Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Blog aktualisiert am

ESC 2017: Neue Wettquoten

Nach dem Ausscheiden der Russin, deren Antreten offenbar ohnehin nie so ganz ernst gemeint war, zahlt sich ein neuer Blick auf die zehn Lieblinge der Buchmacher aus. Seit Mitte März hat sich doch etwas getan in der Liste, auch wenn die ersten drei wie einbetoniert auf ihren Plätzen hocken:
Rang Land Song
    Interpret  
1 Italien Occidentali's Karma
    Francesco Gabbani  
    (Ein hinreißendes Schlitzohr mit einem Affen, eine Melodie in der richtigen Balance zwischen „Ohrwurm“ und „nicht zu langweilig“, ein schlauer Text und eine Choreographie, die auch ich mitmachen kann. (Und: Keine Ballade!))  
2 Bulgarien Beautiful Mess
    Kristian Kostov  
    (Radiotaugliche Ballade mit sympathischen Ethnosprenkeln.)  
3 Schweden I Can't Go On
    Robin Bengtsson  
    (Seelenlos konstruierte, äußerst professionelle Nummer. Passend seelenloser, äußerst unsympathischer Sänger.)  
4 Portugal Amar Pelos Dois
    Salvador Sobral  
    (Nach vielen Jahren endlich wieder Wunderschönes aus dem ansonsten fadogebeutelten Land. Ein naives Märchen zwischen Disney und Audrey Hepburn.)  
5 Belgien City Lights
    Blanche  
    (Zeitgemäßer, charttauglicher Song, der aber leider irgendwo auf halber Strecke hängenbleibt.)  
6 Armenien Fly With Me
    Artsvik  
    (Fesselt von der ersten Sekunden an.)  
7 Australien Don't Come Easy
    Isaiah  
    (Ganz OK. Wenn man Balladen mag. Oder Stimmakrobatik.)  
8 Frankreich Requiem
    Alma  
    (La France, je t'embrasse, je te dis que je t'aime … von der ersten Minute an ein Ohrwurm.)  
9 Aserbaidschan Skeletons
    Dihaj  
    (Da fehlt mir dann doch die Melodie.)  
10 Ungarn Origo
    Joci Pápai  
    („Mal was anderes“ im besten Sinn. Gefällt mir.)  

Verbessern konnten sichs Portugal, Armenien und Frankreich - alle drei gefallen mir sehr gut, ich gönns ihnen. :) Wir haben einen Neueinsteiger: Ungarn hats mit seinem doch eher ungewöhnlichen Lied in die Top 10 geschafft. Nicht mehr ganz so gut wie vor einem Monat stehen Belgien, Australien und Aserbaidschan da. Wobei: Was heißt „nicht gut dastehen“, sie sind in den Top 10. Österreich liegt auf Platz 34 von (mittlerweile nur mehr) 42.


Die Russin ist raus

Rums! Da warens nur noch 42. Das Reich Putins hat die Teilnahme am Song Contest 2017 nun endlich auch offiziell abgesagt. Als ob die Russen jemals die Absicht gehabt hätten …

Seit nach dem Sieg der Ukraine im Jahr 2016 fest steht, daß der Song Contest zum zweiten Mal in seiner Geschichte in Kiew stattfinden wird, wird ja heftigst über die Teilnahme oder Nichtteilnahme Russlands spekuliert. Die russische Delegation in ein Land reisen zu lassen, mit dem sich Putin de facto im Krieg befindet, ist schließlich nicht ganz unproblematisch. Überraschenderweise hat dann zwar der verantwortliche russische Sender einen Song eingereicht, gleichzeitig aber auffälliges Desinteresse an den üblichen administrativen Vorbereitungsarbeiten gezeigt. Für die übliche Erstinspektion der Veranstaltungshalle zum Beispiel, an der alle Länder teilnehmen, wurden nicht einmal Hotelzimmer gebucht.

Bald war klar, worauf Putin abzielt: In Kenntnis der ukrainischen Rechtslage hat man für den russischen Beitrag nach längerer Suche eine Sängerin gefunden, über die die Ukraine ein Einreiseverbot verhängt hat. Extrem schlau ausgedacht! Wieder einmal ist Russland das arme Opfer böser westlicher (bzw. Ukrainischer) Boykottmaßnahmen. Sooo gerne wär man dabei gewesen … aber es geht halt nicht.

Ganz so übel ist der Rückzug der Russen nicht: Nicht nur gibt es eine unerträgliche Schmalzballade weniger im heurigen Bewerb, es wurde damit auch ein ernstes Sicherheitsriskio ausgeschaltet. Ausgerechnet in Kiew für die Unversehrtheit der russischen Delegation zu garantieren, wäre für die ukrainischen Behörden ein hartes Stück Arbeit geworden - wenn sie es denn überhaupt gewollt hätten. Auch da kann man sich ja nicht so sicher sein.


Ubuntu ist tot? Lang lebe Ubuntu!

Rums! Da warens nur noch zwei. Ubuntu auf Smartphones und Tablets ist seit dieser Woche endgültig Geschichte. Mark Shuttleworth, Geldesel und „Erfinder“ der erfolgreichen GNU/Linux Distribution Ubuntu, hat in seinem Blog-Artikel vom 5. April trocken verkündet: Das Geschäft liegt - anders als von ihm ursprünglich vorhergesagt und erhofft - nicht in der Konvergenz zwischen mobilen Geräten und dem Desktop. Stattdessen verdient man sein Geld heutzutage mit Serverlösungen, dem neuen Hype „Internet of Things“ (IoT) und ein bißchen Desktop-Support.

Die mobile Version von Ubuntu, deren Weiterentwicklung bereits seit Jänner fraglich schien, ist nun also offiziell tot. Das hat Auswirkungen auf den Smartphone-Markt und auf meine Laptops bzw. Desktop-Rechner:

Der Smartphone-Markt hat jetzt nur mehr zwei freie Betriebssystem, Jollas SailfishOS und Tizen. (Wobei Tizen zwar theoretisch und technisch ein Nachfolger der Maemo/MeeGo-Ära und damit so etwas wie ein Cousin von SailfishOS ist, Samsungs sehr restriktive Entwicklungspolitik es aber schwer macht, Tizen wirklich als „frei“ zu bezeichnen.)

Für die klassischen Desktops und Laptops bedeutet Shuttleworths Kehrtwende (hoffentlich) ein Ende des Streits zwischen den Entwicklerteams von Ubuntu einerseits und praktisch allen anderen Projekten der GNU/Linux-Desktopwelt auf der anderen Seite. Seit 2010 hat Ubuntu (bzw. die dahinterstehende Firma Canonical) im Alleingang eine Reihe von Technologien entwickelt, die Mark Shuttleworths Vision vom „konvergenten Desktop“ unterstützen sollten. Egal ob Smartphone, Bürocomputer oder Fernseher, alles sollte unter Ubuntu laufen können … Weil vorhandene Technologien dafür angeblich nicht geeignet waren, entwickelte man die wichtigsten Bausteine eines GNU/Linux-Desktops neu, von der Desktopumgebung „Unity“ (statt GNOME) bis zum Display Server „Mir“ (statt Wayland), der das in die Jahre gekommene X11-Protokoll ersetzen sollte. Kritiker hatten Ubuntu von Anfang an vorgeworfen, daß es keine technischen Gründe für diese Alleingänge gab, daß die wahre Motivation hinter den Abspaltung ausschließlich rechtlicher Natur war: Canonical hatte die Projekte so aufgesetzt, daß es die komplette Kontrolle über den Code behalten und die Produkte gewinnbringend vermarkten konnte.

Daß diese Kritik durchaus berechtigt war, bestreitet mittlerweile kaum noch jemand. Letztlich ist Ubuntu wohl an dem Aufwand erstickt, für diese komplexen Aufgaben ohne fremde Unterstützung eigene Lösungen entwickeln zu müssen. Vor allem beim Display Server „Mir“ wurde das Problem nur zu offensichtlich: Hier ist gute Hardwareunterstützung gefragt, die Hersteller der Grafikkarten müssen kooperieren. Zu einem gewissen Teil tun sie das mit dem neuen Standardprojekt „Wayland“. Wo sie es nicht tun, erfährt Wayland genügend Unterstützung von Programmierern, um die notwendigen Hardwareschnittstellen auch selbst entwickeln zu können. Canonical saß wie ein trotziges Kind im Eck und mußte alles alleine stemmen, während z.B. Jolla für sein SailfishOS von den Fortschritten des Wayland-Projekts profitierte und diesbezüglich kaum Entwicklungskosten hatte.

Unterm Strich haben alle Ubuntu-User in den letzten Jahren gemerkt: Es geht kaum noch etwas weiter. Die Version für Smartphones „hatte Potential“, aber keinen funktionierenden Mail-Client. Am Desktop gabs zwar alle sechs Monate ein Update, die Änderungen mußte man aber mit der Lupe suchen. Mit dem Ende der Ressourcenfresser Mir und Unity sowie dem angekündigten Umstieg auf GNOME als Desktop-Oberfläche schon Anfang 2018 ist zu hoffen, daß diese Zeit des Stillstands zu Ende geht. Bei GNOME zum Beispiel geht ja ordentlich was weiter: Auch dort wird der 6monatige Release-Zyklus eisern eingehalten, im Gegensatz zu Ubuntu sind aber in jeder Version auch sichtbare und praktische Neuerungen zu finden.

Fazit: Um die Smartphone-Version tut es mir bedingt leid. Niemand wird sie in ihrer jetzigen Form vermissen, aber es hätte was aus ihr werden können. Daß Canonical seinen Spielzeugprojekten Unity und Mir den Geldhahn zudreht, ist allerdings eine große Erleichterung. (Ich habe bewußt geschrieben „den Geldhahn zudrehen“: Ob das das endgültige Aus für den Unity-Desktop ist, weiß niemand. Schließlich liegt der Code ja offen rum und ein paar Freunde hat das System über die Jahre wahrscheinlich doch auch gesammelt.)


Türkisch gegrillt

Ali Ocakbaşı heißt das türkische Restaurant, das Ende 2016 an der Ecke Operngasse/Elisabethstraße eröffnet hat und seither als „bester Türke Wiens“ in den siebten Himmel gelobt wird.

Das mit dem „besten Türken“ wär jetzt nicht gar so schwer in einer Stadt, in der sich türkisches Essen (mit wenigen Ausnahmen) in Lieferservices und Dönerbuden erschöpft. (Und bevor mir jetzt jemand mit dem Kent kommt: Das hat ja auch so seine guten und seine schlechten Tage.)

Das Lokal entpuppt sich als geschickte Mischung türkischer Grillgerichte mit einigen Zugeständnissen an die mitteleuropäische Erwartung. Wer zwischen Pide, Şaşlık und Lammkebap nicht fündig wird, kann auch den eher nordeuropäischen als türkischen Lachs oder einen klassischen Rindslungenbraten bestellen. Serviert wird trotzdem vom Grill und mit Beilagen, die das Essen zumindest türkisch aussehen lassen. :)

Geschmeckt hats tatsächlich großartig. Auch wenn ich nicht zu den Menschen gehöre, die sich von Magazinen sagen lassen, was sie denken und tun sollen: Diesmal hatten die bezahlten Trendschreiberlinge nicht Unrecht. Die reiche Auswahl an Vorspeisen, das raffiniert gewürzte Hauptgericht, die wunderbaren Desserts … Doch, das hatte was. Daß man hinten im Lokal den offenen Grill im Blick hat, trägt natürlich auch zur Appetitsteigerung bei.

Und nachdem ich jetzt das Lokal über den grünen Klee gelobt hab: Zum Essen waren wir ja eigentlich nicht dort. Es war wieder mal Zeit für einen Gegeneinladung an Frau Ö. (endlich wieder in Ö.) und Herrn E., der Abend hatte also einen mehr sozialen als hungerstillenden Zweck. Und auch da hat es sich ausgezahlt, obwohls einen Großteil der Zeit drum ging, wie man mich am besten „unterbringt“ - die Operation Bastkörbchen also. (Spätestens wie dabei dann die Katzen mit ins Spiel kamen, wars zu viel und das Lachen schlug in Kieferschmerzen um. *gg*)

Getroffen haben wir uns um halb acht. Das Restaurant schließt und 23:00 Uhr. Um 00:40 Uhr sind wir als die letzten Gäste endlich abgezogen. Dürft also doch ein halbwegs netter Abend gewesen sein. :)

PS: Ach ja, und endlich wurde mal mein Türkisch gelobt. War ja hoch an der Zeit, Himmel noch eins! :)


Schokoeis: Check

Auch das für die Saisoneröffnung auf der Mariahilferstraße zwingend notwendige Schokoeis hab ich mir heut geholt. Mit Schlagobers und Schokosauce.

Der Weg dahin war allerdings steinig. Erstens herrschte in der Fußgängerzone ein Gedränge und Geschiebe, daß stellenweise kein Weiterkommen war. (Wir erinnern uns: „Niemand wird je in der Mitte der Straße gehen.“) Das war ja noch eher spannend-abenteuerlich als ärgerlich. Der vielen Leut wegen geht man ja schließlich hin.

Nicht ganz so cool fanden wir, daß die Menschen vor dem Schanigarten des von uns angepeilten Eissalons bereits in Schlangen anstanden und warteten. Wobei: Nein, genau das taten sie eben nicht. Es stehen dort Leute in kleinen Gruppen rund um den Schanigarten und bemühen sich, möglichst unauffällig möglichst nirgendwohin zu schauen. Sobald eine Kellnerin an einem Tisch ihr Geldbörsl zückt, rücken diese Gruppen näher und näher zu den bald freiwerden Plätzen, um dann blitzschnell zuzuschlagen, kaum daß der erste Gast sich von seinem Sessel erhebt.

Es blieb uns wenig anderes übrig, als diese entwürdigende Variante der „Reise nach Jerusalem“ mitzuspielen. Allerdings spielten wir falsch und hatten neben dem Schanigarten des Eissalons auch den des gegenüberliegenden Hotel Kummer im Auge. Dort steht ein Schnösel mit Beanie steht auf und ich reiß ihm fast seinen Stuhl aus der Hand, um bloß keinem anderen eine Chance zu geben. Meins!

Ausgezahlt hat es sich jedenfalls: Auch im Hotel Kummer gibts Eis, und auch im Hotel Kummer sitzt man erste Reihe fußfrei vor dem lustigsten Getümmel, das Wien zu bieten hat. Wir sehen manche unserer Freunde in 15 Jahren, besixpackte Radfahrer mit oben nur einem Rucksack, ein seltsam ernstes Männlein mit Schnauzbart („Rock und Hut stehn ihm gut, ist nicht wohlgemut“), Cem-Kaya-Gedächtnisfrisuren (man trägt sie jetzt doppelt so hoch) und offenbar selbst designte T-Shirts, die ich der Verkäuferin noch am selben Tag zurückbringen würde. Alte Männer tragen dem Kalender entsprechend schwere, schwarze Wintermäntel, die gençler dem Wetter entsprechend (sonnig, wolkenlos, 24°) kurze Hosen und irgendwas mit ohne Ärmel. (Ich frag mich grad jetzt, während ich das tippe: Meine dicke Winterjacke hab ich erst gestern abgelegt, und „kurz“ werd ich bis zum Urlaub sicher nicht mehr unterwegs sein. In welche Kategorie falle ich also? *gg*)

Man vergißt die Zeit, schaut schmunzelnd auf den sich verbeischiebenden Strom von Menschen und läßt sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Irgendwann haben wir uns dann einen Ruck gegeben und sind wieder heim: Es gibt heute noch was zu tun.


Doch kein Aprilscherz? Neues vom Jolla Tablet

Das angebliche YouYota TabletSeltsame Dinge passieren: Eine im ehemaligen Nokia-Forum talk.maemo.org veröffentlichte Ankündigung, wonach das ursprüngliche Jolla-Tablet wieder in Produktion gehen soll, wurde vom Großteil der Community zunächst als gelungener (wenn auch brutaler) Aprilscherz abgetan.

Nur gehört es aber zur Tradition von solchen Aprilscherzen im Netz, daß der Autor sie als solche kenntlich macht, nachdem sie enttarnt wurden. Nicht in diesem Fall: Er sei sich durchaus bewußt, daß das Veröffentlichungsdatum unglücklich gewählt war, sagt der Autor. Ein Scherz sei es aber nicht.

Falls nun tatsächlich alles stimmt, legen ein Mitglied der Jolla Community und der ursprüngliche chinesische Hardwareentwickler des Jolla-Tablets das seltene und von Pech verfolgte Stück neu auf. Der Markenname „Jolla“ steht ihnen nicht zur Verfügung, daher soll es als „YouYota Tablet“ vertrieben werden. Um die Produktion nicht erneut mit unnötigen Risken zu gefährden, wird exakt die gleiche Hardware verwendet wie im Originalgerät von Jolla aus dem Jahr 2015. Heißt: Das aktuellste und schnellste Gerät wirds nicht werden. Heißt aber auch: Kompatibilitätsprobleme mit dem Sailfish-Betriebssystem oder den Anwenderprogrammen sind auszuschließen.

Apropos Betriebssystem: Interessant finde ich, daß das Projekt angeblich eine von Jolla lizensierte Version inklusive aller proprietären Komponenten wie Exchange und Alien Dalvik verwendet. Auf Verbindungen zu Jolla deutet auch die Absichtserklärung hin, ursprünglichen Unterstützern der Jolla-Crowdfunding-Kampagne einen Rabatt zu gewähren. (Irgendwo müssen die Daten ja herkommen.)

Bringt mir das etwas? Durchaus. Sollte das seltene Stück (nur rund 500 Exemplare wurden tatsächlich ausgeliefert, knapp 0,5% des globalen Bestandes befinden sich in meinem Besitz) tatsächlich wieder verkauft werden, haben sowohl Jolla selbst als auch Softwareentwickler wieder mehr Motivation, Betriebssystem und Programme auf den größeren Tablet-Bildschirm hin zu optimieren. Zwar rechne ich es Jolla hoch an, daß seit 2015 ausnahmslos alle Betriebssystem-Updates auch mit den seltenen Tablets kompatibel waren. Ohne diesen erneuten Produktionsschub wäre aber ein Supportende in naher Zukunft nicht auszuschließen gewesen.


Mariahilfer Straße eröffnet

Die Saison ist eröffnet: Den ersten „heurigen“ Eistee (Pfirsich, eh klar) auf der Mariahilfer Straße hab ich am 31.3. um 17:00 im Schanigarten des Hotel Kummer bestellt. Leut schaun, bei süßen Boxerhundsis „Maaah!“ fiepen (auch der Herr B., obwohl der, glaub ich, eher das Frauerl angschaut hat dabei), die Live-Musik genießen (die Herrschaften kamen dann zum Münzensammeln durch: „Hier sind zwei Euro - aber nur, wenn Sie weiterspielen, verstanden?“), den langweiligen jungen Karrieremenschen am Nebentisch mit aus heutiger Sicht bizarren Beziehungskonzepten aus den 1980ern die Schamesröte ins Gesicht treiben … Schön isses! Vielleicht gönn ich mir das am Samstag nochmal mit Schokoeis statt Eistee. ;)


Alles Gute zum Geburtstag, liebe EU

Alles Gute zum 60. Geburtstag Weils auch mal gesagt werden muß: Die EU feiert - wenn man ihre Geschichte inklusive aller Vorgängerverträge betrachtet - heute ihren 60. Geburtstag. Ich gratuliere recht herzlich dazu und freue mich darüber.

Ausschließlich aufgrund dieses politischen Einigungsprozesses ist ist mir vergönnt, in der längsten Friedensperiode auf dem Territorium dieser EU zu leben. (Meine Großeltern hatten in meinem Alter bereits zwei Kriege hinter sich - oder haben aufgrund dieser Kriege mein Alter gar nicht erst erreicht.) Das allein ist ein Grund zum Feiern. Kleine persönliche Vorteile wie die deutlich niedrigere Inflation, die unkomplizierten Urlaube, das einfache Einkaufen im Internet ohne rechtliche Probleme sind da nur mehr der Zuckerguß. (OK, ich geb zu: Mehr als nur ein bißchen Zuckerguß ist die Tatsache, daß ich ein GNU/Linux betriebenes Jolla-Smartphone mein Eigen nennen darf. Auch das wäre ohne EU niemals möglich gewesen.)

Mit wenig Verständnis begegne ich politischen Rattenfängern, die aus Geldgier und persönlichem Machtstreben die europäische Seuche des Nationalismus wiederbeleben wollen. Wenn diese verantwortungslosen Egomanen sagen, daß sie für die Interessen ihrer jeweiligen Länder „gegen die EU“ kämpfen möchten, dann meinen sie in Wahrheit: „gegen andere europäische Staaten“ kämpfen. „Die EU“ als solche gibt es nicht, sie ist die gemeinsame Plattform und Stimme aller ihrer Mitgliedsstaaten. Wer gegen die EU kämpft, kämpft gegen die anderen 27 Mitgliedsstaaten, kämpft gegen seine Nachbarn - und verheizt seine Wähler wieder im bewaffneten Konflikt, noch bevor diese wissen, was passiert ist.


ESC 2017: Skandale und Wettquoten

Francesco Gabbani Endlich gehts los: Der Song Contest 2017 hat seinen lange ersehnten ersten großen Skandal. Dramaturgisch zwingend sind die involvierten Parteien das Gastgeberland Ukraine und Putins Russenreich. Russland hatte im Vorfeld eine Absage seiner Teilnahme in der verfeindeten Ukraine in Aussicht gestellt, dann aber überraschend ein blondes Engerl mit dem Markenkern „so arm“ präsentiert. Julia Samoylova hat wunderschönes blondes Haar, sitzt im Rollstuhl und tut sich beim Singen schwer, weil sie lispelt. Die erste Reaktion der ESC-Fachpresse war: „Ah, raffiniert! So wird verhindert, daß beim Auftritt der Russen in der Halle Unmutsäußerungen zu hören sind.“ Weit gefehlt, der Plan des Kremls war noch viel raffinierter:

In der Ukraine gibt es ein Gesetz, das die Einreise auf die Halbinsel Krim über russisches Territorium verbietet. Wer das tut, wird mit einem mehrjährigen Einreiseverbot für die ganze Ukraine belegt. Und natürlich hat das russische Fernsehen (in Kenntnis der ukrainischen Rechtslage) mit Julia Samoylova ganz zufällig eine Sängerin gefunden, die nicht nur gegen dieses, sondern auch noch gegen andere ukrainische Gesetze verstoßen hat. (Irgendwas mit Steuern. Schmutzige Sache.)

Erwartbares Resultat: Das zwingende Einreiseverbot für die russische Teilnehmerin wurde jetzt ausgesprochen, der Boulevard in ganz Europa sieht sie als armes Opfer der bösen Ukraine … und Putin, der eh nicht teilnehmen wollte, klatscht sich erfreut in die Hände. Er hat den schwarzen Peter elegant weitergegeben.

(Leider spuckt ihm jetzt die EBU in die Suppe und bietet an, zum ersten Mal in der Geschichte des ESC einen Auftritt per Liveübertragung aus dem Herkunftsland zu erlauben. Mal sehen, wie die Russen aus der Nummer rauskommen.)

Egal: Der Skandal kocht und zieht weitere Kreise. Angeblich hatte nämlich auch Artsvik aus Armenien einen Auftritt auf der Krim und ist via Russland eingereist. Die Ukraine prüft.

Auf die Wettquoten wirken sich diese Intrigen (noch) nicht aus. Russen und Armenier sind bei den Buchmachern unter den Top 10 zu finden, genauso wie meine Lieblinge Italien, Portugal und Frankreich.

Rang Land Song
    Interpret  
1 Italien Occidentali's Karma
    Francesco Gabbani  
    (Ein hinreißendes Schlitzohr mit einem Affen, eine Melodie in der richtigen Balance zwischen „Ohrwurm“ und „nicht zu langweilig“, ein schlauer Text und eine Choreographie, die auch ich mitmachen kann. (Und: Keine Ballade!))  
2 Bulgarien Beautiful Mess
    Kristian Kostov  
    (Radiotaugliche Ballade mit sympathischen Ethnosprenkeln.)  
3 Schweden I Can't Go On
    Robin Bengtsson  
    (Seelenlos konstruierte, äußerst professionelle Nummer. Passend seelenloser, äußerst unsympathischer Sänger.)  
4 Belgien City Lights
    Blanche  
    (Zeitgemäßer, charttauglicher Song, der aber leider irgendwo auf halber Strecke hängenbleibt.)  
5 Portugal Amar Pelos Dois
    Salvador Sobral  
    (Nach vielen Jahren endlich wieder Wunderschönes aus dem ansonsten fadogebeutelten Land. Ein naives Märchen zwischen Disney und Audrey Hepburn.)  
6 Australien Don't Come Easy
    Isaiah  
    (Ganz OK. Wenn man Balladen mag. Oder Stimmakrobatik.)  
7 Russland Flame is Burning
    Julia Samoylova  
    (Wozu etwas über den Song (eine getragene Ballade) sagen? Eine lispelnde Blondine im Rollstuhl singt von Hoffnung!)  
8 Aserbaidschan Skeletons
    Dihaj  
    (Da fehlt mir dann doch die Melodie.)  
9 Armenien Fly With Me
    Artsvik  
    (Fesselt von der ersten Sekunde an.)  
10 Frankreich Requiem
    Alma  
    (La France, je t'embrasse, je te dis que je t'aime … von der ersten Minute an ein Ohrwurm.)  

Der Vollständigkeit halber: Österreich liegt auf Platz 35 von 43, eine Qualifikation fürs Finale erscheint aus heutiger Sicht nicht unbedingt zwingend.


Bu Aşk Burada Biter

So. Weit hammas bracht. Jetzt interpretiere ich moderne türkische Lyrik. Was nie meine Absicht war! (Aber dieses Gedicht ist wirklich schön. Schön traurig.)

Angefangen hat die Sache so: Herr B. hat mir ein Konzert von Jehan Barbur in Wien empfohlen. Die gebürtige Libanesin ist in der Türkei aufgewachsen und hat dort ihre musikalische Karriere begründet. B. meinte sinngemäß: Sie singt sehr langsame, melancholische Balladen mit wenigen Instrumenten als Begleitung, die Textverständlichkeit ist daher vergleichsweise gut.

Sicherheitshalber hab ich mir ein paar ihrer Songs auf YouTube angesehen und festgestellt: Für mich ist das ein bisserle gar melancholisch. Des dapack ich keinen ganzen Abend lang. Ein Lied allerdings war dabei, das mir ganz im Gegenteil sehr gefallen hat: Bu Aşk Burada Biter, gesungen im Duett mit Tuna Kiremitçi. Vom Text hab ich zunächst nur Fragmente verstanden, aber alles deutete auf das Ende einer Liebesbeziehung hin, bei dem sich beide Partner stolz und selbstbewußt voneinander verabschieden: Bu aşk burada biter - „Diese Liebe ist hier zu Ende“.

Einige Versionen des Liedes später (die von mir zuerst gefundene Aufnahme war eine jüngere Coverversion) hatte ich zwei Dinge herausgefunden:

Erstens: Von Liebesschnulze keine Spur. Der Text ist dichterisch unscharf, aber die Zeilen mit dem Revolver in der Tasche, den verblassenden Soldaten und Kindern im Fotoalbum, dem erlöschenden Gesicht („Wie schön du warst!“) und den toten Dichtern sind dann doch sehr untypisch für das „Boy meets girl, boy loses girl, boy misses girl“-Genre. In dem Text stecken mehr Tod und Leid als Liebeskummer.

Zweitens: Eigentlich ist es auch nicht in erster Linie irgendein dahergelaufener Pop-Song, sondern die Vertonung eines Gedichtes von Ataol Behramoğlu aus dem Jahr 1965. Und angeblich, so sagen mir meine Quellen übereinstimmend, gehört dieses Gedicht zu den bekannteren Werken der jüngeren türkischen Dichtung. Ich habe also, ohne danach zu suchen und ohne es zu wissen, einen literarischen Schatz gehoben.

Blöd gelaufen, weil: Wenn man dann so ein Ding in Händen hält, will mans natürlich auch verstehen. Und Gedichte gehören nun mal nicht zu den einfachsten Texten. Überraschenderweise hab ichs aber (natürlich mit Wörterbucheinsatz) tatsächlich fast geschafft. Nur bei zwei Zeilen hab ich dankend Hilfe angenommen. :)

Und als Schulterklopf und damit ich immer wieder laut mitsingen kann (am besten die Version von Haluk Levent) hier mein erster poetischer Übersetzungsversuch - natürlich nicht geverst und gereimt im Deutschen, wir wollens ja nicht gleich übertreiben:

Bu aşk burada biter ve ben çekip giderim
Yüreğimde bir çocuk cebimde bir revolver
Bu aşk burada biter iyi günler sevgilim
Ve ben çekip giderim bir nehir akıp gider

Diese Liebe endet hier und ich mach mich davon / In meinem Herzen ein Kind, in meiner Tasche ein Revolver / Diese Liebe endet hier, einen schönen Tag mein Schatz / Und ich mach mich davon, ein Strom fließt dahin

Bir hatıradır şimdi dalgın uyuyan şehir
Solarken albümlerde çocuklar ve askerler
Yüzün bir kır çiçeği gibi usulca söner
Uyku ve unutkanlık gittikçe derinleşir

Eine Erinnerung ist die selbstvergessene, schlafende Stadt / Während im Album die Kinder und Soldaten verblassen / Erlischt dein Gesicht still wie eine Wildblume / Der Schlaf und das Vergessen werden tiefer und tiefer

Yan yana uzanırdık ve ıslaktı çimenler
Ne kadar güzeldin sen! Nasıl eşsiz bir yazdı!
Bunu anlattılar hep, yani yiten bir aşkı
Geçerek bu dünyadan bütün ölü şairler

Nebeneinander sind wir wach gelegen, nass war das Gras / Wie schön du warst! Was für ein einzigartiger Sommer es war! / Davon erzählten sie immer, von der verlorenen Liebe / Alle toten Dichter, wie sie diese Welt verlassen haben

Bu aşk burada biter ve ben çekip giderim
Yüreğimde bir çocuk cebimde bir revolver
Bu aşk burada biter iyi günler sevgilim
Ve ben çekip giderim bir nehir akıp gider

Rechtes Eigentor in Sachen Bildung

Türken schlachten OrangenAuf rechtsextremen Haßportalen im Internet kursiert derzeit ein ganz besonders süßes Foto. Ich habs schon sehr oft gesehen und lach mich jedes Mal schlapp drüber:

Das Bild zeigt Türken, die im Rahmen des angeblichen niederländisch/türkischen „Konflikts“ devot ihrem Führer folgen und gegen die Niederlande demonstrieren. (Der sogenannte diplomantische Konflikt hatte natürlich gar nichts damit zu tun, daß beide Parteien gerade Wahlkampf betrieben haben und die Emotionalisierung, das Vergessen aller Sachargumente, in beiden Staaten den aktuellen Entscheidungsträgern nützte.) Als Zeichen der Ablehnung „schlachten“ sie dabei symbolisch Orangen.

Verständnislos äußern sich die rechten Dumpfbacken darüber, warum man die Niederlande denn mit orange in Verbindung bringen kann. In einem direkt ins Bild hinein montierten Satz macht man sich darüber lustig und neckt die Gesinnungsgenossen aus dem Morgenland zusätzlich mit dem Spruch: Und die Moral von der Geschicht': Bildung und Koran verträgt sich nicht. [sic!]

Leser dieses Blogs halten jetzt verwundert inne und denken sich: „Moooment. Orange ist doch die Nationalfarbe der Holländer?“ Ja, so ist es. Das weiß jeder, der auch nur ein bißchen mehr als die reine Pflichtschulbildung eingeatmet hat. Umkehrschluß: Die Rechten wissen das eben nicht. Genausowenig wie sie den Satz mit der Bildung und dem Koran den deutschen Grammatikregeln entsprechend zusammenbauen können. („Und die Moral von der Geschicht: Bildung und Rechtsextremismus vertragen sich nicht.“)

Klassischer Fall von echt blöd gelaufen, würd ich sagen. Da schafft es tatsächlich jemand, die eigene Dummheit groß rauszustellen, indem er sich über die höhere Bildung anderer lustig zu machen versucht.


Nebensätze! Harika!

Ich glaub, ich hab heute zum ersten Mal einfach so ausm Bauch heraus einen Relativsatz mit dem Partizip auf -diği (und dem dazu passenden Genitiv-„Subjekt“) gebildet. Yaşasın!

Der Satz war simpel. Soweit ich mich erinnere lautete er Helikopterin dediğini anlamadım. („Ich habe nicht verstanden, was der Helikopter gesagt hat.“) Das mag nicht aufregend klingen, ist für mich aber, wie Muddi zu sagen pflecht, #neuland. Wörtlich muß man da nämlich denken: „Des Helikopters sein sagend(es) verstanden nicht ich habe.“

Wie die Kleinschreibung und die Klammer bei „sagend(es)“ andeuten: Nicht mal unter größter Mißhandlung meiner Muttersprache kann ich im Deutschen so denken. Dediğindi ist ein Partizip (das haben wir auch so circa: „sagend“), das mit einer Possessivendung versehen wird (das geht im Deutschen schon nicht mehr: Ich kann sagen „mein Zimmer“, aber nicht „mein sagend“) und das man schließlich per Kasusendung (in diesem Fall: Akkusativ) substantiviert und zum Objekt des Hauptverbs macht (spätestens damit sind alle Brücken zum Deutschen abgebrochen).

Daß der Helikopter, der etwas sagt, im zweiten Fall zu stehen hat, ist nur mehr der Zuckerguß drauf: Man sagt also nicht wie bei uns „… was der Helikopter sagt“, sondern eben „… des Helikopters sein sagendes“.

Türken reden ununterbrochen so. Erschwerend kommt hinzu: Sie packen alle diese verrückten Partizipkonstruktionen vor den eigentlichen Hauptsatz, und zwar gern mehrere hintereinander. (Die Entsprechung zum deutschen Schachtelsatz.) Man erfährt also alle Zusatzinformationen aus dem Relativsatz ohne zu wissen, worums nachher eigentlich gehen wird.

Falls sich übrigens jemand wundert, warum der Helikopter überhaupt was sagt: Guckstu diesen Film hier. :)


Filmpiraten gegen FPÖ: Das Urteil hält

Im Februar 2015 habe ich - siehe hier - dem deutschen Verein Filmpiratinnen und Filmpiraten e.V. mit einer Spende unter die Arme gegriffen. Es ging um das von der FPÖ lizenzwidrig verwendete Filmmaterial des Vereins. Zwar haben die Filmpiraten anschließend vor dem Handelsgericht Wien gewonnen, die FPÖ ist aber vor den OGH gezogen … der, wie erst jetzt berichtet wird, im Jänner bereits ebenfalls im Sinne der Filmpiraten entschieden hat.

Tut gut, wenn die finanziellen Investitionen ins bessere Universum sich auf diese Weise doch noch auszahlen. :)

Übrigens: Der FPÖ sind die beiden Urteile herzlich wurscht. Das gegenständliche Video ist nach wie vor unverändert online. Das ist nicht einmal illegal, weils in der Feststellungsklage genau darum eben nicht gegangen ist. Aus der Urteilsbegründung aber geht recht unmißverständlich hervor, daß die österreichische Justiz die Verwendung der Ausschnitte für rechtswidrig hält.

Selbstverständlich handelt es sich hier um einen bedauerlichen Einzelfall, der wie immer mit der FPÖ nichts zu tun hat.


Terrasseneinweihung

Zwar ziehen vom Süden her schon wieder die ersten Wolken herein, trotzdem ist sich heute der erste sonnigliche Terrassentag in Linz ausgegangen. Wirklich warm wars: Unter dem langärmligen Hemd (etwas Kurzes hab ich nicht mit) bin ich fast schon ein bißchen ins Schwitzen gekommen.

Noch hält sich die Natur sehr zurück, statt freundlicher Grüntöne gibts zergatschte Erde und abgebrochene Äste. Aber allein die Vitamin-D-Produktion im warmen Sonnenschein macht das alles wieder wett. Da sitz ich also im elterlichen Garten und mach Hausaufgaben. (Frau Gamze läßt sich von Herrn Mehmet Ali in der Maklerfirma „Yeni Bir Hayat“ eine Wohnung vermitteln. Lesen Sie den Text, beantworten Sie anschließend die untenstehenden Fragen und beschreiben Sie danach, worauf Sie selbst bei einer neuen Wohnung achten würden.) Das war vor 35 Jahren nicht anders. Sonnenstrahlen sind ein Jungbrunnen. ;)

Ach ja, das Tier: Wie immer wäscht sie mich mit großer Ernsthaftigkeit und Hingabe mehrmals am Tag, auch dann, wenn ich eigentlich gar keine Zeit für derartige Dinge hab. Sie steigt einfach rauf, sitzt auf meinem Schoß, wird plötzlich doppelt so schwer und tut, was sie tun muß. (Ich muß über ihren todernsten und hochkonzentrierten Gesichtsausdruck jedesmal so lachen, daß ich völlig wehrlos bin.) Die eigentliche Pointe zum Thema „Waschen“ hat diesmal aber Dr. Dolittle geliefert, der die kleine Maus dann mit den Worten „Tust du wieder stinki stinki? Kommst du mit duschi?“ von der Terrasse gelotst hat. So also kann er sich mit seinen Patienten verständigen... ;)


Jolla: SailfishOS auf Xperia Smartphones

Sony Xperia Smartphones mit Sailfish OSMobile World Congress ist wieder einmal - die Zeit der großen Ankündigungen. Auch Jolla ist auf der großen Mobilfunk-Messe vertreten und stellt seine Zukunftspläne vor. Die wichtigsten Informationen zusammenzukratzen ist gar nicht so einfach:
  • China: Jolla hat ein Arbeitsübereinkommen mit einer chinesischen Investorengruppe unterzeichnet. Ziel ist die Entwicklung eines auf den chinesischen Markt zugeschnittenen Ökosystems, ähnlich wie man das bereits in Indien (unter anderem mit Intex) aufgezogen hat. Die Nachricht war Jolla eine eigene Presseaussendung wert. Tatsächlich ist der Vertrag vorläufig nur ein weiteres Stück Papier. Mal sehen, was daraus entsteht. (Die Finnen selbst schätzen, daß sie etwa ein knappes Jahr für die praktische Umsetzung benötigen.)
  • Lateinamerika: Ebenfalls im Stadium der Planung befindet sich die Zusammenarbeit mit der bolivianischen Firma Jalasoft. Diese will gemeinsam mit Jolla ein Smartphone für den lateinamerikanischen Raum herausbringen. Hier gibts zumindest schon einen Webauftritt: Accione soll das fertige Produkt irgendwann heißen. Betonung auf irgendwann, denn einen Zeitplan gibt es nicht. Auch ein zweites lateinamerikanisches Unternehmen, Sikur, setzt angeblich auf Sailfish OS. Details dazu gibt es aber nicht.
  • Russland: Relativ unbemerkt von der Presse lag am Jolla-Stand ein russisches Handy mit der Bezeichnung Inoi R7. Allen verfügbaren Informationen nach dürfte es sich dabei um ein Gerät handeln, das hardwaremäßig dem Intex Aqua Fish (bzw. eben dem Jolla C) entspricht und das speziell für den russischen Markt gebaut wurde. Konkreter wahrscheinlich: speziell für die russische Post. Die hat nämlich vor einiger Zeit in einer öffentlichen Ausschreibung 15.000 Geräte gesucht, die unter Sailfish OS laufen und technisch auf dem Stand des Jolla C sind.
  • Sony Xperia: Bevor die chinesische oder lateinamerikanische Zusammenarbeit Früchte trägt, will Jolla seinen Fans und Entwicklern ein weiteres Community-Device anbieten. Zuletzt haben die Finnen das Intex Aqua Fish unter dem Namen „Jolla C“ verkauft. Diesmal soll es das Sony Xperia X werden. Unter Ausnutzung von Sonys Open Device Program sind noch für das erste Halbjahr 2017 Xperia-Smartphones mit SailfishOS angekündigt. Allerdings ist nicht ganz klar, in welchem Umfang Jolla SailfishOS auf die Sony-Geräte bringen wird: Möglich ist die komplette Portierung inklusive der proprietären Teile wie Android-Unterstützung und Exchange. Ebenfalls denkbar ist die eingeschränkte Version, die auch im Rahmen der verschiedenen Community Ports verwendet wird. Jolla hat sich bisher dazu nicht geäußert, was grundsätzlich kein gutes Zeichen ist.

Sehr wohl ein gutes Zeichen ist aber die Menge der Neuigkeiten: Gleich mehrere neue internationale Partner, das Inoi R7 für Russland und die Aussicht auf ein im Vergleich zu Jolla Phone und zum Jolla C hochmodernes Sailfish-Telefon sind schon etwas Feines. Selbst wenn nur die Hälfte der Pläne praktisch umgesetzt wird, können wir uns doch 2017 auf einiges freuen. :)


ESC 2017: Die ersten Favoriten

Die Vorbereitungen zum Song Contest 2017 stehen unter keinem guten Stern. Das ukrainische Fernsehen hat offenbar Probleme damit, die Großveranstaltung rechtzeitig auf Schiene zu bringen. In den letzten Tagen haben Unregelmäßigkeiten bei der Ticketvergabe für Aufsehen gesorgt.

Ich laß mir die Vorfreude (noch) nicht vermiesen und nehme die Veröffentlichung des zehnten Wettbewerbsbeitrags zum Anlaß, meine erste Favoritenliste für heuer vorzustellen:

Rang Land Song
    Interpret  
1 Frankreich Requiem
    Alma  
    (La France, je t'embrasse, je te dis que je t'aime … von der ersten Minute an ein Ohrwurm.)  
2 Italien Occidentali's Karma
    Francesco Gabbani  
    (Ein hinreißendes Schlitzohr mit einem Affen, eine Melodie in der richtigen Balance zwischen „Ohrwurm“ und „nicht zu langweilig“, ein schlauer Text und eine Choreographie, die auch ich mitmachen kann. (Und: Keine Ballade!))  
3 Georgien Keep The Faith
    Tako Gachechiladze  
    (Hochdramatische (und hochrepetitive) Powerballade. Nicht übel, aber halt leider diesmal ohne Bart.)  
4 Weißrussland Historyja majho žyccia
    NAVI  
    (Da werden Erinnerungen an das unbeschwerte Kuchenbacklied wach. Zwar tut das Ayayayaho! der Sängerin nach einiger Zeit weh in den Ohren, aber: Hey! Wenigstens keine Ballade.)  
5 Finnland Blackbird
    Norma John  
    (Düster und musicalhaft. Nicht der Knaller auf einer ESC-Party, hat aber was.)  
6 Spanien Do It for Your Lover
    Manel Navarro  
    (Tralala belalalanglos. Aber wenigstens keine Ballade. *gg*)  
7 Albanien Botë
    Lindita  
    (Irgendwo tief drin verbirgt sich schöner Balkan-Herzschmerz. Die entsetzliche Lindita ver-uuh-ooh-aah-t ihn aber auf höchst verstörende Weise.)  
8 Schweiz Apollo
    Timbelle  
    (Was ist nur mit der Schweiz los?)  
9 Deutschland Perfect Life
    Levina  
    (Der Charme Duisburgs trifft auf die wilde Exotik der Eifel.)  
10 Vereinigtes Königreich Never Give Up On You
    Lucie Jones  
    (Grundgütiger!)