Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

#MaHü: Die Gute-Laune-Straße

Samstag auf der Mariahilfer Straße Eigentlich hätt ich ja allen Grund gehabt, in ärgste Depression zu verfallen und mir eine böse Verübellaunung zuzuziehen: Da geht man extra „in die Stadt“, um einen ganz bestimmten Konsumartikel zu besorgen, und dann ist der nirgendwo aufzutreiben. Meine letzte Hoffnung war der Saturn in der Mariahilfer Straße, wo das Teil zwar zum Hohn ausgestellt, aber nicht lagernd war.

Warum ich trotzdem nicht zum wandelnden Gewitterwölkchen wurde? Weil das in der Mariahilfer Straße einfach nicht mehr möglich ist. Der politische Konflikt, offiziell längst begraben, schwelt offenbar in den Köpfen der #MaHü-Gegner weiter: „Die Mariahilfer Straße sieht mich nie mehr wieder“, rufen sie einander nach wie vor trotzig in ihrer Therapiegruppe auf Facebook zu - und das ist gut so! Der im Oktober 2014 hier erstmals beschriebene Effekt hält an. Vom „Goldenen Wienerherz“ (=kalt, hart und immer schlecht gelaunt) wird hier keiner mehr belästigt, es sind nur nette und freundliche Gesichter zu sehen - davon dafür jede Menge. Es wurlt, aber auf eine angenehme Art.

So war ich dann auch trotz des eigentlich verschissenen Nachmittags innerhalb kürzester Zeit eingesponnen in diese rosa Zuckerwatte aus langhaarigen Sängern mit bunten Gitarren, exotischen Eissorten, Maroniständen, konzentrierten Go-Spielern und vor allem monstergroßen Seifenblasen, die ein englischsprachiger junger Mann im Jesus-Look auf laut quietschende Kinder losließ. (Es war zum Schreien komisch: Die Knirpse waren nur halb so groß wie die Seifenblasen, die sie über ihren Köpfen zum Platzen brachten. Zwei Euro für Jesus in den zu großen Jeans.)

So schön also kann Wien sein.