Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Die Tastatur ist da!

Jolla Phone mit QWERTZ Tastatur Ein bißchen ist es ja auch mein Baby, weil ich via Kickstarter an der Finanzierung des Projekts beteiligt war. Zumindest kann ich versuchen, mir das einzureden. :)

Die wahren Helden sind Dirk van Leersum, Andrew Zhilin und Kimmo Lindholm. Die drei haben es geschafft, aus handelsüblichen Elektronik-Bauteilen und Plastik vom 3D-Drucker eine Hardware-Tastatur fürs Jolla-Phone zu bauen, die perfekt aussieht und auch tatsächlich funktioniert. Heute hatte ich sie im Postkasten: Man steckt sie auf, das Jolla-Phone erkennt sie automatisch und lädt Treiber und Konfigurationssoftware herunter, als Sahnehäubchen gibts ein funky ambience … und flutscht!

OK, flutscht noch nicht ganz: Ich hab die QWERTZ-Variante, also das deutsche Layout. In der vorliegenden Version 0.3 kann die Software nur mit englischen QWERTY-Tastaturen umgehen, was das Schreibvergnügen etwas trübt. (Ans vertauschte Y und Z gewöhnt man sich ja, aber die Umlaute fehlen genauso wie meine geliebte ſʒ-Ligatur.) Irgendwo muß Jolla da noch einen Haken im Sailfish-Betriebssystem anbringen, an dem die drei Helden dann den Befehl zur Sprachauswahl aufhängen können. Angeblich ist das intern sogar schon passiert und soll „soon™“ in ein Betriebssystem-Update einfließen. :)

Ebenfalls erkennt man in der Praxis rasch, warum Jolla den im Netz so laut geäußerten Wunsch nach einer Hardware-Tastatur nicht gleich selbst umgesetzt hat: Aufgrund der Größe des Telefons ist die Tastatur einfach verdammt breit. Obwohl ich nicht grad die kürzesten Finger hab: Im N900-Stil die Daumen von beiden Seiten entspannt über die Buchstaben flitzen zu lassen, das geht nicht. Da muß sich die Hand schon mal mit bewegen.

Ebenso zeigt das Projekt die Grenzen der Garagen-Produktion auf: Wenn so eine Tastatur gleich mit dem Gerät konzipiert und eingebaut wird, können die Entwickler platzsparende Tricks jenseits des 3D-Drucks verwenden. Die nachträglich angesteckte Tastatur hingegen macht aus dem eleganten finnischen Telefon einen Block mit 1,7cm Dicke. Size matters. :)

Auf der Habenseite steht jedoch eine ganze Menge:

Wir sprechen von einer kompletten, 5reihigen Tastatur mit zusätzlichen, frei belegbaren Sondertasten (F1-F12). Sie ist auf Wunsch beleuchtet, steuert die Zwischenablage wie am PC (Strg+C, Strg+V etc.), hat Pfeiltasten (ein Traum beim Korrigieren von Tippfehlern), kann über Alt+Tab zwischen geöffneten Fenstern wechseln, Programme starten (über die Funktionstasten) und verhält sich auch sonst wie eine „große“ Tastatur (Strg+Ende, Strg+Pfeiltasten, Strg+A, …). Genial!

Unterm Strich freu ich mich trotz der erwähnten Schwächen wie ein Schneekönig über das kleine Spielzeug: Gar nicht so sehr, weil es die lange vermißte Tastatur ist. Ich freue mich vor allem, weil hier drei geniale Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammengefunden und etwas gebaut haben, was man noch vor sehr kurzer Zeit ausschließlich von größeren Unternehmen kaufen hätte können. Von Unternehmen, die an der Zubehörproduktion für ein Nischenprodukt wie dem Jolla Phone wohl nicht interessiert gewesen wären. Die ganze Gschicht ist also original people powered, wie's im Jolla-Sprech so schön heißt.

Ich bedanke mich für die verspätete Geburtstagsfreude und warte mit Andacht aufs nächste Update. ;)

 
Deep_Blue meinte am :
Umständlich
Ist das nicht ein wenig umständlich, eine externe Tastatur fürs Handy ?

Das heißt, du musst jetzt neben dem Handy auch noch die Tastatur einstecken, wenn du außer Haus gehst.

Und welchen Vorteile hat eine externe Tastatur gegenüber einer Software-Tastatur wie z.B Swift-Key ? 
ossi1967 antwortete am :
Einstecken?

Wieso einstecken? Ist ja keine Bluetooth-Tastatur, die ich extra mitnehmen muß.

Für das, was Du auf einem Handy schreibst, ist eine 5reihige Hardware-Tastatur wahrscheinlich völlig unnötig … mehr noch: Wenn man nur eine kurze SMS schreibt, ist man mit einer guten Software-Tastatur à la Swype wahrscheinlich wirklich schneller.

Ich fahr die Hardware-Tastatur aus, wenn ich z.B. längere Texte mit HTML-Formatierung schreibe und dabei immer wieder umformuliere. Ich hab keine Lust, für >, <, /, = und " immer auf die Sonderzeichen umzuschalten. Ich finds mühsam, mit dem Finger am Touchscreen die 5 Worte in der drittletzten Zeile zu markieren, um sie ans Ende des Satzes zu verschieben. Das geht alles leichter und schneller, wenn man echte Tasten hat: Shift+Strg+5x die Pfeiltaste, Strg+X, Strg+Ende und Strg+V. Zielgenau und treffsicher.