheitlich die grüne Verkehrspolitik mögen ? :-)


Aber ich bin der Kaschperl, ja klar :-)


Das Ergebnis wurde mit allen nur möglichen Tricks eingefahren, z.b. grünenfreundliche EU-Studenten, Geschäftsleute ausgeschlossen, etc. und trotzdem haben nur 53 % dafür gestimmt.

Wahlsiege sehen anders aus.

Nochmals, wenn die Bevölkerung die grünen Ideen gut heißen würde, dann hätten sie die absolute Mehrheit und nicht 12 Prozent.

Eigentlich sollte man ja das Wahlrecht ändern, dass nur mehr die stimmenstärksten Parteien koallieren dürfen.
Dann würde der Wählerwille umgesetzt werden und solche Tanz blieben uns erspart.

Nachtrag: Ok, du willst einen Grund.
Ich bin Autofahrer und lehne Verkehrsberuhigung ab.

Diese Haltung wird mir ja in einer Demokratie erlaubt sein. 
ossi1967 antwortete am :
*LOL*

Ist das jetzt die Rückzugsstrategie der Demagogen? Die Entscheidung ist nicht zu respektieren, weil nicht jedes zwei Monate alte Baby aus dem 22. Bezirk mitstimmen durfte? Also da hätt ich noch eine viel bessere Idee: Auch die vielen engagierten Mitglieder der Facebook-Haßgruppe aus Vorarlberg, der Slowakei und Frankreich durften nicht mitstimmen. Und überhaupt: Warum hat man nicht auch alle Menschen auf der ganzen Welt gefragt? Die könnten ja nach Wien auf Urlaub kommen und wären dann direkt betroffen? Also natürlich, diese Abstimmung ist nicht ernst zu nehmen. Solange nicht ganz China mit abstimmen darf, ist die Sache nicht gegessen! *LOL*

Nein, im Ernst: Es waren ja FPÖ und ÖVP, die im März 2013 genau für diese Art der Abstimmung eingetreten sind. Also jetzt nicht raunzen. Da tut die Stadtregierung einmal wortwörtlich, was FPÖ und ÖVP wollen, und dann ists auch wieder nicht recht. Dieses jämmerliche Kaschperltheater nimmt doch keiner mehr ernst. Das sind doch nur mehr verzogene 3jährige Gören, die laut schreien, weil ihnen der Eislutscher runtergefallen ist.

(Wenn auf der Altmannsdorfer Straße Sanierungsarbeiten notwendig werden - sollen dann die Bewohner von Mariahilf und Neubau darüber abstimmen, ob sie durchgeführt werden oder nicht? Oder vielleicht gleich die Linzer und Innsbrucker?)

Du willst, daß nur die stimmenstärksten Parteien koalieren dürfen? Abgesehen davon, daß das mit dem Wahlrecht nichts zu tun hat - was hätte das dann für einen demokratischen Mehrwert? OK, es hätte uns die ÖVP/FPÖ-Koalition erspart, aber rein demokratiepolitisch gesehen ist nun mal eine Stimmenmehrheit eine Stimmenmehrheit. Wenn eine Mehrheit einer bestimmten politischen Weltanschauung zustande kommt, dann ist sie unter Demokraten zu akzeptieren - egal auf wieviele Listen diese Mehrheit sich zersplittert.

Und zu Deinem verzweifelten Versuch, einen Argument nachzuliefern:

Das ist Deine persönlicher Standpunkt, kein Argument. Ein persönlicher Standpunkt steht Dir immer zu. (Auch wenn er im konkreten Fall irrelevant ist, weil Du ja eh nie auf der Mariahilfer Straße unterwegs warst und daher persönlich nicht betroffen bist.) Aber er ersetzt kein Argument. Kleine Hilfestellung: Ein Argument wäre etwas, womit Du jemandem Deinen Standpunkt erklären könntest. Vor allem etwas, was nicht mit „Ich …“ anfängt, sondern objektivierbare Fakten beinhaltet.

(Ein Versuch eines Arguments wäre zum Beispiel: „Der Großteil der Kunden kam mit dem Auto zum Einkaufen auf die Mariahilfer Straße, diese Kunden fallen für die Geschäftsleute weg.“ Erkennst Du den Unterschied? Da gehts nicht um etwas, was Du willst oder nicht willst, sondern um ein Faktum. Und man kann es entkräften mit: „Nein, laut Wirtschaftskammer kamen nur 8% der Kunden mit dem Auto.“ Argumente lassen sich bestätigen oder entkräften. Ein bloßer persönlicher Standpunkt kann weder bestätigt noch entkräftet werden. Der ist in einer Diskussion wertlos.)

 
Hase II (Gast) antwortete am :
Ich versteh die ganze Aufregung auch nicht wirklich …
Ich bin ja 1000%ig sicher, dass all jene, die ganz fest gegen die FuZo gewettert haben mit dem Hinweis, dass man dort dann nicht mehr mit dem Auto einkaufen fahren kann, ohnehin noch NIE mit dem Auto dort waren. Jedes Mal, wenn ich den Fehler gemacht habe, mit dem Auto auf die MaHü abzubiegen, hab ich mich in der Sekunden geärgert. Weil es sich über die gesamte Länge eh nur gestaut hat. Da war man besser dran, entweder von der Gumpendorferstraße rauf- und von der Burggasse rüber zu fahren, jedenfalls sich irgendwo in ein Parkhaus zu stellen und dann von dort aus auf die MaHü zu gehen. Genau so wird es jetzt auch laufen.

Ich kann bestenfalls die Aufregung mancher Anrainer verstehen, die jetzt mit dem Auto komplizierte Umwege fahren müssen, bin aber ziemlich sicher, dass diese - auch wenn sie jetzt noch murren (was typisch für Österreicher ist, aber das hast du eh schon geschrieben), sie sich schon sehr bald an diese neue Lebensqualität gewöhnt haben werden. Spätestens, wenn durch die FuZo die Immobilienpreise steigen und die Wohnungsbesitzer sich über einen beträchtlichen Vermögenszuwachs freuen könnten, wenn sie denn verkauften … bzw. die mit gebundenen Mietpreisen sich ins Fäustchen lachen, weil sie jetzt in der schönen FuZo günstiger wohnen als die, die neu hinzuziehen.

Was mir aber gerade jetzt, wo ich grad aus Lissabon zurück bin, hier auffällt: Die Grundgrantigkeit, diese negative Stimmung, eigentlich jetzt egal worum es geht, das liegt den Wienern schon sehr am Herzen. Wenn ich da an die positive, energetische Grundstimmung in Lissabon denke … hm, die Stadt zwar z.T. total abgesandelt, aber selbst im grindigsten Eck lässt sich mit ein wenig Kreativität und Einsatz noch eine super-coole Location mit hohem Chillfaktor einrichten … z.B. auf dem Dach einer Parkgarage … mit traumhaften Blick auf die Stadt und den Tejo. Die Bänke, Sitze und Tische aus alten Paletten zusammen genagelt. Drinks, coole Mucke und schon hast den perfekten Platz für einen Sun-Downer ;-) (ok, das lockt dich jetzt alles nicht, schon klar ;-)) … aber sowas wäre in Wien glaub ich undenkbar … deswegen ist in dieser Stadt alles ein bissl mühsamer als sonst wo … 
ossi1967 antwortete am :
Das lockt mich nicht, nein :)

Das hast schon ganz richtig erkannt: Wenn ich so Sachen wie Chillfaktor, coole Mucke oder Sun-Downer nur lesen muß auf meinem eigenen Blog, spür ich schon die Bröckerl vom Mittagessen in der Speiseröhre. Das lockt mich nicht. *LOL* Diese super-coole Kreativität ist aber auch gar nicht das, woraufs hier ankommt. Es ist, wie Du richtig sagst, positive Grundstimmung versus Grundgrantigkeit. Um die an Wien zu erkennen, muß man gar nicht bis nach Lissabon fahren. Eigentlich reicht alles, was westlich von Amstetten liegt. Ich hab ja meinen persönlichen Kulturschock immer noch nicht überwunden, den ich erlebt hab, wie ich von Linz hierher gezogen bin. (OK, Salzburg Stadt ist vielleicht noch ein Hort des Negativen, aber das ist eine Inselerscheinung.) Egal wo ich sonst war, dieses brunzdumme, grantige, negative Herumgeseiere hab ich nie so konzentriert erlebt wie hier in Wien. Selbst Landstriche, deren Einwohnern man gemeinhin (zumindest im Vergleich zu Lissabon) wenig nach außen getragene Emotionalität nachsagt (Kuhdörfer in der Schweiz, Küstenregionen in Norddeutschland), sind viel, viel aufgeschlossener, offener, poitiver.

Jaja, es is alles so schlimm bei uns in Wien … *LOL*

Aber es stimmt ja. Und da hat der Autor des Artikels, auf den ich verlinkt hab, auch Recht: In Wien überlegen wir zuerst mal 5 Jahre lang, warum es nicht geht, verheddern uns in die seltsamsten Haarspaltereien auf hochtheoretischer Ebene … statt daß wir es einfach machen, einfach ausprobieren. Insofern paßt Maria Vassilakou (die ich - bitte nicht mißverstehen - für unglaublich ungeschickt und für eine absolute Fehlbesetzung halte) auch so gar nicht rein und irritiert so viele Wiener: Sie ist keine Wienerin. Sie macht einfach. Parkpickerl? Geht scho. Jahreskarte? Geht scho. MaHü? Geht scho. (Zur Erinnerung: Die Roten hatten die Fuzo dort schon vor dem U3-Bau geplant und sind nie zu Potte gekommen.) Und jetzt: Schwedenplatz, auch wenn sie da mit dieser unmöglichen Stenzel reden muß. Zack, zack, zack. Daß dem Häupl ganz schwummrig wird, versteh ich schon: Der hat in 20 Jahren als Bürgermeister nicht so viel auf die Reihe gekriegt in Sachen Verkehrspolitik. Ja, er ist gschickter und kommt besser an. Aber dafür wird er eigentlich nicht bezahlt von mir. ;)

Ich hab mir lang überlegt, warum wir in Wien 92 Fußgängerzonen ohne große Aufregung durchgebracht haben und es ausgerechnet jetzt, bei dieser Fuzo, so viel Wahnsinn gegeben hat. Meine Theorie: Weil die Leute erstmals gefragt wurden und sich eine Meinung bilden mußten. Hätte man einfach im Gemeinderat beschlossen und zu bauen begonnen, wäre das alles nie passiert. Die Leute hättens ignoriert. So aber: „Nana, des gate net, da könnt ja jeder kommen, und so a Begegnungszone, was soll denn das sein?“ (Oder, wörtlich auf der Facebook-Haßgruppe: trampel weib blödes , wenn die weg ist geht sie keinem ab , hassssssssssssss) Genau das Gegenteil also von einfach machen, von „positiver Grundeinstellung“.

(Andererseits: Vielleicht ändert sich ja was. Laut „Österreich“ war die Zustimmung bei den unter 30jährigen mit 70% am höchsten, während die über 50jährigen als einzige Altersgruppe mehrheitlich gegen die Fuzo stimmten. Wenn die mal alle weg sind, wird Wien vielleicht wirklich noch lebenswerter - und verrat das bloß nicht dem Herrn Minirat! *gg*)

 
Hase II (Gast) antwortete am :
LooooL :-)
Na, ich werd's dem Minirat nicht sagen. :-)) Und damit die Bröckerl in der Speiseröhre auch ihren Weg nach draußen finden, steuere ich noch folgende Begriffe bei: Loungemusik, hipp & trendy zum Wegbeamen, megamäßig abgespaced :-) ach ja … Würfelhusten! Hat es in meinem Ranking auch ganz weit nach vorne geschafft :-)

Kreativität und positive Grundstimmung bedingen sich irgendwie gegenseitig, finde ich. Ohne eine positive Grundstimmung können keine kreativen Ideen wachsen oder umgesetzt werden und diese witzigen Einfälle sorgen dann wiederum dafür, dass man sich wohl fühlt und das hebt dann wieder die Stimmung. Insofern würde ich schon meinen, dass Kreativität, dort wo sie sich frei entfalten kann, sehr zu einer positiven Atmosphäre beitragen kann.

Das mag natürlich vor allem auch vom persönlichen Geschmack beeinflusst sein … aber prinzipiell würde ich sagen, dass eine coole Rooftop-Bar *gg* auf dem Dach einer Parkgarage, mit netten Drinks, groovigen Chill-Sounds und einem herrlichen Ausblick auf die Stadt und den Tejo im Sonnenuntergang bei mir mehr Glücksgefühle auslösen als wenn ich jetzt zum Schwabl ginge … nicht dass der schlecht ist, das will ich damit nicht sagen, aber diese Wirthausatmosphäre hat schon eher was Bedrückendes und das zieht sich in unserer Kultur irgendwie durch … vom Bodensee bis an die Tschechische Grenze *gg*

Und zu all dieser Beklemmtheit kommt in Wien dann noch die Haltung dazu, dass alles gefällig so zu bleiben habe, wie es ist. Die Monarchie hat man ja auch schon abgeschafft … irgendwann reichte mit Veränderung *gg* 
ossi1967 antwortete am :
Ach Zweierhäschen, da kommema nimma zsamm :)

Ich glaub unterschiedlichere Extreme als uns zwei beide findt ma da nimmamehr bei dem Thema, auch wenn ma noch so sehr sucht danach. *LOL*

Da läßt sich dann auch (Herr Blue! Aufpassen jetzt!) nix mehr argumentieren und diskutieren. Da gehts nicht um Inhalte und Meinungen. Da gehts drum, daß Dein Hirn anders gestrickt ist als meins. Man kann sowas nur zur Kenntnis nehmen, erklären und sich austauschen. (Du bist Apple, ich bin GNU/Linux. Du würdest ästhetisch und sophisticated als Auszeichnung verwenden. Ich mach mich damit über Dinge lustig. Du bist Steve Jobs, ich bin Richard M. Stallmann. (Du bist Penny, ich bin Sheldon. *LOOOOOL*))

Wobei ich das Austauschen jetzt versuche:

Bzgl. meiner Liebe zu Dingen wie einer super-coole[n] Location mit hohem Chillfaktor hast Du mich vielleicht ein wenig mißverstanden. Da gings mir nicht nur um den Inhalt. Die Formulierung macht mir Angst. Die Sache mit dem Bullshit-Bingo gilt nicht nur fürs Geschäftsleben. Sprache formt unsere Gedanken und Gedanken formen unsere Sprache. Wahrscheinlich würd ich auch eine Lieblingsbar in Lissabon entdecken - und ganz ausgeschlossen ist es nicht, daß es die gleiche ist. Ich frag mich halt, was mit mir passieren müßte, daß ich sie nicht als „gemütliches Platzerl zum Entspannen“ bezeichne. Super-coole Location mit hohem Chillfaktor mag inhaltlich das gleiche meinen … aber es schwingt dabei für mich viel mehr Zusatzinformation mit. In meinem Kopf entsteht das Bild eines Lokals, das bewußt mit der ungewöhnlichen Lage auf der Parkgarage spielt, sich ein bißchen dekadent-heruntergekommen gibt (mit nagelneuen, aber schief zusammengeleimten Brettern aus hochwertigem Holz), daraus ein „kreatives Gesamtkonzept“ macht, gezielt Zahnarztpublikum anspricht, Personal nach Aussehen rekrutiert und gleich anzieht, modische Kleidung daher auch von den Gästen erwartet … und schon ist jede Lust drauf verflogen.

Bei einem Lokal wie dem Schwabl (oder auch einem Hotel wie unserem heiß geliebten Friesenhof) hab ich dieses Gefühl von Aufgesetztem und Unehrlichem nicht. Da gehts nicht drum, jedes Jahr krampfhaft irgendwas „Kreatives“ mit der Deko zu machen und dem Müllner Gustl als Kellner a neue Frisur zu verpassen im Bewußtsein, daß der Ofen nach 3 Jahren sowieso aus ist, weil die Zahnarzts weitergezogen sind zum nächsten angesagten Restaurant. Nein: Zum Schwabl kommt man, um was Anständiges zu essen, um zuvorkommend bedient zu werden und sich dabei - das ist das allerwichtigste - 100%ig wohl zu fühlen. So ein Lokal ist dann perfekt, wenn ich irgendwann mal aus reiner Gewohnheit die Schuhe auszieh, die Füße auf den Sessel leg und mir die Jeans aufmach nachm Essen, ohne zu merken, daß ich gar nicht zuhause vor der Glotze bin. Das geht nur in einem „uncoolen“ Gasthaus. In einer super-coole[n] Location wird nie jemand so weit kommen, weil sich alle stets der Tatsache bewußt sind, daß sie selbst Teil des kreativen Ensembles sind. Zsammgschwanzlt und hergricht und immer bedacht drauf, daß alles sitzt. Niemals echt, niemals ehrlich.

Wenn Du die Wirtshausatmosphäre bedrückend findest, kann ich das in einigen Wirtshäusern nachempfinden. Da geh ich halt dann auch nimma rein. Mir auf der anderen Seite nehmen diese hochfrisierten Schnick-Schnack-Buden jede Luft zum Atmen. Stress pur. Keine einzige schöne Minute, die man genießen könnt. Würde irgend so ein schwuler Innenarchitekt über den Schwabl herfallen und ihn hip & trendy zum Wegbeamen machen … der wär uns als Kunden los, auch wenn das Essen und das Personal das gleiche bliebe. Das wär dann a) nicht mehr authentisch, sondern gelogen und b) ungemütlich. Ungemütlich ist es im Büro, dafür zahl ich nicht. ;)

Und Kreativität … die find ich nützlich, wenn jemand eine lustige Fernsehserie damit macht oder einen fetzigen Krimi schreibt oder ein heftiges Musical. Sie ist Teil dessen, was ich zu meiner Unterhaltung konsumiere. Eine positive Grundstimmung geht weit drüber hinaus und funktioniert auch ganz ohne Kreativität. Muß: In meinem Job gibts nix Kreatives. Trotzdem müssen wir uns in eine positive Grundstimmung einschwingen, sonst funktioniert irgendwann gar nichts mehr. Da ist nicht Kreativität gefragt, sondern eben Engagement, Leistungsbereitschaft, kollegiale Unterstützung, Teamarbeit.

 
Hase II (Gast) antwortete am :
Unterschiede
Ja, ich glaub auch, dass aus einem gemeinsamen Urlaub nix wird *g* … wobei ich jetzt mich schon dagegen verwehren muss, von dir als Steve Jobs hingestellt zu werden (oder als Penny) … sagen wir einfach, wir sind unterschiedlich. Das Zuweisen eines Charakters oder einer Persönlichkeit entspricht einer Wertung und die ist laut deinen Darlegungen in einer Auseinandersetzung nicht zulässig :-)

Das was du als authentisch und unaufgesetzt empfindest entstammt möglicherweise auch deiner Einstellung dazu. Würdest du ein gemütliches Platzerl zum Ausspannen finden, dass auch nur ein kleines Details deiner o.a. Beschreibung enthielte, würde das den Gesamteindruck sofort trüben. Da kann der Kellner entspannt sein wie er will, es würde dir trotzdem nicht gefallen, weil dir deine Vorurteile im Weg stünden.

Daran ist ja prinzipiell nichts auszusetzen … jeder soll ja seinen ganz eigenen Geschmack und seine Vorlieben haben. Wenn man halt deine Beschreibungen von solchen Locations liest, dann schwingt da in jedem Wort die ganze Abscheu und Verachtung mit, die du gegenüber diesen Lokalen aufbringen kannst. Da frag ich mich halt schon manchmal, ob du noch einen vorurteilsfreien Blick auf alles, was nicht Schwabl oder Friesenhof ist, werfen könntest … ?!?

Ein Besuch beim Schlachtetest ist sicherlich lustig. Die Würste dort sind bestimmt köstlich, die Menschen unterhaltsam, das Bier gekühlt und die Stimmung volksfestähnlich. Das würde mir bestimmt auch gefallen. Ein Sonnenuntergang mit Blick aufs Meer, gemütlich an einem Drink nippen, sich die Sonne auf die Haut scheinen lassen, dazu sanfte Bossanova-Klänge die genau zur Atmosphäre passen, umgeben von Leuten die lachen, sich unterhalten und einfach die Stimmung genießen. Das gefällt mir auch sehr. Würde ich zwischen beiden wählen müssen, wäre aber wohl die coole Location mit hohem Chillfaktor mehr mein Ding ;-)

Und ad Kreativität: Hm, na ich glaube schon, dass du sehr kreativ in deinem Job sein musst, damit du genau diese Leistungsbereitschaft und Teamarbeit aus deinen Kollegen rauskitzeln kannst … jeden Tag das gleiche Satzerl á la "Chacka-chacka" wird auf Dauer nicht funktionieren, also musst du dir immer wieder was Neues einfallen lassen, um die Leute bei der Stange zu halten. Auch das ist Kreativität, oder nicht? 
ossi1967 antwortete am :
*LOL* stimmt

Der Urlaub würd schon allein daran scheitern, weil wir uns nicht auf ein Ziel einigen können. Da red ich noch gar nicht davon, welches Hotel wir aussuchen und wo wir essen gehen. :D

(Ich denk in solchen Situationen immer an die eine Szene, wie wir Zeuge eines auf Schick und Schönheit ausgerichteten Disputs unter fast Frischverliebten wurden … und der Herr Minirat mir im Geheimen auf den Unterarm tätschelte und flüsterte: Gell? Bist schon froh daß d' mich hast? *LOL*)

Ja, was ich als authentisch empfinde, entstammt meiner Einstellung. Wessen Einstellung denn sonst? Und ob man Vorlieben neutral als Geschmack oder abwertend als Vorurteil bezeichnet, macht nur in der Kommunikation einen Unterschied. Im Kern ist beides gleich: Ein subjektives Empfinden, das sich halt nicht argumentieren läßt und gegebenenfalls in Abscheu umschlägt, wenn die Empfindung extrem negativ wird. (Es soll ja Leut geben, die sich auch über unsere Urlaubsumgebung sehr abwertend äußern. Da bin ich nicht allein mit meiner Verachtung. *gg*)

Was mich aber irgendwie wieder zum Anfang führt: Genauso, wie wir oft Dinge als außerirdische Monstrositäten empfinden, die Dich in ihrer Ästethik begeistern, sitzen wir dann auch hin und wieder in einer Wanne voll Glückshormonen beim absolut perfekten Italiener - und der Minirat sinniert: Der Raini würde das hier schrecklich finden. - Ja, sag ich dann zufrieden, er würds nicht aushalten. Und das finden wir dann schön, weil wir das Gfühl haben, daß wir Dich gut kennen und Dir nahe sind. ♥ Den Anspruch, Dich von unserem Geschmack zu überzeugen, haben wir nicht. ;)

 
Hase II (Gast) antwortete am :
Gacker
Ja, das stimmt schon … musste jetzt kurz gackern, als ich diesem Link nachgegangen bin bzgl. Friesenfest :-)) Das Netz vergisst halt nix und wenn man gar nicht damit rechnet, dann wird eine frühere Aussage ausgegraben :-))

Ihr Zwei seids halt Minirat und Ossi … und so isses ja auch gut, weil da wissen auch wir, was auf den Tisch kommt *lol* … das ist ja das Gute daran und ich glaube, das ist auch, was ihr am Friesenhof so schätzt … bloß keine Veränderung (ui … da klingelt jetzt was in meinem Ohr was du vor kurzem hier gepostet hast, wie das so ist mit den Wienern und der Veränderung *gacker*). :-))

Hauptsache Urlaub … :-) 
ossi1967 antwortete am :
Keine Veränderung?!

Keine Veränderung??!! Hast Du eine Ahnung! Der Friesenhof ist eine Tom Turbo Time Machine! Fahrradverleih, Quadverleih, kein Fahrradverleih, kein Quadverleih, neues Solardach, neuer Frühstücksprinz, Eisbecher weg von der Speisekarte, neuer kleiner Onkel, kein Frühstrücksprinz, kein kleiner Onkel, neuer Smutje, neue Zimmermöbel, neue Terrasse, neuer Parkplatz, neuer Wintergarten, Restaurant-Umbau, Smutje wird Doktor, neuer Pool, neuer Fitness-Raum, neues Haus (!), anderes Hauptgericht auf der Speisekarte, neues Gartenhäuschen, neue Gartengestaltung, … wir sind jedesmal für ein paar Tage fixfertig mit die Nerven, wenn wir ankommen; bis wir diese ganze Umstellungen verdaut haben. Aber, im Gegensatz zu Wienern: Wir Kärntner und Oberösterreicher schimpfen nicht, wir genießen. Da gibts halt jetzt eine Art „Begegnungszone“ vorm Hotel. Fein, wir nutzen sie, um laut klingelnd mit dem Fahrrad im Kreis zu fahren. Wir umarmen jede Veränderung. (Oder haben wir etwa über den Smutje geschimpft, wie er neu war? Eben! Umarmen tun wir, umarmen! *gacker*)

 
Axel (Gast) meinte am :
Nur wenige freuen sich über die Straßensperre
auf der Mariahilfer Straße und ich hoffe, dass das Projekt bald rückgebaut wird. Bis dahin gibt es einen Kaufboykott im ganzen 6. und 7. Bezirk.

Dass man die Kärnter Straße und Graben wieder fahren darf, würde ich durchaus begrüßen, so schäbig wie auf den Bildern muss es nicht aussehen, aber das liegt auch an den alten Autos und den Baustellen. 
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