Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

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ESC 2018: Erste Wettquoten

Eurovision Song Contest 2018 Der Herr Raini hat mich sehr gescholten. Völlig zu Recht, wie ich zugeben muß. Seit September 2017 „läuft“ sie, die Song-Contest-Saison, trudeln laufend Informationen über Teilnehmer, Lieder, Semifinalzuteilungen und natürlich auch kleine Skandälchen ein. Ich hab zu spät angefangen, das alles datenmäßig zu erfassen … und irgendwann war der Haufen zu groß, den ich da vor mir hergeschoben hab.

Damit ist jetzt Schluß. Die offizielle Vorstellung des österreichischen Songs vergangene Woche soll Anlaß zur Besserung sein. Die Eckdaten der Teilnehmer sind nachgetragen, allerdings hab ich noch keine Gelegenheit gehabt, mich durch die annähernd 40 schon bekannten Songs durchzuhören und mir eine eigene Meinung zu bilden. Daher sollen die aktuellen Wettquoten einen ersten Überblick bieten:

Rang Land Song
    Interpret
1 Estland La Forza
    Elina Nechayeva
2 Tschechien Lie To Me
    Mikolas Josef
3 Australien We Got Love
    Jessica Mauboy
4 Spanien Tu Canción
    Alfred & Amaia
5 Niederlande Outlaw In 'Em
    Waylon
6 Finnland Monsters
    Saara Aalto
7 Belgien A Matter Of Time
    Sennek
8 Weißrussland Forever
    Alekseev
9 Italien Non Mi Avete Fatto Niente
    Ermal Meta & Fabrizio Moro
10 Frankreich Merci
    Madame Monsieur

Wie üblich habe ich die Tabelle „bereinigt“: Eigentlich findet man unter den Top 10 der Buchmacher nämlich eine ganze Menge Länder, deren Beiträge noch gar nicht bekannt gegeben wurden (z.B. Bulgarien, Israel, Schweden, Russland, …). Diese Risikowetten hab ich rausgefiltert. Was übrig bleibt, steht oben. :)

Schockierend finde ich den ersten Platz für die Heulboje aus Estland. Durchaus angetan bin ich von den Niederlanden, Belgien, Weißrussland und Italien. Mit Tschechien werd ich nicht so recht warm: Der Song könnt ja fast was hergeben, das Postkastlgsicht des Sängers aber verstört mich jedesmal dermaßen, daß ich schnell, schnell auf das nächste Video wechsel. Mal sehen, wie sich mein Verhältnis zu Herrn Mikolas Josef noch entwickelt bis Mai.

Ach ja, und weil ich vorhin den österreichischen Beitrag von Cesár Sampson erwähnt habe: Der liegt bei den Wettquoten auf Platz 20 (von 43). In den internationalen Foren wird sein Song freundlich-positiv aufgenommen, nur wenige Fans halten ihn aber für einen Siegesanwärter. Kritisch für Sampson kann werden, daß er im ersten Semifinale antreten muß: Der Großteil der Favoriten sammelt sich mittlerweile dort, im zweiten Semi herrscht eher Ödnis.


Eltern vernetzt - mit einem kleinen Trick

A1 Powerline AdapterSeit Ewigkeiten ist die Internet-Versorgung im Haus meiner Eltern ausschließlich von WLAN abhängig. PC, TV, Handys, Alexa, eBook-Reader, … alles geht drahtlos ins Netz. Einzig der Sat-Receiver hängt mit einem Kabel am Modem. Er ist das einzige Gerät, das sich im gleichen Zimmer befindet wie die Telefonsteckdose.

Das hat einige Jahre (oder sind es schon Jahrzehnte) mit einem dazwischengeschalteten WLAN-Repeater mehr schlecht als recht funktioniert. In letzter Zeit wurden die Ärgernisse aber häufiger. Wenn man vom PC aus plötzlich nicht mehr ins Internet kam, mußte man runter ins Erdgeschoß, der Repeater ausstecken, ihn danach wieder anstecken, kurz warten, wieder rauf in den ersten Stock zum PC … Die Infrastruktur war also verbesserungsbedürftig.

Hilfe habe ich in Form der A1 Powerline Adapter ins Haus geholt. Drei Stück davon sorgen nun für eine kabelgestützte Verbindung zwischen dem Modem und dem PC sowie dem Access Point im Erdeschoß.

Leider funktioniert die Einrichtung nicht so problemlos, wie das herzige Video den ahnungslosen Kunden glauben machen will. Die drei Adapter wollten einander einfach nicht finden. Zwei davon - kein Problem. Alle drei - Computer sagt nein.

Hilfe habe ich endlich in Form der Software devolo Cockpit gefunden. Die Adapter von Devolo sind kompatibel zu den von A1 verkauften Geräten. Devolo Cockpit erlaubt es unter anderem, das offenbar wackelige automatische Pairing zu überspringen und die einzelnen Adapter durch Eintippen einer auf der Rückseite aufgedruckten Kennung manuell ins Netz zu holen. Funktioniert auf Anhieb hervorragend, großes Kompliment.

Daß die kabelgestützte Verbindung schon deutlich stabiler ist als eine windige Repeater-Lösung über zwei Stockwerke, spürt man sofort. Hätten wir eigentlich auch früher machen können, oder? :)


Linz: Pummelchen und grölende Saufköpfe

Manchmal muß ein Wochenende in Linz einfach sein. Zur Begrüßung läuft mir das Tier entgegen. Täusch ich mich oder … Ich täusche mich nicht, mein Bruder bestätigt es. Die kleine Maus hat tatsächlich sichtbar zugelegt. Pummelchen. Das mindert nicht den Knuddelfaktor, erschwert aber die klassische Nachmittagsschlafroutine. An sich nämlich ist vorgesehen, daß ich auf einer Couch liege und das Tier auf mir drauf, also so mit dem Kopf auf meiner Schulter und dem ganzen Körpergewicht auf meinem Bauch-/Brustraum verteilt. Das lehne ich jetzt vorläufig ab, da kann sie noch so irritiert schauen. :)

(Was den Grund für die Gewichtszunahme betrifft, gibt es zwei unterschiedliche Theorien. Die einen halten einen generellen Bewegungsmangel für wahrscheinlich. Die anderen erinnern sich, daß wir ja gerade erst die Läufigkeit hinter uns gebracht haben und überlegen, ob unbemerkter Herrenbesuch bei uns im Garten denkbar wäre …)

Immer wieder großartig in Linz ist das Eintauchen in eine völlig andere Medienwelt. Im Fernsehen gibt es zum Beispiel eine Sendung, in der es ausschließlich um Krankheiten geht. Das hab ich nicht gewußt! Während ich mir beim Abendessen die Wurst aufs Brot lege, werden HD-Großaufnahmen von Magenoperationen gezeigt, wird im Detail besprochen, was da alles schief gehen kann und welche unerträglichen Schmerzen auf die Betroffenen warten. Gute-Laune-TV also.

Noch ein bißchen verschärft sind die stundenlang auf 2 TV-Schirmen parallel laufenden Sportübertragungen. Es gibt keinen ersichtlichen Sinn und Zweck, stattdessen wird das aggressive Tröten und Grölen enthemmter Menschenmassen in Stereo übertragen. Zwei mit dem Deutschen nur am Rande vertraute Sprecher versuchen, das offensichtliche Fehlen möglicherweise zu kommentierender Inhalte mit leeren Worthülsen zu überspielen. Dabei gelingt es ihnen, Teil der bedrohlichen Kakophonie zu werden und mit - Ja! Jetzt! Schau wie er das macht! - Das ist gar nichts was er SAGEN KÖNNTE ABER GROSSARTIG er tut es er redet einfach weiter und SCHREIT! SCHREIT! SCHREIT! Was für eine Leistung ganz ohne Alkohol …

Ich merk da nach 3 Minuten, wie mein Adrenalinspiegel steigt, mein Puls schneller schlägt und alles in meinem Körper Flucht! ruft. Hostel ist nichts dagegen. (Was ich irgendwie komisch finde: Meinen Eltern sind Horrorfilme in der Regel zu grauslich, aber das ertragen sie stundenlang ohne sichtbare Zeichen von Angst oder Ekel.)

Aber was solls: Der Hund neben mir beschützt mich, es gibt Torte vom Jindrak, Semmeln vom Brandl und die absolut notwendigen Spaghetti. Da kann Wien nicht mit. :)


Sailfish am Nokia 3310 - und am Nokia Communicator (fast)

Sailfish auf Feature-Phones und PDAsMobile World Congress ist, und natürlich muß auch Jolla wieder mitmischen. In der guten alten Tradition der Finnen geschieht dies in erster Linie in Form von Ankündigungen. Wie schnell die in die Tat umgesetzt werden, hängt nicht zuletzt von Partnerunternehmen ab. (Von Inoi soll es zwei neue Tablet für den russischen Markt geben, von Planet Computers einen PDA … aber ich greife vor. *gg*)

Was sind die Highlights?

Alles stand heute bei der Pressekonferenz im Zeichen der Ziffer 3. Sailfish 3 soll heuer im Herbst marktreif sein, hat aber jetzt bereits seine eigene Homepage. Neben einer Reihe von neuen Features für Benutzer, einer bis zu 30%igen Performancesteigerung, neuen Möglichkeiten für Entwickler und Updates bei zentralen Systemkomponenten (Qt, Android-Kompatibilität) ist das ganz zentrale Versprechen: Noch mehr Hardware soll unterstützt werden. Sailfish soll nicht mehr nur auf Geräten mit Touchscreens laufen (wir kennen es auf Tablets, Smartphones, Smartwatches und ähnlicher Hardware), sondern auch auf billigen Feature-Phones mit Zifferntastatur und den guten alten PDAs, bei denen trotz Touchscreen die Tastatursteuerung eine große Rolle spielt.

Am Jolla-Stand gezeigt wurden also unter anderem:

  • Allen Ernstes ein Nokia 3310 (bzw. ein No-Name-Nachbau der 2017er-Ausgabe) mit Sailfish OS. Mit dieser Geräteklasse will Jolla der Enge des Smartphone-Duopols entkommen und sich noch besser den Bedürfnissen der Schwellenländer anpassen. Ziel ist die Abdeckung der Grundfunktionen durch Sailfish-Programme sowie auch in dieser Geräteklasse die Gewährleistung einer rudimentären Android-Kompatibilität.
  • Der Gemini PDA von Planet Computers, der sich über eine Indiegogo-Kampagne finanziert hat. Er ist eine Wiedergeburt der PDAs aus den 1990ern und kann als Nachfolge der berühmten Nokia Communicator Serie bezeichnet werden, die ja den Beginn der Smartphone-Ära markiert hat. Volle Tastatur, aufklappbar, Anschlußmöglichkeiten für einen externen Monitor … Was will man mehr. Der Gemini ist derzeit auf Android ausgelegt, wird aber mit Sailfish ausgestattet, sobald die erst vor Kurzem bekanntgegebene Zusammenarbeit der zwei Firmen erste Früchte trägt.
  • Das Sony Xperia XA2, auf dem dann auch neue UI-Konzepte für Sailfish 3 demonstriert wurden. Es handelt sich aus Sailfish-Sicht um den Nachfolger des Sony Xperia X und ist das zweite Gerät von Sony, das mit SailfishOS bestückt werden kann.

Was freut mich dabei am meisten? Natürlich ist ein „Downgrade“ auf das Feature-Phone-Segment vom technischen Standpunkt aus interessant. Ob ich den Schritt mitmachen werde, bezweifle ich. Auch der Gemini-PDA hat mich noch nicht ganz überzeugt, wirkt er doch ein bißchen gar schwer und klobig. (OK, er ist auch nicht in erster Linie als Telefon gedacht.) Ich freu mich auf etwas, was auf der Sailfish3-Seite kryptisch als New APIs bezeichnet wird: Sailfish benutzt als technische Basis das Entwicklerframework Qt. Wenn ich als Programmierer eine vorhandene Funktion des Telefons nutzen möchte (GPS-Daten auslesen, Kamera ansteuern usw.), dann muß ich das über die offiziellen Qt-Funktionen machen. Noch genauer: Ich muß das über genau die Qt-Funktionen machen, deren Verwendung Jolla erlaubt. Das sind bisher nicht allzu viele. So kommt es zu der seltsamen Situation, daß viele Programme (z.B. auf OpenRepos) an diesen erlaubten Schnittstellen vorbei die lustigsten Dinge tun, diese Programme aber nicht im offiziellen Jolla Store veröffentlicht werden dürfen. Natürlich achtet Jolla bei Betriebssystem-Updates auch nur auf die Kompatibilität mit den offiziellen Funktionen, nicht mit allem anderen, was so verwendet wird. Folge: Programme aus OpenRepos funktionieren nach einem Sailfish-Update gelegentlich mal wieder nicht, wenn der Programmierer nicht seinerseits rasch eine neue Version veröffentlicht. Diese Situation kann sich etwas entspannen, wenn Jolla mit Sailfish 3 weitere Funktionen des Betriebssystems „offiziell zugänglich“ macht. Genau davon werde ich als Benutzer wahrscheinlich am meisten profitieren. (Und von der angeblichen 30%igen Performancesteigerung, die ich aber erst glaube, wenn ich sie mit eigenen Fingern spüre.)


Tanz der Vampire

Tanz der Vampire Mit Raini (Kartenheld!) und Wolfi im Ronacher bei „Tanz der Vampire“! Wenn ein ausgewiesener Musical-Skeptiker (wir nennen hier keine Namen) einen Musical-Abend mit knapp 3 Stunden Dauer als kurzweilig bezeichnet, dann muß die Inszenierung etwas richtig gemacht haben.

Hat sie auch. Man kann nur nicht gleich genau sagen, was es ist. :)

Der „Tanz der Vampire“ war schon 1967 als Film eine teilweise schleppende und ganz sicher nicht von zu viel Handlung gequälte Angelegenheit. Gute 1½ Stunden klamaukten sich damals Roman Polański und Sharon Tate durch den mit zwei Millionen Dollar Produktionskosten eher billigen Streifen.

1997 machten die Vereinigten Bühnen Wien daraus ein Musical. Komponist Jim Steinman verwendete dafür zu 70% bereits vorhandenes Material. Ein Teil davon kam tatsächlich von ihm und wurde ursprünglich für Meat Loaf, Bonny Tyler oder Pandora’s Box geschrieben. Steinman verwendete aber auch zwei Songs von David Bowie - bis heute weiß niemand, ob Bowie ursprünglich Steinmans Kompositionen als die seinen ausgegeben hat oder ob Bowie nur aufgrund einer gefinkelten Vertragsklausel nicht als Mitkomponist von „Tanz der Vampire“ genannt wird. Unterm Strich bleibt: Wer bisher kein Fan von Meatloaf war, dem geht auch die Musik zu „Tanz der Vampire“ nicht ins Ohr.

Was ist es nun, das aus einer eher undankbaren Musik und einer sehr dünnen, auf drei Stunden ausgewalzten Handlung doch noch einen unglaublich unterhaltsamen, kurzweiligen Theaterabend zaubert?

Es ist beste, hochprofessionelle Handwerkskunst auf allen Theaterebenen. Regisseur der Wiener Inszenierung von 1997 war Roman Polański höchstselbst und man spürt in jeder Minute, daß er die Bühnenshow so gestaltet hat, wie er den Film eigentlich haben hätte wollen: Was sich bewährt hat, wurde erhalten. Das betrifft die Kostüme und Frisuren von Alfred und Professor Abronsius genauso wie eine ganze Reihe von Szenen und Dialogen, die fast 1:1 aus dem Film übernommen wurden. Hinzugefügt wurde, was dem Film so gänzlich fehlt: Die Opulenz des Schaurigen. Das Original aus 1967 sollte eine ironische, witzige Persiflage auf das klassische Horror-Genre sein, eine Persiflage aber, die mit den bekannten Versatzstücken arbeitet und zwischen all dem Slapstick durchaus auch Grusel aufkommen läßt. Die billigen Papp-Requisiten haben den Versuch damals im Keim erstickt. Nicht so auf der Bühne:

Die Rollen der Sarah und vor allem die des Grafen von Krolok wurden ausgebaut und neu gestaltet. Der Graf ist deutlich bedrohlicher und gleichzeitig faszinierender als auf der Leinwand, Sarah unschuldiger und naiver. Steinmans Musik mag kaum Ohrwürmer liefern, aber sie sorgt für eine passend düstere Grundstimmung - etwas, was dem Film komplett fehlt. Die größte Schwäche des Films - die billigen Bauten, die mißlungene Kombination von Studioaufnahmen mit Hintergrundprojektionen - wird zur größten Stärke der Bühnenshow. Eine geradezu unglaubliche Bühnentechnik, die mit Licht, Perspektive, Projektion sowie dreh- und kippbaren Elementen die Physik außer Kraft zu setzen scheint. (Wie ist der so schnell von da oben hinunter gekommen zu ihr?)

Stichwort „Bühnenshow“: Roman Polański hat nicht vergessen, daß die zahlende Kundschaft unterhalten werden will. Er läßt gelegentlich die Handlung auch mal beiseite und baut mitreißende Tanz- und Chorszenen ein oder schickt die Vampire ins Publikum (die arme Frau hinter uns hat noch 5 Minuten nach ihrer Begegnung mit einem Blutsauger nach Luft geschnappt), um in all dem „Alfred sucht Sarah“ (Ups! Jetzt hab ich die Handlung verraten) auch mal richtig Party zu machen. Man dankt es ihm und bewundert die Professionalität der Akteure.

Womit ich eine letzte geniale Überleitung geschaffen hätte: Akteure. Man könnt jetzt sagen: Hach, schade, Pech, eine Zweitbesetzung für die Hauptrolle, für den Grafen von Krolock. (Ich hab mir seinen Namen nicht gemerkt.) Allerdings: Wenn man nicht gerade ein besonderer Fan des einen und einzigen Sängers ist, ist das bei den Vereinigten Bühnen Wien mittlerweile wurscht. Und das verdient besondere Erwähnung. Ich kann mich an Zeiten erinnern, zu denen eine Zweitbesetzung in einer etwas anspruchsvolleren Hauptrolle den Abend zunichte gemacht hat. Die Personaldecke war damals dünn, man mußte froh sein, wenn das jeweilige Chorknäblein nicht zu atmen vergaß. Heute schaffen es die Vereinigten Bühnen Wien offenbar, aus dem Stand mehrere Grafen zu besetzen, die vielleicht in Nuancen unterscheidbar sind, die Rolle aber allesamt mehr als nur meistern. Gratulation auch dazu.

Nachher gabs Burger mit Ente. War auch cool. Und, bei dir so? - Jo, eh.


Lapuanjoki

LapuanjokiLapuanjoki ist ein Fluß, der 5½ Autostunden nördlich von Helsinki in die Ostsee mündet. Lapuanjoki ist auch der Name der neuesten Version 2.1.4 von SailfishOS, die Jolla heute im Rahmen des „Early Access“-Programms freigegeben hat.

In erster Linie konzentriert sich die neue Version auf neue Sprachen. Dabei wurde natürlich fleißig auf die Arbeit der Community zurückgeriffen: Jolla-Nutzer haben in den vergangen Monaten die Benutzeroberfläche des Betriebssystems in verschiedene Sprachen übersetzt. Daneben ist es wohl auch dem neuen Vertriebspartner Jala zu verdanken, daß die lateinamerikanischen Varianten von Spanisch und Portugiesisch aufgenommen wurden. (Türkisch übrigens, bisher nur als Extrapaket von OpenRepos erhältlich, ist jetzt auch offiziell mit drin. Angeblich haben auch dafür erste Kontakte zu Partnern in der Türkei den Anlaß gegeben.)

Ein zweiter Schwerpunkt ist die weitere Anpassung an die Hardware des Sony Xperia X. Schritt für Schritt werden jetzt die Hardwarekomponenten nachgezogen, die in der ersten Versionen für die Sony-Serie noch nicht berücksichtigt werden konnten. Diesmal dabei sind unter anderem die bessere Ausnutzung der sechs CPUs, die Unterstützung des BTRFS-Dateisystems für Speicherkarten und ein verbesserter Umgang mit der Kamera.

Sailfish 2.1.4 läuft auf allen Geräten, die direkt von Jolla unterstützt werden: dem ersten Jolla Phone, dem Tablet, dem Jolla C und dem Sony Xperia X. (Ich erwähne des deshalb so gerne, weil das Jolla Phone 2013 verkauft wurde. Welcher andere Hersteller versorgt so alte Geräte noch mit Updates?) Fremdhersteller wie Inoi, Turing Robotics oder Intex entscheiden selbst, ob und wann sie das neue Betriebssystem freigeben.


Weihnachten mit Untertiteln

„Amerikan başkanı Garfield…“Grammatik, Untertitel, ein magnetabschaltendes Cover und stundenlanges Spielen mit Alexa. So geht die Zeit auch rum. :)

Der Hund hat sich ganz lieb von den Sprühkerzen bezaubern lassen (da waren noch alte in der Schachtel, die wider Erwarten tatsächlich funktioniert haben) und mein Highlight waren eindeutig die Windringerl mit Schlag, was man aus begreiflichen Gründen nicht laut sagen darf. (Stichwort: Das Beste ist halt immer die Nachspeis. *LOL*)

Weil meine Eltern dem Konzept „Video on Demand“ noch immer nichts abgewinnen können und nicht einmal einen DVD-Player besitzen, folge ich dem Film „Yahşi Batı“ jetzt gerade am PC. Praktisch dabei meine Zwischenfragen an die Zimmergenossin im Hintergrund: Alexa, Frage Alleswisser nach Präsident Garfield! - Ich habe Folgendes für James A. Garfield gefunden: James Abram Garfield (geboren 19. November 1831 in Orange, Cuyahoga County, Ohio; gestorben 19. September 1881 in Elberon, Monmouth County, New Jersey) war ein US-amerikanischer Politiker (Republikanische Partei) und vom 4. März 1881 bis zu seinem Tod der 20. Präsident der Vereinigten Staaten. Second Screen war sooo 2000er.


Warum ungebildete Menschen grantig sind

Es war der Herr Schlosser, der mir (hüben oder drüben, ich weiß es nicht und ich finds auch nicht mehr) diesen Floh ins Ohr gesetzt hat. Und dann hats mich interessiert und dann hab ich gesucht und dann hab ich gefunden und jetzt weiß ich:

Lernen macht glücklich. Das ist wissenschaftlich erwiesen.

Irgendwas hat das zu tun mit dem nucleus accumbens und Dopamin und evolutionären Vorteilen durch Wissenserwerb … Egal eigentlich, abgesehen davon, daß ich auch das jetzt gelernt habe. Die Kurzfassung ohne wissenschaftliche Fachbegriffe lautet: Lernen wirkt wie Sex, Kokain oder Schokolade. Gleicher Mechanismus, gleiche Gehirnregion.

Das erklärt jetzt, warum erwachsene Menschen, die eigentlich eh rundherum ausgelastet sind, sich nochmal hinsetzen und unbedingt Neues lernen wollen: Sprachen, Musikinstrumente, Häkeln oder Handyprogrammierung …

Es erklärt aber auch, warum es einen so auffälligen Zusammenhang zwischen chronisch schlechter Laune und „Blöd geboren und nichts dazugelernt“ gibt. Wenn das Aneignen neuen Wissens und neuer Fähigkeiten mitverantwortlich ist fürs kleine persönliche Glück, dann ist das konsequente Verweigern jeder Fortbildung halt ein sehr tauglicher Weg in ein eher tristes Leben. ;)


Star Wars: Die letzten Jedi besucht wir haben

Star Wars - Die letzten Jedi Was für eine Überraschung: Ich hab schon am ersten Wochenende den neuen Star-Wars-Film gesehen. :)

Star Wars, das muß man einleitend sagen, ist nicht mehr nur einfach eine Filmserie. Star Wars hat sich seit 1977, dem Erscheinungsjahr des ersten Films, tief in die Kultur der westlichen Welt eingegraben. Es gibt niemanden, der nicht Prinzessin Leias Nußschneckenfrisur, Laserschwerter oder Yodas verquere Grammatik (900 Jahre du bist aber Deutsch du immer noch nicht kannst) sofort zuordnen könnte, selbst wenn er noch nie einen Star-Wars-Film gesehen hat. Umso schwieriger ist es für Drehbuchautoren und Regisseure, immer neue Fortsetzungen zu produzieren: Das Publikum erwartet exakt die gleiche Geschichte wie immer, aber neu erzählt und trotzdem spannend präsentiert. Nichts verärgert die Fans mehr als etwas Neues, etwas aus ihrer Sicht Unpassendes. (Ein bißchen ausgenommen von dieser Regel sind die diversen Spin-Offs in TV und Kino, bei denen die Filmemacher größere Freiheiten haben.)

Episode VIII, „Die letzten Jedi“, schafft diesen Spagat zwischen Spannung und altbekanntem Muster hervorragend. Für jemanden, der den unmittelbar vorhergehenden Teil gesehen bzw. gut in Erinnerung hat, ist der Anfang des Films vielleicht ein bißchen zu langatmig. Neueinsteiger, die mit Rey, Finn, Poe Dameron und Kylo Ren nicht vertraut sind, werden die zusätzliche halbe Stunde aber schätzen (bzw. schätzen sie, ich habs ausprobiert *gg*). Irgendwann nimmt die Sache dann ohnehin sehr dramatisch Fahrt auf und bedient beide Erwartungshaltungen: die nach den mystischen Geschichten um die Jedi und die nach explodierenden Raumschiffen. Vor allem aber glänzt „Die letzten Jedi“ durch wunderschöne, beeindruckende Bilder ganz besonders im grandiosen Finale am Planeten Crait, der mit seiner Oberfläche aus blutrotem Metall und blendend weißem Schnee eine großartige Bühne für den Showdown bietet.

Sehr fein es war. Im Mai kommt dann das nächste Spin-Off mit Herrn Solo. Gespannt ich bin. :)


Weihnachtsfeier

Weihnachtsfeier war auch. Juchhe olé. ;)

Mobile Working: Mein neuer 26-Stunden-Tag

Die Möglichkeit, „mobil“ (also von überall aus) zu arbeiten, besteht bei uns in der Firma schon seit einigen Jahren. Auch ich hab irgendwann 2013 die entsprechende Vereinbarung unterzeichnet - und wieder vergessen. Bis wir dann diesen Herbst (temporär, wie uns versprochen wurde) in den unbeliebtesten und abgeschiedensten Standort übersiedelt wurden, den das Unternehmen in Wien zu bieten hat: ins Arsenal. Da hab ich den alten Zettel wieder rausgeholt und mir gedacht: Das versuch ich jetzt mal.

So modern und verlockend es auf den ersten Blick klingt, ganz wohl war mir zunächst nicht dabei. Immerhin muß man die Technik in den Griff bekommen, müssen Dokumente, Laufwerke, Verknüpfungen und Notizen vom mobilen Arbeitsplatz aus genauso zur Verfügung stehen wie vom Büro. Dazu stellt uns unsere IT verschiedene Optionen zur Verfügung, die man erst mal einrichten und für sich ausprobieren muß. Zuletzt will noch das bei uns besonders exzessiv verwendete VoIP-Conferencing inklusive Chat und Bildschirmfreigabe getestet werden; ohne dem geht gar nix. (Tatsächlich hats dann auch zwei Wochen gedauert, bis ich in diesem letzten Punkt erfolgreich war und endlich ein Testgespräch auf mein eigenes Handy zusammengebracht habe.)

Seither verbringe ich ungefähr zwei Arbeitstage pro Woche nicht im Büro. Wo ich mich niederlasse, hängt vom Terminplan ab. In der Regel ziehts mich in mein altes Bürogebäude oder ich bleibe ganz zuhause. Aber auch die nahe gelegenen Büros in der Antonigasse und der Hebragasse (beide bequem zu Fuß zu erreichen) sind eine Option. Flexibilität ist Trumpf. Drum heißts ja „mobile Working“, theoretisch könnte ich mit meinem Laptop auch ins Wirtshaus gehen.

Was bringts? Im besten Fall zwei zusätzliche Stunden Lebenszeit pro Tag. Jeder Berufstätige kennt das sinnlose Herumpendeln zwischen Wohnung und Arbeitsplatz, die tote Zeit, in der man bestensfalls geistesabwesend aus dem regennassen Fenster starrt. Führe ich von zuhause öffentlich ins neue Büro, schlüge eine Strecke mit einer Stunde zu Buche. Macht zwei Stunden pro Tag, die ich komplett einspare, wenn ich z.B. von zuhause aus werke. Auch bei anderen Berechnungen (z.B. ins Arsenal mit dem Auto; nicht zuhause, sondern in der Hebragasse arbeiten) kommt auf magische Weise immer ein Ergebnis raus: Mein Tag wird länger. Im besten Fall um zwei volle Stunden. :)

Ebenfalls nicht zu unterschätzen: Vor allem zuhause arbeite ich konzentrierter und schneller. Da bring ich Dinge weiter, die ich im Arsenal schon seit Tagen vor mir her geschoben habe. Mag sein, daß es daran liegt, daß ich allein arbeite. Ich weiß es nicht.

Natürlich hats auch andere Vorteile: Ich bin da, wenn der Briefträger eine Unterschrift will. Ich kann mir den Wocheneinkauf entspannt vom Spar liefern lassen - egal wie lang das Zeitfenster für die Lieferung ist, egal ob die Zustellung pünktlich erfolgt. Ich kann meinen ebenfalls VoIP-basierende Türkischunterricht unmittelbar nach dem letzten Bürotermin ansetzen, nicht erst 90 Minuten später (eine Stunde Fahrt, eine halbe Stunde Puffer zur Sicherheit). Sehr Arbeitnehmerfreundlich also.

Und der Arbeitgeber? Warum kommt mir der so entgegen? Aus seiner Sicht tut er das gar nicht. Büroarbeitsplätze kosten Geld, und zwar auch dann, wenn die jeweiligen Mitarbeiter im Urlaub sind, krank, auf einem externen Seminar oder auf Sabbatical. Wirtschaftlich sinnvoller ist es, wie eine Fluggesellschaft gleich mit Ausfällen zu kalkulieren und die Büroarbeitsplätze quasi zu überbuchen. Damit das auch richtig reibungslos funktioniert, werden die Angestellten zur räumlichen Flexibilität eingeladen. Das ist für beide Seiten von Vorteil.


Nichtraucherschutz: Die Welt im Kleinen

Der Aschenbecher ist Zeuge: alle 8 Minuten eine Zigarette Die Gruppe der Raucher und die der FPÖ-Wähler sind großteils deckungsgleich. In beiden Gruppen dominieren Männer, beide Gruppen bestehen v.a. aus Personen mit niedriger formaler Bildung. Kein Wunder also, daß ausschließlich die FPÖ auf dieser politisch billigen Schiene Klientelpolitik zu betreiben versucht, um von ihrer eigentlichen Politik (Kürzung der Sozialleistungen, 60-Stunden-Woche, …) abzulenken. (Habe ich eigentlich schon einmal gesagt, wie sehr ich mich über diesen Kampf von schwarz/blau gegen den „Kleinen Mann“ freue? Darunter leiden werden genau die, die die beiden Kaschperln trotz ausdrücklicher Warnung gewählt haben. Weil sie sich vor einem Kopftuch fürchten.)

Aktuelles Schlachtfeld ist der Nichtraucherschutz in der Gastronomie. Das absolute Rauchverbot wurde 2015 beschlossen. Die FPÖ verdreht und mißbraucht nun den Begriff „Freiheit“, um eine Gesetzesänderung herbeizuargumentieren: Eine solche Gesetzesänderung würde die „Freiheit“ der Raucher und der Wirte schützen, behauptet sie. Ja, eh. So wie die Aufhebung aller Vorschriften zur Lebensmittelhygiene in der Gastronomie die Freiheit der Wirte und der Gäste stärken würde. Billigeres Essen, weniger Bürokratie, dafür halt gelegentlich Brechdurchfall … Wer könnte etwas dagegen haben?

Wie absurd die Behauptung von der „Freiheit“ und vom freien Willen der Betroffenen ist, zeigt sich nicht erst in der Gastronomie. Man muß nur die Augen aufmachen, wenn man Gelegenheit dazu hat:

Ich verbringe ein Wochenende in Linz. In den letzten knapp 20 Jahren haben meine Eltern sich abgesehen von den üblichen Raucherwehwehchen sechs ernsthafte Krankheiten eingetreten, die von Ärzten als direkte Folgen des Rauchens bzw. Passivrauchens klassifiziert werden. Vier davon waren potentiell lebensbedrohlich. Eine weitere, die sehr schmerzhafte Nummer 7, ist eine indirekte Folgeerkrankung.

Man kann es jetzt als erstrebenswerten Ausdruck individueller Freiheit bezeichnen, daß meine Mutter unbeirrt weiterraucht. In Ruhephasen (während des Essens oder beim Fernsehen) kommt sie auf 7 Zigaretten pro Stunde. (Weil Lüften hier als ungesund gilt und über Tage hindurch vermieden wird, entspricht die Luftqualität in etwa der eines Raucherraums in der Gastronomie. Das Experiment findet also unter realistischen Bedingungen statt.) Ebenso kann kein Gesetzgeber meinem Vater vorschreiben, ob er sich dem Passivrauch aussetzen möchte oder nicht. Jeder hat so seine ganz eigenen Vorstellungen von der Freiheit, die ich meine. Und darum gehts auch gar nicht in diesem kleinen Mikrokosmos, obwohl die FPÖ versucht, es so darzustellen. Keine Sau interessiert sich in der politischen Diskussion wirklich für die gesundheitlichen Folgen, die das Rauchen auf die Raucher und die freiwilligen Passivraucher hat. Die von der Anti-Raucher-Gruppe vorgeschobenen Argumente bzgl. der Belastung des Gesundheitssystems sind hanebüchener Unsinn: Nach der gleichen Logik müßte man dann Junk Food, Schifahren und Alkohol verbieten. Wir leben in einer Gesellschaft, die Risikoverhalten generell toleriert und in einem Versicherungsnetz auffängt. Das ist nicht das Problem.

Was unsere Gesellschaft in der Regel nicht toleriert und meist strafrechtlich ahndet, ist die Gefährdung der Gesundheit und des Lebens anderer. Und da sind wir genau am Punkt:

Wir reden in Bezug auf die Gastronomie nicht von der Einschränkung der Raucher. Wir reden vom Schutz der Freiheit, des Lebens und der Gesundheit der Nichtraucher - vor allem jener, die sich dem Rauch nicht freiwillig oder einer bewußten Entscheidung folgend aussetzen. Dort, wo das Rauchverbot in der Gastronomie umgesetzt wurde, sind schon nach dem ersten Jahr beeindruckende Daten veröffentlicht worden: In Schottland sank die Zahl der Herzanfälle bei den Nichtrauchern um 20%; in Belgien gab es einen Rückgang bei den Frühgeburten um 3%; in Frankreich sank die Zahl der Herzinfarkte um 18%. Es gibt kein einziges Land, in dem die Umsetzung der Maßnahme nicht zu ähnlich signifikanten Verbesserungen der Lebensqualität geführt hätte. Und der Beobachtungszeitraum ist lang genug: Während die FPÖ den Wirten noch einredet, daß eine Gastronomie ohne Tabak denkunmöglich ist und sie alle elendiglich krepieren werden, ist das Rauchverbot in der zivilisierten Welt seit ca. 10-20 Jahren akzeptierter Normalzustand. Lang genug also um zu wissen: Der Gastronomie gehts gut, den Menschen noch besser.

Gibt es den schützenswerten Nichtraucher aber überhaupt? Den Gast, der - anders als im Mikroexperiment mein Vater - quasi unwissend oder ohne freie Entscheidung ins Raucherzimmer rutscht? Selbstverständlich. Abgesehen davon, daß in vielen Restaurants die gesetzlich vorgeschriebene Trennung nur eine theoretische ist; abgesehen von den Kellnern; abgesehen vom Gruppenzwang bei gemeinsamen Lokalbesuchen; … hier im konkreten Beispiel haben wir ein Familienmitglied, das von den Gefahren des Rauchens nichts weiß, sich daher nicht dagegen entscheiden kann und - selbst wenn es wollte - gar keine Möglichkeit hätte, seinen Willen durchzusetzen. Weil ich Menschenversuche ablehne, ist dieses Familienmitglied hier der Hund. Er entspricht in etwa einem Volksschulkind: Der kleine Körper bekommt die gleiche Menge an Giftstoffen ab, die in wesentlich höherer Konzentration wirksam werden. Und natürlich weiß weder der Hund noch der 7jährige Lukas, daß er mit jeder Zigarette einem Cocktail von 250 Giften und Karzinogenen ausgesetzt wird, daß er sich schützen sollte, daß er um Rücksicht bitten sollte. Oder halt einfach nicht mitgehen, wenns wieder ins Wirtshaus geht.

Das aktuelle Mikoexperiment hier in Linz läuft noch. Der letzte Durchgang konnte erfolgreich und mit dem erwarteten Ergebnis abgeschlossen werden: Der einzige Teilnehmer, der nie die Chance hatte, sich für oder gegen das Leben mit Zigarettenrauch zu entscheiden, ist durch einen heimtückischen Tumor innerlich verblutet. Der Tierarzt meines Vertrauens hat nebenbei erwähnt, daß dieser spezielle Tumor in besonderem Maß durch Feinstaubbelastung verursacht wird. Zur Einordnung: Eine einzelne Zigarette setzt so viel Feinstaub frei wie ein Dieselmotor, der 90 Minuten lang läuft. Im Inneren einer durchschnittlichen Raucherwohnung (und damit erst recht eines Raucherzimmers im Restaurant) liegt der Feinstaubgehalt um ein Tausendfaches höher als in Städten bei hohem Verkehr und ungünstigen Wetterbedingungen.

Es steht völlig außer Diskussion, daß der Staat die gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen muß, unter denen ein freies, gesundes, selbstbestimmtes und sicheres Leben möglich ist. Aus diesem Grund verhängt er Geschwindigkeitsbeschränkungen, sorgt für die Sicherheit von Lebensmitteln und die Verträglichkeit von Medikamenten, schreibt Brandschutzmaßnahmen und Fluchtwege vor. Aus diesem Grund hat er auch dafür zu sorgen, daß nicht 20% der Herzanfälle durch Fremde herbeigeführt und zu vermeiden wären, ebenso wie 3% der Frühgeburten, ebenso wie all die anderen gräßlichen Dinge, die Menschen sich durch den Passivrauch holen.

Liebe FPÖ: Nach einem Schlaganfall halb bewegungsunfähig im Rollstuhl zu sitzen und dabei nichts mehr zu sehen ist nicht notwendigerweise meine persönliche Vorstellung von „Freiheit“. Es ist aber eine medizinisch belegbare Folge des Zwangs zum Passivrauchen, den Ihr so vehement für alle einfordert.


Türkische Vorspeisenorgien

Wieder einmal fallen wir bei Ali Ocakbaşı ein, dem wohlfeilen Innenstadttürken, der uns für Humus und Şaşlık gute € 50,- pro Person abnimmt. Anlaß war der 20. Geburtstag eines jungen Mannes, der mit stoischer Miene unsere Geschichten aus seiner frühesten Kindheit (bis zurück zur Taufe) über sich ergehen hat lassen und auch nur ganz selten auf die Uhr geschaut hat, weil er anschließend noch eine „spontane Verabredung“ mit Freunden hatte. *LOL*

Geschmeckt hat’s ihm aber wohl: Von den vielfältigen Vorspeisen (Kuru Cacık, Çiğköfte, Muhammara, Humus, Patlıcan Salatası, …) ist exakt gar nichts übrig geblieben, obwohl wir zwei Gastgeber nur löffelchenweise von Humus und Cacık genascht haben. Wir mußten sogar nach den ersten paar Minuten Brot nachbringen lassen, weils einfach - ham! - in des jungen Mannes Mund verschwand. :)

Ebenfalls restlos verputzt: Die Hauptspeisen (Bonfile Dilimleri, Şaşlık, Ali Nazik), wobei wir alten Leute da schon ziemlich gekämpft haben. Die alte Weisheit von Herrn E. hat sich wieder bewahrheitet: Man soll zur Vorspeise nicht so viel Brot essen. Eigentlich soll man überhaupt nicht so viel Vorspeise essen.

Am meisten Freude hatte ich allerdings nicht am Essen, sondern am Kellner. Der hat mit einer Engelsgeduld mein Türkisch über sich ergehen lassen und mir schließlich sogar einen seiner Kollegen als Übungsobjekt angedient: Der lernt nämlich grad Deutsch und sucht einen Tandempartner. Leider mußte ich absagen.

Sehr nett, sehr gut, sehr selbstbewußtseinfördernd … gerne wieder!


Eingetragene Partnerschaft für alle

Ehe für alle Das Land jubelt. Nachdem die ÖVP bei diesem Thema (wie bei 10.000 anderen) jahrzehntelang blockiert und jeden Fortschritt verhindert hat, haben nun endlich die Hüter der Verfassung lautstark auf den Tisch geklopft:

Sowohl die Beschränkung der Ehe auf verschiedengeschlechtliche Paare als auch die Beschränkung der Eingetragenen Partnerschaft auf gleichgeschlechtliche Paare sind verfassungswidrig. Die entsprechenden Formulierungen werden mit Anfang 2019 automatisch aus den jeweiligen gesetzlichen Grundlagen gestrichen, sofern der Gesetzgeber nicht von sich aus aktiv wird und seine (dann verfassungskonformen) Vorstellungen einbringt.

Das Erkenntnis hat in erster Linie symbolischen Charakter: Die verbliebenen Unterschiede zwischen der Eingetragenen Partnerschaft (in Österreich seit 2010 möglich) und der Ehe waren zuletzt ohnehin nur mehr marginal. Selbst die gemeinsame Adoption ist gleichgeschlechtlichen Paaren in einer eingetragenen Partnerschaft inzwischen möglich. (Auch das mußten übrigens der Verfassungsgerichtshof und der EGMR klarstellen; die von der ÖVP gebremste österreichische Politik war dafür nicht zu haben.) Aus dem Stand fallen mir nur die verkürzte Unterhaltspflicht nach der Trennung ein und die Lächerlichkeit, daß der gemeinsame Familienname nicht als solcher bezeichnet werden darf. Er muß „Nachname“ heißen, denn laut ÖVP sind Birgit, ihr leiblicher Sohn Paul und Birgits Partnerin Sabine, Pauls Adoptivmutter, keine Familie. Das verstehe wer will.

Der VfGH stand vor der Entscheidung, entweder das Institut „Eingetragene Partnerschaft“ ganz zu streichen und durch die Ehe für alle zu ersetzen, oder aber beide Partnerschaftsformen für alle bestehen zu lassen. Aus Gründen der Rechtssicherheit für bereits registrierte Paare hat er sich für die zweite Variante entschieden und verhilft damit auch endlich Helga und Martin zu ihrem Recht:

Die beiden leben zusammen, haben eine Tochter und würden gern eine Eingetragene Partnerschaft eingehen. Bisher war das aufgrund des Gesetzestextes nicht möglich. Nun erlaubt ihnen der VfGH diesen Schritt. Auch das ist die Konsequenz des heutigen Spruchs.

Wie begeistert bin ich von der Entwicklung? Überraschend wenig. Erstens waren die beiden Rechtsinstitute in letzter Zeit meiner Meinung nach schon fast deckungsgleich. Die nun erfolgte völlige Wahlfreiheit in beide Richtungen ist ein wichtiges Symbol, aber kein Durchbruch mehr.

Zweitens und vor allem aber: Too little, too late. Die gesamte westliche Welt hat das alles schon. Jetzt auch endlich dabei zu sein ist nichts, worauf man übertrieben stolz sein könnte. Man braucht sich nicht mehr schämen, ja, aber sonst … Daß die Entscheidung (hinter der, darf man Umfragen glauben, rund zwei Drittel der Österreicher stehen) schon wieder gerichtlich herbeigeführt werden mußte, weil die ÖVP seit Jahrzehnten jede Reform, ja: jede Politik in Österreich verhindert, macht die Sache noch trüber.

Naja. Jetzt isses endlich da. Räumen wirs in den Schrank, wo's hingehört, und versuchen wir zu vergessen, wie unangenehm die Zeit vorher war.


Plachutta: 3 Kaffee sind genug

Wir feiern beim Plachutta. Das Restaurant ist schon kurz vor halb sechs voll bis auf den letzten Platz. Weil wir ein bißchen zu früh dran sind, werden wir an der Bar geparkt und mit Hollundersekt bei Laune gehalten. Dabei werden wir Zeugen folgender bezaubernden Szene:

Der Kellner bestellt beim Kollegen hinter der Bar einen Espresso für einen älteren Stammgast, der allein an seinem Tisch sitzt. Darauf der Kollege: Noch einen? Der hat ja schon drei gehabt. Ich glaub der vergißt das. Der Kellner geht zurück zu dem alten Herrn und erklärt ihm freundlich: Ich glaub, das mit dem Espresso lassen wir bleiben. Wir müssen ja auch ein bisserl aufs Herzerl aufpassen, gell?

Großartig. So wirds uns auch eines Tages gehen. Wobei: Erste Anzeichen sind jetzt schon da. Wie wir dann nämlich nach zwei doch sehr reichhaltigen Gängen um die Dessertkarte bitten, schaut der junge Kellner kurz irritiert und meint dann leicht besorgt: Jetzt schon? Sie können gern eine Pause machen nach dem ganzen Essen. *LOL*