Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

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Geburtstag! :)

Geschenke auf der Terrasse Falls es jemand noch nicht mitbekommen haben sollte: Ich habe Geburtstag und lasse mich feiern. Die dritte Woche mittlerweile. ;)

Heute war Familientag in Linz angesagt. Der Hund hat mich ganz besonders sanft geweckt, ich durfte mir das Mittagessen aussuchen (faschierte Laberln, eh klar), es gab Mohr im Hemd … und natürlich Packerln. Jede Menge Packerln.

Garniert wurde das alles mit einem gemütlichen Kaffee auf der schattigen Terrasse. So geht das, wenn man mich hoch leben läßt! :)

Die Steuerreform steht - leider

Innenpolitisch waren die letzten Monate in Österreich von der Steuerreform dominiert. Die sollte ja etwas ganz Großes werden. Ich hab mich hier auf meinem Blog bewußt zurückgehalten, weil ich mir gedacht hab: Vielleicht wachen sie ja noch auf. Vielleicht kommt ja noch was in letzter Minute.

Nein, niemand ist aufgewacht. Das Ding ist beschlossen worden. Ich möchte jetzt nicht auf Details eingehen oder auf die Versäumnisse rund um vermögensbezogene Steuern. Es gibt ein zentrales Thema, dem man sich widmen muß und das das Versagen auf ganzer Linie aufzeigt. Das ist die Anpassung der Tarifstufen bei der Einkommenssteuer.

Was sollte denn passiert sein? Was wäre denn die sinnvolle (und teilweise auch versprochene) Zielsetzung gewesen? Ein Entlastung der kleinen und mittleren Einkommen, die von den höheren zumindest teilweise mitfinanziert wird.

Was haben wir bekommen? Eine Entlastung praktisch aller Einkommen, bis hinauf zu Millionären mit Jahreseinkommen um die € 1.200.000,- brutto. Noch perverser: Hohe Einkommen profitieren sogar stärker von der Reform als niedrige.

Um meinen Frust zu verstehen, muß man wissen, was ein niedriges, ein mittleres und ein hohes Einkommen ist. Hier hilft die Statistik Austria. (Wir ignorieren dabei den Unterschied zwischen zu versteuerndem Einkommen und Bruttoeinkommen; außerdem sehen wir uns nur die unselbständig Beschäftigten an - die Selbständigen fallen nicht nur zahlenmäßig kaum ins Gewicht, sie haben im Schnitt auch deutlich niedrigere Einkommen):

  • 25% verdienen weniger als € 11.283,- brutto im Jahr. Gefühlsmäßig und ohne Rücksicht auf geltende Steuersysteme würd ich sagen: Das ärmste Viertel der Bevölkerung, das sind jedenfalls die niedrigen Einkommen.
  • 25% verdienen mehr als als € 40.155,- brutto im Jahr. Auch hier sagt mein Bauchgefühl: Das reichste Viertel der Bevölkerung, das sind wohl die, die man mit hohen Einkommen meint.
  • Die rund 50% dazwischen - das ist die breite, von der Politik angeblich so umworbene Mittelschicht. Jahreseinkommen zwischen € 11.283,- und € 40.155,-. Rund die Hälfte der Wählerschaft.

Ausgehend von diesen Zahlen (aus dem Jahr 2013 übrigens) würde man jetzt erwarten: Die Reform entlastet Einkommen bis ca. € 40.000,- stark und schleift sich darüber hinaus langsam ein, bis die obersten 20%, vielleicht auch nur die obersten 10%, durch die Steuerreform sogar mehr belastet werden als bisher. (Die obersten 20% wären Bruttojahreseinkommen ab € 44.623,-, die obersten 10% beginnen ab € 59.334,-.)

Was ist stattdessen tatsächlich passiert? Es gibt knapp 400 superreiche Österreicher, die durch die Steuerreform geringfügige Nachteile zu verbuchen haben. Das sind jene, die trotz aller steuersparender Tricks noch mehr als € 1.200.000,- an Jahreseinkommen nicht vor dem Finanzamt verstecken können. Die zahlen zukünftig tatsächlich ein paar Euro mehr als vor der Reform. Das Mitleid kann sich aber in Grenzen halten: Die entsprechende Grundlage im Gesetz ist auf fünf Jahre befristet.

Wie weit profitieren die anderen? Das Finanzministerium hat einen sogenannten Entlastungsrechner zur Verfügung gestellt:

Ein Kleinverdiener mit etwa € 11.200,- Jahreseinkommen wird um volle € 290,- im Jahr entlastet. Der besserverdienende Angestellte mit dem Medianeinkommen von € 25.767,- brutto (er steht mit seinem Verdienst also exakt in der Mitte der Gesellschaft) darf sich über € 848,- freuen, die ihm am Jahresende erspart geblieben sind. Seinem Kollegen aus den reichsten 10% unseres Landes, der € 59.334,- im Jahr verdient, bringt die Reform € 1.585,- und damit fast 6x so viel wie der angeblichen Zielgruppe, den Kleinverdienern. Selbst Einkommensmillionäre müssen sich keine Sorgen machen (Stichwort Millionärssteuer - aber wo): Wer jährlich genau € 1.000.000,- brutto verdient, wird durch die Steuerreform nochmal um € 2.146,- pro Jahr reicher.

Zusammengefaßt heißt das: Diese Steuerreform perfektioniert genau das, was die seit den 1980er-Jahren ohne Unterbrechung ÖVP-dominierte Wirtschaftspolitik bereits laufend betrieben hat. Sie scheffelt das Geld von den unteren Einkommensschichten hin zu den oberen. Wann immer im Zusammenhang mit dieser Reform von einer „Entlastung der kleinen und mittleren Einkommen“ die Rede ist, ist das gelogen. Es sind die Reichen, die spürbar entlastet werden. Die breite Masse wird mit kosmetischen Almosen abgespeist.


Hazell Dean, Steven Wilson, ABBA

The Day Before You Came Ich sags immer wieder: Das kommt davon, wenn man sein eigenes Blog liest. Man nimmt Gedanken aus dem Jahr 2008 wieder auf, läßt sich treiben, kommt vom Hundersten ins Tausendste …

Hazell Dean. Im Jahr 2008 hab ich eine Brandrede gegen Madonna veröffentlicht. Genauer: gegen ihre plumpe PR-Peinlichkeit, eine unveröffentlichte Cover-Version von ABBAs Like An Angel Passing Through My Room nachträglich im Internet durchsickern zu lassen - zufällig gerade rechtzeitig zum Hype rund um „Mamma Mia!“. Damals hab ich eine Liste (guckst Du Link) mit weiteren Interpretationen des Liedes zusammengestellt und geschrieben:

„Like An Angel Passing Through My Room“ wurde außerdem auch von Hazell Dean gecovert, wenn hier jemand Links hat - ich hab auf die Schnelle keinen gefunden.

Die Version von Hazell Dean hat mir bis heute gefehlt. Betonung auf bis heute. Heute hab ich eben den Fehler begangen, in diesen alten Artikeln zu stöbern. Natürlich hat mich die Neugierde gepackt: Ob Hazells Version des Kaminliedes mittlerweile auf YouTube zu finden ist? Nein, immer noch nicht. Allerdings stellt sich heraus, daß die Guteste 1996 eine ganze CD voll mit ABBA-Songs veröffentlicht hat. „Like An Angel Passing Through My Room“ (oder LAAPTMR, wie wir Fachleute sagen) ist nur einer davon. Was macht der „Generation Y“-Youngster in mir also? Jolla-Phone schnappen und das Album aus dem Netz runterladen. (Legal natürlich, damit da keine Mißverständnisse aufkommen. € 8,99.)

Da ist im 90er-Heimorgel-Sound einiges drauf, was man ungschaut wieder löschen könnt. Ein paar Sachen hat sie aber ganz gut hinbekommen, die Frau Dean. LAAPTMR ist eines davon. Zwei andere Beispiele sind „The Way Old Friends Do“ und „My Love, My Life“, beide gottseidank doch online zu finden. Überhaupt finde ich die Songauswahl ungewöhnlich: Wer hat in den 1990ern diese doch weitgehendst unbekannten Nummern auf eine „Tribute To ABBA“-CD gepackt? Schön, daß sie's getan hat.

Wo war ich? Ach ja, Hazell Dean. Über die wollt ich ja eigentlich gar nicht schreiben. Die war nur der Anlaß, der Grund dafür, was dann passiert ist:

Weil ich ja schon bei Coverversionen von ABBA-Songs zugange war, habe ich natürlich auch nach dem einen, dem letzten, dem großartgsten Song evaaar gesucht: „The Day Before You Came“. Und da gibts tatsächlich jede Menge neuer … aber ich greife vor. Zuerst ein bißchen Hintergrundinfo zum Lied an sich

Die Single hat bei ihrem Erscheinen 1982 fast überall auf der Welt einen Bauchfleck in den Charts hingelegt. Fast 6 Minuten Spielzeit, der Bruch mit der vertrauten Struktur eines Pop-Songs, hochsuizidale Stimmung, ein Text wie das sprichwörtliche Telefonbuch und eine irritierend schaumgebremste Agnetha, die den Song mehr spricht als singt … Formatradiotauglich war dieses Paket nie. Nicht nur einmal kam damals die Frage auf, warum ausgerechnet „The Day Before You Came“ als Single ausgewählt wurde.

Heute scheint die Sache klarer: Der Song gehört nicht nur zu den absoluten Favoriten unter ABBA-Fans. Er wird auch von Kritikern geschätzt, musikalisch analysiert und Zeile für Zeile durchleuchtet. (Warum dauert die Heimfahrt fast 3x so lange wie die Hinfahrt? Warum ist im Video Agnetha im Auto zu sehen, obwohl sie doch laut Text mit dem Zug fährt?)

Tom Ewing schrieb 2007 im lesenswerten Pitchfork-Artikel The History Book on the Shelf:

Strangest and maybe best of all is "The Day Before You Came", a simple portrait of an ordinary adult life on the day before it is changed forever: By what, we never learn. As the UK journalist Taylor Parkes notes in his fantastic 1995 essay on ABBA, the spectral choirs of backing vocals suggest a murderer as much as a lover. Here is the central ABBA theme: life is trivial and nothing happens, but the somethings that might happen are worse.

"The Day Before You Came" is full of awkward conversational lyrics: "I must have gone to lunch, at half past 12 or so, the usual place, the usual bunch". Their slight stiltedness is what makes ABBA great lyricists-- as non-native speakers they rarely risked too many metaphors or much poetic imagery, preferring a matter-of-fact reportage of feeling. Combined with Agnetha and Frida's occasionally halting pronunciation this could make them sound devastatingly direct and vulnerable.

Das größte Kompliment jedoch: „The Day Before You Came“ (oder TDBYC, wie wir Fachleute sagen) wird auch über 30 Jahre nach seinem Erstickungstod in den Hitparaden immer und immer und immer wieder neu aufgenommen. Und jetzt ist dieser Artikel endlich dort, wo ich ihn von Anfang an haben wollte: Ich habe neue Cover-Versionen von TDBYC entdeckt! :)

Schon 2005 hab ich mich hier über Tanita Tikaram echauffiert, die sich 1998 brutal an dem Stück vergangen hat.

2010 dann habe ich die Version von The Real Tuesday Weld aus dem Jahr 2007 zu meiner Lieblingsfassung gekürt. Der Sonderpreis der Jury für das großartigste Video ging an Blancmange, die 1984 mit einer eigenen Interpretation in den Charts waren.

Und heute dann … mein Gott! Ich kann das gefundene Material ja nur auszugsweise aufführen! :)

  • Some Velvet Morning haben den Song bereits 2011 auf YouTube veröffentlicht. Erst seit heuer aber ist ihre Version auf der EP „Covert“ auch käuflich erhältlich. Gefällt mir gut!
  • Steven Wilson, bekannt als die Stimme von Porcupine Tree, hat The Day Before You Came 2014 auf „Cover Version“ veröffentlicht.
  • 2004 war Sarah Fairfield dran: Ihrem Album „Green“ schließt mit The Day Before You Came.
  • Mark Northfield veröffentlicht seine kantige Fassung 2011 auf der EP „The Death of Copyright“.
  • Sehr nett: Béla László, der 2011 eine ungarische Version unter dem Titel Te másnap megjöttél ins Netz gestellt hat. Eine englische Fassung gibts von ihm auch. (Er entschuldigt sich in der Beschreibung des Videos, daß er Agnethas schwedischen Akzent nicht zusammenbringt.)
  • 2013 haben Parralox ihr Album „Recovery“ mit TDBYC veröffentlicht.
  • Und wer durchgehalten hat, darf sich jetzt noch das Video von Falkor ansehen.

Wie gesagt, das ist lang nicht alles. Vor allem ältere Aufnahmen hab ich ausgelassen. Ich finds sehr interessant, daß ausgerechnet dieser eine Song über die Jahre so lebendig geblieben ist und auch 2015 noch neue Versionen erscheinen. Zum Vergleich: Eine YouTube-Suche nach „Super Trouper Cover“ spuckt kaum etwas aus, nur Szenen aus „Mamma Mia!“, viele Privatvideos … und die A*Teens.


Geburtstagsessen

Sie werden sehen, das wird ein wunderschöner, lauer Sommerabend. Machen Sie sich keine Sorgen! Das waren die trostspendenden Worte des Taxifahrers auf dem Weg zum Skopik & Lohn. Irgendwo kurz vor dem Donaukanal war er offenbar meiner Nörgelei (So heiß! Kein Wind!) überdrüssig und er versuchte, mich mit dieser allzu durchschaubaren Strategie ruhigzustellen. Vergeblich, eh klar: Es war mit 37° der bisher heißeste Tag des Jahres, auch während der Taxifahrt um 19:30 warens noch etwa 33° und mir lief der Schweiß aus allen Poren. Von wegen keine Sorgen machen. Wer zum Teufel kommt denn auch auf die Idee, ausgerechnet an so einem Backofentag mitten in der Stadt essen zu gehen?

Der Günal wars. ;) Allerdings: Wie wir uns an meinem Geburtstag dieses heutige Date ausgemacht haben, konnte keiner von uns ahnen, welche Wetterlage gerade herrschen würde. Insofern sind wir also beide entschuldigt. :)

Tja, und Geburtstag ist auch das Stichwort. Ich feiere ja immer noch (voraussichtlich bis zum Ende der Woche) und Günal hat es sich nicht nehmen lassen, mir anlässlich dieses Jubelfestes mit netten Menschen und gutem Essen einen schönen Abend zu bereiten. Hofknicks!

Wir haben viel Neues gelernt über Toiletten, über die soziale Bedeutung eines bestimmten Teichs bei Mistelbach, über Adolf und über Dunstabzugshauben. Außerdem bestätigte sich die alte Weisheit: Alles ist besser mit Bluetooth.

Ach ja: Besonders gelungen fand ich den Trick mit dem Wetter. Nur wenige Minuten, nachdem ich mich gesetzt hatte, gabs plötzlich den ersten kühlenden Luftzug... und noch bevor das Essen serviert wurde, wars tatsächlich ein wunderschöner, lauer Sommerabend - für den ich mich herzlich bedanke bei allen Anwesenden. :)


Jolla: Zellteilung

Während die kürzlich erst aufgekommenen Gerüchte über Sailfish am Yota Phone von Yota Devices vorsichtig relativiert werden, überrascht Jolla selbst heute mit einer folgenreichen Pressemitteilung:

Die ohnehin kleine Firma teilt sich. Jolla wird die Softwareentwicklung behalten, ein neu zu gründendes zweites Unternehmen führt die Hardwareproduktion fort - mit der Zielgruppe der besonders auf Sicherheit und Privatsphäre bedachten Kunden, heißt es. (Eine Information darüber, wie die beiden Firmen heißen werden und ob irgendeine Klammer sie organisatorisch verbinden wird, enthält die Aussendung nicht.)

Auch wenn die Ankündigung zunächst alle überrascht hat: Bei genauer Betrachtung erscheint der Schritt fast zwingend. Jolla bemüht sich um Hardware-Partner, die Sailfish OS auf ihren Geräten einsetzen. Es ist schwierig, das Vertrauen dieser Partner zu erlangen, wenn man gleichzeitig Konkurrenzprodukte auf den Markt bringt. Eine vom Gerätegeschäft unabhängige Softwarefirma steht diesbezüglich besser da.

Wenn ich die Presseaussendung richtig gelesen habe, soll es Ende nächster Woche weitere Infos zum Lizenzgeschäft geben. So lang halt ich durch. :)


Wechselt YotaPhone von Android auf Sailfish?

Das YotaPhone Seit wenigen Stunden jagt die Meldung durch alle einschlägigen Webseiten: Der russische Smartphonehersteller Yota Devices, bekannt durch seine ungewöhnliche Idee mit den zwei Bildschirmen am Handy, soll sich angeblich von Google abwenden und neue Modelle nicht mehr mit Android, sondern mit Sailfish OS als Betriebssystem ausliefern.

Jetzt sind solche Gerüchte, die sich wellenartig im Netz ausbreiten, natürlich mit Vorsicht zu genießen. Weder bei Jolla noch bei Yota Devices findet sich eine offizielle Bestätigung auf der Homepage. Allerdings paßt das Gerücht einfach verdammt gut in die Entwicklung des letzten halben Jahres:

  • Im Februar haben sich führende Mitarbeiter von Jolla mit dem russischen Minister für Kommunikation und Medien, Nikolai Nikiforow, zu einem Arbeitsgespräch getroffen. Nikiforows Ministerium arbeitet an einer Strategie, Russland unabhängiger von den US-Systemen Android und iOS zu machen. (Zur gleichen Zeit liefen Gespräche mit Samsung, das mit dem Betriebssystem Tizen einen ebenfalls geeigneten Kandidaten im Rennen hatte.) Russische IT- und Internetfirmen waren an den Treffen beteiligt.
  • Im Mai wurde bekannt, daß bereits ein Prototyp eines unter Sailfish OS laufenden YotaPhone existiert.
  • Ende Juni veröffentlichte das Ministerium ein Dokument, wonach die Evaluierung zugunsten von Jolla und damit gegen Samsung ausgefallen war. (Eine finale politische Entscheidung steht aber noch aus.) Falls dem Bericht nun auch eine politische Unterstützung für ein russiches Ökosystem mit Sailfish als Unterbau folgt, empfehlen die Experten die „Umsetzung auf einem russischen Mobilgerät“ (das heißt dann wohl: einem YotaPhone).
  • Seit heute geistert auf allen möglichen Smartphone-Seiten im Internet die Meldung herum, Yota Devices habe den Wechsel von Android auf Sailfish offiziell verkündet. Quellen gibt kein einziger dieser Artikel an; wenn doch, führen die Links alle zu einer Meldung auf Yahoo-News.

Ich bin sehr gespannt, wohin das alles führt. Jolla fährt derzeit nämlich eine Strategie, die durchaus interessant werden kann, wenn die richtigen Partner mitmachen: Die Finnen verkaufen ein mehr oder weniger nacktes Betriebssystem, in das Partner wie z.B. der russische Internet-Riese Yandex ihre Services integrieren können. Wer am Schluß die Hardware baut, ist nicht der zentrale Punkt. Wenn also irgendwo auf der Welt Firmen, die lokale Services anbieten, unter der Macht der Google-Konkurrenz erdrückt zu werden drohen, könnte eine Zusammenarbeit mit Jolla für sie genau die richtige Medizin sein.

Google macht das Gegenteil: Google verschenkt das Betriebssystem an die Hardwarehersteller, koppelt daran aber die Bedingung, daß die eigenen Services mitinstalliert werden. Diese Services sind es, an denen Google verdient - und deren erzwungene Omnipräsenz der Konkurrenz zunehmend das Leben schwer macht.

So. Und jetzt setz ich mich hin und warte, ob am Montag eine Bestätigung oder ein Dementi aus Moskau kommt. :)


Die Tastatur ist da!

Jolla Phone mit QWERTZ Tastatur Ein bißchen ist es ja auch mein Baby, weil ich via Kickstarter an der Finanzierung des Projekts beteiligt war. Zumindest kann ich versuchen, mir das einzureden. :)

Die wahren Helden sind Dirk van Leersum, Andrew Zhilin und Kimmo Lindholm. Die drei haben es geschafft, aus handelsüblichen Elektronik-Bauteilen und Plastik vom 3D-Drucker eine Hardware-Tastatur fürs Jolla-Phone zu bauen, die perfekt aussieht und auch tatsächlich funktioniert. Heute hatte ich sie im Postkasten: Man steckt sie auf, das Jolla-Phone erkennt sie automatisch und lädt Treiber und Konfigurationssoftware herunter, als Sahnehäubchen gibts ein funky ambience … und flutscht!

OK, flutscht noch nicht ganz: Ich hab die QWERTZ-Variante, also das deutsche Layout. In der vorliegenden Version 0.3 kann die Software nur mit englischen QWERTY-Tastaturen umgehen, was das Schreibvergnügen etwas trübt. (Ans vertauschte Y und Z gewöhnt man sich ja, aber die Umlaute fehlen genauso wie meine geliebte ſʒ-Ligatur.) Irgendwo muß Jolla da noch einen Haken im Sailfish-Betriebssystem anbringen, an dem die drei Helden dann den Befehl zur Sprachauswahl aufhängen können. Angeblich ist das intern sogar schon passiert und soll „soon™“ in ein Betriebssystem-Update einfließen. :)

Ebenfalls erkennt man in der Praxis rasch, warum Jolla den im Netz so laut geäußerten Wunsch nach einer Hardware-Tastatur nicht gleich selbst umgesetzt hat: Aufgrund der Größe des Telefons ist die Tastatur einfach verdammt breit. Obwohl ich nicht grad die kürzesten Finger hab: Im N900-Stil die Daumen von beiden Seiten entspannt über die Buchstaben flitzen zu lassen, das geht nicht. Da muß sich die Hand schon mal mit bewegen.

Ebenso zeigt das Projekt die Grenzen der Garagen-Produktion auf: Wenn so eine Tastatur gleich mit dem Gerät konzipiert und eingebaut wird, können die Entwickler platzsparende Tricks jenseits des 3D-Drucks verwenden. Die nachträglich angesteckte Tastatur hingegen macht aus dem eleganten finnischen Telefon einen Block mit 1,7cm Dicke. Size matters. :)

Auf der Habenseite steht jedoch eine ganze Menge:

Wir sprechen von einer kompletten, 5reihigen Tastatur mit zusätzlichen, frei belegbaren Sondertasten (F1-F12). Sie ist auf Wunsch beleuchtet, steuert die Zwischenablage wie am PC (Strg+C, Strg+V etc.), hat Pfeiltasten (ein Traum beim Korrigieren von Tippfehlern), kann über Alt+Tab zwischen geöffneten Fenstern wechseln, Programme starten (über die Funktionstasten) und verhält sich auch sonst wie eine „große“ Tastatur (Strg+Ende, Strg+Pfeiltasten, Strg+A, …). Genial!

Unterm Strich freu ich mich trotz der erwähnten Schwächen wie ein Schneekönig über das kleine Spielzeug: Gar nicht so sehr, weil es die lange vermißte Tastatur ist. Ich freue mich vor allem, weil hier drei geniale Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammengefunden und etwas gebaut haben, was man noch vor sehr kurzer Zeit ausschließlich von größeren Unternehmen kaufen hätte können. Von Unternehmen, die an der Zubehörproduktion für ein Nischenprodukt wie dem Jolla Phone wohl nicht interessiert gewesen wären. Die ganze Gschicht ist also original people powered, wie's im Jolla-Sprech so schön heißt.

Ich bedanke mich für die verspätete Geburtstagsfreude und warte mit Andacht aufs nächste Update. ;)


Mir geht das Geld aus

50 Cent sind Mangelware So. Jetzt ist es so weit. Ich bin nicht mehr flüssig, Kolleginnen müssen mir verschämt Cent-Münzen zustecken, damit ich über die Runden komme.

Begonnen hat die Abwärtsspirale vor ungefähr einem Jahr. Aufgrund der angehäuften Ersparnisse hab ich aber lang nicht bemerkt, daß die wenigen Zugänge schon längst nicht mehr ausreichen, um die Abgänge zu kompensieren. Jetzt erst wird das Unheil sichtbar … und führt dazu, daß ich mir elementare Dinge wie Wäschewaschen nur mehr mit finanzieller Vorausplanung und der erwähnten Unterstützung von Kollegen leisten kann.

Was ist passiert? Das Jahr 2014 war für mich das Jahr der Abkehr vom Bargeld. Noch nie zuvor in meinem Leben habe ich innerhalb so kurzer Zeit so viele (mehr oder weniger) häufige Bezahlvorgänge in die virtuelle Welt verschoben. Natürlich war die Kreditkarte zuvor schon der ständige Begleiter für die seltenen und verhaßten Großeinkäufe (Hemden, Socken, …). Natürlich hat der Billa sein Geld für frisches Gemüse und gesunden Fisch (wen hör ich da jetzt kichern? *gg*) immer schon via Bankomat bekommen. Aber viele andere Ausgaben waren früher eben noch dem Bargeld vorbehalten: der Hamburger Royal beim McDonald's, die 22:00-Uhr-Pizza vom Lieferservice, die Mützchen-Festhalt-Taxifahrt nach 11 Stunden Arbeit im Büro, die täglichen € 4,11 in der Kantine für „New Orleans Gemüse Jambalaya mit Langkornreis“, … Anfang 2014 waren diese Dinge alle noch mit Scheinen und Wechselgeld verbunden. Heute, ein Jahr später, hole ich den bereits via Handy im Voraus bezahlten Burger im Vorübergehen vom McDonald's ab, ohne mich dort anzustellen. MyTaxi wird ebenfalls bargeldlos mit dem Handy bezahlt. Die Pizza, die knusprige Ente oder den Burger mit Pommes - was immer der Lieferdienst in der Nacht noch bringt, ich habe es bei der Bestellung bereits von der Kreditkarte abbuchen lassen. Das tägliche Mittagessen in der Kantine bezahle ich, indem ich locker-lässig mein Tascherl mit der NFC-fähigen Bankomatkarte an das Lesegerät halte.

Wie führt das alles nun dazu, daß ich mir das Wäschewaschen nicht mehr leisten kann und wie ein junger Punk um Cent-Münzen betteln muß? Geb ich durch die innerhalb eines Jahres forcierte Bargeldabschaffung so viel mehr Geld aus, daß ich den Überblick über meine Finanzen verloren habe? Nicht wirklich, nein. Es ist nicht der Kontostand, der mir Probleme bereitet. Es ist der durch den Mangel an Bargeldgeschäften entstandene Mangel an Wechselgeld, insbesondere an 50-Cent-Münzen, der mir zunehmend zu schaffen macht. Die Waschküche verlangt nämlich genau diese eine Münzsorte, sonst gibts keinen Strom für Waschmaschine und Trockner. Früher wars kaum möglich, einen Arbeitstag zu verbringen, ohne daß ich mit Cent-Münzen gefüttert wurde. (Allein bei der Bezahlung des € 4,11-Mittagessens war immer ein 50erl im Wechselgeld.) Heute: Keine Barzahlung, kein Wechselgeld, keine Münzen für die Waschmaschine. Ich mußte tatsächlich eine Kollegin um ihre Münzvorräte erleichtern, sonst wär sich das Wäschewaschen heute nicht mehr ausgegangen. (OK, ganz so selbstlos war die Hilfe der Kollegin nicht: Ich sitze unmittelbar neben ihr, sie hätte unter der Verwendung „relativer Hemden“ am meisten gelitten.)

Natürlich sinds nicht nur die 50-Cent-Münzen, auch wenn mir der Effekt bei denen am stärksten auffällt. Immer öfter steh ich vor einem Getränkeautomaten und kann mir trotz gefüllter Geldtasche nichts leisten. Immer öfter fragt mich die Kollegin beim (noch) bargeldbetriebenen Frühstückswagerl vergeblich, ob ich die drei Cent nicht klein hätte.

Ich überleg grad, wie ich mit der neuen Situation umgeh. Soll ich mir allen Ernstes Münzrollen von der Bank besorgen? Das erscheint mir doch irgendwie affig. Oder soll ich mir fürs Jolla eine kleine Applikation schreiben, die für mich berechnet, wann ich wieder eine Barzahlung einzuschieben habe? Oder (und diese Option gefällt mir am besten) soll ich in die Offensive gehen und versuchen, die verbliebenen Bargeld-Räuber (wie die Waschküche) durch plastikbefeuerte Alternativen zu ersetzen? Man hört Gutes vom Hemdenservice der Putzereien. :)


Ein Klavier! Ein Klavier!

Eigentlich hätten wir ja schon Urlaubssperre. Heute aber mußte ein Klavier in den 4. Stock, und das nur ganz kurz vor unserem Schwabl-Slot … also saßen Conny und Daniel plötzlich beim Schwabl und wir mit ihnen. Ganz spontan. :)

Daß die beiden unsere exakte Tagesplanung leicht durcheinander gebracht haben (Schwabl ist normalerweise um 16:30, nicht um 15:00 Uhr), mußten sie sich mehrfach anhören. Durcheinander gebracht haben wir alle zusammen aber auch die im christlichen Abendland übliche, anständige Speisefolge … und damit den armen Kellner: Es gab zuerst Suppe, Vorspeise, Hauptspeise und Dessert mehr oder weniger auf einmal. Danach nochmal Dessert und zum Abschluß wieder eine Hauptspeise. (Und das war weder ein Fehler in der Küche noch im Service, nein, wir wollten das so.) Sowas kommt raus, wenn man eigentlich nur auf einen Kaffee mit Sojamilch gehen möchte. (Zu trinken gabs stattdessen maden suyu, bira und meyve suyu - gell, Conny? *gg*)

Neben detailreichen Schilderungen des Beamtendienstrechts und tiefenpsychologischen Analysen anderer Blogger gabs (endlich!) auch die Auflösung der Geschichte mit dem Polizeieinsatz. (Wie passend: Conny und ich hatten den Vormittag damit verbracht, die Frisur des Polizeikommissars Cem Kaya in „Auf Streife“ zu bewundern - was für sich allein genommen fast schon eine bloggenswerte Skurrilität darstellt.) Hui, dort spielt sich was ab! Da kann nicht mal mein verruchtes Café Oko mithalten. Wir werden immer gespannter auf die Terrasse. :)

In Summe konnten wir den Nachmittag mit Kunst, A1, McDonald's, Gartenhäuschen, den Krankengeschichten der unverwüstlichen Frau H. und bösen Sticheleien gegen grünwählende Lehrerinnen so vergnüglich verlängern, daß wir den Schwabl erst ziemlich pünktlich zur Soll-Zeit wieder verlassen haben. Außerdem hatte Daniel sein erstes Mal bei Schwabl. Sehr schöne Sache, das. Gerne wieder.


Syrien: Muß denn Europa alle Flüchtlinge aufnehmen?

Ja Himmelherrschaft! Muß denn Europa wirklich alle Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen? Die sind ja sicher alle arm und so, aber wir können uns das auf Dauer auch nicht leisten, daß alle zu uns kommen. Nicht wahr?

So oder so ähnlich hört mans immer wieder in letzter Zeit, und je öfter mans hört, desto eher stimmt man zu. Wer viel in den Abwasserkanälen des Internet unterwegs ist, liest das dann auch noch garniert mit dem Vorwurf der Faulheit (Unsere Leute sind auch geblieben und haben das Land nach dem Krieg wieder aufgebaut!) und natürlich der Abzockerei (Bei uns wird denen halt alles hinten reingeschoben!)

Ziemlich unvorbereitet getroffen hat mich heute eine Aufbereitung der Flüchtlingszahlen auf der Seite der Grünen im Europaparlament. Sie macht neugierig - und man kommt schnell drauf, daß die Zahlen falsch sind, mit denen dort operiert wird. Allerdings gibt es seriöses Zahlenmaterial im Web, und das bestätigt zumindest das von den Grünen gezeichnete Gesamtbild:

Die überwiegende Mehrheit der syrischen Flüchtlinge, rund zwei Drittel, bleibt in ihrem Heimatland. Sie fliehen vor den Kampfhandlungen in andere Landesteile, gehen aber nicht über die Grenze. Die, die außer Landes gehen, bleiben in den Auffanglagern der Nachbarstaaten: Die Türkei, der Libanon, der Irak und Jordanien schultern gemeinsam die Last von fast 4 Millionen Flüchtlingen, das ist etwa ein weiteres Drittel. Nur etwa 3,5% der Flüchtlinge zieht es in Regionen, die keine gemeinsame Grenze mit ihrer Heimat haben. Davon geht der größte Teil nach Ägypten (135.000 Menschen) und in die EU (253.859 Asylwerber seit Ausbruch des Bürgerkriegs 2011).

In bunt und zum Angreifen sieht das so aus:

Nur 2% der Flüchtlinge kommen nach Europa

Land Flüchtlinge
Syrien6.500.000
Libanon1.772.535
Türkei1.174.690
Jordanien629.128
EU253.859
Irak249.656
Ägypten134.329

Fast 11 Millionen Menschen auf der Flucht, 253.859 davon in der EU. Wie war das nochmal? Muß denn Europa wirklich alle Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen?

Die Verteilung wirkt noch beeindruckender, wenn man die Bevölkerungszahl der einzelnen Staaten mit betrachtet. Im Libanon kommt ein Flüchtling auf 3 Einwohner. In Jordanien ist dieses Verhältnis 1:11, in der Türkei 1:66. Bei uns in der EU kommt ein syrischer Flüchtling auf 2.000 Einwohner. Wie um alles in der Welt entsteht das Bild, daß sich der gesamte Flüchtlingsstrom über die EU ergießt?

In den oben erwähnten Abwasserkanälen des Web hat eine besonders begnadete Tieffliegerin die Zahlen relativiert mit dem Einwand, die EU sei ja wohl auch viel weiter weg als Ägypten oder der Irak. Man könne hier also gar nicht vergleichen …

Nun, ein bißchen Allgemeinbildung schadet nie. Im konkreten Fall ist Geographie gefragt. Ein Blick auf die Landkarte verrät nämlich: Von der syrischen Westgrenze zum nächsten Flughafen auf EU-Territorium sinds gerade mal 200km Luftlinie übers Meer. Wer von der gleichen Ecke Syriens in den Irak möchte, muß hingegen 450km durch Bürgerkriegsgebiet. Auch vom südlichsten Zipfel Syriens nach Ägypten ist es weiter als diese 200km. Nein, die EU ist keinesfalls weit weg von Syrien. Wir sind quasi unmittelbare Nachbarn. Das sollte man sich vor Augen halten, wenn man Syrien gedanklich weit fort schiebt.


Juhuuu! Geburtstag!

Geburtstagspäckchen Für den Fall, daß es jemand noch nicht mitbekommen hat: Ich bin gerade dabei, meinen Geburtstag zu feiern. :)

Heute hatte ich zum dritten Mal Gelegenheit dazu. Begonnen hats mit einem ausgesprochen feinen Essen beim Schwabl. Danach gabs Heimatlektüre aus den Alpen, so etwas wie einen Treppenlift (nur fast, leider *gg*) und die Rache für die Pfanne. ;)

Den krönenden Abschluß bildete der von Dr. Schnipsler kunstfertigst restaurierte Bär. Hut ab, muß man sagen. Ich kenne ja die Vorher-/Nachher-Bilder. *LOL*

Eine sehr schöne Sache ist so ein Geburtstag, da kann man sagen, was man will. Und ich habe noch nicht vor, ihn einfach so enden zu lassen. Da kommt noch was. *gg*


Plachutta: Schon wieder Geburtstag

Möchten Sie vielleicht eine kurze Pause machen? Da war sowas wie Besorgnis in den Augen des jungen Kellners, der den Tisch nach der Vorspeise abgeräumt hat. Ja, wollten wir tatsächlich: Wir hatten innerhalb weniger Minuten alle Weißbrotvorräte des Restaurants aufgebraucht (Jourgebäck und Toast) und dazu die nicht zu knapp bemessenen Vorspeisen vertilgt. *rülps*

Eingeweihte wissen jetzt: Ich hab schon wieder Geburtstag gefeiert. ;) Zwecks dessen wurde ich, der Tradition entsprechend, zum Plachutta ausgeführt. Hollundersekt (wie immer), Gänseleberpastete (wie immer), Lungenbraten (wie immer), zwei große Flaschen Mineralwasser (wie immer) und als Dessert überraschenderweise Schwarzwälder-Mousse; die „wie immer“ Crème Brûlée war nämlich von der Karte verschwunden. Sapperlot.

Sehr fein wars und, weil wir so mitten drin gsessen sind im Getümmel, auch sehr unterhaltsam. Die Suppeneinlagen (Frittaten, Fleischstrudel,...) und Beilagen (Apfelkren, Semmelkren,...) mußten diesmal für britische Gäste übersetzt werden, die auch noch genau wissen wollten, was ein „Schulterscherzel“ ist. (Der Kellner war sehr geduldig; wir haben unseren des Deutschen nicht mächtigen Freunden in solchen Situationen immer nur gesagt: It's meat. Gegebenenfalls kam ein hilfreiches An Austrian specialty hinzu.)

Ein bezauberndes älteres Ehepaar saß links von uns. Denen hat man angesehen, daß sie sich solche Abende nicht oft leisten können. Trotzdem haben sie's richtig krachen lassen: Wenn schon, dann ordentlich! Das genaue Gegenteil war die Dame auf der anderen Seite: gelangweilte Hietzinger Dekadenz, zehn Jahre zu alt für die Haarfarbe und den muskulösen Begleiter im engen T-Shirt, der unbeholfen sein Schnitzel zersäbelte und ganz offensichtlich nicht in erster Linie als Gesprächspartner vorgesehen war. Sie bestand darauf, immer von mindestens einem Kellner unterhalten zu werden, bis der junge Begleiter seine Eiweißaufnahme abgeschlossen hatte. Daß das den Betrieb ganz gewaltig durcheinander brachte, schien sie als einzige nicht wahrzunehmen. :)

Sehr lustig wars, so wird gefeiert!


Schmeicheln im Jolla-Store: Flattr ist da!

flattr-Unterstützung beim gPodder-ClientAus welchen Gründen auch immer: Jolla hat sich bisher strikt geweigert, im Jolla-Store eine konventionelle Bezahlfunktion einzubauen. Wer seine Programme dort zum Download anbietet, stellt sie grundsätzlich gratis zur Verfügung. Erst im Programm selbst kann man natürlich Links zu Spendenseiten einbauen.

Seit heute ist das geringfügig anders - und einmal mehr beweist Jolla, daß es hinter seinem Firmenslogan „#unlike“ steht. Eine traditionelle Bezahlfunktion à la Google oder Microsoft gibt es nämlich nach wie vor nicht. Stattdessen kooperieren die Finnen mit dem schwedischen Unternehmen Flattr, das sich auf die Überweisung von (typischerweise kleinen) Spenden im Internet spezialisiert hat. Ein knallgrüner „Flattr“-Button wird im Jolla-Store an immer gleicher Stelle über den Screenshots eines Programms eingeblendet, wenn der Programmierer das will.

Das englische Verb „flatter“ bedeutet schmeicheln, was dem Sinn des Spendens für kreative Leistungen im Web schon sehr nahe kommt. Gleichzeitig lehnt sich der Firmenname an das Wort „flat“ an, das wir aus der Flatrate kennen: Man hat bei Flattr nämlich so etwas wie eine Spenden-Flatrate. Ich stelle einen monatlichen Fixbetrag ein und kann unbesorgt so oft auf den „Spenden“-Button klicken, wie ich möchte. Von der Kreditkarte abgebucht wird nicht pro Klick, es bleibt beim Fixbetrag. Habe ich im Monat 1x gespendet, geht dieser Betrag zur Gänze an diesen einen Empfänger. War ich großzügiger und habe 20x geklickt, müssen sich 20 Empfänger mein Spendenbudget anteilsmäßig teilen.

Aus Sicht des Gesamt-Ökosystems ist diese Lösung wahrscheinlich die beste. Programmierer haben sich schon lange irgendeine Form der finanziellen Vergütung gewünscht, die in standardisierter Weise direkt beim Programmdownload eingebaut ist. Kritiker wollten unbedingt eine Kommerzialisierung des Nischensystems vermeiden. Flattr trägt den Anliegen beider Seiten Rechnung und hat noch eine Reihe weiterer Vorzüge:

  • Flattr wird als Marktführer unter den Spendendiensten im Micropayment-Bereich gehandelt. Viele User werden ihr Flattr-Konto also ohnehin bereits besitzen.
  • Jolla hat immer wieder versucht, in erster Linie mit finnischen oder doch zumindest mit skandinavischen Partnern zusammenzuarbeiten. Flattr als schwedisches Unternehmen paßt perfekt in diese Tradition.
  • Vergeßliche User können Spenden in Form von Abos verwalten. Jeden Monat einen Teil meines Spendenbudgets an einen bestimmten Entwickler, solange ich sein Programm verwende? Kein Problem.
  • Weil das System von Jolla komplett unabhängig ist (Jolla zweigt auch nichts von den Zahlungen ab), kann der Programmierer den gleichen Flattr-Button z.B. auf jeder Website verwenden, die mit dem Programm in Zusammenhang steht. Bereits heute nicht unüblich ist die Verlinkung der in öffentlichen Versionsverwaltungssystemen wie GitHub gepflegten Quelldateien mit einem Flattr-Account. Ebenfalls denkbar ist der Flattr-Button unter einem Blog-Artikel, in dem der Programmierer über ein Update berichtet. So laufen alle Zahlungen zusammen, nicht nur die von Jolla-Besitzern.

Das erste Programm, mit dem man die neue Funktion heute testen konnte, war der gute alte gPodder, den Thomas seit den alten Tablet-Tagen unermüdlich für Maemo und jetzt eben auch für Sailfish bereitstellt. Wenn ich jetzt sag, daß auch ich draufgeklickt hab, um die Sache auszuprobieren, dann mach ich den letzten Vorzug von Flattr zunichte:

  • Es bleibt alles anonym. Von der Bezahlung des Konsumenten an den Programmierer bekommt Jolla nichts mit, die sind nicht involviert. Der Programmierer erhält nur die Gesamtsumme, sieht aber nicht, wer gespendet hat und wieviel. Nur Flattr selbst behält zwangsläufig den Überblick - die müssen das Geld ja abbuchen.

Fein gelöst, liebe Sailors.


Geburtstagsbier

Zum Geburtstag gabs heut statt Prosecco nur Bier. Gebt dem Daniel die Schuld an der Sache, nicht mir.

Krawumm in Wien - Teil 2

Krawummst hats noch auf eine ganz andere Art in Wien heute: Ich hatte meinen ersten richtigen Autounfall (den Katzer am Auto des Nachbarn, den ich als Führerscheinneuling beim Rausfahren verursacht habe, nicht mitgezählt).

Also bevor sich jetzt jemand Sorgen macht: Ich bin nicht gefahren und mir ist auch nichts passiert. Ich war „nur“ Fahrgast im Taxi. Dieses war auf der linken Spur unterwegs, als ein ungefähr ½ Fahrzeuglänge rechts vor uns fahrender PKW ziemlich plötzlich auf die Idee kam, ungebremst nach links abzubiegen. Über unsere Schnauze drüber quasi. Nicht gut. Gar nicht gut.

Zwar hat der Taxilenker erstaunlich schnell reagiert, zwar passiert bei zwei mit annähernd gleicher Geschwindigkeit fahrenden Wagen bei dieser Art von Unfällen deutlich weniger als beim Aufprall auf ein stehendes oder entgegenkommendes Fahrzeug … trotzdem: Die wenigen Augenblicke, in denen man unkontrolliert über die dreispurige Straße schlittert und nicht weiß, was als Nächstes kommt, sind nicht schön. Dafür sind sie lang.

Wie gesagt: Mir war ja nichts passiert, den beiden beteiligten Lenkern auch nicht, nur beide Autos hatten unschön verformte Türen. Rückblickend nicht ganz so schlimm. Hätte ich nicht den Fehler begangen und dem Taxifahrer zugesagt zu warten, bis die Polizei kommt. Eilig hatte ichs ja nicht, aber der Taxler wurde nervös, weil sein junger Unfallgegner schon an einer Alternativvariante bastelte: In Wahrheit sei nämlich er es gewesen, der zum Abbiegen auf der äußerst linken Spur unterwegs gewesen war.

Dann kam die Polizei. Und darauf bezieht sich eigentlich das „Krawumm“ im Titel. Oida, bist du deeeppat heast? Da sieht man am frühen Nachmittag auf Sat 1 noch die freundlichen und immer hilfsbereiten Kölner Polizisten Cem Kaya und Co., die in ganzen deutschen Sätzen und mit guten Manieren auch die größten Flegel beamtshandeln. Und dann wird man beinhart mit der Wiener Realität konfrontiert: Vom „Freund und Helfer“ ist hierzulande nur mehr das „Und“ geblieben - und auch das nur, weils halt zwei waren. Unfreundlich, angepißt, verbal aggressiv und ohne auch nur die Grundzüge mitteleuropäischen Sozialverhaltens. Hätts uns jo net anrufn brauchn, I wü nix mehr hean jetzt, wonns es zwa z'dappat sats zum Autofoan waren die Freundlichkeiten in der Aufwärmrunde. Das kommt wahrscheinlich automatisch statt eines Grußes, den meine Eltern mir noch beigebracht hätten für so eine Situation.

Relativ gut behandelt wurde der junge, blonde (ich weiß nicht, warum ich die Haarfarbe jetzt erwähne) Unfallverursacher, der in Wiener Sprachfärbung seine Version erzählte. Mein türkischer Taxifahrer kam im Vergleich weniger gut weg: Es sei ja auf den ersten Blick offensichtlich, so der Beamte, daß bei dieser Art von Schaden seine Geschichte einfach nicht stimmen könne. (Erst als ich sie auf Zwischenfrage des zweiten Polizisten bestätigte, kamen dem Zweifel und er berichtigte seinen Kollegen: rechte Tür hier, linke Tür da … eigentlich ergab nur die Schilderung des Taxifahrers Sinn.)

Auch beim Angeben meiner eigenen Daten hatte ich das Gefühl, als wäre ich der Unfallverursacher und hätte betrunken die Oma des Polizisten überfahren: Nach dem Notieren der Ausweisdaten gabs statt eines neutralen „Und Ihre Adresse noch, bitte?“ ein im militärischen Befehlston hingeschnauztes Adresse! Türnummer!! Telefonnummer!, das manche Menschen bei Uniform-Rollenspielen vielleicht reizvoll finden. Im Umgang eines öffentlich Bediensteten mit einem Bürger, der einfach nur hilfreich sein wollte, ist dieses aggressive Verhalten eher unangebracht. Das anschließende ständige Herumkommandieren bezüglich meines momentanen, konkreteren Aufenthaltsortes (Weg von dort!, Net do stehn!) machte uns auch nicht zu besseren Freunden.

Ich hab dem Taxifahrer noch meine Daten gegeben, falls sich da versicherungstechnisch noch was ergibt. Dann hab ich das nächste Taxi gerufen, um doch noch heim zu kommen. Während ich gewartet hab, durfte ich noch zuhören, wie die Polizisten dem Taxifahrer beim Ausfüllen des Unfallberichts „zur Hand gingen“. Unwürdig.

Was lernen wir? Erstens: Wenn man das nächste Mal Unfallzeuge wird, einfach nichts gehört und gesehen haben. Ich hätt aussteigen und wegrennen können, der Taxler wußte ja nicht, wer ich war.

Zweitens: Dieses Wetter macht den Straßenverkehr nicht sicherer. Schon am Freitag wurde ich ja Zeuge einer Beinahe-Schlägerei, weil so eine Kretzn von Motorradfahrer grundlos durch Fahren von Schlangenlinien einen Autofahrer zum zweimaligen Spurwechsel genötigt, schließlich gestoppt und durch offene Fenster als „Dreckskanake“ beschimpft hat. Ebenfalls auf einer stark befahrenen 3spurigen Straße.

Drittens: So sind die Wiener eben. Die ändern sich auch 40 Jahre nach dem Mundl nicht mehr. Zuwanderung jetzt für eine lebenswertere Stadt!


Krawumm in Wien - Teil 1

Es gibt ja kaum etwas Schöneres und Befreienderes als ein heftiges Sommergewitter nach einem bleischweren, heißen Nachmittag. Wenn man sowieso schon mal vor hat, ins Wirtschaus zu gehen und dort im Schanigarten zu essen … spricht eigentlich irgendetwas dagegen, das Schauspiel erste Reihe fußfrei im Freien zu genießen? Eigentlich nicht. Na eben.

Während also alle anderen Gäste beim Schwabl den Schanigarten verlassen haben und ins Lokal hinein geflüchtet sind und während der Kellner blitzartig alles abgeräumt hat, was der Wind umwerfen oder verblasen könnte, sind wir seelenruhig sitzen geblieben; unterm Schirm natürlich, auf den der Regen lautstark geprasselt hat und von dem das Wasser an den Seiten in Strömen abgelaufen ist. Krawumm und Donnergroll.

Weil es trotz allem kurzarmkompatibel warm geblieben ist, hat uns auch der gelegentlich heftige Wind wenig gestört. Er hat nur dazu geführt, daß der Chef die Markise über dem Gehsteig einfahren mußte, die zuvor noch eine trotz Regens fast 100%ig trockene Passage vom Gastraum in den Schanigarten garantiert hat. Ergebnis: Der arme Kellner mußte mit Erdäpfelcremesuppe, Eierschwammerln und Marillenknödeln immer durch den Regenguß. Er hat uns auch ein bißchen leid getan, wie er da jedes Mal zögerlich gen Himmel geblickt hat mit unseren Tellern am Unterarm, bevor er beherzt losgesprintet ist. :)

Die Marillenknödel hab ich übrigens genau diesem Sommergewitter zu verdanken: Eigentlich war ja noch genau eine Portion Erdbeer-Tiramisu da. Weils aber völlig klar war, daß wir noch länger nicht unter dem schützenden Schirm hervor konnten, hab ich mich für die mit 20 Minuten Wartezeit gekennzeichneten Knödel entschieden. Einmal mußte das ja sein. :)


Jolla - Connecting People :)

Wie lustig war das denn!? Den Thomas kenn ich seit ungefähr 7 Jahren. Wobei eben: So richtig gekannt hab ich ihn bis heute nicht. Wir hatten die gleiche Maemo-Tablets und -Telefone von Nokia, haben uns daher in den gleichen Ecken des Internet herumgetrieben. Ich hab die von Thomas geschriebenen Programme verwendet, hab hier in diesem Blog deshalb mehrfach über ihn geschrieben und ihm zum „I Love Free Software“-Day auch mal die Kosten für ein Glas Bier überwiesen. (Die Free Software Foundation Europe will das so.) Ein paar Mails sind aus unterschiedlichsten Anlässen hin und her gegangen, das wars dann aber auch.

Vor gar nicht allzu langer Zeit hab ich herausgefunden, daß Thomas hin und wieder ausgerechnet in unserem Bürogebäude zu tun hat. Wir haben uns vorgenommen, einander bei Gelegenheit dort in der Kantine zu treffen und - heut hats geklappt. Sehr unterhaltsam wars: Thomas gehört nämlich zu den Menschen, die das Betriebssystem meines Jolla-Telefons schreiben. Daß er Programmcode nach Finnland exportiert, war mir grundsätzlich bekannt (irgendwas mit Computern *gg*). Ich hatte nur keine Ahnung, wie viel er da macht. Reschpeckt, junger Mann! Zwar hat er keine Betriebsgeheimnisse ausgepackt (das nächste Mal geh ich mit ihm wohl irgendwo hin, wo's viel Bier gibt), für mich waren die Schilderungen über das Innenleben meines geliebten GNU/Linux-Telefons aber trotzdem spannend und unterhaltsam wie ein Kriminalroman. Gelegentlich mußte ich einfach auch laut lachen bei einigen Äußerungen, die er da mit staubtrockenem Humor rausgeschoben hat … So hab ich mir Jolla immer vorgestellt. Im allerbesten Sinn. ;)

Sehr viel Spaß hats gemacht. „Jolla - Connecting People“ wär der passende Spruch für diesen Abend gewesen … ich weiß nur nicht, ob die Finnen den Vorschlag annehmen. *LOL*


Jollas Aaslakkajärvi: Betriebssystem-Update aus dem Naturschutzgebiet

Aaslakkajärvi Update Aaslakkajärvi ist ein See, der mehr als 12 Autostunden nördlich von Helsinki liegt. (Das Mehr als ist dabei sehr wörtlich zu nehmen: Die Lage des Sees im Tarvantovaara Naturschutzgebiet im nördlichsten Zipfel Finnlands macht eine genaue Routenberechnung unmöglich. Der Mangel an Straßen dürfte seinen Teil dazu beitragen.)

Aaslakkajärvi ist auch der Name der neuesten Betriebssystem-Version für mein Jolla-Handy, die heute doch ziemlich überraschend im Rahmen des „Early Access“-Programms veröffentlicht wurde. Sie trägt die Versionsnummer 1.1.6, weil 1.1.5 got dropped early in the RC phase. :)

Damit beantwortet Jolla einerseits die Frage, die ich am 18.4. gestellt habe: Nein, Äijänpäivänjärvi war nicht das letzte Update vor Sailfish 2.0. Andererseits werden aber auch wieder eine Reihe netter neuer Features vorgestellt. Meine persönlichen Highllights:

  • Im Mail-Client gibts neue Funktionen, die vor allem Operationen mit mehreren Mails auf einmal verbessern.
  • Ein „Private Browsing“-Modus im Web Browser - endlich! (Diese Verbesserung wurde in der Roadmap bereits angekündigt.)
  • Mehr Details in der Anrufliste - auch das wurde schon seit langer Zeit vehement eingefordert!
  • Verschiedene neue Sicherheitsnetze, um den Updateprozess des Betriebssystems selbst noch risikofreier zu machen. (Das sorgt für ein gutes Gefühl, wobei ich sagen muß: Ich hatte noch nie ein Problem, und das will was heißen bei fast monatlichen Updates.)

Ferner nennt Jolla als besondere Verbesserungen die genauere Aufschlüsselung der Belegung des Massenspeichers (dafür hatte ich aber immer schon Drittprogramme), den verbesserten Umgang mit importierten .vcs und .ical Dateien (darauf haben viele gewartet, mein Anwendungsfall ist es nicht), Empfangsbestätigungen für MMS, Warnungen über Probleme mit dem Dateisystem, die Unterstützung für „stille SMS“ zur Anzeige von Voicemail-Nachrichten (die A1 ohnehin nicht verwendet) und schließlich die Anpassung des Facebook-Clients an die neue Facebook-API (als ob mich das jucken tät *gg*). Noch nicht ganz klar ist, wie die Flattr-Unterstützung im Store funktionieren wird: Für die neue Version des Store-Clients gibt Jolla Flattr-Integration als Verbesserung an. Eine Eingabemöglichkeit für ein Flattr-Konto habe ich aber nicht gefunden. Vielleicht wird das ja mit dem Jolla-Account verknüpft …

Mit vielen kleinen Fehlerbehebungen, Sicherheitsupdates und allgemeinen (Performance-)Verbesserungen kommt Aaslakkajärvi in Summe auf beachtliche 440 Änderungen in 95 Systemkomponenten. Dieser Artikel auf TJC listet sie vorbildlich auf. Er verlinkt sogar zu den jeweiligen Einträgen im öffentlichen Mer-Bugzilla, sofern die behobenen Probleme dort dokumentiert waren. Sehr fein gemacht, so muß offene Entwicklung sein!