Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

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Skybar und Gams

Es war ja nicht nur die Lust aufs Frühstück im Parkhotel, die uns nach Graz getrieben hat. Eingeladen waren wir auf Stadtbummel und Abendessen. Na da kommen wir doch gerne!

Natürlich zeigt sich gleich beim Schloßberg-Besuch der Unterschied zwischen einem gut betreuten und einem unbegleiteten Touristen. Unbegleitet: Rauf, rechts abbiegen, Uhrturm ansehen, runter. Gut betreut: Rauf, links abbiegen, Skybar, hinsetzen. Was für ein Blick! Da sitzt man im Kuschelwarmen, hat das zart angezuckerte Graz unter sich und kann sich königlich unterhalten. Eine sehr feine Einrichtung ist das. (Natürlich gings dann trotzdem noch zum Turm. Eh klar. Muß.)

Zweiter Fixpunkt: Operncafé. Auch das hätten wir allein, glaub ich, nicht aufgesucht. Wunderbare Kardinalschnitte und endlich mal eine richtig große Portion heiße Schokolade. Großartig.

Unsere Fremdenführerinnen mußten sich dann allerdings zurückziehen, um in die Rolle der Gastgeberinnen schlüpfen zu können. Und da ging dann die Party erst richtig los. Kinders, ich sags Euch! Allein in die Datteln im Speckmantel hätt ich mich reinlegen können, dabei war das noch nichtmal der Anfang. Eine supergschmackige Rote-Rüben-Suppe mit Oberskren (ich wußte in meiner Einfalt gar nicht, daß es sowas gibt), ein hinreißender Salat aus Blattspinat und Maroni (und Spezialdressing), dann (Trommelwirbel) a echte Gams (!) (auch diese eine kulinarische Premiere in meinem Leben) so zart und weich, daß man sie löffeln hätt können, erfrischendes Zitroneneis zum Luftholen … und eine sehr raffinierte Orangencreme als Dessert. (Ich sag bewußt zum Dessert und nicht zum Abschluß … Zum Abschluß haben wir nochmal Schokolade in die Hand gedrückt bekommen. Wir schauen halt so verhungert aus!)

Ich hab absolut überhaupt gar keine Ahnung, wie man sowas hinkriegt, ohne ein Catering-Unternehmen zu beauftragen. Ich hab aber auch kein Buch mit dem Titel „Morgen bist du Hausfrau“ in meiner Küche stehen. :)

Es war wieder einer dieser Tage/Abende, an denen man die Zeit übersieht. Es gab aber auch 100 Millionen Gesprächsthemen, die sich aufgedrängt haben. Viele lustig und unterhaltsam, andere dann aber durchaus auch ernsthaft. Den Draht für beide Themenblöcke hatten wir. Und das war schön. (Ach ja: Und es gab Frauengold. Wenigstens die TV-Werbung dafür. *gg*)

Jedenfalls freuen wir uns sehr drauf, die Sache mal zu wiederholen. Vielleicht das nächste Mal in Wien mit vertauschten Rollen. :)


Upgrade in Graz

E§rzherzog Johann Suite Na da haben wir aber geschaut: Obwohl wir die gleiche Zimmerkategorie gebucht haben wie letztes Mal, haben wir eine doppelt so große Suite. Buchungstechnisch gings leider nicht anders, bedauert der junge Mann unten an der Rezeption. Na so ein Pech. ;)

Gleich noch einen Grund zur Begeisterung liefert die Küche des Hauses. Von Roastbeef bis Lauchsuppe, von Blutwurst bis Tagliatelle mit Trüffel, es war alles wunnerbar. Und die Show daneben erst recht. *gg*

Wir freuen uns aufs Frühstück!


Nokias Erben IV: Ubuntu schwächelt

Vor ziemlich genau vier Jahren hab ich im Artikel „Nokias Erben: Jolla? Ubuntu? Firefox? Tizen?“ die vier mobilen Betriebssysteme beschrieben, die das Erbe des Smartphone-Erfinders Nokia fortführen hätten können.

Nach der Korrektur völlig überzogener Erwartungen bezüglich Tizen und dem unerwarteten Ausscheiden des für einige Zeit erfolgreichen FirefoxOS ist dies nun der vierte Folgeartikel. Wieder droht einem Bewerber die Luft auszugehen: Laut einem Artikel in OMG!Ubuntu sind spürbare Weiterentwicklungen der mobilen Ubuntu-Version vorläufig abgesagt. Zwar soll es weiterhin die üblichen Sicherheitsupdates für die aktuelle Version geben. Neue Hardware ist aber in nächster Zeit ebensowenig zu erwarten wie die eigentlich fällige nächste Version des Betriebssystems.

Als Begründung wird angegeben, daß Ubuntu insgesamt (also auch die Desktop-, Core- und Serverversionen) auf das neue Paketsystem Snappy umgestellt werden soll. Dafür werden aber neuere Kernel-Versionen benötigt, die von den Hardwareproduzenten derzeit einfach nicht bereitgestellt werden. Die halten sich nämlich brav an die alten Android-Versionen. Natürlich wird auch eine Rolle spielen, daß der Wechsel des gesamten Ubunut-Universums auf Snappy Entwicklerressourcen abzieht, die der mobilen Version nun einfach fehlen.

Heißt für mich und mein Aquaris E5: Auf große neue Updates brauch ich da wohl nicht mehr zu warten. Ubuntu wird, wenn mit den nun verkündeten Neuigkeiten nicht ohnehin das Ende der mobilen Entwicklung beginnt, neue Versionen nur mehr für zukünftige Geräte zur Verfügung stellen können, auf denen dann eben auch ein neuer Kernel läuft. Das Aquaris E5 bekommt seine Sicherheitsupdates, mehr nicht.

Heißt für die Betriebssystemlandschaft insgesamt: Nachdem FirefoxOS sich völlig zurückgezogen hat, macht auch Ubuntu aus Konsumentensicht zunächst Pause. Beschleunigen wird das seine Entwicklung nicht. Tizen wird, soweit ich das mitverfolgt habe, weiterhin ausschließlich von Samsung angeboten - und auch das (bzgl. Smartphones) lokal beschränkt auf Indien. Man hat den Eindruck, daß der Elektronikriese damit tatsächlich ein bißchen experimentiert, ohne es allzu eilig zu haben: Neben Smartphones wurden auch Fernsehgeräte und Smartwatches mit Tizen auf den Markt gebracht. Jolla, Ende 2015 so gut wie tot, ist wieder überraschend quirlig: Nachdem Saifish auf drei eigenen Geräten unters Volk gebracht wurde und Intex das Betriebssystem für Indien lizensiert hat, stehen die Zeichen nun gut für einen größeren Auftrag aus Russland. Auch hat Jolla vorsichtige Hinweise auf ein neues „Community Device“ nach dem Muster des Jolla C gestreut. Bei den Finnen scheint die Reise also ohne Unterbrechung weiterzugehen.

Was mich persönlich bei Ubuntu stört ist weniger der Umstieg auf eine neue Technologie an sich oder die damit verbundene schöpferische Pause (wenn es denn wirklich nur eine Pause bleibt). Lästig ist, daß Canonical hier wieder einmal unnötig Gräben aufreißt und Ubuntu inkompatibel zu den Standardlösungen im Rest der GNU/Linux Welt macht. Was bei Ubuntu als „Snappy“ entwickelt wird, unterscheidet sich nicht sehr vom neuen Paketmanagement „Flatpak“, mit dem andere Distributionen das gleiche Ziel erreichen wollen. Genauso, wie Ubuntu mit „Mir“ ein eigenes Süppchen kocht, während der Rest der Welt auf „Wayland“ setzt. Diese Eigensinnigkeit an sich ist kontraproduktiv genug. Wenn sie dann aber auch noch zu einem Stillstand in der Entwicklung führt, könnt man sich wirklich drüber ärgern.


Ist mein Rot auch dein Rot?

Endlich! Endlich versteht mich jemand! Ich bin also nicht ganz so verrückt, wie ich immer dachte. (Oder anders ausgedrückt: Nicht ganz allein. Wobei das ja dann wieder … aber lassen wir das.)

Seit meiner Schulzeit beschäftigt mich eine Frage: Ist der Sinneseindruck, den wir „rot“ (oder grün, blau, gelb, …) nennen, bei allen Menschen der gleiche? (Und zwar jetzt abgesehen von Besonderheiten wie Rot-/Grün-Blindheit etc.) Sprich: Wenn ich Licht im Bereich rund um 700 Nanometer Wellenlänge sehe und mein Gehirn daraus die Wahrnehmung „rot“ erzeugt - sieht das dann bei meinem Sitznachbarn genauso aus? Oder hat der eine komplett anderen Farbeindruck vom gleichen Gegenstand, was wir aber niemals herausfinden werden, weil wir immer gelernt haben, daß wir diese Wellenlänge „rot“ nennen? Weil wir uns in der einzigen Kommunikationsform, die wir haben, nicht anders darüber austauschen können als mit dem abstrakten Wort „rot“?

Wann immer ich diesen Gedanken aufgebracht habe, konnte ich tief in die Rachen meiner Gesprächspartner sehen. Hä? Rot ist nun mal rot. Wovon reden wir hier eigentlich? Das macht ja nicht unser Gehirn, das ist ja das rote Licht. (Oder, um ein unsterbliches Zitat zu bemühen: Das ist nicht rot, das ist nur die Farbe.) Die Frage hat mich nicht losgelassen, ich habe aber gelernt, sie der sozialen Anpassung wegen nicht mehr allzu offen anzusprechen. 😳

Heute, beim ziellosen Herumklicken auf YouTube, bin ich dann auf folgendes Video gestoßen:

Is Your Red The Same as My Red?

Da gehts - bevor der aufgeregte Präsentator dann zu Experimenten an Kleinkindern und der Kommunikation mit Affen abgleitet - um genau dieses Thema. „Farbe“ ist nichts, was objektiv meßbar in der realen Welt existiert. Licht existiert. Licht hat unterschiedliche Wellenlängen, die man messen kann. Was unser Gehirn dann aber daraus macht, den Farbeindruck nämlich, hat keine Entsprechung in der realen Welt. Genauso wie es Geschmack und Geruch in dieser Form nicht gibt; was es gibt sind Eindrücke, die unser Gehirn aus den ihm von den Geschmacksknospen zugetragenen chemischen Eigenschaften der Nahrung (und nur diese sind real) selbst erzeugt.

Weil also all diese Dinge in unserem Gehirn entstehen und keine objektivierbare Entsprechung haben, haben wir keine Möglichkeit, objektivierbar darüber zu kommunizieren. Der Satz „Dieser Apfel ist rot“ bedeutet in Wahrheit: „Das von diesem Apfel abgestrahlte Licht liegt im Bereich von ca. 625 bis 780 Nanometern. Mein Gehirn signalisiert das mit einer Farbempfindung, für die man mir das Wort rot beigebracht hat.“ Ein zustimmendes „Ja, dieser Apfel ist rot“ meines Gegenüber bedeutet keinesfalls, daß er das gleiche sieht wie ich. Es bedeutet lediglich: „Auch mein Gehirn gibt mir die Farbempfindung, die ich für die Wellenlänge im Bereich von ca. 625 bis 780 Nanometern kenne. Auch ich habe dafür das Wort rot gelernt.“ Wir sind uns also über die ungefähre Wellenlänge und über das dafür gelernte Vokabular einig so wie zwei Wissenschaftler, die ihre Meßergebnisse vergleichen. Wir haben aber keine Möglichkeit, unsere „internen Meßgeräte“ direkt miteinander zu vergleichen: die subjektive Farbempfindung nämlich.

Was ich aus dem Video noch gelernt habe: Michael Stevens (der Macher des Videos) und ich sind nicht die einzigen, die uns über diese Frage Gedanken machen. Tatsächlich ist sie ein Klassiker der Philosophie, es gibt sogar einen eigenen Begriff dafür: Qualia. Eng damit verknüpft sind der Begriff der Erklärungslücke und das Gedankenexperiment „Marys Zimmer“. Genügend Fundstellen also im Netz, wenn man nur die Begriffe kennt, nach denen man suchen muß. Vor 35 Jahren wär der kleine Ossi halt nie auf die Idee gekommen, im Lexikon nach „Qualia“ zu suchen, wie ihm die Sache mit den möglicherweise unterschiedlichen Farbeindrücken eingefallen ist. Und nach „Erklärungslücke“ hätte er gar nicht erst suchen müssen: Der Begriff wurde erst ein Jahr später geprägt.

Das hat jetzt einerseits etwas Beruhigendes: Ich bin nicht allein in meinem Wahnsinn, daß rot nicht einfach für jeden gleich rot sein muß. Es gibt im Gegenteil einen Haufen anderer Leute, die sich genau darüber schon seit 150 Jahren den Kopf zerbrechen. Andererseits formuliert Michael Stevens als unausweichliche und höchst beunruhigende Konsequenz dieses Gedankens: Ich bin ganz allein. Wir alle sind ganz allein. Das Bild, das unser Gehirn sich von der Welt um uns erschafft, ist anderen nicht vermittelbar. Wir können uns nicht darüber austauschen, was wir wirklich sehen, schmecken, hören - fühlen.


Imperial Rumpelpumpel, Oida?

Tafelspitz Auch mit einer englischen Speisekarte stößt die Vorstellungskraft eines nicht an die österreichische Küche gewöhnten Gastes an ihre Grenzen. Die Unterschiede zwischen Tafelspitz, weißem Scherzel und Kruspelspitz sind auch bei guten Sprachkenntnissen schwer zu vermitteln. Erst recht schwer tut man sich bei Semmelkren und Fleischstrudelsuppe. Da kommen halt irgendwann so Kreationen wie „Imperial Rumpelpumpel“ zustande - und werden auf Anhieb verstanden! 😃

Herr E. hatte eine Gegeneinladung verdient, weil er so großartig für uns gekocht hat. Da er für längere Zeit Strohwitwer sein wird, konnten wir nur ihn allein „bekochen“. Und weil wir beim Essen zu Lokalpatrioten werden, standen auch die besten Chinesen, Inder oder Italiener nicht zur Debatte: Plachutta, what else? (Dabei geht's wirklich weniger um die Qualität des Dargeboteten als um die Auswahl an traditioneller Wiener Küche. Zwischen Tafelspitz, Backhendl, Wiener Schnitzel, Frittatensuppe, Mohr im Hemd und Palatschinken gibt's einfach kein Entkommen.)

Die Wahl des Restaurants war goldrichtig. Herrn E. hat offenbar während seines bisher einjährigen Wien-Aufenthalts niemand an der Hand genommen, um ihm gutes dasiges Essen näherzubringen. Über Wiener Schnitzel ist er nicht hinaus gekommen, wobei das seiner Schilderung nach eher vom Schnitzelhaus als im guten Gasthaus war. Und man findet auch selten Gäste, die sich so unvoreingenommen über Beef Tatar hermachen, obwohl ihnen die Vorstellung von rohem Fleisch zunächst sehr exotisch erscheint. 😉

Bei der Unterhaltung gings natürlich nicht nur um das Beschreiben der Speisen. Wir haben unserem Gast die schönsten Schimpfwörter beigebracht. (Was wäre sein Leben ohne „Kanake“ und „Kümmeltürk“? Ohne „Ham s' da ins Hirn gschissn?“ und das allgegenwärtige „Oida!?“?) Wir haben Interessantes zur Wiener Stadtgeschichte vermittelt und eine ausgesprochen geniale Idee für themenspezifische Stadtführungen entwickelt. Wir haben uns scheckig gelacht über die typischen „Beziehungsfragen“, mit denen er nun während seines Strohwitwerdaseins konfrontiert wird. Wir haben uns über die Schrullen der Habsburger amüsiert. Und wir hatten großen Spaß daran, Details unserer Kulturen und Unterschiede zwischen unseren Ländern zu analysieren. (Zum Beispiel: Wie spricht man einen Professor an der Uni an? Oder: Wie kann man von der äußeren Erscheinung eines Menschen Rückschlüsse auf seine politische Einstellung ziehen?)

Offen geblieben ist die Frage der passenden Ernährung für eine Vegetarierin, die Gemüse und Grünzeug ablehnt. Da haben wir noch ein bißchen was an Restaurantfindungsarbeit vor uns - die Hollerei scheint fürs Erste als „zu grün“ aus dem Rennen zu sein.

Den Abend beendet haben wir erst zehn Minuten nach der Sperrstunde, kurz vor Mitternacht. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir zuletzt so hartnäckig „pickengeblieben“ sind dort. (Dabei haben wir uns extra um 19:00 getroffen, um nicht zu spät heimzukommen.) Das spricht für einen gewissen Unterhaltungsfaktor. Ich freu mich aufs nächste Mal: E. hat irgendwas von einem gemütlichen Pazar Kahvaltısı in den Raum gestellt, jedenfalls aber werden wir die Suche nach gemüse- und salatfreiem vegetarischen Essen für Frau Ö. wieder aufnehmen. So oder so, Fortsetzung folgt. 😉

PS: Ich hoffe das „Imperial Rumpelpumpel“ wurde auch hier verstanden? 👑


Neujahrsempfang

Wie ich noch klein war, bin ich auf Silvesterfeste gegangen. Heute werde ich zu Neujahrsempfängen geladen. Das ist wohl auch eine Alterserscheinung. (Muß es sein: Ich kann mich an keine gesellige Runde erinnern, in der so viel und so ernsthaft über Pension, Begräbnisse, Kuren sowie Alters- bzw. Pflegeheime gesprochen wurde. *LOL*)

Herr Oliver hat das Ding organisiert und mit der Wahl der Gäste einen wunderbaren Griff getan. Sehr fein, das alles. (Worums mir ein bisserl leid tut ist das viele gute Essen: Offenbar waren ausnahmlos alle (genau wie wir) von Silvester noch zu zugestopft, daß das meiste einfach stehengeblieben ist.)

Irgendwie wars einerseits ein erfrischender Start ins Jahr 2017 mit netten neuen Gesichtern und Geschichten … andererseits aber auch eine Zeitreise in meine Vergangenheit vor dem 30er. Manches bleibt einfach immer gleich, egal wie viel Zeit vergeht. ;)

Vielen lieben Dank für den sehr schönen Abend. Hat viel mehr Spaß gemacht als die gezwungen lustigen Silvesterpartys früher.


17:00 Uhr: Es kracht

Es ist so fünf rum und ich hör auf der Straße einen Silvesterkracher. Und ich freu mich drüber! Nicht über den Kracher, sondern darüber, daß es der erste in diesem Jahr ist!

Gerade vorhin haben wir darüber gesprochen: Früher mal war die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr eine einzige Krawallorgie. Tag und Nacht wurden Raketen und Knallkörper abgefeuert. Die oberlippenbeflaumten Kids aus den „sozialen Brennpunkten“ haben mit Lärm wettgemacht, was ihnen an Testosteron (und was weiß ich was sonst noch) gefehlt hat. Daß in den Häusern einer Großstadt Menschen am Einschlafen gehindert werden, Haustiere panisch durch die Wohnungen galoppieren oder kleine Kinder Angst haben, ist diesem Gesocks egal. Von Verletzungen und Sachbeschädigungen red ich erst gar nicht.

Der Gesetzgeber hat die zunehmende Belästigung lange Zeit ignoriert und offenbar gemeint, das Problem würde sich nach dem Prinzip der natürlichen Selektion von selbst erledigen: Wenn erst mal allen Böllerkindern so ein Kracher in der eigenen Hand explodiert ist nämlich. Die Rechnung ist nicht aufgegangen, die Dinger wachsen nämlich nach. (Die Böllerkinder, nicht die Hände.)

Inzwischen hat auch die Politik begriffen, daß das Wohl der Mehrheit Vorrang vor dem egoistischen Vergnügen einer rücksichtslosen Minderheit genießt. Ich kenn die einschlägigen Bestimmungen nicht im Detail, aber ganz offensichtlich greifen sie. Schon letztes Jahr war die Knallerei deutlich eingeschränkt, heuer kommt mir alles noch ruhiger vor. Ich weiß noch: Vor 4-5 Jahren war es nicht möglich, am 31.12. tagsüber die paar hundert Meter von meiner Wohnung zum Billa zu gehen. Ich hätte alle paar Sekunden Knallkörper zwischen die Füße bekommen, die aus Fenstern oder fahrenden Autos geworfen wurden. Am späten Nachmittag dann bin ich mit dem Taxi im Schritttempo über den großteils vierspurigen Gürtel gekrochen. Die Taxifahrer haben sich einfach nicht getraut, schneller zu fahren. Ununterbrochen ist irgendetwas vor oder neben dem Auto explodiert, mußten andere Wagen abrupt bremsen oder die Fahrspur wechseln.

Jetzt freu ich mich drüber, um 17:00 Uhr den ersten (und bisher einzigen) Kracher gehört zu haben. Um Mitternacht, das wissen wir, wirds ein schönes Feuerwerk geben - legal, professionell organisiert, sicher. Die Wahnsinnigen, die noch vor einigen Jahren im Innenhof (!) ihre Raketen gezündet haben, mußten das auch schon aufgeben. Manchmal gibts ja doch auch Veränderungen zum Positiven.


Müde waren wir, sooo müde

Weihnachten macht müde Ein aufregender Tag wars für die Frau Hund: Kurz nach der Bescherung ist sie dann glatt in den Armen meines Bruders eingeschlafen. (Man hat in diesen Augenblicken nicht das Gefühl, daß hier ein gefährlicher Wachhund das Haus vor Einbrechern schützt. Dabei - ich schwörs hoch und heilig - vertreibt sie jeden Vogel, der sich unbefugt auf unserem Grundstück zu Wort meldet. *gg*)

Tja, wir habens geschafft: Schnitzerl mit Kartoffelsalat verspeist, Baiser mit Schlag (mein persönliches Highlight) aufgegessen, Packerl übergeben, Keks genascht, … Der stressige Teil ist vorbei. Ich werde aufgeweckt durchs neue Jahr schreiten und bin sicher, daß mich meine Kollegen daher besser riechen können. :)

Besonders gefreut haben mich auch die bebilderten Weihnachtsgrüße aus dem hohen Norden (pünktlichst angekommen). Sehr süß!

Ein paar Tage werd ich meinen Schnupfen noch in Linz auskurieren (die Freude kann ich meiner lieben Mutter nicht versagen) und dem Hund als Polster dienen (In Linz liegt der Hund auf dir, in Wien liegst du auf dem Hund.). Dann geht's wohl wieder ab nach Wien: Ein völlig verwüstete Wohnung will aufgeräumt werden, außerdem ist die eine oder andere soziale Verpflichtung zu erfüllen. :)


Star Wars lebt, und wie!

Der Todesstern Es ist ja viel gemunkelt worden über das Ende von Star Wars, wie wir es kennen. Wie Disney die Rechte am Krieg der Sterne gekauft hat, haben die Fans befürchtet, daß nur mehr Geschichten rund um kuschelige Ewoks gedreht werden. Das Gegenteil ist der Fall: Verglichen mit den letzten „Werken“ vor der Disney-Übernahme kehrt das Star Wars Universum gottseidank wieder zu seinen Wurzeln zurück.

„Rogue One“ hab ich mir an einem gemütlichen Vorweihnachtsnachmittag angesehen, gleich am ersten Tag nach der Österreich-Premiere. Lieber Herr Lucas: Man weiß ja nicht, was Ihnen bei Ihren letzten Ausflügen in eine weit entfernte Galaxis so durch den Kopf gegangen ist, aber … So muß Star Wars!

Dem Team rund um Regisseur Gareth Edwards und Autor John Knoll ist es gelungen, aus dem Korsett der bisherigen Filmreihe auszubrechen, dennoch aber zu 100% in der bekannten Welt des Star Wars Universums zu bleiben. Keine Rolle spielen die Jedi oder die Familienverhältnisse der Skywalkers. Dafür knüpft der Film zeitlich so eng an „Episode IV - eine neue Hoffnung“ an, daß man die letzte Szene von „Rogue One“ und die erste der 1977 gedrehten „Episode IV“ nahtlos aneinanderschneiden könnte. Das betrifft nicht nur die zu 100% 1970er-taugliche Optik (grandios vor allem die Schaltpulte im Inneren des Todessterns), sondern auch - Achtung, Spoiler! - die Besetzung (wenn man das Wort überhaupt noch verwenden kann). Einige Rollen, die 1:1 in die Handlung der Episoden IV-VI überleiten, wurden mit computergenerierten Bildern der Schauspieler aus den 1970ern „besetzt“. Vor allem wenn man weiß, daß der entsprechende Schauspieler seit über 20 Jahren tot ist, ist der Effekt durchaus irritierend.

So gut Roge One auch vom Stil her ins vom Imperium beherrschte Universum paßt: Handlung und Grundton brechen, wie erwähnt, durchaus spürbar mit den Hauptfilmen. Die Macht, die Jedi, die Laserschwerter, das ganze „Gut gegen Böse“-Thema werden nur am Rande gestreift. Eigentlich ist Rogue One ein Kriegsfilm, der ohne moralischen Zeigefinger, erst recht ohne religiöse Mythen auskommt. Das ist erstaunlich im Zusammenhang mit einer Filmreihe, die gleich im ersten Teil eine ihrer Hauptpersonen per unbefleckter Empfängnis in die Handlung schickt.

Gleich in den ersten Minuten des neuen Films wird auch klar: Die bisher nicht hinterfragte Annahme, daß die Helden der Rebellenallianz durchwegs herzensgute und moralisch überlegene Kämpfer für Gerechtigkeit sind, war ein Irrglaube. Auch bei den Rebellen definiert jeder für sich, was gut und richtig ist. Ich will nicht behaupten, daß das den Charakteren in diesem doch sehr stark von Explosionen geprägten Film mehr Tiefe verleiht. Es eröffnet den Drehbuchautoren aber die Gelegenheit, Spannung an mehr als nur einer Front (Imperium vs. Allianz) aufzubauen.

Noch einen Punkt gibt es, der mich in seiner Konsequenz beeindruckt hat. Wenn ich den aber jetzt auch noch verrate, kann den Film keiner mehr genießen. Das wär der ultimative Spoiler. :)

Ach ja: Angeblich hat Disney am fertigen Film noch monatelang Änderung vorgenommen und bis zu 40% der Szenen nachdrehen lassen. (Das muß zu einem gewissen Grad stimmen: Die Trailer enthalten manche Szenen, die im Film nicht oder stark verändert zu sehen sind.) Die ursprüngliche Fassung sei noch düsterer gewesen als der nun veröffentlichte Film, man habe das mit dem angepeilten Zielpublikum (noch dazu vor Weihnachten) nicht vereinbaren können. Falls an diesen Gerüchten überhaupt etwas dran ist, will ich unbedingt diese alternative Fassung sehen. :)


15 Minuten Einkaufsstress

Des einfacheren Umtauschs wegen hab ich ein paar Packerlen in Linz gekauft. Diesmal hochraffiniert und nach den entsetzlichen Erfahrungen des Vorjahres gewitzigt: Ich hab im Internet reserviert und dann nur mehr bei den dafür vorgesehenen Schaltern abgeholt. In einer Viertelstunde war die Sache erledigt. War gar nicht so übel diesmal.

Natürlich ist das nur die offizielle Version. Sooo viel Rücksicht nehm ich auf die Umtauschbarkeit dann auch wieder nicht, daß ich dafür extra für ein paar Tage nach Linz fahr. Es war nur eine willkommene Ausrede, um wieder mal das Tier zu besuchen. Sie schlaft halt so gern auf meinem Bauch beim Fernschaun. Hin und wieder muß man ihr das gönnen. *LOL*


Die FPÖ-Legende vom verbotenen Nikolaus

Die FPÖ-Legende vom verbotenen Nikolo Wir leben im Zeitalter der postfaktischen Politik, einer Gegenströmung zur demokratischen Meinungsbildung. Wikipedia definiert postfaktische Politik so:

Der Begriff postfaktische Politik bezeichnet ein politisches Denken und Handeln, bei dem Fakten nicht mehr im Mittelpunkt stehen. Die Wahrheit einer Aussage tritt hinter den Effekt der Aussage auf die eigene Klientel zurück. In einem demokratischen Diskurs wird – nach dem Ideal der Aufklärung – über die zu ziehenden Schlussfolgerungen aus belegbaren Fakten gestritten. In einem postfaktischen Diskurs wird hingegen gelogen, abgelenkt oder verwässert – ohne dass dies entscheidende Relevanz für das Zielpublikum hätte. Entscheidend für die von postfaktischer Politik angesprochenen Wähler ist, ob die angebotenen Erklärungsmodelle eine Nähe zu deren Gefühlswelt haben.

In Österreich eingeführt hat diese Politk (die mittlerweile von Trump, Le Pen, der AfD und vielen anderen erfolgreich kopiert wird) die FPÖ. Plakativstes Beispiel dafür ist die jährliche Jammerei der Rechten über das angebliche Nikoloverbot an Wiener (Oder österreichischen? Man weiß es nicht) Kindergärten. Das Thema gehört mittlerweile so fest zur vorweihnachtlichen Tradition wie Adventkalender, Zimtsterne und Shopping-Stress.

Angeblich, so heißt es von Seiten der FPÖ, hat der christliche Bischof in heimischen Kindergärten seit 2006 nämlich Hausverbot. Und die Strache-Propagandaabteilung liefert auch gleich eine Erklärung dazu: Die linkslinken Gutmenschen signalisieren damit ihre Unterwerfung vor den muslimischen Usurpatoren. Sie schaffen angeblich in vorauseilendem Gehorsam ihre christlichen Traditionen ab, um die in Scharen anrückende Armee muslimischer 3jähriger nicht zu verärgern.

Die Geschichte wird nicht nur jedes Jahr wieder von Strache und seinen Parteifreunden erzählt (gelegentlich aufgemotzt mit Adventkrankzverboten an Schulen usw.). Sie sorgt auch jedes Jahr wieder für die gleiche empörte Aufregung unter den blauen Anhängern. Armes Österreich, heißt es da regelmäßig. Aber verloren sind wir ja sowieso alle längst.

Der Haken an der Sache: Die Behauptung ist von vorn bis hinten erlogen. Es gibt kein Nikoloverbot an Kindergärten. Es hat auch nie ein Adventkranzverbot gegeben. Immer wieder melden sich überraschte Kindergärtnerinnen aus öffentlichen Kindergärten (auch der Stadt Wien) zu Wort, die ihre sehr klare Erinnerung an das Auftauchen des rauschebärtigen Bischofs von Myra am Vortag nicht ausschließlich dem abendlichen Punschkonsum anlasten wollen. Auch Eltern schwören Stein und Bein, daß ihre Kleinen mit traditionellen Geschenkesäckchen heimgekommen sind und aus voller Kehler „Laßt und froho uhund munter sein“ krähen. (Einige dieser Eltern wären einem Nikoloverbot gegenüber deshalb durchaus aufgeschlossen.)

Woher die Legende vom verbotenen Nikolaus überhaupt stammt, hat Patricia Huber in ihrem Artikel Das sind die Hintergründe der Nikolo-Lüge kurz dargestellt. Das ist allerdings gar nicht so wichtig. Wichtig ist: Es ist gelogen, wird dennoch seit 2006 jährlich behauptet und bestärkt tausende willige FPÖ-Fans („Fans“ ist das richige Wort dafür) in ihrer Liebe zum Führer. Politische Konzepte braucht man nicht mehr, wenn man seine „Follower“ auf diese Weise an sich binden kann. Willkommen im Zeitalter des Postfaktischen.

Wie aus dem postfaktischen Nikololegenden dann doch handfeste und traurige Fakten werden, hat Patricia Huber allerdings auch ins Gedächtnis gerufen: Der rechtsextreme Terrorist Anders Breivik hat die in seiner Internet-Blase kursierende FPÖ-Geschichte dankbar aufgenommen und sie in seinem Manifest ausdrücklich zur Begründung seiner Gewalttat herangezogen. 77 Tote. Ganz faktisch. Da holt einen die Realität dann doch ein.


Kinderbücher satt

Nöstlingers „Lillis Supercoup“ auf türkisch Was für ein lustiger Tag. Zuerst doppelte Feierlaune beim Plachutta (Uneinholbar, sagt er, uneinholbar!). Danach zeigt mein Handy eine gaaanz entzückende Mail aus dem siebten Bezirk mit drei personalisierten Cin-Ali-Hörbüchern an. (Die gibts auf der ganzen Welt nur ein Mal. Alles meins!) Und beim Heimkommen überrascht mich dann die blonde Nachbarin von gegenüber beinfrei im legeren Couch-Outfit: Ein Päckchen für mich!

Jetzt ist es so: Ich hab ja schon mal „Überraschungspäckchen” von Amazon erhalten, weil ich total vergessen hatte, daß ich dort selbst was bestellt hab. (Die Freuden des Alters: Man kann sich selbst was schenken und weiß bis zum Öffnen der Verpackung nicht, was drin ist.) In diesem Fall war ich mir aber ziemlich sicher, daß ich keine Lieferung erwarte. Was also …? Und vor allem: Wer also …?

Der Schlosser wars. Er hat einen Kommentar vor mir in seinem Blog zum Anlaß genommen, mir Christine Nöstlingers Buch „Lillis Supercoup“ zu schenken. Empfohlen für ca. 10-11jährige Kinder. Das heißt in dem Fall: Empfohlen für 10-11jährige türkische Kinder. Der Herr Schlosser hat mir die Nöstlinger nämlich in der türkischen Übersetzung geschenkt. Daß es sowas überhaupt gibt!

Ich bin sehr glücklich. Wegen allem heute. A bisserl Cin Ali hören, a bisserl Wahlberichterstattung schauen, das Pfeffersteak nochmal hochrülpsen, Nöstlinger beschnuppern (hui is das schwer!) … doch, ich glaub ich bin versorgt. ;)


Kreuzerl gmacht

Der widerwärtigste Wahlkampf hat endlich ein Ende. Ich hab mein Kreuzerl gemacht und werde mich heute Abend biedermeierlich von der gehobenen Systemgastronomie verwöhnen lassen, statt die Wahlberichterstattung im Fernsehen zu verfolgen. (Die neue Biedermeierlichkeit, der Ekel vor dem Lügenwahlkampf hat sich ja in diesem Blog schon abgezeichnet, nicht? Kein Wort zu Trump, keine Reaktionen auf die immer dreister werdenden Behauptungen aus dem Hofer-Lager.)

Die mittlerweile berühmte Frau Gertrude hat schon völlig richtig gesagt: Was ist das nur für eine Politik, die nicht das Beste, sondern das Schlechteste im Menschen zu kultivieren und als Waffe einzusetzen versucht? Nie zuvor war der rechte Mob so gewalttätig und enthemmt, waren die Lügen so unverschämt und die Vertierung so offensichtlich. Das ist Norbert Hofer und seiner Partei nicht einfach „passiert“, das wurde bewußt forciert.

Wenn da zu Beginn der Punschzeit, mitten im Wahlkampf, die Falschmeldung lanciert wurde, die Grünen würden für ein Alkoholverbot für Fußgänger eintreten, dann war das nur die harmlose Variante der Lügenmärchen. Härter waren die erfunden Vergewaltigungen von Kindern durch Flüchtlinge. (Wobei mich noch mehr als die rechte Medieninszenierung schockiert, daß es offenbar Eltern gibt, die ihren unmündigen Töchtern aus politischen Gründen im Detail erklären, was sie bei der Polizei aussagen müssen, damit die Vergewaltigung glaubhaft erscheint.)

Das wirklich Erschreckende sind aber die gefährlichen Drohungen, die Hofer-Wähler am laufenden Band gegen politisch Andersdenkende äußern. Da werden Morde durch Erschießen oder öffentliches Erhängen angekündigt, weiblichen Politikern eine Gruppenvergewaltigung gewünscht, öffentlich deklarierten Van-der-Bellen-Unterstützern eine Kastration mit zwei Ziegelsteinen angedroht …

Hätte man diese Verrohung noch 2005 bei Fischer gegen Ferrero-Waldner für möglich gehalten? Oder 1992 bei Klestil gegen Streicher? Niemals. Verantwortlich dafür sind die Strache-FPÖ und Norbert Hofer. Sie haben den Pöbel aufgepeitscht und zu dem gemacht, was er ist. Hofer als möglicher Bundepräsident macht mir Angst, Strache als möglicher Bundekanzler macht mir Angst. Am meisten aber fürchte ich mich vor dem Mob, der diese Partei wählt. Das sind einfach böse, charakterlose Kreaturen.

Früher hatte ich noch so etwas wie Mitleid mit ihnen, weil sie nicht merken, wie sie sich von einem dem Großkapital verschriebenen Machtapparat gegen ihre eigenen Interessen mißbrauchen lassen. Mittlerweile ist dieses Mitleid weg: Wer so tief gesunken ist, daß für ihn der öffentliche Aufruf zu Mord, Körperverletzung und Vergewaltigung ein selbstverständliches Mittel der politischen Auseinandersetzung geworden ist, hat weder Mitleid noch Respekt verdient. Ebensowenig hat diesen Respekt verdient, wer die entsprechenden politischen Kräfte stärkt, ohne selbst aktiv zur Gewalt aufzurufen oder Lügen zu erfinden. Es gibt eine rote Linie, ab der man sich von einer Gruppierung deutlich distanzieren muß. Diese Linie ist bei der FPÖ seit Jahren überschritten.


Jolla: Eine Smartwatch mit SailfishOS

Nein. ;) Jolla ist nicht auf die Idee gekommen, eine Smartwatch mit SailfishOS auf den Markt zu bringen. Zumindest ist da zum jetzigen Zeitpunkt nichts geplant.

Trotzdem konnten die Finnen die Smartwatch mit ihrem Betriebssystem präsentieren. Auf der Slush 2016 wurde ein Prototyp gezeigt, um die Anpassungsfähigkeit und Skalierbarkeit von Sailfish zu demonstrieren. Angeblich hat es nur wenige Wochen gebraucht, um die existierende Version auf den kleinen Smartwatch-Bildschirm anzupassen. Das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen. Im aktuellen Blog-Eintrag von Jolla gibts Bilder und ein Video zum Prototypen.

Mich persönlich reizt dieser Gerätetyp an sich ja so überhaupt nicht. Ich bin einfach zu froh, keine Armbanduhr mehr tragen zu müssen. Ich finds aber sehr spannend zu sehen, wie Sailfish sich einerseits auf größeren Geräten (Tablet) und nun eben auch auf Mini-Displays (Smartwatch) macht. Wenn die Entwicklung wirklich nur ein paar Wochen gedauert hat, bin ich schwer beeindruckt.


Vorbeugendes Frühstück bei Gregor

Damit der Herr Gregor nicht traurig ist wegen meiner linzertörtlichen Integrationsverweigerung (der Schlosserbub hatte ja gestern diesbezüglich Sorgen geäußert), bin ich heute quasi vorbeugend zum Frühstücken hergekommen. Joghurt mit eckten Fruckten und a Eierspeis. Wie im Hotel, wo das Frühstück ja bekanntlich das Schönste am ganzen Urlaub ist. (Allerdings hätte ich das Buffet dort wahrscheinlich schneller leergeräumt. Servicetechnisch war das heut noch nicht der Höhepunkt. Dafür war das Essen ein echtes Highlight an diesem trüben Tag. So bunt und so frisch und so knackisch... Mhm! Ich könnt gleich nochmal …*gg*)

Die vom Schlosser vorgeschlagene Test-Linzertorte hab ich dann doch bleiben lassen. Irgendwie verursacht allein der Gedanke daran in der Früh Sodbrennen. (Drum hab ich auch nicht geschaut, ob es überhaupt eine gegeben hätte.)

PS: Hat der Chef des Hauses mich beim Rausgehen doch glatt abgefangen unter Bezugnahme auf mein Blog. Er meinte dann aber auch: Eine Linzer Torte (Wenn man sowas denn mag … - die Stichelei hat er nimma runterschlucken können *gacker*) ghört beim Jindrak gekauft, keine Frage. Noch dazu, wenn man selber aus Linz kommt. Mit Integrationsverweigerung hat das nix zu tun. Na eben, die Bestätigung vom Fachmann!)


SOKO Donau auf unserem Grundstück

Im April hab ich schon mal drüber geschrieben: Das Team von Soko Donau hat das Grundstück meiner Eltern am Mondsee besucht, um ein paar Szenen für die Folge „Ausgeklinkt“ zu drehen.

Ausgestrahlt wurde der Krimi gestern. Zwar konnte ich ihn nicht live sehen, weil wir ja eben zum Abendessen eingeladen waren. In der ORF-TVThek gibts das Ding aber jetzt rund eine Woche zum Nachsehen. Für mich überraschend: Es ist nicht nur eine 20-Sekunden-Einstellung geworden, sondern es gab tatsächlich gleich mehrere Schlüsselszenen, die „bei uns“ gespielt haben. Sehr lustig, Mamas Küche im Fernsehen zu sehen und zu erleben, wie die Polizei einen Tatverdächtigen bei uns abfängt.


Vier Menschen, drei Sprachen

Wundergutes und supernettes Abendessen zwischen Yayla Tarhana Çorbası und Linzer Torte, zwischen ellerine sağlık und dankeschön. Herr E. und Frau Ö. hatten zum Abendessen geladen. Allein der „Sprachkonfiguration“ wegen war ein unterhaltsamer Abend zu erwarten: Immerhin gabs drei Sprachen zur Auswahl, die mehr als einer der Anwesenden sprechen/verstehen konnte. Je nachdem, wer gerade wem was sagen wollte (und inwieweit es für die anderen bestimmt war *gg*), wurde Englisch, Türkisch oder Deutsch zur Verkehrssprache.

Großartig war das Essen - exakt mein Geschmack! Die Tarhana Çorbası (Mollich!) von Herrn E.'s Mutter war gerade der richtige Auftakt für den Winterabend. Exotisch für unsere Gaumen, aber gerade deshalb ausgesprochen begeisternd. Danach: appetitlich gebratenes Henderl mit einer knackigen Gemüsemischung, grünen Nudeln und Salat. Mjamm! Zu guter Letzt die bereits erwähnte Linzer Torte mit nach türkischer Art zubereitetem çay. (Was, nebenbei bemerkt, perfekt harmoniert. Wer hätts gedacht. *gg*) Übrigens: Die Linzer Torte wird 1653 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist also durchaus denkbar, daß die osmanischen Gäste während der zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 in eine pastane mit dem Traditionsgebäck eingekehrt sind.

Sehr unterhaltsam auch die Gespräche zwischendurch. Da gings um den Kaffeeanbau in der Türkei (über den man sich ewig lang trefflich unterhalten kann, um dann am Ende draufzukommen, daß es ihn gar nicht gibt); um Ethanol als Gegengift bei Methanolvergiftungen (sehr tröstlich!); wieder einmal (wie letztens beim Herrn Schlosser drüben) um die Schattenseiten konventioneller Landwirtschaft, vor allem industrieller Fleischproduktion; um Übersiedlungen von mehreren tausend Büchern mit und ohne Lift; um den Unterschied zwischen „zwei Katzen“ und „eine Katze und noch eine“ (durchaus nachvollziehbar); um des Schwabl-Kellners Spaß an unserer ehelichen Kommunikationsverweigerung; leider auch um die erschreckenden Parallelen zwischen Erdoğans AKP und Straches FPÖ; … zum Ausgleich aber dann auch wieder um Shelly und Penny aus TBBT, in denen wir uns auf wunderbare Weise wiedererkennen. :)

Wir bedanken uns ganz sakrisch für diesen wirklich gelungenen Abend. Blöd gelaufen für die Gastgeber: Weils so nett war, ist unser Zeitgefühl ganz leicht durcheinander geraten. Wie wir uns so gegen 22:00 Uhr verabschiedet haben, wars ihn Wahrheit schon dreiviertel zwölf. Sorry dafür. Aber: SSKM, man muß es ja auch nicht so gemütlich machen für uns. *LOL*


Jolla: Sailfish als Betriebssystem für die Russen

SailfishOS für Putin Die zarten Bande zwischen Jolla und der russischen Regierung bestehen schon seit einiger Zeit - allerdings wußte man bisher nicht so recht, in welche Richtung die Reise gehen sollte. Heute schafft eine Presseaussendung Klarheit:

Die russische Regierung nimmt SailfishOS als bisher einziges mobiles Betriebssystem in die Liste der zertifizierten Software auf, die im Rahmen von Anschaffungen von Behörden und staatlichen Unternehmen der inländischen gleichgesetzt werden darf. Wenn ich die Quellen richtig verstanden habe bedeutet das, daß diese staatlich kontrollierten Firmen und die Verwaltung selbst bei Anschaffungen und Mobilfunkprojekten Geräte mit SailfishOS bevorzugen müssen.

Koordiniert wird die Anpassung von SailfishOS an die lokalen russischen Bedürfnisse über die Firma Open Mobile Platform, die extra zu diesem Zweck gegründet wurde.

Ein Artikel auf Techcrunch zitiert den Jolla-Chef Antti Saarnio mit der Aussage, daß der Zertifizierungsprozess für diese Liste ausgesprochen hart war und bereits im Frühjahr 2015 begonnen hat. Das paßt - rückblickend gesehen - zu den ersten Gerüchten über ein russisches Interesse an SailfishOS als Alternative zu dem von den USA kontrollierten Android. Zum ersten Mal traffen sich die Finnen nämlich schon im Februar 2105 mit einer Arbeitsgruppe des zuständigen russischen Ministeriums. Wenige Monate später, im Juni 2015, gaben die Russen bekannt: Wenn man schon in ein Betriebssystem für den lokalen Markt investiert, dann wird es SailfishOS sein. Das bis zu diesem Zeitpunkt immer wieder ins Spiel gebrachte Tizen des Elektronikriesen Samsung war aus dem Rennen.

Danach aber gab es eine seltsam lange Pause. Ich war kurz davor, Jollas Russland-Strategie ins Regal der gescheiterten Pläne einzuordnen. Das einzige, was mich davon abgehalten hat: Es gab laufend unbestätigte Gerüchte über russische Hardware-Hersteller, die angeblich an Sailfish-Modellen arbeiten sollten. Jetzt paßt alles zusammen: Offenbar markierte das Ende der Berichte über eine finnisch-russische Zusammenarbeit der Beginn des Zertifizierungsprozesses für diese geheimnisvolle Liste.

Nach dem grundsätzlichen Bekenntnis zum Betriebssystem fehlt nur mehr eine Kleinigkeit: Ein Telefon, auf dem dieses Betriebssystem auch läuft. Ich bin gespannt ob die Firmen, die in den letzten Monaten in der Gerüchtebörse als Hersteller von Sailfish-Hardware genannt wurden (Oysters, Yota Devices), nun tatsächlich die Gunst der Stunde nutzen und die angeblich existierenden Prototypen auf den Markt bringen. Und: Es würd mich doch massiv interessieren, ob der Wechsel von Android zu SailfishOS beim Turing Phone in diesem Licht zu sehen ist.